Junky und so

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janw
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Do 6. Mär 2008, 03:08 - Beitrag #21

Zitat von Ben2506:Dann wird jeder nach seiner facon selig und wo ist da der Fortschritt? Muss man Drogen nehmen um selig zu werden, reichem Werte wie Erfolg, Pflichterfüllung, Respekt und Familie nicht aus um glücklich zu sein und zig andere Dinge.

Wäre es nicht ein Fortschritt, Menschen nicht allein deshalb in Knäste zu stecken, weil sie Stoff für ein Pfeifchen Hasch dabei haben, einen Schuss oder eine Nase? Wäre es nicht ein Fortschritt, Menschen nicht länger nur wegen ihrer Art der Gewinnung transgredierender Erlebnisse auszugrenzen? Wäre es nicht ein Fortschritt, nicht länger "guten" Alkoholsüchtigen zu helfen, "böse" Heroinsüchtige aber zu stigmatisieren und weitgehend sich selbst zu überlassen?

Nein, "man" muss nicht Drogen nehmen, aber "man" muss auch nicht durch Erfolg, Pflichterfüllung, Respekt und Familie glücklich werden - ich würde sogar sagen, unglücklich der, der irgendetwas davon braucht, um glücklich zu werden.
Aber warum soll nicht jeder sein Glück in dem suchen dürfen, das ihm angemessen ist, so lange er damit nicht direkt mit der Freiheit eines anderen kollidiert?
Im übrigen, man kann auch ein Glas Beaujolais oder einen Joint genießen, ohne gleich in Glückskategorien zu verfallen.

Ich sehe die Selbstbeherrschung der meisten Menschen nicht als so groß an um im geregeltem Maße Suchtgefährdende Drogen zu nehmen.

Ich auch nicht, aber erstens schaffen recht viele es eben doch, zweitens rechtfertigt das IMHO nicht, den Konsum mit den zusätzlichen Gefahren zu belegen, die die Verbote mit sich bringen. Die Verbote verhindern IMHO nicht nennenswert Sucht, machen sie für die Träger aber zur deutlich existentielleren Gefahr.

Nein, das ist kein Naturgesetz, aber wieviele Menschen sind es denn die ohne körperliche Schäden aus einer Sucht kommen?

Nun, die Strecksubstanzen tragen nicht gerade zur Schadensverringerung bei, ebenso die Tatsache, daß die Kriminalisierung Hürden schafft, eine Sucht rechtzeitig und gut zu behandeln.

Was sollte es dem Fortschritt der Gesellschaft bringen, wenn sich manche Menschen kontrolliert ins Nirvana befördern nur um ihrer Freiheit zu huldigen.

Kaum einer, der sich einen Goldenen Schuss setzt, tut dies in finaler Absicht. Meist ist der Stoff einfach unerwartet gut.
Davon ab, strebt unsere Gesellschaft überhaupt einem Fortschritt nach, und welchem? Ist es Fortschritt, wenn die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden?
Wie gesagt, wer über das Freiheitsvehikel Geld verfügt, nutzt dieses jetzt schon zu jeder Art von Suchtbefriedigung.

Kriminalität ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gemeinschaft, wer möchte schon gerne Kriminell sein? Daran orientiert sich doch ein wesentlicher Teil unserer Wertevorstellung. Unser Grundgesetzt und die Genfer Konvention stehen auch nur auf einem Blatt Papier. Dennoch sollten wir ihre Bedeutung niemals vergessen.

Die Ursachen von Kriminalität wären mal ein gutes Thema - es gibt aber deutliche Hinweise, daß Gewalt zum einen ein verdrängtes Normalum des Menschen ist, zum anderen jede Herrschaft Kriminalität zwingend braucht, um sich als Herrschaft zu manifestieren. Was dann als "kriminell" zu gelten hat, ist - jenseits des Rechtsgehalts +/- der 10 Gebote - pure Zuschreibung und willkürliches Kalkül, wieviel Devianz als akzeptabel zu gelten habe.


Es bleibt den Menschen theoretisch freigestellt was sie tun und welche Drogen sie nehmen, wenn der Platz dafür der richtige ist. Auf der einen Seite wollen sie die Rechte dieser Gesellschaft in Anspruch nehmen aber auf der anderen Seite missachten sie die Gesetze an die Sie sich halten müssen um Bestandteil dieser Gesellschaft zu sein. Es muss doch keiner mitmachen, dann muss man eben im Wald Leben, sich direkt aus der Natur ernähren nebenbei auf eine Krankenversicherung verzichten und auf den erwerb von Technologie genauso und das vielleicht noch da, wo kein anderer Mensch lebt, damit man seine Drogen auch ungesünt nehmen kann.

