Hinlänglichkeit und Würdigkeit der Hartz-4-Bezüge

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.
janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Fr 23. Jan 2009, 23:17 - Beitrag #61

Naja, ich würd ihr sagen, steh dazu, wenn Du mit mir da stehen willst...nein, wenn er seine Tochter lieb hat, dann wird er's verkraften...

Wie gesagt, das ist meine Zielformulierung, die sich nicht ganz mit der politischen deckt, die nach meinem Dafürhalten lautet, eine statistische Größe gut aussehen zu lassen.
Vielleicht liegt auch gerade da der Hase im Pfeffer, vielleicht offenbart sich hier, daß Politik die Menschen egal sind, sie sind vom System als überflüssig ausgeworfen worden, nun muss das nur noch adäquat kaschiert werden.

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Sa 24. Jan 2009, 00:46 - Beitrag #62

janw, zu gewissen prinzipiellen Unterschieden zwischen Studenten und Hartz-IV-Beziehern stimme ich überein, möchte aber ein paar Dinge an deiner Darstellung geraderücken.
Studenten bekommen bis zu einem bestimmten Alter Kindergeld, nicht viel zwar, aber es trägt mit zur Kostendeckung bei. Studenten sind entweder über ihre Eltern oder zu einem sehr günstigen Tarif krankenversichert.
In den Semesterbeiträgen sind meistens recht ausgedehnte Semestertickets inbegriffen. Es gibt Studentenwohnheime, deren Mieten wirklich günstig sind.
Studenten können in ihrer Freizeit und in ihren Ferien so viel hinzuverdienen, wie sie wollen, ohne daß es ihnen an anderer Stelle genommen wird.
(Daß nur wenige Studenten BaFöG bekommen und das Hinzuverdienen meist bitter nötig ist, zusätzlich oft wertvolle Zeit zum lernen verschlingt, ist mir dabei durchaus klar...nicht nur deshalb bin ich ein erbitterter Gegner der heutigen Studiengebühren.)
Bezüglich Semestertickets und Wohnheimen hast du natürlich Recht; dazu kommen in Deutschland noch die sehr erschwinglichen Mensamahlzeiten (die nicht alle so schlecht sind wie ihr Ruf). Der Rest allerdings ist, sich gegenseitig bedingend, nicht unbedingt so gegeben; denn wer mehr als 400€/Monat verdient (was bei hiesigen Mieten nicht allzu viel ist, auch im Wohnheim...), fällt aus der Familienversicherung, ok, in die studentische Krankenversicherung, aber immerhin... Außerdem wird man damit seperat rundfunkgebührenpflichtig. Bei regelmäßigen Einkünften über 640€/Monat enfällt das Kindergeld. Das "so viel sie wollen" gilt hier also nur eingeschränkt.
Vorschreiben der Wohnungsgröße mit ggf. Umzugsanordnung ist für mich ein eklatanter Eingriff in die Selbstbestimmung des Aufenthaltsortes, dazu in die sozialen Beziehungen der Menschen
Wenn wir diese Selbstbestimmung aber absolutsetzen und einen Fall annehmen, in dem der wenig später Arbeitslose ein paar Wochen vor der Entlassung in ein 10-Zimmer-Appartement gezogen ist - soll dann die Gesellschaft unbegrenzte Zeit und in unbegrenzter Höhe für seine Miete aufkommen müssen? (Dies auch unabhängig davon betrachtet, ob er die Wohnung allein nutzt oder mit beliebig vielen Menschen teilt, die sich nicht an der Miete beteiligen wollen/können...)
Letztlich werden die Menschen dadurch vielfach auch eher geschädigt, was ihre Eignung für ihren eigentlichen Beruf betrifft, der Geist braucht Herausforderungen...
Dafür sind mE Weiterbildungsmaßnahmen da, nicht der 1€-Job. Natürlich wäre es gut, die Person entsprechend ihren Fähigkeiten zu beschäftigen; aber wenn nichts frei ist... In gewissem Maße ist geistige Beschäftigung mE auch Privatsache jedes Mitglieds der Gesellschaft; sie muß nicht zwangsläufig durch seine Arbeit gestellt werden, und erst recht nicht ist es die Verpflichtung der Gesellschaft, jedem Individuum in seiner Arbeit eine geistige Beschäftigung zu bieten. Schließlich gibt es auch Dinge, die erledigt werden müssen, und nicht zu besonderer geistiger Beschäftigung anregen...

