Lykurg, "die Freiheit des einen endet da, wo er die Freiheit des anderen antastet" ist als humanistisches Prinzip sogar noch ein gut Stück über dem Prinzip der Religionsfreiheit angesetzt. Außerdem, wenn du Diskriminierung mit Religionsfreiheit legitimierst, warum dann nicht auch den Dschihad? Nur weil es eine andere Religion ist, macht ihn das dann ja nicht automatisch zu einer schlechten Sache, denn Religionsfreiheit steht ja deiner Darlegung nach über jeder Rechtsstaatlichkeit. Oder differenzieren wir vielleicht nicht doch lieber zwischen der Freiheit von Menschen, sich zu einer Religion zu bekennen, und der Freiheit der Religion, beliebige, auch inhumane Prinzipien zu verfechten?
Wie viele Katholikinnen kennst du, die allen Dogmen des katholischen Glaubens voll und ganz zustimmen, aber dafür sind, dass Frauen zu Priestern geweiht werden? Ich habe das Gefühl, dass vor allem nicht-Betroffene sich darüber aufregen.
Einige^^ davon abgesehen, seit wann darf sich Empörung über Unrecht nur dann artikulieren, wenn mensch selbst zu denen gehört, denen besagtes Unrecht geschieht? Schießen wir damit alles Mitleid und alle Empathie in den Wind? Kein Einsatz mehr für Türkinnen, Araberinnen, kein Widerstand gegen Neonazis, bevor mensch nicht selbst die Stiefel in der Fresse hatte?
Willst du damit aussagen, dass es keinen Unterschied dazwischen gibt, ob etwas so und so ist oder ob die Leute so handeln, als ob es so ist? Banales Beispiel: es gibt keinen Unterschied dazwischen, ob ein Essen nicht vergiftet ist oder ob sich die Leute nur so verhalten (und vielleicht glauben, dass Gift ihnen auch nicht schaden könne)? Oder ob Leute Bewusstsein haben oder ob ich sie so behandle, als ob sie das haben?
wesentlicher Einwand, in der Tat^^ ich würde allerdings anders fragen^^ glaubst du, dass bei der Wandlung der Oblate etwas passiert, das ontologisch auf der gleichen Ebene anzusiedeln ist wie das, was mit dem Körper eines Menschen passiert, wenn ihm Gift zugeführt wird? Ich meine, selbst hartgesottenste Katholiken werden nicht glauben, dass sie da jeden Sonntag reales Menschenfleisch essen. Also bedient sich der Glaube an dieser zentralen Stelle einer Metapher. Warum diese Metapher nur dann wirkt, wenn sie von einem Manne erzählt wird statt von einer Frau? Weil es so gehandhabt wird; und doch könnte es jederzeit ohne geringsten Wirkunterschied anders gehandhabt werden.
Beim Gift ist es eher weniger die Frage, ob du daran glaubst, dass es ein Gift ist. Den Unterschied zur gewandelten Oblate wirst nicht nur du merken, sobald du es nur geschluckt oder sonstwie inkorporiert hast.
ich kann es auch anders sagen, mit Kant, und vielleicht deutlicher. Du und kein gläubiger Katholik würden sich unter normalen Umständen jemals darauf einlassen, mir reale 10000 Euro zu leihen und einen Monat später 10000 von mir nur als real geglaubte Euro zurückzuerhalten - egal, wie intensiv ich an deren Realität glaube -, oder auch 11000, falls ihr auf imaginäre Zinsen besteht. Warum nicht? Weil ihr entgegen euren Behauptungen sehr genau zwischen Realität und Virtualität/Imagination unterscheiden könnt, und den ganzen Transsubstantialismus-Dreck nur dort ins Feld führt, wo ihr von vornherein gar keine Realität vermutet, also auch gar keine Gefahr besteht, Behauptungen jemals an der Wirklichkeit abgleichen zu müssen. Glauben ist nichts weiter als ein Narrenparadies für Leute, die Unhinterfragbarkeit lieben.
Ich spreche schon über einen etwaigen "ontologischen" Status (auch wenn ich es vielleicht anders nennen würde). Wenn es nur Scharlatanerie ist, ist es doch umso besser, wenn Frauen da nicht auch noch mitmachen müssen...
Dem stimme ich sogar zu^^ andererseits, wie wäre es, wenn wir das Frauen, die es vielleicht trotzdem wollen, selbst entscheiden lassen, statt aus unserer männlichen Hoheit heraus das für sie zu entscheiden? Hm? Oder ist der Mann doch mehr wert als die Frau, sind seine Entscheidungen denen der Frau als übergeordnet zu erachten?
Das trifft sich gerade gut mit dem Männer- und Frauenbild, das du im Folgenden ansprichst. Auch das sehe ich im wesentlichen so wie du. Und da muss ich sagen, bin ich dem Humanismus und dem Grundgesetz mehr als dankbar, dass es mit dem Unfug aufgeräumt hat, wonach "wie Christus das Haupt des Mannes, der Mann das Haupt der Frau" sei. Frag doch mal, wieviele Frauen sich hier im Forum als Untergebene ihrer Partner fühlen. Und dann frage auch noch, wieviele es faktisch trotzdem sind (nein, letzteres ist nur ein Scherz^^ soviel Distanz zu ihrer eigenen Situation werden nicht viele aufbringen, also ersparen wir es ihnen und ihren Männern^^)
Auch wenn es in der katholischen Kirche kein Dogma ist, dass Frauen keine Priester werden dürfen, scheint es für manche ein Dogma zu sein, dass Frauen und Männer in allem gleich sind, wo es keine offensichtlichen Unterschiede gibt...
du weist sehr wohl, es geht nicht um Gleichheit im Sinne einfacher Identität, sondern um Gleichwertigkeit und daraus resultierender Gleichbehandlung trotz Unterschiedlichkeit. Ich erinnere nochmal daran, die Wandlung ist eine Metapher, ein Placebo. Und für Metaphern ist es egal, wer sie erzählt.
Und ich kann keinen Deut mehr erkennen, dass es verfassungsfeindlich ist, dass Frauen keine Priester werden dürfen, als dass es verfassungsfeindlich ist, dass für Frauen keine Wehrpflicht besteht.
der Unterschied besteht darin, dass in der Verfassung nirgendwo steht, dass Frauen unter normalen Umständen wehrpflichtig sind, fehlende Wehrpflicht für Frauen also derzeit nicht verfassungsfeindlich ist^^ es steht jedoch sehr wohl was über Gleichbehandlung und Gleichwertigkeit trotz geschlechtlicher Unterschiede drin. Die findest du in der Katholischen Kirche nicht^^