Das klingt etwas so, als sei das Verbot von Haschisch, Heroin und Koks ein fundamentaler Grundpfeiler unserer Werteordnung und als stehe schon fast außerhalb der Gesellschaft, wer nur am Sinn dieser Gesetze zu zweifeln wagt. Weshalb muss der Zivilisation entsagen, wer zweimal im Jahr ein Haschpfeifchen rauchen möchte?
Es gibt Gesetze, auf deren Einhaltung konsequent zu achten ist, wie jene über den Schutz von Leib und Leben und Eigentum, die Zahlung von Steuern auch durch Reiche, die Gleichberechtigung, den Zugang zu bestmöglicher Bildung für alle usw., aber wo Gesetze Freiheit beschneiden, ohne daß hier wirklich anderer Freiheit oder Rechte geschützt oder Gefahren abgewendet werden, dazu noch mit gravierenden Folgewirkungen, da muss IMHO der Sinn dieser Gesetze in Zweifel gezogen werden dürfen.

Und weil diese Süchte alle nicht reichen führen wir einfach noch mehr legale Drogen ein, damit man die Realität ertragen kann. Liegt das alles an der großen Gesellschaft oder vielleicht an negativen Veränderungen in dieser. Du siehst doch wie gut der kontrollierte Umgang mit Alkohol und Rauchen funktioniert, jetzt müssen Milliarden ausgegeben werden um die Schäden zu reparieren und den abhängigen zu helfen, was ja auch grundsätzlich in Ordnung ist. Hätte es aber soweit kommen müssen? Viel Freiheit verlangt viel Verantwortung.

Sie sind ja schon da - wie gesagt, ich glaube nicht, daß in Holland heute erheblich mehr Leute cannabissüchtig sind als vor der Einführung der Coffeeshops, und so würde es auch mit Heroin und Koks laufen.
Bei Alkohol und Tabak hat man kräftig nachgeholfen, indem jahrzehntelang überall geworben wurde, kein gesellschaftliches Ereignis in den Medien ohne Hochprozentiges in Strömen. Und weiter wird geworben - wegen der Arbeitsplätze in der Werbeindustrie.
Und Feuerwehr und THW sind nach wie vor die Einstiegsgruppen in die Vollrauschkultur, ganz legal, ist ja nur Bier...
Natürlich brauchen wir mehr Aufklärung, aber angst ist das schlechteste Mittel dazu, sie macht das lesen unter der Bettdecke nur spannender^^

Dann müssen Sie mit den Folgen leben und die stehen nunmal im Gesetzbuch, dass Grundlage für das funktionierenden Gesellschaft ist. Niemand sagt es sei Perfekt, aber das gibt uns nicht das Recht es zu brechen wie wir wollen. Wenn jemand einen guten Weg kennt, steht es ihm frei in die Politik zu gehen und sein vorhaben durchzusetzten, wenn es die Menschen so wollen.

Es geht nicht darum, das Recht zu brechen, aber Gesetze dürfen durchaus diskutiert und können geändert werden. Keines unserer Gesetze, außer die unveränderlichen Teile des Grundgesetzes, kann für sich in Anspruch nehmen, fundamental für unsere Gesellschaft zu sein, sie regeln alle Wichtiges, aber Staat und Gesellschaft hängen nicht daran.

Kriminalität ist kein Schutzreflex sondern ein Verhalten von Menschen, mit dem der bruch von Regeln und das zufügen von schaden anderen Menschen gegebüber gemeint ist, auch wenn das nicht sofort erkennbar ist. Ob das u.a. einen chemischen oder biologischen Ursprung hat können wir wohl nicht sagen. Es ist aber trotzdem soetwas wie ein Naturgesetz, beszogen auf unser Zusammenleben.

Ohne einen verbindlichen Zugriff von Regeln oder Gesetzen wären eben diese ziemlich sinnlos, oder liege ich da falsch?

Über Kriminalität habe ich oben schon etwas gesagt...IMHO muss aber schon ein effektiver Schaden anderen Menschen oder wichtigen Schutzgütern gegenüber benennbar sein, um eine Handlung als kriminell gelten zu lassen.
Dies sehe ich beim Konsum von Hasch, Heroin und Kokain nicht als gegeben.
Die Beschaffungskriminalität ist eine Folge der aktuellen Gesetzgebung, nicht primär Folge des Konsums.

