Zitat von Lykurg:Hier hast du mich allerdings teilweise mißverstanden. Den Wikipedia-Beitrag hatte ich übrigens zuvor überflogen. Hättest du das auch getan oder das Wort "transkulturelle" mit fettgesetzt, wäre dir vielleicht aufgefallen, daß damit eben nicht Religionen gemeint sind, sondern 'transkulturelle religiöse Vorstellungen', was meines Erachtens nicht genau dasselbe wie 'Religion' ist. - Etwas weiter unten sagt der Wiki-Artikel etwas deutlicher wobei ich dir gern das Kursivum zubillige, meinerseits aber die andere Lesart bevorzuge.
Speziell diesen Satz von Wikipedia habe ich vollkommen anders verstanden. Ich zitier noch mal, damit wir uns da austauschen können:
Weltanschauungen sind zum Teil soziokulturell bestimmt, also traditionsgebunden, teilweise werden sie durch transkulturelle philosophische oder religiöse Vorstellungen geprägt.
Ich habe das so verstanden: ZUM TEIL sind Weltanschauungen durch
soziokulturelle Vorstellungen (also Religion, Moral, Brauchtum, Kunst, Recht, Vorstellungen EINES Volkes) geprägt, ZUM TEIL durch transkulturelle Vorstellungen (also Religion, Moral, Brauchtum, Kunst, Recht, Vorstellungen MEHRERER Völker). Dabei gibt es Weltanschauungen, die nur soziokulturell sind (z.B. Religion und Entstehungsmythen der Aboriginees vor der Kolonialisierung), andere sind stärker transkulturell. Ich sah und sehe da keinen Gegensatz zwischen transkulturellen religiösen Elementen und Religion (die nach meinem Verständnis in dem soziokulturellen enthalten sind). Desweiteren können wir uns gerne darauf einigen, dass "Weltanschauung" im weiteren, umgangssprachlichen Sinne jede Art von religiösem/kulturellem/wissenschaftlichen etc. Weltbetrachtungsmodus ist, während "Weltanschauung" im engeren Sinne ein Unterpunkt von Weltbild ist, mit entgegengesetztem Begriff "Religion". Allerdings, was wäre dann mit Esoterik und Sekten und wer würde definieren, was noch Sekte, was schon Esoterik, was noch Religion, was schon Sekte, was noch wissenschaftlich, was schon pseudowissenschaftlich? "Keine der 3 (5? 7?) Weltreligionen" = Weltanschauung? Ich finde, wenn man es so macht - Religion auf der einen, Weltanschauung auf der anderen Seite - wird es sehr schwierig, das abzugrenzen. Auf der anderen Seite klingt da für mich "wissenschaftliche/esoterische/marxistische/christliche/islamische/humanistische Weltanschauung" leichter zu verwenden als Begriff. Ich bin aber verhandlungsbereit, du darfst dir einen Begriff aussuchen und ich werde dann versuchen, ihn in deinem Sinne zu verwenden, um das zu sagen, was ich sagen will ^^
Artikel 4 [Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit]
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Aus der Regelung des Art. 4 Abs. 1 GG wird geschlussfolgert, dass Weltanschauung und Religion gleich zu behandeln seien. Unter diesem Gesichtspunkt werden die weiteren Bestimmungen des Grundgesetzes bezüglich der Religion gelesen und auch auf die Weltanschauungen angewendet. Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen Religion und Weltanschauung ist damit nicht notwendig.
Soviel zum Grundgesetz. Ich persönlich finde das missverständlich, wenn die ungestörte Religionsausübung, aber nicht die Freiheit des weltanschaulichen Bekenntnisses explizit gemacht wird. Irgendwie fehlt mir auch das "findet ihre Grenzen in den allgemeinen Gesetzen" etc.
Mal ganz abgesehen davon, dass meiner Meinung nach nie zwei Menschen dieselbe Religion haben können, eben weil sich erwiesenermaßen der größte Teil oder gar alle Religionen auf ein inexistentes Wesen beziehen (wenn eine Religion Recht hat, muss notwendig die andere falsch liegen).
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Mit deinen ganzen Farben hast du das Zitieren ziemlich kompliziert gemacht
wenn eine Religion Recht hat, muss die andere falsch liegen bezieht sich auf das
erwiesenermaßen: Wenn Muslime Recht haben damit, dass es keinen Gott gibt außer Allah, dann stimmt es nicht, dass Jesus als sein Sohn Teil hat an dieser Gottheit, und anders herum. Wenn es stimmt, dass es tausende definitiv verschiedene Götter mit verschiedener Macht gibt, dann ist es falsch, was die Mehrheit der Gläubigen (Muslime, Juden + Christen) über Gott annehmen. Erwiesenermaßen, aus Gründen der Logik, kann von diesen sich widersprechenden Gottesbildern ausgehend nur eine Minderheit der Gläubigen mit ihrer Überzeugung Recht behalten. Das meinte ich damit, dass Gott (für die meisten) inexistent ist und es daher nie zwei genau gleiche Gottesbilder geben kann: Selbst bei Menschen, die einen gemeinsamen Bekannten haben, wird das Bild von diesem Bekannten unterschiedlich sein]Ich halte es durchaus für möglich und sogar sehr wahrscheinlich, daß sich die religiösen Vorstellungen vieler Menschen bis ins Detail ähneln. Solche Übereinstimmung ist aber nicht nötig, um das ziemlich weiche Kriterium der Religionszugehörigkeit zu erfüllen[/QUOTE] Das kommt drauf an, welche Art der Religionszugehörigkeit du betrachtest. Für die offizielle Religionszugehörigkeit in Deutschland reichen zwei Buchstaben in der Einkommenssteuer. