Freigabe der Lebensmittel-Packungsgrößen

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Traitor
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Mo 13. Apr 2009, 12:58 - Beitrag #1

Freigabe der Lebensmittel-Packungsgrößen

Mal wieder so eine kleine Reform am Rande, die aber einige Auswirkungen auf den Alltag haben könnte: ab sofort dürfen die meisten Lebensmittel in beliebigen Packungsgrößen verkauft werden, also 0,95 Liter Milch oder 480g Nudeln. Befürchtet werden natürlich versteckte Preiserhöhungen.

Dass ich das nicht gut finde, muss natürlich fast nicht erwähnt werden. Preiserhöhungen sind nicht so mein Problem, die würden nach den Senkungen zuletzt eh bald wieder kommen. Auch der unübersichtlichere Preisvergleich ist sehr nervig, aber noch halbwegs erträglich, da es ja Grundpreis-Schilder gibt. Aber allein, dass man nicht mehr "eine halbe Packung Sahne" in ein Rezept geben könnte, ist unglaublich bescheuert.
Alle Beschwerden natürlich gesetz den Fall, dass Änderungen sich tatsächlich durchsetzen. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass das nicht passieren wird, ging die Tendenz der Läden in den letzten Jahren doch eher zur freiwilligen Vereinheitlichung. So sind die Preise der Grundnahrungsmittel inzwischen ja in allen Discountern und bei Supermarkt-Eigenmarken komplett identisch, das war noch vor ein paar Jahren nicht so. Ich denke, der starke Wettbewerb wird obskure Änderungen massiv dämpfen.

Absurdität am Rande: wieso werden gerade Weine und Spirituosen nicht freigegeben? Das sind doch so ziemlich die Produkte, wo es am wenigsten auf genaue Preise und Mengen ankommt.

Lykurg
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Di 14. Apr 2009, 00:38 - Beitrag #2

Grundsätzlich finde ich das halb so wild. Für so viele Produkte bestand auch zuvor kein einheitlicher Verpackungszwang, daß ich meine, dem Verbraucher könne dieses Stück Mündigkeit auch zugetraut werden. Sicher ist es ein prima Mittel für verdeckte Preiserhöhungen - als das es auch genutzt (werden) wird - aber da muß man aufpassen, müssen gegebenenfalls auch professionelle Tester hingucken, und dann wird sich hoffentlich das meiste über den Markt regeln. Wie du ja auch anmerkst, wäre es etwa bei Wein und Spirituosen sinnvoll, die Volumina freizugeben. Ähnliches gilt meines Erachtens auch für Joghurts, Butter etc. - Bei Rezepten, die auf Sahnebecher zugeschnitten sind, muß man dann eben entsprechend umdenken/umrechnen; ist ja bei internationalen Rezepten aus dem Netz (etwa mit amerikanischen Maßen und Gewichten) auch nicht anders.

ad absurdum: Die regelmäßigen Konsumenten dieser Waren haben möglicherweise besondere Schwierigkeiten mit den befürchteten Umstellungen. Vermutlich nehmen die zuständigen Juristen an, diese Kunden seien verdeckten Preiserhöhungen gegenüber aufgrund getrübter Wahrnehmung hilflos, und sehen hier wegen erhöhter Sorgfaltspflicht die Notwendigkeit einer Härtefallregelung. Bild

Feuerkopf
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Di 14. Apr 2009, 01:08 - Beitrag #3

Ich habe mal drauf geachtet: Alle Prospekte von Discountern, die wir übers Wochenende ins Haus bekamen, verzeichneten immer den Basispreis pro Produkt. So ist es eigentlich einfach, Preise zu vergleichen. Absurde Packungsgrößen gab es doch schon länger, z. B. bei Dauerkonserven.

Letztlich stimmen wir an der Kasse ab: Wenn wir die Standardgrößen bevorzugen, haben die Lieferanten keinen Grund, daran etwas zu ändern. Die Kaffeeproduzenten haben es mal vor Jahren versucht und sind kläglich gescheitert.

blobbfish
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Di 14. Apr 2009, 13:22 - Beitrag #4

Wo hier auf die Mündigkeit des Bürgers verwiesen wird, verweise ich auf den Komfort mich nicht mit Vergleichen rumplagen zu müssen.

Letztlich stimmen wir an der Kasse ab: Wenn wir die Standardgrößen bevorzugen, haben die Lieferanten keinen Grund, daran etwas zu ändern. Die Kaffeeproduzenten haben es mal vor Jahren versucht und sind kläglich gescheitert.