Maglor
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Do 6. Mär 2008, 14:34 - Beitrag #22

Ich glaube Kurt Cobain sagte mal etwas in der Richtung, aber habe angefangen Heroin zu nehmen, um sich umzubringen...
Es ist dann eben die Fragen, ob Vater Staat seinen Kindern verbieten darf oder muss, sich auf Raten umzubringen.
Interessant ist, dass die sogenannten harten Drogen im frühen 20. Jahrhundert als Wunderdrogen feilgeboten wurden. So preist etwa Sigmund Freud die mannigfaltigen Wirkungen des Kokains.
Erst später als mit diesen Drogen allerlei Schindluder getrieben wurde, sogenannter Drogenmissbrauch, wurde sie schließlich verboten.
Heroin und Kokain füllten einst jene Stelle, die heute von Schlaf- und Beruhigsmitteln besetzt, im Guten wie im Schlechten.
Da es sich bei der Drogensucht, meiner bescheidenen Ansicht nach, um eine Krankheit, steht außer Frage, dass eine Behandlung erforderlich wird.
Genauso gut könnte man einem an Magersucht Erkrankten sagen, er solle sich doch zu Tode hungern, wenn es ihm gefällt.
MfG Maglor :rolleyes:

janw
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Do 6. Mär 2008, 17:36 - Beitrag #23

Nun, man kann sich auch recht leicht zu Tode saufen, auch so allgemein zugängliche Sachen wie destilliertes Wasser kriegen das fertig.
Mir ist so, daß weniger der Mißbrauch der Drogen zu ihrem Verbot geführt hat, als eher die gezielte politische Intervention der Tabakindustrie mit diesem Argument. Die Leute sollten schlicht die rechte^^ Droge rauchen.
Die damals einflussreiche Haltung, daß der Staat die Menschen vor "dem Bösen" beschützen müsse, das in jeder Form von Extasegewinnung außerhalb der Kirche gesehen wurde, hat dann dazu beigetragen. Und so durften die Menschen dann an Methanol verrecken und erblinden.

Eine Sucht kann ein Leidenszustand sein und damit für den Süchtigen eine Krankheit.
Der tolle Nebeneffekt der Drogenkriminalisierung ist nur, daß ein an Alkoholsucht Leidender problemlos jede Hilfe bekommt, ein an Heroinsucht Leidender jedoch muss das Glück haben, in einem Bundesland zu leben, in dem Methadonprogramme existieren, in dieses Programm aufgenommen zu werden - nach in-und auswendiger psychologischer Begutachtung - und einen Arzt in Reichweite zu haben, bei dem er Methadon bekommen kann.
In meiner Stadt ist dies praktisch nicht mehr möglich, seit dem zwei Ärzte mit den juristischen und praxisuntauglichen Fallstricken der Prozedur in Konflikt geraten sind (Süchtiger darf nur eine Dosis pro Tag bekommen, auch wenn er 20 km weit auf dem Land wohnt und/oder arbeitet und nicht jeden Tag frei bekommen kann). Die Ärztekammer hat darauf hin auch anderen Ärzten von der Teilnahme an diesen Programmen abgeraten.
Das ist praktizierte Suchtausstiegsverhinderung durch die die Richtlinien aufstellenden Organe und Aufforderung zur ärztlichen Hilfeverweigerung.

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Do 6. Mär 2008, 22:50 - Beitrag #24

Zitat von janw:Mir ist so, daß weniger der Mißbrauch der Drogen zu ihrem Verbot geführt hat, als eher die gezielte politische Intervention der Tabakindustrie mit diesem Argument. Die Leute sollten schlicht die rechte^^ Droge rauchen.