mine'S^
Junior Member
Junior Member

 
Beiträge: 97
Registriert: 12.07.2008
Sa 24. Jan 2009, 12:10 - Beitrag #63

Alles nicht so einfach bei unseren muslimischen Mitbürgern...Bild Mit dem Vergleich wollte ich eigentlich auch nur aufzeigen, dass es mit einer Zielsetzung nicht getan ist, es braucht schon eine sinnvolle und realistische Herangehensweise um mehr als schöne Worte zu erreichen und genau da hapert es imo bei der von dir formulierten Zielsetzung. Sie ist nicht realisierbar.

Milena
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1797
Registriert: 17.01.2005
Sa 24. Jan 2009, 14:33 - Beitrag #64

....in deutschland ist eines noch realisierbar oder zumindest seit geraumer zeit voll im gange:
auflösung der mittelschicht
unüberwindbare kluft zwischen armut und reichtum
wer nicht bereits reich ist, der wird es niemals werden
wer arm ist, der wird es für immer bleiben..........

Bild

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
So 25. Jan 2009, 00:45 - Beitrag #65

Zitat von Lykurg:Der Rest allerdings ist, sich gegenseitig bedingend, nicht unbedingt so gegeben]

Zumindest in Hannover konnte man zu meiner Zeit für deutlich unter 400 Euro im Wohnheim wohnen, auf dem freien Markt waren Zimmer etwa ab 350 DM zu haben.
Ich bin mal davon ausgegangen, daß ein Student das Gros seiner Einkünfte in den Ferien erzielt, auf das Jahr gerechnet dürfte damit die Grenze für das Kindergeld nicht erreicht werden. Handelt es sich dabei nicht auch um das zu versteuernde Einkommen, so daß studienbedingte Aufwendungen anzurechnen sind?

Wenn wir diese Selbstbestimmung aber absolutsetzen und einen Fall annehmen, in dem der wenig später Arbeitslose ein paar Wochen vor der Entlassung in ein 10-Zimmer-Appartement gezogen ist - soll dann die Gesellschaft unbegrenzte Zeit und in unbegrenzter Höhe für seine Miete aufkommen müssen?

Nun, ein Sonderfall, der kaum vorkommen dürfte bzw. dem mit einer Klausel zu begegnen wäre, daß eben im Falle extremer Veränderungen kurz, vielleicht bis 3 Monate vor einer Entlassung, der vorherige Zustand maßgeblich ist.
Aber sonst denke ich schon, daß man eher mit einem Mietbetragskorridor arbeiten sollte, im Bereich dessen die Miete vom Amt übernommen wird - ist sie teurer, muss der Leistungsbezieher sehen, wie er die Differenz aufbringt.
Damit kann der Leistungsbezieher alle Belange in seine Überlegungen einbeziehen, einschließlich sozialer Kosten durch Verlust von sozialem Umfeld, schulischer Anbindung, Nähe zu Arbeitsmöglichkeiten etc.

Dafür sind mE Weiterbildungsmaßnahmen da, nicht der 1€-Job. Natürlich wäre es gut, die Person entsprechend ihren Fähigkeiten zu beschäftigen; aber wenn nichts frei ist... In gewissem Maße ist geistige Beschäftigung mE auch Privatsache jedes Mitglieds der Gesellschaft; sie muß nicht zwangsläufig durch seine Arbeit gestellt werden, und erst recht nicht ist es die Verpflichtung der Gesellschaft, jedem Individuum in seiner Arbeit eine geistige Beschäftigung zu bieten. Schließlich gibt es auch Dinge, die erledigt werden müssen, und nicht zu besonderer geistiger Beschäftigung anregen...

