Hoffnung eine Form von Anhaftung?

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janw
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So 10. Feb 2008, 02:10 - Beitrag #1

Hoffnung eine Form von Anhaftung?

Einer der Standard-Begriffe im Bereich der Lebensführung und -planung ist der Begriff der Hoffnung.
Hoffnung ist stets auf die Zukunft gerichtet und stellt hier eine treibende Kraft dar, indem auf die Zukunft gerichtetes Handeln durch Hoffnung auf dessen Erfolg oder zumindest Möglichkeit gefördert wird.
In als krisenhaft erlebten Situationen dient Hoffnung als treibende Kraft, weiter zu machen, nicht aufzugeben, siehe auch den Satz "die Hoffnung stirbt zuletzt".

Ich frage mich nun, ob diese Bedeutung des Hoffnungsprinzips als mit der menschlichen Fähigkeit zu Zukunftsentwürfen verbunden universell menschlich ist, oder nicht stark weltanschaulich beeinflusst.

Steht zudem Hoffnung nicht der Verbindung mit dem Jetzt im Wege, bedeutet eine Fixierung auf Hoffnung nicht ein Anhaften an der Zukunft, wo doch die Gegenwart weitaus dringlicher ist?

henryN
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So 10. Feb 2008, 03:25 - Beitrag #2

Da es Hoffnung gibt, hat sie eine lebensnotwendige Funktion. Nur welche ist es wirklich? Fallhöhe beschreibt die Differenz, die Gravitation beschreibt. Welche Differenz beschreibt Hoffnung? Gibt es etwas anderes, das diese Differenz beschreiben könnte? Wie funktioniert Hoffnung? Welche Energieflüsse und Umsätze finden in ihr statt? Was stabilisiert sie?

janw
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So 10. Feb 2008, 11:49 - Beitrag #3

Da es Not und Verzweiflung gibt, haben sie eine lebenswichtige Funktion ;-)

henryN
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Mo 11. Feb 2008, 00:15 - Beitrag #4

wenn es sich dabei um psychologische Funktionen, sprich Emotionen handelt.... ja. ;-)

Ipsissimus
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Mo 3. Mär 2008, 15:06 - Beitrag #5

Technik und Inhalt

die Technik heisst Überlebensinstinkt. Der Inhalt heisst Hoffnung.
die Technik heisst Fortpflanzungstrieb. Der Inhalt heisst Liebe.

Zu vielen menschlichen Eigenarten gibt es diese beiden perspektivisch unterschiedlichen, thematisch aber eng verzahnten Ebenen: was macht die Natur "technisch", wie stellt es sich im menschlichen Bewußtsein "gestalthaft" dar?

Eine Aufweichung der Verzahnung gibt es nur da, wo es alternative Bewußtseinshaltungen gibt, die ebenfalls in der Lage sind, die naturliche Technik gestalthaft abzubilden. So könnte Hoffnung als gestalthafte Umhüllung des Selbsterhaltungstriebes beispielsweise durch "realistische Analyse einer Situation" ersetzt werden. Das gelingt nicht ohne weiteres, und nicht jedem Menschen (auch wenn prinzipiell jeder Mensch dazu imstande ist), aber es gibt Menschen, denen es ein Anliegen ist, Intellekt und Gemüt zu verschränken, so dass sie sich ernsthaft auf die Suche nach neuen Gestalten für ihr Bewußtsein machen, und bei Geeignetheit ihrer Suchstrategien auch finden.

Ich vermute, dass die allerwenigsten Menschen in der Lage sind, völlig ohne Gestalthaftigkeit zu leben. Sich Liebe immer nur als Folge eines genetisch erzwungenen Fortpflanzungstriebs vorzustellen, kann unglaublich abtörnen. Ich denke daher, dass bei geeignetem Umgang mit seinen Gestalten diese nicht die Kriterien von Anhaftung erfüllen müssen. Sie stehen natürlich nichtsdestotrotz immer in der Gefahr, Anhaftungen zu werden.

henryN
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Mi 26. Mär 2008, 18:39 - Beitrag #6

