Ana,
Zitat von janw:Übersicht behalten, deeskalieren, mutmaßliche Täter dingfest machen sind die Aufgaben und Ziele der Polizeiarbeit, nicht nach Art von Egoshootern Menschen massakrieren, die nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren.
war bewusst übertrieben formuliert, um den Gegensatz zu verdeutlichen, ich wollte Dich damit nicht herabsetzen.
Allerdings treibt mich der Eindruck um, daß häufiges Egoshooter-spielen im Teenager-Alter die Fähigkeit zur Besonnenheit in Krisensituationen, zum Hinausschieben der Grenze des nichtsteuerbaren Handelns, beeinträchtigen könnte. Es gibt da doch Hinweise, daß solche Spiele die Aggressionshemmschwellen nicht nur vorübergehend senken können, und je früher gespielt, um so fixierter.
Zitat von Anaeyon:WENN mir aufgrund von fehlender Zeit zum Zielen nur ein Schuss in die ungefähre Richtung der Körpermitte (weil die sich beim rennen am wenigsten hin und her bewegt und die größte Angriffsfläche bietet) bleibt, DANN sollte ich bereit sein diesen Schuss zu tätigen, FALLS es mir nicht möglich ist, anderweitig effektiv der Attacke zu entgehen OHNE dadurch vor dem Angreifer zu fliehen.
Und was spricht gegen die Flucht?
Du wirst jetzt sagen, die Tatsache, daß der Mann mit dem Messer jetzt reihenweise andere Menschen erstechen wird. Du hast ihn in einem Deiner Beiträge auch schon als "krank" bezeichnet, was IMHO ziemlich an seiner Wirklichkeit vorbeigehen dürfte.
Nur, wird er das wirklich tun? Hier kommt die Situationsgebundenheit ins Spiel, was will der Mann, wen bedroht er - und wen nicht? Was macht es mit ihm, daß er gerade mit einem gezogenen Messer zum Sprint auf Dich ansetzt?
Er wird nicht mehr lange können, und dann kannst Du ihn festnehmen, also ist eine kurze Flucht, unter Nutzung von Hauseingängen, Autos,... vielleicht doch das gebotenere Mittel.
In einer anderen Situation mag anderes gelten, und im Falle einer von Dir als unausweichlich lebensbedrohlich angesehenen Bedrohung ist es akzeptabel, daß der Angreifer durch Deinen Akt der Notwehr getötet wird.
Der Punkt ist nur, wieviel Gewese Du vorher von dieser Möglichkeit machst im Vergleich zur Möglichkeit, zu verhindern, daß es überhaupt so weit kommt - sowohl in der Entwicklung solch einer Situation wie auch in der Entwicklung Deines Eindrucks der Unausweichlichkeit der Notwehr, also in Deinem Ausmaß der Triebkontrolle.
Zitat von janw:Das Notwehrrecht jetzt vom Schutz des eigenen Lebens auf die Verteidigung der eigenen Freiheit auszudehnen - mit der von Dir dazu getätigten Begleitaussage -
Weil Du den Satz nicht verstanden hast...zuerst hast Du das Recht auf Notwehr auf die Bedrohung Deines Lebens angewendet, dann auf Deine Freiheit, mit der Begleitaussage ist Deine medizinische Charakterisierung meiner Haltung gemeint.
Zitat von Anaeyon:Ich habe das sicherlich unklar ausgedrückt, aber nicht so unklar, dass man mir hier anhängen kann, ich würde gerne Leute abknallen.
Das hat auch niemand behauptet, nur klingt es doch etwas befremdlich, daß Du vor Beginn jeglicher Ausbildungsschritte Dich sehr dezidiert über bewaffnete tödliche Notwehr ausläßt, daß es scheinbar DAS Dich in Zusammenhang mit einer Polizeiausbildung bewegende Motiv ist.
Weißt Du...für mich wäre eine Notwehrhandlung mit tödlichem Ausgang eher Anstoß zu Fragen wie "hätte ich die Situation vermeiden können oder sie anders lösen?" als zu der Bewertung "selber Schuld der Kerl".
Zitat von Anaeyon:Dafür würde ich JETZT gerne nochmal eine Erklärung haben. Denn wenn ich mich JETZT nicht verständlich genug ausgedrückt habe, habt ihr was auf den Augen. Und wenn ihr nichts auf den Augen habt, dann habt ihr definitiv eine andere Ethik als die Polizei.
Ich weiß ja nicht, mit welchen Polizisten Du gesprochen hast, aber eigentlich sehen die ihre Aufgabe darin, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, Krisen zu deeskalieren und mutmaßliche Täter dingfest zu machen.
Das geht IMHO eher mit einem klaren Kopf und einer nicht aggressiven Grundhaltung, deshalb sehe ich hier Vorteile für Menschen, die eher den Dienst am Nächsten zu ihrer Grundhaltung erklären. Eine psychoanalytische Begutachtung sollte die notwendigen Persönlichkeitsprofile selektieren und ungünstige aussortieren helfen.
Zitat von henryN:ist das nicht der Fall? Das macht mich stutzig...........
Nun, wenn es der Fall ist, umso besser^^
Das komplizierte daran ist jedoch, das der 'Polizist' an sich, nur 'Folge' und 'Regel' ist, die an den Ursächlichkeiten eines Konfliktes wenig drehen kann. Das macht ihn von der Grunddisposition her zu einem ausgelieferten und ängstlichen Wesen, dem er sich jedoch durch umfassende Ausbildung und Selbstreferenz entziehen könnte.....
Das ist ein wichtiges Problem, letztlich dient die Polizei immer mehr zum Abladeplatz der Probleme, die Politik bewusst oder hinnehmend schafft.