Nun, Arbeit ist weit mehr als eine Tätigkeit mit Zweck und Folge des Einkommenserwerbs, sondern ist auch Quelle für Selbstbestätigung, für das Gefühl, gebraucht zu werden, und schafft ein soziales Umfeld.
Mit der Arbeitslosigkeit brincht nicht nur das selbst erarbeitet Einkommen weg, sondern auch ein wichtiger Bereich der Selbstwertfindung und ein wesentliches soziales Umfeld. Man kommt nicht darum herum, daß wir faktisch eine work-ethic-Gesellschaft haben, in der jemand, der keine Beschäftigung hat, als weniger wert eingestuft ist. Das wird durch als geringwertig angesehene Zwangsbeschäftigungen, und nichts anderes sind die meisten 1 Euro-Jobs, noch verstärkt - wie sich all dies real auswirkt, habe ich an meinem Vater mit erleiden dürfen.

Zitat von mine'S:Mit dem Vergleich wollte ich eigentlich auch nur aufzeigen, dass es mit einer Zielsetzung nicht getan ist, es braucht schon eine sinnvolle und realistische Herangehensweise um mehr als schöne Worte zu erreichen und genau da hapert es imo bei der von dir formulierten Zielsetzung. Sie ist nicht realisierbar.

Nun, ich bin ja noch nicht zu dem Punkt Alternative Lösungen gekommen.
Immerhin finde ich es sehr erstaunlich, daß es möglich ist, im Handumdrehen Banker, die sich verzockt haben, mit Staatsknete auf ihrem Sessel zu halten, übrigens ohne Eingriff in ihre aktuellen Gehälter. Würde man das Leistungsideal ernst nehmen, müssten nicht eigentlich all die CEOs, Aufsichtsräte und Fondsmanager mangels Leistung weitgehend auf ihre Gehälter verzichten?

Milena hat da recht, bei allem, was als unmöglich hingestellt wird, ist seltsamer Weise die zunehmende soziale Spaltung einschließlich der Inhaftungnahme von Kindern für das Schicksal ihrer Eltern nicht nur unwidersprochen möglich, sondern wird sogar aktiv forciert und von Medien sanktioniert, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Unabhängigkeit betonen.

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
So 25. Jan 2009, 01:21 - Beitrag #66