Vorausgesetzt ein lebendes System besässe hinreichend Rezeptoren über die Prozessqualität der eigenen Lebenssituation in Hinsicht auf die systemimmanenten Lebensprozesse, würde es Differenzen im Sinne von: "es geht mir gut" oder "es geht mir schlecht" feststellen können. "Differenzen" dieser Art finden tagtäglich statt. Diese können jedoch nur abgebildet werden, wenn die Referenzierung statische Momente beinhaltet in Form von Idealzustand A oder Momentanabbildung B.
In den meisten Situationen werden Schwankungen, z.B. wie bei einer Sinuskurve, als natürlicher Prozess wahrgenommen, der wie bei einer Glühbirne zu einer permanenten Ausstrahlung von "Licht" als "Stoffwechselprodukt" führt.
Ich habe Hunger ist eine tagtägliche Erfahrung, die im Normalfall dazu führt, sich etwas zum Essen zu besorgen oder einfach den Kühlschrank in Augenschein zu nehmen.
So wird jemand der Hunger hat, einfach nur etwas Essen.
Jedoch nur solange kein Zweifel darüber besteht, dass diese Prozessabfolge von "Hunger-Essen" durch Eigenaktivität realisierbar ist.
Selbst jemand, der über keine hinreichenden Sicherungssysteme, wie z.B. genügend Geld oder gefüllte Kühlschränke verfügt, wird nicht automatisch Not oder Verzweiflung erfahren, sondern sich einfach nur mit "Nahrungssuche" "beschäftigen".
Eine Glühbirne ist recht einfach zu beschreiben.
Statische Systeme: Wolframdraht in einem Vakuumglaskolben; Wechselstromgenerator; Leitung
Prozesse: Antrieb des Generators und Wechselstrom.
Die Hoffnung der Lampe, wenn sie über Selbstreferenz verfügen würde, wäre, dass sich jemand fände, der ihre Glühbirne wechselte, wenn sie kaputt wäre, während die Glühbirne sich einfach nur verbraucht und "sterben" kann. Ihre Hoffnung wäre dann z.B., nicht kaputt gehen zu müssen. Sie hätte dann den Konflikt, entweder gebraucht zu werden und damit ihrer systemimmanenten Bestimmung nachzukommen und zu verglühen, oder eben nicht "gebraucht" zu werden, was ihr Leben verlängern würde, aber recht langweilig wäre, weil nichts passiert.
Was könnte alles in einer lebenden Glühbirne, die ihrem System ausgeliefert ist, der Lampe, dem Wohnraum, der Stromversorgung, alles abgebildet werden?
A: Lebenserwartung B: Leuchten als Stoffwechselprozess C: Stromversorgung
Nächste Frage:
Kann sie selbst irgend etwas dafür tun?
Nein. Sie hat weder Arme noch Beine und auch keine Kommunikationsfunktion, die ihr ermöglichen würde, zumindest darüber zu sprechen und damit alternative "Stoffwechselvorgänge" zu betreiben. Und selbst wenn sie sprechen könnte, bliebe die Fähigkeit hierzu in Frage gestellt, wenn die Stromversorgung ausbliebe, da dies ihr einziger Kanal zum universellen Energieaustausch ist.
Bleiben ihr mehrere Möglichkeiten.
A: abwarten und mal schauen was passiert.
A*: Frustration, Traurigkeit oder Ärger wenn nichts passiert
B: Hoffnung, Zweifel und letztlich die Verzweiflung, wenn alles gut geht, weil dann wäre sie auf dem besten Wege ihre 'Probleme' loszuwerden, jedoch nur wenn sie über die Funktion 'Trauer und Tränen' verfügte...
B*: Hoffnung, Liebe und wenn sich doch jemand fände sich ihrer Liebe anzunehmen und sie ihr zuliebe anschaltete, wären sie ein verliebtes Paar bis an ihr Lebensende. So sagen es die Märchen. Für das, was danach kommt gibt es die "Berliner Schule" (Film) bzw. die Frage: Liebst Du mich noch? und Was mache ich, wenn du mich nicht mehr liebst?
C: Depression, falls sie eine Energiesparlampe ist. Sie kann alle Spannungen auf eine Weise dämpfen, dass nichts mehr 'gefühlt' würde.
D: Der Traum etwas anderes zu sein. Was allerdings notwendigerweise zu C führt, da sie ihre träume nicht von selbst umsetzen kann.
E: Evolution

