Zitat von e-noon:Ja: Mit Maedchen zu schlafen, die noch nicht geschlechtsreif sind, hat demographisch absolut keinen Sinn. Die fruehe Verheiratung VOR der Geschlechtsreife garantiert hoechstens, dass sie noch Jungfrau sind... wenn sie Glueck haben
Die biologisch-demographische Betrachtung bezog sich auf die frühe Verheiratung kurz nach der Geschlechtsreife, um 12 Jahre, was IMHO globaler mainstream in den vormodernen Gesellschaften sein dürfte. In den zusätzlich noch stark chauvinistischen Gesellschaften wurde/wird die Heiratsfähigkeit noch vorverlegt, um die männliche Dominanz tiefer in den Frauen zu verankern, nach außen wird dies meist mit dem Schutz der Mädchen vor Verletzung der Familienehre durch vorehelichen Geschlechtsverkehr begründet.
War vielleicht nicht ganz deutlich differenziert...
Zitat von Ipsissimus:Dieses Mädchen ist weit darüber hinaus gegangen, einfach nur auf die Idee zu kommen oder den Wunsch zu verspüren. Es hat Wissen eingesetzt, über strukturelle Möglichkeiten, Verfahrensweisen u.dgl. Das hat es sich nicht selbst ausgedacht. Und darauf wird man mit Sicherheit im Jemen zukünftig ein erhöhtes Augenmerk haben
Den Berichten nach hat sie auch gestört, daß sie nicht mehr zur Schule gehen durfte.
Sie hat vor allem auch das Glück gehabt, einer Anwältin über den Weg zu laufen, die sich ihres Falles angenommen hat, an einen Richter zu geraten, der sie bei sich untergebracht und dann an eine sichere Unterkunft vermittelt hat, und daß eine Reihe Spender aus dem arabischen Raum ihr das Geld für die Abfindung für ihren Ehemann gegeben haben, etwa 500 Dollar.
Aber ohne ihren Mut wäre das alles nicht erreicht worden.
Tja, könnte natürlich der Schulbesuchsquote von Mädchen abträglich sein...
Ich habe nach zahlreichen Gesprächen mit Menschen aus dem Nahen Osten das Gefühl, daß sich dort etwas entwickelt hin zu einer differenzierteren Sicht, viele gehen durchaus respektvoll mit ihren Frauen um und treten für den Schulbesuch der Mädchen ein. Vielleicht ist es aber auch eine Frage der sozialen Schicht.
Das größte Hemmnis scheint für mich aber auch die Diskriminierung durch den Westen zu sein, das arbeitet eigentlich nur den Fundamentalisten zu und den gesellschaftlich zu kurz Gekommenen.
Zitat von e-noon:Und genau da sehe ich die Ueberlegenheit von Jesus und Buddha
Nun, für Jesus gilt vielleicht dasselbe wie für Mohammed, nur daß Jesus schichtspezifisch wirkte: Seine Botschaft richtete sich an die Benachteiligten der Gesellschaft, etwas ähnlich wie im Falle Mohammeds hatte er den politischen Erfolg nur, weil er den Leuten im Prinzip gesagt hat, dass die da oben etwas überzogen hatten, die würden dafür später auch von Gott bestraft, daß aber sonst die Art wie mit ihnen verfahren wurde, gottgewollt sei.
Zitat von e-noon:Und wer sagt, dass vorliegende Situation nicht durch spontane Gewaltausbrueche geloest werden kann?
Weil Gewalt nur zu Gegengewalt führt, ohne daß irgendetwas verstanden wird, auf beiden Seiten.
IMHO wäre bei den Männern anzusetzen, die Erziehung der Jungen zu kleinen Königen im Sinne des alles dürfens und nur der Familienehre verantwortlich seins ist IMHO der Kern des Problems.
Nach meinem Eindruck leiden die Männer selber darunter, wenn natürlich auch nicht öffentlich - Männer weinen nicht^^ - letztlich empfinden viele es so, daß ihnen die Familienehre kaum eine Wahl lässt, wenn ihre Frau fremdgeht, können sie als Mann einpacken, eine Tochter, die nicht mehr jungfräulich ist, ist schwer zu verheiraten usw.
Natürlich gelingt es nur einem kleineren Teil der Männer, selbst diese eigene leidvolle Versteickung zu tranzendieren.
Das target-Projekt von Nehberg setzt genau an diesem Punkt an und ist genau deshalb erfolgreich.
Wie Ipsi sehe ich es aber auch so, daß der Erfolg solch eines Herangehens erschwert wird, wenn die islamischen Männer als Gesellschaft das Gefühl bekommen, "wir" betrachteten sie als minderwertig, ihren Glauben als Schund, ihre Kultur als nicht der Rede wert, und letztlich gehe es nur um eine Missionierung mit der amerikanischen Kultur des anything goes, mit dem tieferen Zweck der Erhaltung amerikanischer Hegemonie, Rohstoffverfügbarkeit und Stützung diesen Zielen gegenüber gefügiger, ansonsten aber korrupter Regime.
Unabhängig davon gilt auch die Sache mit dem Holzteil im Auge - noch in den 60er Jahren konnten deutsche Männer mit ihren Frauen praktisch alles machen, wonach ihnen gerade die Lust stand. Blaue Flecke, Blutergüsse? "Von der Leiter gefallen". Was mussten nicht die ersten Frauenhäuslerinnen über sich ergehen lassen - kein Wohnraum erhältlich, kommunale Förderung für jeden Schützenverein, aber nicht für die "linken Emanzen, Ehebrecherinnen",...
[quote="e-noon"]Trotzdem kapiere ich nicht, warum man ueberhaupt Macht sichern muss]
Weil irgendwann mal ein Mann auf die unselige Idee mit der Macht gekommen ist, vielleicht weil sie auch menschenimmanent ist.
Was Amerika und die Nato mit der religiösen Fundamentalisierung zu tun haben, hat Ipsi gut dargestellt, es läuft auf den Wagenburg-Effekt hinaus, wie Menschen eben reagieren, wenn sie sich angegriffen fühlen.