Zumindest in Hannover konnte man zu meiner Zeit für deutlich unter 400 Euro im Wohnheim wohnen, auf dem freien Markt waren Zimmer etwa ab 350 DM zu haben.
Ersteres ist hier vermutlich auch hier noch heute möglich, letzteres sicherlich nicht ;) - mit Glück dasselbe in Euro, bzw. als WG-Zimmer.
@Ferienarbeit: Dann braucht er natürlich das Glück, in den Semesterferien ("vorlesungsfreie Zeit") den entsprechend gutbezahlten Job zu finden. Allerdings ist es (anders als noch vor 15 Jahren) inzwischen völlig undenkbar, die Semesterferien tatsächlich frei zu haben; für viele ist das durch Klausuren und Hausarbeiten eine intensivere Arbeitszeit als das Semester selbst. Die Umstellung auf Bachelor/Master ("Bologna"), siehe Thread, hat reichlich dazu beigetragen, diese Tendenz noch zu verschlimmern.
@Steuern/Anrechenbarkeit: Davon habe ich keine Ahnung, der Fall betrifft mich so nicht; in diesem Jahr käme ich wohl erstmals drüber, falle aber altersmäßig raus.
Nun, ein Sonderfall, der kaum vorkommen dürfte bzw. dem mit einer Klausel zu begegnen wäre, daß eben im Falle extremer Veränderungen kurz, vielleicht bis 3 Monate vor einer Entlassung, der vorherige Zustand maßgeblich ist.
Aber sonst denke ich schon, daß man eher mit einem Mietbetragskorridor arbeiten sollte, im Bereich dessen die Miete vom Amt übernommen wird - ist sie teurer, muss der Leistungsbezieher sehen, wie er die Differenz aufbringt.
Dann hat man in der Festschreibung dieser Klausel natürlich auch wieder einen Grenzwert gesetzt, der Leute ungleich behandelt, die direkt vor oder nach dem Stichtag umgezogen sind - aber wie auch immer, eine solche Klausel würde es gegenüber einer schlichten Beibehaltung sicher verbessern. - Das mit dem Bereich/Maximalmiete ist doch prinzipiell die gültige Regelung? Nur eben, daß der Hartz-IV-Empfänger nicht die Freiheit hat, zum Begleichen einer über seine Verhältnisse gehenden Miete sich zu verschulden oder (so er dazu gewillt und befähigt ist) sich kriminell/schwarz über Wasser zu halten, sondern die Gesellschaft nur einen ihrer Meinung nach angemessenen Lebensstandard mitzufinanziert. Irgendwie auch nicht ganz unlogisch, finde ich.
Nun, Arbeit ist [...] auch Quelle für Selbstbestätigung, für das Gefühl, gebraucht zu werden, und schafft ein soziales Umfeld.
Mit der Arbeitslosigkeit brincht nicht nur das selbst erarbeitet Einkommen weg, sondern auch ein wichtiger Bereich der Selbstwertfindung und ein wesentliches soziales Umfeld.
Das ist mir klar. Aber die Gesellschaft kann aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen und darauf aufbauenden Strukturen weder jedem ein Umfeld bieten, in dem er - so hart es auch klingt: dann nur scheinbar! - gebraucht wird, noch über diesen Unterschied völlig hinwegsehen, sonst (siehe Bürgergeld-Ausführungen) entfiele ein wesentlicher Motor gesamtgesellschaftlicher Produktivität.
[...] Banker, die sich verzockt haben, mit Staatsknete auf ihrem Sessel zu halten, übrigens ohne Eingriff in ihre aktuellen Gehälter. Würde man das Leistungsideal ernst nehmen, müssten nicht eigentlich all die CEOs, Aufsichtsräte und Fondsmanager mangels Leistung weitgehend auf ihre Gehälter verzichten?
Meiner Meinung nach sollten Bank- und Unternehmensvorstände, die in der derzeitigen oder einer beliebigen anderen Krise Wesentliches versäumt und schlecht gewirtschaftet haben, ihre Plätze bereitwillig räumen - sie dazu aufzufordern, ist aber Aufgabe der Aktionäre /-svereinigungen, zudem rechtzeitig einzuschreiten, Aufgabe der Aufsichtsräte (die ihrerseits im Versagensfall gehen sollten). Dabei ist natürlich insbesondere zu kritisieren, daß in Deutschland Vorstände und Aufsichtsräte meist viel zu stark miteinander verbandelt sind und die Kontrollfunktion so ausgehebelt wird. Hier wäre gesetzgeberisches Handeln gefragt. -
Zudem ist aber anzumerken, daß das bei weitem schlechteste Finanzmanagement unddie größten Verluste die staatlichen Banken zu verantworten haben, und daß den hierfür verantwortlichen Politikern in längst nicht genügendem Maße auf die Finger geklopft wird. Stattdessen scheint die Bankenkrise vielen Bürgern schon wieder zu zeigen, daß staatliches Unternehmertum doch das beste sei. -

Die von Milena genannte Auflösung der Mittelschicht ist ein seit dem frühen 20. Jh. sich beschleunigender Prozeß, der zugleich auf der sozioökonomischen und der kulturellen Ebene beobachtet werden kann. Die Konsequenzen sind sicherlich in wesentlichen Teilen wie beschrieben. Interessant ist dabei aber, daß diese Entwicklung teilweise von Kräften forciert wurde, die inzwischen sich als Opfer dieses Prozesses sehen. Möglicherweise stand dahinter zeitweise auch das Begehren, eben diesen Opferstatus zu erlangen. Aber diese Beobachtung entsprechend auszuwerten, übersteigt meine Möglichkeiten.

mine'S^
Junior Member
Junior Member

 
Beiträge: 97
Registriert: 12.07.2008
So 25. Jan 2009, 16:36 - Beitrag #67

Immerhin finde ich es sehr erstaunlich, daß es möglich ist, im Handumdrehen Banker, die sich verzockt haben, mit Staatsknete auf ihrem Sessel zu halten, übrigens ohne Eingriff in ihre aktuellen Gehälter. Würde man das Leistungsideal ernst nehmen, müssten nicht eigentlich all die CEOs, Aufsichtsräte und Fondsmanager mangels Leistung weitgehend auf ihre Gehälter verzichten?