Bei einem Menschen ist das natürlich noch viel komplizierter, da er ja nicht nur von einem "Strom" durchflossen wird, woraus sich wieder quasi per Resonanz, eigene Subsysteme herausgebildet haben. Allerdings auch wieder viel einfacher, da er viele Alternativen besitzt, sich mit etwas zu 'beschäftigen'.... :);)

Ergo:
Hoffnung ist eine Form von Anhaftung von ausgelieferten Systemen und unabwendbar, wenn es sich selbst und seiner Umwelt ausgeliefert ist. Gleichzeitig aber auch notwendig, damit man wenigstens mit irgendetwas beschäftigt ist und sich überhaupt als "lebend" bezeichnen kann. Zumindest, wenn es keine andere Wahl hat, die seinen "Aufmerksamkeitsmöglichkeiten" zugänglich wäre.

........war ein unüberarbeiteter Versuch, der überarbeitet werden müsste........ ;)

Ipsissimus
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Do 27. Mär 2008, 10:22 - Beitrag #7

nun, zumindest eine weitere Möglichkeit deiner Lampe hast du übersehen^^ sie könnte zum Stoiker werden, um all dies wissend, aber sich nicht davon berühren lassend^^

ich glaube allerdings nicht wirklich, dass ein Modell von Hoffnung, das anhand fiktiver Hoffnungen fiktiver lebender Lampen entwickelt wird, der Realität und Komplexität menschlicher Hoffnung nahe kommt^^ allein schon deswegen, weil viele lebende Systeme über Freiheitsgrade verfügen, die sie nicht einfach so "ausgelieferte Systeme" sein lassen, bzw. ihr "Ausgeliefertsein" erst Folge komplexer Interaktion ist^^

henryN
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Fr 28. Mär 2008, 16:20 - Beitrag #8

Das glaube ich auch nicht. ;) Aber an die Komplexität menschlichen Seins, dass sich in seinen Handlungen und Präsenzen äussert, glaube ich erst, wenn jemand eine Glühbirne erfunden hat, die von selbst auf die Idee kommt zu leuchten. Wenn sie sich "sagen" könnte, 'oh, da kommt ein Mensch, ich glaube, es wäre eine gute Idee, ein bischen Licht zu machen....."

Das funktioniert leider auch unter Menschen nur in Ausnahmefällen wirklich gut......

Ich habe leider auch noch nicht Handlungsmodelle kennengelernt, die über die Komplexität einer Glühbirne hinausgehen würden. Forsche die ganze Zeit danach und gebe es auch nicht so schnell auf..... hoffe ich......
Mir ist an mir selbst aufgefallen, dass man sich mit der 'Komplexität' immer sehr schnell herausreden kann......
Aber ich bin mir sicher, dass es irgendwo im raum der Möglichkeiten liegt so viel neues zu entdecken, so wie es auch der Gedanke der Relativität vor 100 Jahren war.......... nur wo?

Ipsissimus
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Fr 4. Apr 2008, 13:48 - Beitrag #9

du bist nicht zufällig Anhänger von Intelligent Design?^^

es kommt eben darauf an, auf welcher Ebene du ein Modell suchst^^ beim physikalisch-chemisch-evolutionsbiologischen Ansatz wirst du nie etwas anderes finden als den Kran, der aus kleinsten und unscheinbarsten Voraussetzungen im Laufe der Zeit immer mehr Variablen übereinander häuft, bis ein anscheinend undurchdringlich komplexes Gebilde entstanden ist. Beim gestalthaften Ansatz siehst du die Inhalte, das, was diese Gebilde für uns bedeuten, Hoffnung, Liebe, Rücksicht, was auch immer. Und beim intentionalen Ansatz siehst du das, wofür sich der Kran und die Gestalten gebrauchen und missbrauchen lassen^^

henryN
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Do 10. Apr 2008, 02:01 - Beitrag #10

jaein wie kain. nein.

weder noch, aber verstehe was Du sagen willst. :-) Dessen bin ich mir durchaus bewusst..... hoffe ich.........


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