Zitat von Ben 2506:Ich bin auch bei der Bundeswehr, habe mich für 12 Jahre verpflichtet. Das man Dienst tut ist was, worauf man Stolz sein kann.
Was hat Dienst tun allein mit der Bundeswehr zu tun, und Dienst woran? Der Gesellschaft könntest Du auch dienen, wenn Du Kinder betreuen oder unterrichten würdest, Kranke pflegen oder alte Menschen betreuen.
Viele Menschen tun das, auch ohne stolz darauf zu sein - einfach, weil die Gesellschaft und die in ihr lebenden Menschen ihnen etwas bedeuten.
Was wäre das für ein Soldat der vor einem Angreifer wegläuft, wenn er andere Möglichkeiten hat, die sein Leben effektiver schützen?
Zunächst mal ging es eigentlich um Grenzen und Sinn von Notwehr im Polizeibereich und um die Frage, wie weit der Wehrdienst eine adäquate Grundlage für eine Polizeiausbildung ist, insbesondere letzteres sollte auch noch weiter diskutiert werden.
Aber zu Deiner Frage: Angreifer welcher Gruppe - Zivilist oder gegnerischer Soldat? Welche "andere Möglichkeit" würdest Du wählen, Tötung oder Verletzung?
Die Bundeswehr produziert etwas, was heutzutage immer knapper wird, Sicherheit. Die Menschen die dort Dienst tun sorgen dafür, dass die Bürger dieses Landes in bestmöglicher Sicherheit leben können und das sollte endlich anerkennung finden.
Damit gibst Du etwas im Range eines religiösen Dogmas wieder, fast so unangreifbar vermittelt wie die päpstliche Unfehlbarkeit und die Sündhaftigkeit des Weibes.
Das Schlimme ist, daß eine staatliche Institution, die die Bundeswehr ja ist - oder erkenne ich da Tendenzen vom Staat im Staate? - derartige, von keinen Tatsachen gestützte Behauptungen in einer Weise aufstellt, und das in einer Weise, daß sie institutionsintern unhinterfragbar werden.
Wir leben in der wohl längsten inneren Friedensperiode, die Europa seit der Völkerwanderung erlebt hat. Ob während des Kalten Krieges die Großmächte diesen Friedenszustand konstituiert und erhalten haben oder ob es nicht glückliche Fügung ist, daß er trotz ihres Wettrüstens erhalten geblieben ist, ist Streitthema unter Historikern, Tatsache ist aber IMHO, daß dieser Friedenszustand wesentlich ein Ergebnis politischen Handelns ist, in Gestalt der Entstehung der UN und des europäischen Einigungsprozesses. (Ich beziehe dies jetzt auf Europa, daß die Großmächte über Jahrzehnte ihre Konfliktlinien in Stellvertreterkriegen anderswo ausgetragen haben, wirft natürliche einen dunklen Schatten darauf.)
Die Menschen, die in der Bundeswehr Dienst tun, meinen, daß ohne sie in Deutschland Chaos und Unsicherheit ausbrechen würden oder Deutschland angegriffen werden würde, so verstehe ich Dich und so haben es mir auch mehrfach andere Bundeswehrangehörige vermittelt.
Nun, für die innere Sicherheit kann die Bundeswehr nichts, das ist Aufgabe der Polizei, der Bundespolizei und teilweise des BND.
Potentielle Angreifer hat bisher kein ernstzunehmender Mensch gesichtet, wir sind eher "von Freunden umzingelt", wie es ein Politiker mal ausgedrückt hat.
Derzeit ist allerdings viel von einer erhöhten Gefahr durch Terrorismus zu lesen, und die wirft Fragen auf.
Woher kommt sie nämlich, was hat sie verursacht?
Ich sehe es so, daß der Einsatz der Bundeswehr hierfür verantwortlich ist.
In dem Moment, wo die Bundeswehr sich am Krieg in Afghanistan beteiligt hat, hat sie in den Augen vieler dort lebender Menschen gemeinsame Sache mit den rücksichtslosen Methoden der Amerikaner gemacht.
Und insofern, daß deutsche Soldaten Luftaufklärung für die Amerikaner durchführen und für sie Logistikdienstleistungen übernehmen, haben sie dies auch in meinen Augen getan.
Wenn immer ich mit Menschen aus dem arabischen Raum spreche, bekomme ich mit, daß die Deutschen bei ihnen eine gewisse Wertschätzung besitzen, und umso größer ist das Unverständnis über die Beteiligung deutscher Soldaten in Afghanistan.
Ich weiß wohl, daß die Entwicklungshilfearbeit dort ohne militärischen Schutz gefährlich wäre - nur ist sie mit militärischem Schutz sicherer?
Letztlich hat IMHO der Krieg in Afghanistan und Irak terroristische Gruppen nur gestärkt, und als daran beteiligt Wahrgenommene kommen wir somit auch ins Visier der Terroristen.
Bleibt also die Frage, wofür die Soldaten der Bundeswehr Anerkennung finden sollten. Vielleicht ist das Problem eigentlich, daß sie Anerkennung
brauchen?