Atheistische Bus-Werbung

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Maglor
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Do 9. Apr 2009, 19:03 - Beitrag #1

In England sorgte im Herbst 2008 eine Werbe-Aktion an Bussen für Furore. Hierzu die englische Wikipedia.
Auf den Bussen stand der Spruch: "There's probably no god."
Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Eine im Grunde nicht einmal atheistische sondern lediglich agnostische These.
Fianziert wurde dies von der British Humanist Association.
Dies sorgte für einige Verwirrung. Sofort sahen sich christlichen Organisationen zur Gegenpropaganda provoziert. Die Kampagne fand in den USA und zahlreichen europäischen Ländern Nachahmer, nur nicht in Deutschland.
Es gibt zwar auch in Deutschland ein spinnerten Verein dafür schon fleißig Spenden gesammelt hat, aber entsprechende Werbung von den Berliner Verkehrsbetrieben abgelehnt: "Wir wollen nicht, dass sich die Fahrgäste der BVG aufregen müssen."
Also, bloß nicht aufregen deutsche Stammesbrüder! :crazy:

Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 10. Apr 2009, 17:40 - Beitrag #2

der von dir verlinkte spinnerte Verein ist aber kein Vertreter der christlichen Gegenkampagne^^ gehe ich also recht in der Annahme, dass du die ursprüngliche Kampagne als spinnert ablehnst?^^

das bringt mich zu einer Beobachtung gestern, in Karlsruhe, wo ich Werbeplakate der PBC zur Europawahl gesehen habe^^ ich musste beinahe lachen^^

Traitor
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So 12. Apr 2009, 15:25 - Beitrag #3

Ich habe das mal aus dem Brights-Thread abgetrennt, da es damit nur peripher zu tun hatte.

Die ursprüngliche Aktion finde ich sehr sympathisch und amüsant, vor allem, da sie durch das "probably" der Gegenseite mit ihren unbegründeten Festüberzeugungen schön den Spiegel vorhält und der "so stop worrying"-Untertitel eben einfach nur nett ist.

Dass analoge Kampagnen in Deutschland von den Verkehrsbetrieben abgelehnt werden, ist nun schwerer zu beurteilen. Entscheidend ist dafür für mich die Frage, ob es in der Vergangenheit religiöse Botschaften auf Bussen in Deutschland gab. In England war die Aktion ja eine direkte Reaktion auf weit verbreitete Christen-Propaganda. Hätte es bei uns auch schonmal solche gegeben, wäre die Ablehnung der Gegenaktion eine Frechheit. Gab es sie aber nie, wäre sie konsequent, da eben jedwede weltanschauliche Werbung abgelehnt wird.
Weiß hierzu jemand etwas?

Ipsissimus
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So 12. Apr 2009, 15:40 - Beitrag #4

in Saarbrücken gibt es ziemlich häufig christliche Werbung auf Plakaten und - wenn mein Gedächtnis mich nicht völlig täuscht - gelegentlich auch auf Bussen

Lykurg
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So 12. Apr 2009, 20:00 - Beitrag #5

In Hamburg habe ich christliche Werbung nie an Bussen gesehen, wohl aber in Nahverkehrszügen. Verglichen werden kann aber logischerweise nur Berlin mit Berlin. - Letztlich teile ich Traitors Position, wenn auch nicht seine Wortwahl. ;)

Ipsissimus
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Mo 13. Apr 2009, 11:51 - Beitrag #6

das einzige Problem, das ich damit hätte - und das sehr einfach widerlegt werden könnte - besteht darin, dass in Deutschland entsprechende Kampagnen sehr wahrscheinlich in "angemessenem Ernst" gegenüber der Sache gehalten wären, statt sich des fröhlichen Blödsinns des britischen Originals zu bedienen. Oder kann sich irgendjemand "Das Leben des Brian" von einem deutschen Regisseur vorstellen?^^

Maglor
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Mo 13. Apr 2009, 13:49 - Beitrag #7

Ipsissimus, deine Befürchtungen muss ich leider bestätigen. Tatsächlich gehen die Deutschen mit dem "angemessen Ernst" an die Sache.
Der Urslogan "There's probably no god, now stop worrying and enjoy your life." ist ja durchaus komisch. Übersetzt: Es gibt wahrscheinlich keinen, als hör auf dir Sorgen zu machen und genießen das Leben. Nach meiner Lesart wird hier nicht nur die Religion auf Schippe genommen sondern auch der Atheismus karrikiert.
Dass man ohne Gott keine Sorgen mehr hat, kann ja nicht ganz ernst gemeint sein. ;)

Dagegen deutsch (im zweiten Satz varrierend): Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.
Ein erfülltes Leben braucht keinen Glauben. oder Werte sind menschlich - auf uns kommt es an. oder Aufklärung heißt Verantwortung übernehmen.
Jeglicher Witz ist hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verloren gegangen. Eben mit "angemessenen Ernst" wird behauptet Atheisten seien die besseren Menschen. Aufklärung blah, blubb... :crazy:
Spinnert erscheint mir die Idee, dass Personen offenbar dafür Geld spenden, derartige platte Werbeslogans zu verbreiten. Überhaupt scheint den deutschen Werbeslogan ein merkwürdiger Idealismus inne zu wohnen, der mir schon fast unbright erscheint. :(
Ebenso unkomisch und moralisierend ist übrigens auf die amerikanische Version: Why believe in a God? Just be good for goodness' sake. Warum an einen Gott glauben? Sei einfach gut um der Güte willen.
Äußerst bissig und aphoristisch hingegen die italienische Version: “Die schlechte Nachricht ist, dass es Gott nicht gibt. Die Gute ist, dass wir ihn auch nicht brauchen.

Christliche Werbung ist mir schon öfters ins Auge gefallen. Diese ist nicht immer von den Amtskirchen, sondern häufig auch von dubiosen christlichen Splittergruppen. Wer erinnert sich nicht an die groß angelegte vegetarische Werbekampagne der Hippie-Christen von "Universelles Leben vor ein paar Jahren?
Die deutsche Buskampagne hat auf ihrer Seite (nach unten scrollen) einige Beispiele für deutsche Buswerbung verschiedenster christlicher Gruppen gesammelt.
Deutschland ist eben doch Deutschland. :rolleyes:

e-noon
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Mo 13. Apr 2009, 20:27 - Beitrag #8

Eigentlich heißt das im Italienischen "... Die gute ist, dass du ihn auch nicht brauchst."

Finde ich jedenfalls auch definitiv lustiger als die deutschen, Eleganz und Wortwitz würden dem Atheismus imo besser stehen als Pathos... zumindest, was die Wirkung angeht, ganz ohne Pathos muss auch nicht sein ^^

Anaeyon
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Mo 13. Apr 2009, 21:12 - Beitrag #9

Vll. seltsam, sowas von mir zu lesen, aber ich find die Aktion generell daneben. Abgesehen davon, dass ich christliche Plakate in Bus und Zug sicherlich zertreten oder abreißen würde, zumindest wenn sie wie auf einem Bild auf der Homepage was von Hölle erzählt, aber man sollte nicht auf den (fast) gleichen Zug aufspringen und sich mitverantwortlich dafür machen, die Gefühle anderer zu verletzen. Ein "es gibt mit an Sicherheit grenzender Warscheinlichkeit keinen Gott" würde mich zumindest nicht für den Atheismus begeistern, abgesehen davon dass der Satz Schwachsinn ist ^^.


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