Kurios, kurios... gibt es noch weitere Argument für diesen Verdacht neben der bösartigen Natur der Tabakindustrie.
Ich dachte ja immer James Bond sei schuld am Drogen-Verbot, weil er in "Leben und sterben lassen" diesen merkwürdigen, karabischen Voodoo-Mafiosi aufs Kreuz gelegt hat. :crazy:
War es am Ende die Bier-Mafia, die der Coca-Cola das Kokain verbot? :boah:

Ipsissimus
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Fr 7. Mär 2008, 15:41 - Beitrag #25

na ja, Maglor, angesichts der massiven Willkür, die mit der Kriminalisierung der einen und der Legalisierung der anderen Drogen einherging, ist es vielleicht nicht gar zu absurd, lobbyistische Einflüsse zu vermuten. Von einer Verschwörungstheorie würde ich est dann ausgehen, wenn es darum ginge, dass die Illuminaten die bewußtseinserweiternden Aspekte vieler Rauschdrogen fürchten, da sich bewußtseinserweiterte Menschen weniger gut manipulieren und zu widerstandslosem Funktionieren bewegen lassen als gute Bürger^^ das ist natürlich nur eine Verschwörungstheorie

**mir gerade zum x-ten Mal klarmache, dass die Charakterisierung "Verschwörungstheorie" mittlerweile eines der besten Mittel ist, um Nachdenken in bestimmte Richtungen unabhängig von ihrer sachlichen Richtigkeit der Lächerlichkeit anheim zu geben**

Auf der einen Seite wollen sie die Rechte dieser Gesellschaft in Anspruch nehmen aber auf der anderen Seite missachten sie die Gesetze an die Sie sich halten müssen um Bestandteil dieser Gesellschaft zu sein.


bitte beachte, Ben, es gibt nicht die Gesellschaft UND die Menschen, sondern die Menschen sind die Gesellschaft, die Bürger genauso wie die Devianten. Und im Gegensatz zu Sokrates bin ich nicht der Ansicht, dass die Menschen für die Gesetze und die Gesellschaft da sind, sondern die Gesetze und die Gesellschaft sind für die Menschen da. Und das wiederum heisst, wie es jan schon sehr luzide dargelegt hat, dass Gesetze, die gegen Menschen verabschiedet sind, auch geändert und zugunsten von Menschen verabschiedet werden können. Das Problem ist nur, dass manche Menschen meinen, sie müssten für andere verbindlich entscheiden, was deren Sinn und Zweck und Funktion zu sein habe. Das ist das Problem, nicht die Lösung^^

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Di 11. Mär 2008, 23:34 - Beitrag #26

Wäre es nicht ein Fortschritt, Menschen nicht allein deshalb in Knäste zu stecken, weil sie Stoff für ein Pfeifchen Hasch dabei haben, einen Schuss oder eine Nase? Wäre es nicht ein Fortschritt, Menschen nicht länger nur wegen ihrer Art der Gewinnung transgredierender Erlebnisse auszugrenzen? Wäre es nicht ein Fortschritt, nicht länger "guten" Alkoholsüchtigen zu helfen, "böse" Heroinsüchtige aber zu stigmatisieren und weitgehend sich selbst zu überlassen? Nein, "man" muss nicht Drogen nehmen, aber "man" muss auch nicht durch Erfolg, Pflichterfüllung, Respekt und Familie glücklich werden - ich würde sogar sagen, unglücklich der, der irgendetwas davon braucht, um glücklich zu werden. Aber warum soll nicht jeder sein Glück in dem suchen dürfen, das ihm angemessen ist, so lange er damit nicht direkt mit der Freiheit eines anderen kollidiert? Im übrigen, man kann auch ein Glas Beaujolais oder einen Joint genießen, ohne gleich in Glückskategorien zu verfallen.


Nein, das wäre kein Fortschritt, im Gegenteil. Es muss allen süchtigen geholfen werden, das ist selbstverständlich. Respekt dem, der bedigungslos Glücklich ist, ich kann nicht sagen wieviele Menschen das schaffen. Jeder Mensch ist im gewissem Maße dazu verpflichtet seine Gesundheit zu wahren. gegen ein Glas Alkohol oder zwei, oder mehr ist auch nichts einzuwenden, wenn das nicht immer passiert, aber selbst da versagen manche Menschen, genau das gleiche beim Rauchen. Da soll man ihnen den Umgang mit härteren Drogen erlauben? Die nächste Nase Koks also an der Tanke neben Zigaretten ?

Was bringen denn dauerbreite Menschen, Menschen die selbstverschuldet völlig eingeschränkt sind, der Gesellschaft?

Ich auch nicht, aber erstens schaffen recht viele es eben doch, zweitens rechtfertigt das IMHO nicht, den Konsum mit den zusätzlichen Gefahren zu belegen, die die Verbote mit sich bringen. Die Verbote verhindern IMHO nicht nennenswert Sucht, machen sie für die Träger aber zur deutlich existentielleren Gefahr.


