IpsissimusDämmerung


Beiträge: 10251Registriert: 29.10.2004
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jesus loves dir? Du Ärmster^^ außerdem höre ich normalerweise lieber Bach als zztopp^^ und Vitamin C natürlich, in großen Mengen, ich bin geradezu ein Vitamin C Junkie^^
aber ich merke, das ich alt werde, so viele Missverständnisse am Stück wären mir früher nicht passiert^^
Jan, Zen hilft nicht, solche Verdrängungsreflexe zu vermeiden, es hilft, sie abzubauen. Das Gebrochensein eines Menschen hat damit zunächst mal nichts zu tun.
Ich bin der Ansicht, dass der Bruch dazu führt, dass ein gebrochener Mensch in einer anderen psychologischen Welt lebt als ein ungebrochener Mensch, weit jenseits des Ausmaßes, in dem jeder Mensch in seiner eigenen Welt lebt. Eine der Folgen des Bruches besteht darin, dass die Denkweisen sich ändern; es verschwindet die Hochachtung vor Konventionen und auch vor Folgerichtigkeit, das Denken wird sprunghaft assoziativ anstatt dass es Vorgaben rationaler Art folgt. Ich kann - oder muss, je nachdem^^ - von mir z.B. sagen, dass ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben noch nie nachgedacht habe, es ist mir jedenfalls nicht erinnerlich. Nicht in dem Sinne, dass ich von festen Prämissen ausgehend durch Anwendung logischer Operationen und Verknüpfungen zu neuen, davon abgeleiteten Aussagen, denen ein Erkenntnisgewinn innewohnte, gekommen wäre. Mein ganzen Denken ist ein Nach-Innen-Lauschen, und gelegentlich - okay: ziemlich häufig^^ - tauchen aus dem Rauschen Gedanken auf. Und mit einigem Abstand betrachtet ergibt sich das Phänomen, dass die Perlenkette solcher Gedanken ein sinnhaftes Ganzes zu ergeben scheint, zumindest in manchen Kontexten und manchen Problembereichen. Für mich war es ein überaus mühevoller Vorgang, mir Logik als Werkzeug zu eigen zu machen, und sie ist bis heute kein Selbstzweck für mich.
Also ich denke, es ist der Unterschied der Denkweisen, nicht der Denkbereiche, und vertiefte Nachdenklichkeit ist nur ein möglicher Begleiter, kein notwendiger. Der springende Punkt dabei ist die fehlende Filterfunktion. Du unterlässt es nicht mehr automatisch, bestimmte Gedanken zu denken - indem du sie reflektorisch unterdrückst - weil du innerlich vor ihnen erschrickst bzw. ihre Konsequenzen so sehr fürchtest, dass die Gedanken - oder vielmehr ihre Inhalte - nicht sein dürfen. Du denkst sie erst einfach mal. Und sind sie erst mal gedacht, kannst du nicht mehr zurück zum Zustand des Nichtgedachthabens. Sie stehen dir zur Disposition. Viele Menschen fürchten das, bzw. befürchten, dass die Gedanken, die solcherart nicht unterdrückt werden, einzig monströse Gedanken sein können, Gedanken von Serienkillern oder dergleichen. Dass diese Befürchtung irrig ist, kann ein ungebrochener Mensch eben nicht mehr aus eigenem Nachvollzug überprüfen. Und so verharrt er "zur Sicherheit" in seinen Denk-Gefängnissen und fürchtet meinesgleichen wie die Pest, wo er ernsthaft und unabweisbar mit uns konfrontiert ist.
Vorbereitet sein auf den Tod und vorbereitet sein auf alles, was gerade passiert, sind auf zwei verschiedenen Ebenen der Aufmerksamkeit angesiedelt. Dessen, was passiert, kann ich mir nie sicher sein. Darauf vorbereitet zu sein kann also nur in der Weise erfolgen, dass ich den geistigen Status einer offenen Weite einnehme, in der ich meine Form stabil halte, aber in völliger Flexibilität allen Last- und Richtungswechseln nachgeben kann, wie Tannenzweige, die sich unter der Last des Schnees einfach nach unten biegen, den Schnee abschütteln udn wieder nach oben schnellen - im Gegensatz zu den Ästen einer Eiche, die irgendwann aufgrund ihrer Unflexibilität unter den Tonnen Schnee, die auf ihnen lasten, abbrechen werden. Vorbereitet sein auf den Tod heisst demgegenüber "einverstanden zu sein", sich gegen das Unvermeidbare nicht aufzulehnen und ihm als Apotheose jedes individuellen Daseins mit Gelassenheit entgegenzuleben.
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