Ist so nicht ganz richtig, wenn man auf das Produkt nicht verzichten mag/kann. Was war da genau mit dem Kaffee? Ich trink das Zeug icht und hab da entsprechend keine Ahnung von.

Lykurg
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Di 14. Apr 2009, 13:46 - Beitrag #5

blobbfish, wenn sowieso Grundpreise ausgezeichnet sein müssen (nicht nur in den Prospekten, auch am Regal), ist der Vergleich doch nicht weiter schwierig. (Man könnte diese Regelung vielleicht noch ausweiten, jedenfalls sollte sie für alle Artikel gelten, die von der jetzigen Gesetzänderung betroffen sind).

Auch ich trinke keinen Kaffee, nehme aber an, daß Hersteller versucht haben, anstelle der üblichen Kilopakete 900g "zum Minipreis" auf den Markt zu bringen und damit gescheitert sind.

Ipsissimus
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Di 14. Apr 2009, 15:05 - Beitrag #6

ist vielleicht ein bisschen weit her geholt, aber es erinnert mich doch an das Projekt Moderne^^ als man alle Formen bis zur Nichtmehrwiedererkennbarkeit reduziert und permutiert hatte, erkannte man, dass man den Menschen zwar etwas sagen wollte, aber die nicht mehr verstanden haben, was man sagte^^ das Projekt endete im Projekt Postmoderne^^

will sagen, wenn die Hersteller von 276-Gramm-Packungen Kaffee nichts mehr umsetzen, weil sich die Kunden schlicht weigern, erst auf die Pro-Kilo-Preise zu schauen und ihnen 276-Gramm-Packungen schlicht zu blöd sind, werden wir dann in baldiger Bälde wieder mit den Packungen im korrekten Retro-Gewicht beglückt werden^^

bis dahin genieße ich es, Eier in 2,7 Stück-Verpackungen zu kaufen^^

Noriko
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Di 14. Apr 2009, 15:20 - Beitrag #7

Die "pro sinnvolle menge zum umrechnen" preisangabe ist pflicht, mir ist es aber schon umgekommen,d as z.B. Spirituosen in "pro flasche" angegeben wurden, und ich dann doch zum preisvergleich von 0,7 und 1l flaschen den taschenrechner zur Hand nehmen musste, sowas passiert zum glück selten.

Ansich sehe ich da eigentlich keine probleme, nur irgendwelchen Absurden Packungsgrößen würde ich meine zustimmung versagen, dennoch denke ich das das so schnell nicht passieren wird, da die Unternehmen dafür neue Verpackungen und Abfüllanlagen brauchen würden, und das ksotet sicher mehr geld als die Mogelpackung einbringen würde.

Traitor
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Di 14. Apr 2009, 19:55 - Beitrag #8

Der erste Fall, bei dem es mir aufgefallen ist, ist übrigens sogar ein weitgehend positiver. Weihenstephan-Fruchtbuttermilch gibt es jetzt in 400ml-Flaschen statt 500ml-Bechern. Und zwar zum korrekt runtergerechneten Preis (modulo 0,2 Cent). Und die Flasche ist deutlich stabiler, somit praktischer als Unterwegs-Erfrischung. Nur mehr Müll, aber da hat man heutzutage ja fast schon resigniert...

@Lykurg: Natürlich sind beide Aspekte (Preisvergleich und Größenumrechnung) nicht schlimm, aber beide absolut nervig und bei den meisten Produkten mit keinem Vorteil verbunden.
Deine Alkoholika-Theorie dagegen klingt sehr überzeugend. :D

@Feuerkopf und Ipsi: Ich wüsste nicht, wie man sich als Verbraucher dagegen wehren sollte, wenn koordiniert alle Läden ein unverzichtbares Produkt, Milch oder Nudeln z.B., nur noch in einer krummen Größe anböten. Gegen einseitige Preismogeleien eines Ladens, sicher. Aber nicht gegen flächendeckende Aktionen, wie sie bei der derzeitigen de-facto-Kartellbildung durchaus möglich wären, wenn sich nicht der alte Standard doch als der effizientere herausstellt.

Lykurg
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Di 14. Apr 2009, 23:18 - Beitrag #9

Traitor, wieso ist der Preisvergleich schwierig, wenn am Regal jeweils auch der Kilopreis steht? Meinst du damit, daß man sicherheitshalber kontrollieren sollte, ob die Doppelauszeichnung rechnerisch übereinstimmt?