Das soviele Willensstarke Menschen sich mit Heroin helfen können und nichts passiert, klingt komisch. Verbote sind nicht schuld an den Gefahren die die Drogen mitsich bringen. Das ist allein der Konsument.

Nun, die Strecksubstanzen tragen nicht gerade zur Schadensverringerung bei, ebenso die Tatsache, daß die Kriminalisierung Hürden schafft, eine Sucht rechtzeitig und gut zu behandeln.


Stimmt zwar, aber rückt die Droge trotzdem in kein gutes Licht. Schließlich werden die meisten nicht von der Strecksubstanz abhängig sondern von dem Gift.

Kaum einer, der sich einen Goldenen Schuss setzt, tut dies in finaler Absicht. Meist ist der Stoff einfach unerwartet gut. Davon ab, strebt unsere Gesellschaft überhaupt einem Fortschritt nach, und welchem? Ist es Fortschritt, wenn die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden? Wie gesagt, wer über das Freiheitsvehikel Geld verfügt, nutzt dieses jetzt schon zu jeder Art von Suchtbefriedigung.


Wir haben einen technologischen, wissenschaftlichen und sozialen Fortschritt. An Wirtschaftlichen mieseren kann nicht immer sofort etwas geändert werden und Drogen sind da bestimmt keine Lösung. Nur weil manche Menschen ihr Geld und korruption dazu benutzen ihre Interessen durchzusetzten, ist das noch nichts gutes, dass der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden sollte. Dagegen muss etwas unternommen werden.

Die Ursachen von Kriminalität wären mal ein gutes Thema - es gibt aber deutliche Hinweise, daß Gewalt zum einen ein verdrängtes Normalum des Menschen ist, zum anderen jede Herrschaft Kriminalität zwingend braucht, um sich als Herrschaft zu manifestieren. Was dann als "kriminell" zu gelten hat, ist - jenseits des Rechtsgehalts +/- der 10 Gebote - pure Zuschreibung und willkürliches Kalkül, wieviel Devianz als akzeptabel zu gelten habe.


In einer Welt, in der es kein gut und böse gibt, ist jede Wertevorstellung reine willkür, macht sie das weniger Bedeutungsvoll? Willkür ist manchmal nicht nur schlecht.

Das klingt etwas so, als sei das Verbot von Haschisch, Heroin und Koks ein fundamentaler Grundpfeiler unserer Werteordnung und als stehe schon fast außerhalb der Gesellschaft, wer nur am Sinn dieser Gesetze zu zweifeln wagt. Weshalb muss der Zivilisation entsagen, wer zweimal im Jahr ein Haschpfeifchen rauchen möchte? Es gibt Gesetze, auf deren Einhaltung konsequent zu achten ist, wie jene über den Schutz von Leib und Leben und Eigentum, die Zahlung von Steuern auch durch Reiche, die Gleichberechtigung, den Zugang zu bestmöglicher Bildung für alle usw., aber wo Gesetze Freiheit beschneiden, ohne daß hier wirklich anderer Freiheit oder Rechte geschützt oder Gefahren abgewendet werden, dazu noch mit gravierenden Folgewirkungen, da muss IMHO der Sinn dieser Gesetze in Zweifel gezogen werden dürfen.


Es geht nicht in erster Linie darum, die Freiheiten dieser Menschen einzuschränken, sondern darum, dass sie dem Rest der Menschen damit kein bischen helfen, sondern Kosten verursachen und Risiken darstellen. Warum darf man nach dem Haschkonsum denn kein Auto mehr fahren und das Tagelang, oder Monatelang? Was machst du denn, wenn du von einem Arzt behandelt wirst, der ein Blatt LSD auf der Zunge hat. Wenn du in einem Flugzeug fliegst, dass von Piloten geflogen wird die auch high sind.

Sie sind ja schon da - wie gesagt, ich glaube nicht, daß in Holland heute erheblich mehr Leute cannabissüchtig sind als vor der Einführung der Coffeeshops, und so würde es auch mit Heroin und Koks laufen. Bei Alkohol und Tabak hat man kräftig nachgeholfen, indem jahrzehntelang überall geworben wurde, kein gesellschaftliches Ereignis in den Medien ohne Hochprozentiges in Strömen. Und weiter wird geworben - wegen der Arbeitsplätze in der Werbeindustrie. Und Feuerwehr und THW sind nach wie vor die Einstiegsgruppen in die Vollrauschkultur, ganz legal, ist ja nur Bier... Natürlich brauchen wir mehr Aufklärung, aber angst ist das schlechteste Mittel dazu, sie macht das lesen unter der Bettdecke nur spannender^^


Und was hat uns Maßloser Alkohol Konsum und Zigarettenrauch gebracht? Viele kranke, die sich nicht beherrschen konnten und nun auf Hilfe angewiesen sind die ihnen natürlich niemand verwehren darf. Es muss gezeigt werden, was diese harten Drogen aus den Menschen machen und auch die weichen mit denen, die sich nicht in einem normalen Konsumverhalten wiederfinden.

