Ich sehe die Sache eher wie die Impressionisten, also auch im Sinne der Synthese oder wie der alte Heraklit schreib: "Man kann nicht zweimal durch den selben Fluss schreiten!"
Manchmal geht es mir so, wie mir so wie der Frau in der "Traumnovelle". Für einen kurzen Moment glaubt man etwas, liebt, begehrt... und das auch noch von ganzem Herzen; und im nächsten versteht man es nicht, glaubt nicht einmal, dass man dies
selbst gedacht haben könnte.
Und es ist ja nicht so, dass dies Brüche wären, nicht einmal ein Paradigmenwechsel.
Ich glaube auch nicht, dass es so etwas wie ein unveränderliches Selbst gibt oder geben kann. Da ich ja die Existenz einer Seele™ in 95% aller Momente kategorisch auschließe, bleibt mir ja im Grunde nur die biologische und medizinische Perspektive:
Und die zeigt ja, dass z.B. körperliche Veränderungen seelische nach sich ziehen. Die Altersmilde kennt ja sogar der Volksmund.
Zahlreiche neurologische Erkrankungen ziehen charakterliche Symptome mit sich. Fleisch und Geist sind letztlich eins und auch die Arbeit der Schilddrüse ist letztlich sogar charakterbildend relevant.
Interressant fand ich diesbezüglich eine Dokumentation über das Gehirn und Inselbegabungen auf arte. Hier wurde ein Mann vorgestellt, der in seinem früheren Leben ein Krimineller war und seit ihm eine Pistolenkugel ins Gehirn geschossen wurde, ist er ein ganz anderer Mensch, beschäftigt sich mit Kunst und versteht überhaupt nicht, wie er früher so anders sein konnte.
Im Grunde ist das System des Selbst so chaotisch, dass es die Wissenschaft geschweige denn meine Wenigkeit durchschauen können. Zu viele Faktoren spielen in unserem Betriebssystem mit, als dass man es verstehen könnte.
Sicher ergeben genetische Veranlagung und frühkindliche Prägung eine deutliche Grundlage, der man kaum entkommen kann; aber im Grunde ist die entscheidende Frage nicht, ob sich etwas am Selbst verändert, sondern was eine nennenswerte Veränderung an sich ist.
Für entscheidend halte ich hierbei die Unterscheidung von dem
Gleichen und dem
Selben. Wir sind ja natürlich immer die Gleichen und wie ein Tag dem anderen gleicht; so gleicht mein Ich von gestern mit Sicherheit von morgen. Doch bin ich jeden Tag der Selbe? Vielleicht ist dieses Selbst ja auch nur eine Idee, ein Konzept, ein Konstrukt von Geist und Sprache...
Und als solches können wir es ja benutzen und unsere eigene Wirklichkeit schaffen, jedenfalls für den Moment.
Und morgen erschaffe ich mich, mein Selbst, und den Rest wieder neu.
MfG Maglor