Bei der Größenumstellung fiele mir als tatsächlich eher lästiger Punkt ein, daß man bei leichtverderblichen Zutaten in Becherform (Sahne) tatsächlich eher darauf angewiesen ist, daß die verkauften Mengen gleichbleiben, damit man nicht ständig irgendwelche Reste verwerten muß - aber bei anderen Rezepten hat man das Problem auch jetzt, mit etwas kulinarischer Phantasie läßt es sich lösen.
Vorteil: Möglicherweise stärker am Wunsch der Kunden orientierte Portionierung.

Ipsissimus
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Mi 15. Apr 2009, 09:13 - Beitrag #10

selbstverständlich verfügt "der Mensch" über die Fähigkeit, sich an jeden Blödsinn zu gewöhnen und irgendwie klarzukommen. Rechtfertigt das den Blödsinn? Bei der ganzen Diskussion über die Details sowohl des Bewältigungsprozesss wie auch der möglichen Preisverschleierungsstrategien scheint mir das ein wenig kurz zu kommen: die völlige Überflüssigkeit dieser Freigabe

Lykurg
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Mi 15. Apr 2009, 10:29 - Beitrag #11

Wie bereits von Traitor angesprochen, können auch Vorteile daraus entstehen. Und grundsätzlich finde ich nicht, daß dem Kunden jegliches Denken abgenommen werden muß.

Im Prinzip hätte man ja auch bei Lebensmittelkarten bleiben können. Da war das ganze Preisvergleichen auch nicht nötig.^^

Ipsissimus
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Mi 15. Apr 2009, 12:58 - Beitrag #12

warum nur? warum nicht? ^^

auch Überflüssigkeit hindert uns nicht daran, Sinnvolles darin zu suchen^^

Gewöhnte man den Verbraucher nicht erst mühsam an normierte Verpackungsgrößen? In den 50ern und 60ern war das alles noch weitgehend unnomiert, dann kam das große Normieren, und jetzt, wo alle längst daran gewöhnt sind, wird wieder die große Freiheit der Verpackungsgröße bejubelt. Ein Schuft, der Arges dabei denkt .... mir die ganzen Omas und Opas vorstelle, mit Taschenrechner, aber ohne Ahnung von Dreisatz^^

Traitor
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Sa 18. Apr 2009, 12:58 - Beitrag #13

@Lykurg: Er ist nicht schwierig, nur nervig und überflüssig. Wobei die Verneinung auch nur für mich/uns gilt, nicht unbedingt auch für alte Leute etc. (kleingedruckt, niedrig/hoch angebracht, generelle Unflexibilität...)
Den Vorteil habe ich übrigens nur als Anekdote, nicht als generelles Argument angeführt. Die Flaschen hätten sie auch mit 500ml machen können.

@Ipsissimus: Genau das ist auch der Punkt, um den es mir geht - es ist nicht schlimm, aber es ist eben so vollkommen unnötig. Deregulierung der Deregulierung willen. Und gegenüber dem Vorzustand war die Normierung meines Erachtens eben ein Fortschritt, so wie auch in anderen Bereichen - Papierformate, Benzinzusammensetzungen, Computertechnik...

Maglor
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Sa 18. Apr 2009, 18:02 - Beitrag #14

Irgendwie haben doch alle die doofe EU mit ihren doofen Verordnungen lieb gewonnen.
Tatsächlich haben selbst die merkwürdigsten Regelungen einen Sinn. Ich weiß jetzt nicht, ob die Legalisierung krummer Gurken doch noch gestoppt werden konnte.
An sich sind Normen eine praktische Sache. Allerdings gab es schon vorher eine Vielzahl von Normen, die bereits, so finde ich, einen Vergleich der Kilo- und Liter-Preise notwendig machte. Hinzu kommt die absrude Preis-Politik, dass kleinere Packungen im Dauer-Sondeangebot billiger sind größere gleicher Marke.
Also Augen auf beim Eierkauf! :crazy:
Zitat von Traitor:Absurdität am Rande: wieso werden gerade Weine und Spirituosen nicht freigegeben? Das sind doch so ziemlich die Produkte, wo es am wenigsten auf genaue Preise und Mengen ankommt.

Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, weswegen Wein und Schnaps auch vom "Dosenpfand" verschont blieb. Derartige Produkte verdienen den besonderen Schutz des Staates. :crazy:


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