Es geht nicht darum, das Recht zu brechen, aber Gesetze dürfen durchaus diskutiert und können geändert werden. Keines unserer Gesetze, außer die unveränderlichen Teile des Grundgesetzes, kann für sich in Anspruch nehmen, fundamental für unsere Gesellschaft zu sein, sie regeln alle Wichtiges, aber Staat und Gesellschaft hängen nicht daran.


Die meisten unserer Gesetze haben einen tieferen Sinn und sind oft mit dem Verhindern von Schaden an anderen bzw der Gesellschaft gebunden. Es geht dabei auch nur darum, dass diejenigen, die dieses Gesetz brechen, dafür geradestehen müssen, denn nur weil es nicht fundamental ist, kann man es nicht umgehen.

Natürlich kann man sich mit Wasser umbringen, das geht sogar ohne irgendwas zu trinken.

So wir nehmen mal an, Heroin legalisiert, jetzt prüfen wir, wo fängt willkur an und wo hört Sie auf.

Heroin Frei ab 18 Jahren. Körperliche Schäden sind vorrauszusehen und auch die Sucht potentiell vorhanden. Warum denn nur an 18 Jährige die Abgabe, schadet es 40 Jährigen nicht genauso? Wer nimmt sich das Recht raus, es den unter 18 Jährigen zu verbieten, ihre Pseudo Phantastischen Erelebnisse zu erreichen. Wer entscheidet was gut und was schlecht ist? Das ist doch alles willkür. Wozu denn Altersbegrenzungen ?

Viele Menschen sind eben nicht vollkommen Mündig, auch nicht wenn sie erwachsen sind. Deswegen müssen andere Menschen her, die Gesetze schaffen, an denen wir alle uns orientieren können. Warum entmündigt man viele alte Menschen, wenn Sie Geistig verwirrt sind? Wer will entscheiden ob Sie nicht für sich selbst entscheiden können?

Ich jedenfalls will in keiner Gesellschaft leben, in der man sich nach blieben durch Drogen der Realität entziehen kann, denn die holt einen, ob man will oder nicht, immer ein.

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Di 11. Mär 2008, 23:37 - Beitrag #27

bitte beachte, Ben, es gibt nicht die Gesellschaft UND die Menschen, sondern die Menschen sind die Gesellschaft, die Bürger genauso wie die Devianten. Und im Gegensatz zu Sokrates bin ich nicht der Ansicht, dass die Menschen für die Gesetze und die Gesellschaft da sind, sondern die Gesetze und die Gesellschaft sind für die Menschen da. Und das wiederum heisst, wie es jan schon sehr luzide dargelegt hat, dass Gesetze, die gegen Menschen verabschiedet sind, auch geändert und zugunsten von Menschen verabschiedet werden können. Das Problem ist nur, dass manche Menschen meinen, sie müssten für andere verbindlich entscheiden, was deren Sinn und Zweck und Funktion zu sein habe. Das ist das Problem, nicht die Lösung^^


Die Gesellschaft ist ja im Grunde genommen soetwas wie eine komplexe Gruppe und wer sich rausnimmt, die Gesetze, Rechte und Pflichten in der Gruppe zu missachten, der muss es eben inkauf nehmen ausgeschlossen zu werden. Jedem Menschen soll ein höchstmaß an Individulität zustehen, das hört aber bei Gesetzesübertretung und Gesellschaftsschädigung auf.

janw
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Di 18. Mär 2008, 19:07 - Beitrag #28

Zitat von Ipsissimus:**mir gerade zum x-ten Mal klarmache, dass die Charakterisierung "Verschwörungstheorie" mittlerweile eines der besten Mittel ist, um Nachdenken in bestimmte Richtungen unabhängig von ihrer sachlichen Richtigkeit der Lächerlichkeit anheim zu geben**