Es ist ja nun nichts neues, dass Menschen, denen es finanziell schlecht geht, sei es verschuldet oder nicht, stets die "Reichen" und "Großverdiener" zur Nemesis erklären und reichlich Kritik an deren Einkommen äußern, bzw. das Verdienen an sich gänzlich bestreiten. Zunächst frage ich mich, was das Einkommen von Leitenden Angestellten diverser Unternehmen mit der Höhe respektive der Gerechtigkeit gesetzlichen Existenzsicherung zu tun haben soll. Imo rein gar nichts und dabei stimme ich sogar zu, dass ein Großteil dieser Bezüge in keinerlei Relation zur tatsächlich erbrachten Leistung stehen, trotzdem spielt es überhaupt keine rolle bei der Frage ob es für den Staat finanzierbar wäre Arbeitslosen mehr Geld zur Verfügung zu stellen.

Davon abgesehen wurden keine utopischen Summen an diverse Banken gezahlt um deren Existenz zu sichern, es wurden Bürgschaften übernommen, deren Höhe eine einmalige Belastung darstellt, sofern es tatsächlich zum Eklat kommt, während eine Ausweitung der Bezüge von Arbeitslosen den Haushalt regelmäßig und zudem in größerem Umfang belasten würde. Des weiteren kommt mir deine Perspektive doch reichlich oberflächlich vor, da du die weitreichenden und desaströsen Konsequenzen eines tatsächlichen Zusammenbruchs der IKB und Hypo real estate wohl nicht in Betracht ziehst.

Milena hat da recht, bei allem, was als unmöglich hingestellt wird, ist seltsamer Weise die zunehmende soziale Spaltung einschließlich der Inhaftungnahme von Kindern für das Schicksal ihrer Eltern nicht nur unwidersprochen möglich, sondern wird sogar aktiv forciert und von Medien sanktioniert, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Unabhängigkeit betonen.



Ist es sozial gerecht beliebige Menschen übergebührlich zu belasten um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, während es meinen Kindern an nichts fehlt und diese genauso zu meinem Unterhalt beitragen könnten? Da unterscheiden sich unsere Definitionen von sozialer Gerechtigkeit doch erheblich... Ich persönlich finde es nämlich sehr ungerecht, dass ich andere Menschen unterhalten muss, die imo zum Teil verschuldet in ihrer Misere sind, zum Teil nichts, oder nicht genug tun ihr zu entkommen, oder sich beschweren, dass ihr lebensstandard nun zu eingeschränkt sei... Ich sage nichts gegen den Grundsatz der solidarischen sozialen Gerechtigkeit, aber die umfasst bei weitem nicht alle Menschen, die von Transferleistungen unterhalten werden... Es ist nicht die Aufgabe, noch die Funktion und schon gar nicht die Möglichkeit des Staates alle Bürger in Schwierigkeiten vollkommen glücklich zu machen, sondern die aufzufangen, die es wirklich hart trifft. Wenn ein Mensch sich zu gut ist Straße zu kehren, kann er von mir aus auf der Straße leben, Milliarden Menschen geht es wesentlich schlechter und er besitz die Frechheit die Gesellschaft in Anspruch zu nehmen, weil er standesgemäß beschäftigt werden will, oder gar nicht. Wo ist denn da bitte soziale Gerechtigkeit, hört sich alles ganz toll an und ist doch nicht mehr als edel gewandetes Parasitentum und 100%iger Egoismus. Schon merkwürdig, dass soziale Gerechtigkeit immer bei den Leistungsträgern anfängt und eingefordert wird, nie bei den Beziehern.

Milena
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1797
Registriert: 17.01.2005
So 25. Jan 2009, 16:59 - Beitrag #68

ist doch nicht mehr als edel gewandetes Parasitentum und 100%iger Egoismus


...sprach´s im deutschen lande.....^^

und jepp,

yes we can.....Bild

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 26. Jan 2009, 22:00 - Beitrag #69

Zitat von Lykurg:Dann hat man in der Festschreibung dieser Klausel natürlich auch wieder einen Grenzwert gesetzt, der Leute ungleich behandelt, die direkt vor oder nach dem Stichtag umgezogen sind - aber wie auch immer, eine solche Klausel würde es gegenüber einer schlichten Beibehaltung sicher verbessern. - Das mit dem Bereich/Maximalmiete ist doch prinzipiell die gültige Regelung? Nur eben, daß der Hartz-IV-Empfänger nicht die Freiheit hat, zum Begleichen einer über seine Verhältnisse gehenden Miete sich zu verschulden oder (so er dazu gewillt und befähigt ist) sich kriminell/schwarz über Wasser zu halten, sondern die Gesellschaft nur einen ihrer Meinung nach angemessenen Lebensstandard mitzufinanziert. Irgendwie auch nicht ganz unlogisch, finde ich.

Das mag für einen allein lebenden Menschen vielleicht nicht ganz unlogisch sein, für eine Familie übersieht das allerdings die immensen sozialen Kosten - Schulwechsel der Kinder, Verlust von sozialem Umfeld usw. - und es ist in meinen Augen auch sehr paternalistisch gedacht, Staat maßt sich an, zu bestimmen, wie Bürger mit seiner materiellen Situation umgeht. Dabei wird dann außer acht gelassen, daß es durchaus Vermieter gibt, die mit sich reden lassen, wenn Mieter dafür etwas hausmeistert oder so, oder weil sie froh sind, daß die Wohnung belegt ist, oder oder... Wie sich Mensch in seinen Möglichkeiten einrichtet, sollte IMHO ihm überlassen bleiben.
Davon abgesehen geht es dabei nicht darum, daß einfach nur so und so viel Geld gezahlt wird, sondern es wird von den Sachbearbeitern mehr oder weniger offensiv auf Umzug gepocht, da wird brutal mit der Ohnmacht der Leistungsbezieher gespielt.

Meiner Meinung nach sollten Bank- und Unternehmensvorstände, die in der derzeitigen oder einer beliebigen anderen Krise Wesentliches versäumt und schlecht gewirtschaftet haben, ihre Plätze bereitwillig räumen - sie dazu aufzufordern, ist aber Aufgabe der Aktionäre /-svereinigungen, zudem rechtzeitig einzuschreiten, Aufgabe der Aufsichtsräte (die ihrerseits im Versagensfall gehen sollten).

Aber wenn die Firma unter den staatlichen Rettungsschirm schlüpft, müsste IMHO damit auch eine materielle Haftung der Vorstände einher gehen, es ist klar, daß die Aktionäre nichts diesbezügliches durchsetzen, da sind sie interessenmäßig viel zu sehr mit ihnen auf einer Linie.

Zudem ist aber anzumerken, daß das bei weitem schlechteste Finanzmanagement unddie größten Verluste die staatlichen Banken zu verantworten haben, und daß den hierfür verantwortlichen Politikern in längst nicht genügendem Maße auf die Finger geklopft wird. Stattdessen scheint die Bankenkrise vielen Bürgern schon wieder zu zeigen, daß staatliches Unternehmertum doch das beste sei. -

In der Tat müßten die in den Aufsichtsgremien sitzenden Politiker zur Rechenschaft gezogen werden, allerdings auch die unteren Strukturen, die sich die Beteiligung an risikoreichen und nicht mit dem Geschäftszweck zu vereinbarenden Geschäften ausgedacht haben.
Ich bin mir dabei nicht so sicher, ob man privates oder staatliches Unternehmertum jeweils für besser halten kann, der Fall Siemens oder auch Schaeffler/Conti legen es für mich nahe, in der Größe und Zentralisierung der Konzerne ein überwiegendes Problem zu sehen, auch hinsichtlich der zu erwartenden Folgen, wenn die Konzerne scheitern.

An mine'S kommt noch.

Sley
Good Newbie
Good Newbie

 
Beiträge: 34
Registriert: 12.01.2009
Di 27. Jan 2009, 16:59 - Beitrag #70

Zitat von janw:In den Semesterbeiträgen sind meistens recht ausgedehnte Semestertickets inbegriffen.

Studenten können in ihrer Freizeit und in ihren Ferien so viel hinzuverdienen, wie sie wollen, ohne daß es ihnen an anderer Stelle genommen wird.


Dazu wollte ich noch etwas sagen; und zwar muss ich dir leider wiedersprechen. Ich kann jetzt aktuell nur das Beispiel München anbringen.

Es gibt kein Semesterticket. Es wird nur debattiert, ob man die Prozente, die Studenten bei den Monatskarten bekommen (statt 130 zahle ich 100), abschaffen soll.