Da kommt mir gerade der Gedanke, daß das in die Welt setzen des Topos Verschwörungstheorie eines der wirkungsvollsten Mittel zur Verankerung von Macht sein könnte...Weishaupt und Dan Brown Mitglieder der römischen 5. Kolonne?
Nur ein ketzerischer Gedanke am Rande^^

Sehr aufschlussreich, was Beck gestern bei Beckmann von sich gab:
Als Beispiel für politische Doppelzüngigkeit verwies er auf die Koalition der CDU mit Ronald Schill in Hamburg, der sich jetzt als "Rassist und als Kokser herausgestellt" habe (Sendung v. 17.3.08, ca. 13. Minute im stream).
Sind nicht die menschenverachtenden Positionen Schills Problem genug, werden diese nicht geradezu marginalisiert, wenn man den privaten Konsum von Drogen zum Skandalon erhebt?

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Mi 19. Mär 2008, 02:04 - Beitrag #29

Naja, das Skandalon an Schills Drogenkonsum ist ja eher, daß er im Amt damals eidesstattlich versichert hat, noch nie Kokain genommen zu haben - und sich jetzt mehr oder weniger damit brüstet, wie er damals gelogen hat. Irgendwie nicht so ganz das richtige Verhalten für einen ehemaligen Richter, meine ich...

Was Beck allerdings an der Linkspartei so viel besser findet als an der Schill-Partei, weiß ich nicht. Vielleicht einfach nur, daß Schill seinerzeit Koalitionspartner des Gegners war. Die Grünen jedenfalls scheinen von Beust das damalige Bündnis nicht so übel zu nehmen - sie brauchen ja auch gerade keine billigen Ablenkmanöver...

janw
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Mi 19. Mär 2008, 04:00 - Beitrag #30

Zitat von Lykurg:Naja, das Skandalon an Schills Drogenkonsum ist ja eher, daß er im Amt damals eidesstattlich versichert hat, noch nie Kokain genommen zu haben - und sich jetzt mehr oder weniger damit brüstet, wie er damals gelogen hat. Irgendwie nicht so ganz das richtige Verhalten für einen ehemaligen Richter, meine ich...

Natürlich nicht...aber dann soll man eben den Meineid und die Doppelmoral kritisieren, gerade bei einem Richter, dessen Urteile durchaus nicht nur bei linken Berufskollegen für Kopfschütteln gesorgt haben. Daß er kokst - mein Gott, für das Unwohlergehen seiner grauen Substanz ist er selbst verantwortlich, soll er damit tun, was ihm beliebt.

Was Beck allerdings an der Linkspartei so viel besser findet als an der Schill-Partei, weiß ich nicht.

Ich auch nicht, aber das müssten wir wirklich mal gründlich auseinander klamüsern.

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Mi 19. Mär 2008, 11:39 - Beitrag #31

das Skandalon an Schills Drogenkonsum ist ja eher, daß er im Amt damals eidesstattlich versichert hat, noch nie Kokain genommen zu haben


aus meiner Sicht ist das Skandalon nicht der Meineid, der holt ihn lediglich wieder in menschliche Sphären hinunter. Das Skandalon ist, dass er andere wegen Drogenkonsums verurteilt und ins Gefängnis gebracht hat, und dass diese Strafen jetzt nicht aufgehoben werden. Ein zugekokster Richter verurteilt Drogenbenutzer, und der Rechts-Staat sieht keine Notwendigkeit zur Revision.

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Mi 19. Mär 2008, 12:05 - Beitrag #32

Der Skandal war eben doch in erster Linie die Kokserei.
Es ist schon merkwürdig welch hohen Stellenwert dies einnehmen kann.
Man denke nur an Michel Friedman: Das er sich außer Koks noch ein paar Frauen kaufte, ging da irgendwie völlig unter. :rolleyes:

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Mi 19. Mär 2008, 12:20 - Beitrag #33

nö, das ging da nicht unter, dazu gab es zahlreiche überaus deutliche Stellungnahmen. Das Koks wurde in der Öffentlichkeit auch eher als formale Straftat bewertet, aber sein moralischer Ruin waren die ukrainischen Prostituierten, völlig zu Recht, wenn man mal gelesen hat, wie diese bedauernswerten Frauen zu "naturgeilen" Nutten gemacht werden, die alles mit sich machen lassen

und bezüglich Schill, auch nö, Skandalon ist nicht der Drogenkonsum, Skandalon ist die heuchlerische Doppelmoral und ihre gesellschaftliche Deckung

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Mi 19. Mär 2008, 18:28 - Beitrag #34