Und mir wurde wiederholt von hoher Stelle der Universität gesagt bzw. es steht auch in den Uniregeln, dass man nur eine bestimmte Anzahl an Stunden arbeiten darf. Denn sobald man nicht mehr als 'hauptsächlich studierender' gilt, wird man exmatrikuliert. In den Semesterferien kann man natürlich arbeiten; sofern man je nach Studiengang die Zeit dazu hat.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 2. Feb 2009, 22:21 - Beitrag #71

Zitat von mine'S:[...]Zunächst frage ich mich, was das Einkommen von Leitenden Angestellten diverser Unternehmen mit der Höhe respektive der Gerechtigkeit gesetzlichen Existenzsicherung zu tun haben soll. Imo rein gar nichts und dabei stimme ich sogar zu, dass ein Großteil dieser Bezüge in keinerlei Relation zur tatsächlich erbrachten Leistung stehen, trotzdem spielt es überhaupt keine rolle bei der Frage ob es für den Staat finanzierbar wäre Arbeitslosen mehr Geld zur Verfügung zu stellen.

Nun, andererseits finanziert der Staat einer ganzen Reihe Leute, die nicht leistungsangemessen bezahlt worden sind, durch Stützung ihrer Banken die Weiterbeschäftigung samt erneuter Aussicht auf ungerechtfertigte Boni u.ä.
Im Grunde müsste er da sagen "Verzockt, so ein Pech aber auch, gehn Se mal ne Nummer ziehn". Oder eben anerkennen, daß ein großer Teil der Arbeitslosen erst durch die Tätigkeit dieser renditegeilen Fondsmanager abeitslos geworden ist, wegrationalisiert trotz guter Auftragslage, teils auch aufgrund aberwitziger Fusionen, die nicht operativ, sondern allein shareholder value-mäßig begründet waren. Und daß hier sehr viele Menschen aus dem Job gekickt wurden, die aufgrund der von diesen ungerechtfertigt Bereicherten systematisch betriebenen Verächtlichmachung über-35-Jähriger Arbeitnehmer keine Aussicht mehr haben, in etwa ihrem Fachgebiet wieder eine Stelle zu finden.
Wer im einem Fall von Verdienst durch Leistung spricht, muss dann auch erklären, womit diese Menschen dieses Schicksal verdient haben und ob es angemessen ist, sie nach einem Jahr Arbeitslosigkeit, das eben zu kurz ist, um wieder Fuß zu fassen, auf ein Existenzminimum fallen zu lassen - und ihre Familien mit ihnen.
Wenn der Staat sich höhere Leistungen nicht leisten kann, dann muss er eben die heranziehen, die für die Misere verantwortlich sind. Also weg mit der Senkung der Beiträge zur AL-Versicherung, Ausweitung der Sozialversicherung auf Nichtarbeitseinkommen (Kapitaleinkünfte, Mieten,...) und Einführung einer Zwangsrücklage bei Fusionen, die den nach einem Jahr noch Arbeitslosen eine Aufstockung gewährt, zusätzlich zum Sozialplan - oder auch eine Aussetzung der massiven Eingriffe von Hartz IV in das Vermögen der Arbeitslosen!

Davon abgesehen wurden keine utopischen Summen an diverse Banken gezahlt um deren Existenz zu sichern, es wurden Bürgschaften übernommen, deren Höhe eine einmalige Belastung darstellt, sofern es tatsächlich zum Eklat kommt, während eine Ausweitung der Bezüge von Arbeitslosen den Haushalt regelmäßig und zudem in größerem Umfang belasten würde. Des weiteren kommt mir deine Perspektive doch reichlich oberflächlich vor, da du die weitreichenden und desaströsen Konsequenzen eines tatsächlichen Zusammenbruchs der IKB und Hypo real estate wohl nicht in Betracht ziehst.