Zitat von Ipsissimus:aus meiner Sicht ist das Skandalon nicht der Meineid, der holt ihn lediglich wieder in menschliche Sphären hinunter. Das Skandalon ist, dass er andere wegen Drogenkonsums verurteilt und ins Gefängnis gebracht hat, und dass diese Strafen jetzt nicht aufgehoben werden. Ein zugekokster Richter verurteilt Drogenbenutzer, und der Rechts-Staat sieht keine Notwendigkeit zur Revision.
Dem stimme ich nicht zu.
Wenn man eine rückwirkende Aufhebung von Strafen wegen der Nichteignung des Richters vorsähe, müßte sie alle seine Urteilssprüche betreffen, also auch die Freisprüche; in diesem Fall müßte man korrekterweise sämtliche Verfahren seiner Laufbahn neu aufrollen. Das ist so nicht zu leisten.

Eine pragmatische Lösung wäre wohl eher, Schills fraglichen Geisteszustand bei anstehenden Neuverhandlungen, Strafmaßprüfungen etc. zu berücksichtigen; zudem die von ihm Verurteilten gesondert zu informieren, daß diese Möglichkeit besteht.

Wenn aber seine Urteile gegen Drogenkonsumenten formal korrekt waren und auch von einem anderen Richter hätten gefällt werden können, sehe ich auch keine Notwendigkeit, sie kollektiv aufzuheben.

Nein, mein Problem ist eher der Meineid (und damit zusammenhängend auch mal wieder die Rolle der BILD, die damals offensiv für Schill in die Bresche sprang, das jetzt aber selbstverständlich nicht mehr wahrhaben will). Eine Krähe pudert der andern die Dreckskrallen weiß...

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Do 20. Mär 2008, 10:24 - Beitrag #35

du hast halt mehr Vertrauen als ich, Lykurg^^

janw
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Mi 25. Jun 2008, 02:07 - Beitrag #36

[quote="Lykurg"]Wenn man eine rückwirkende Aufhebung von Strafen wegen der Nichteignung des Richters vorsähe, müßte sie alle seine Urteilssprüche betreffen, also auch die Freisprüche]
Nun, aber jeder Straftäter, der eine Tat unter Drogeneinfluss begeht, hat gute Chancen, dies als mildernden Umstand angerechnet zu bekommen, aufgrund der verringerten Steuerungs-und Urteilsfähigkeit.
Insofern müssten die Urteile ebenfalls darauf geprüft werden, ob sie unter bewusstseinsverändernden Bedingungen zustande gekommen sind - eine Beurteilung, ob die aktenkundigen Befunde aus der Verhandlung auch bei einem anderen Richter zu einem vergleichbaren Urteil geführt hätten, mithin ob das Urteil im Rahmen einer kohärenten allgemeinen Rechtsprechungspraxis liegt, wäre hierfür ein geeignetes methodisches Instrument.
Daß das einen großen Aufwand bedeuten würde, ist zweifellos so, allerdings könnte man hier ins Feld führen, daß die Gewährleistung einer rechtsstaatlich einwandfreien Rechtsprechungspraxis eine wesentliche staatliche Aufgabe und Leistung ist und der Staat hier als Leistungserbringer zu ähnlicher Sorgfalt verpflichtet ist wie der Hersteller einer Waschmaschine. Stellt sich an einer Waschmaschine eine Betriebsgefährdung heraus, ist der Hersteller verpflichtet, die Kunden hierüber zu informieren und für eine Vermeidung von Schäden zu sorgen.

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Mi 25. Jun 2008, 12:53 - Beitrag #37

Zitat von janw:Nun, aber jeder Straftäter, der eine Tat unter Drogeneinfluss begeht, hat gute Chancen, dies als mildernden Umstand angerechnet zu bekommen, aufgrund der verringerten Steuerungs-und Urteilsfähigkeit.
Soweit ich weiß hat er die gleichen Karten wie wenn er die Tat ohne Drogeneinfluss begangen hätte. Vllt. gibt es diesbezüglich andere mildernde Umstände wie Drogenabhängigkeit. Aber sofern er die Droge bewusst genommen hat, muss er mit dem selben Strafmaß rechnen wie jeder andere auch.

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Mi 25. Jun 2008, 22:23 - Beitrag #38

Nun, er kann aber darauf hoffen seine Strafe in einer forensischen Klinik und nicht im gewöhnlichen Gefängnis abzusitzen.

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