Naja, gerade HRE zeigt ja, wie sehr das Geld nur eine Bürgschaft war...begriffliche Volksverdummung.
Wenn ich höre, daß "mangelndes Vertrauen" das Problem sei, frage ich mich, ob die Herren Vorstände und Manager nicht geschlossen in psychiatrische Behandlung gehören, oder ob hier nicht stärkeres Durchgreifen des Staates nötig wäre im Sinne einer Zwangsverwaltung, die innerhalb eines Quartals auch noch die letzte Leiche aus dem Keller zerrt und dann all die zur Kasse bittet, die immer so gerne von unternehmerischer Haftung sprechen, wenn vor ihnen ein Handwerker wegen der schlechten Zahlungsmoral der Kunden mit Raten in Verzug gerät.
Irgendwo finde ich es unsäglich, in den guten Zeiten immer verächtlich auf den Staat zu zeigen, der so unflexibel sei und die Freiheit zum Geld verdienen beschneide, und wenn dann die Karre in den Dreck geschoben ist, wird nach dem Staat gerufen.

Ist es sozial gerecht beliebige Menschen übergebührlich zu belasten um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, während es meinen Kindern an nichts fehlt und diese genauso zu meinem Unterhalt beitragen könnten? Da unterscheiden sich unsere Definitionen von sozialer Gerechtigkeit doch erheblich... Ich persönlich finde es nämlich sehr ungerecht, dass ich andere Menschen unterhalten muss, die imo zum Teil verschuldet in ihrer Misere sind, zum Teil nichts, oder nicht genug tun ihr zu entkommen, oder sich beschweren, dass ihr lebensstandard nun zu eingeschränkt sei... Ich sage nichts gegen den Grundsatz der solidarischen sozialen Gerechtigkeit, aber die umfasst bei weitem nicht alle Menschen, die von Transferleistungen unterhalten werden... Es ist nicht die Aufgabe, noch die Funktion und schon gar nicht die Möglichkeit des Staates alle Bürger in Schwierigkeiten vollkommen glücklich zu machen, sondern die aufzufangen, die es wirklich hart trifft. Wenn ein Mensch sich zu gut ist Straße zu kehren, kann er von mir aus auf der Straße leben, Milliarden Menschen geht es wesentlich schlechter und er besitz die Frechheit die Gesellschaft in Anspruch zu nehmen, weil er standesgemäß beschäftigt werden will, oder gar nicht. Wo ist denn da bitte soziale Gerechtigkeit, hört sich alles ganz toll an und ist doch nicht mehr als edel gewandetes Parasitentum und 100%iger Egoismus. Schon merkwürdig, dass soziale Gerechtigkeit immer bei den Leistungsträgern anfängt und eingefordert wird, nie bei den Beziehern.

Nun, ich sehe mehr Menschen, die ohne eigenes Verschulden ihre Arbeit verloren haben und denen dann wegen ihres Alters oder anderer Bedingungen, für die sie nichts können, nur Absagen ins Haus flattern und die dann nach einem Jahr alles verlieren, was sie sich aufgebaut haben - ohne je den Hauch einer Chance, wieder etwas aufbauen zu können. Die Lustlosen mag es geben, hat es immer gegeben, aber sie werden IMHO zu einem Popanz aufbebaut, von jenen Kräften, die die Spaltung zwischen oben und unten in der Gesellschaft schon immer zum Programm hatten.

Und wenn ich von Kindern spreche, dann meine ich Kinder und Jugendliche, die ihre Zeit mit lernen und Spaß haben verbringen sollen, und die sich von dem Geld vom Zeitungen austragen einen Urlaub gönnen sollen oder ein Konzert, und nicht dieses Geld zum Lebensunterhalt der Familie beisteuern müssen sollen.
Sicher ist es vielerorts auf der Erde anders, aber dort ist es dann auch erlaubt, sich mit Kräutern mal kurz aus dem täglichen Einerlei herauszubeamen, nur mal ein kleinerer Unterschied...

[quote="Sley"]Dazu wollte ich noch etwas sagen]
Gut, ich kenne jetzt nur einige Semestertickets aus dem Norden, mit einigen kann man fast in ganz Niedersachsen herumfahren.
Ist natürlich sehr dumm geregelt bei Dir, da müsstet Ihr mal dem AStA Dampf machen, daß der was vernünftiges heraus handelt.

Was die tatsächliche Stundenzahl betrifft, es genügt doch, wenn Du und derjenige sie kennt, für den Du arbeitest^^ Und notfalls arbeitest Du dann den nächsten Monat weniger, dann gleicht es sich übers Semester aus.
Trotzdem, hast natürlich recht, daß es dumm geregelt ist.

Vorherige

Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast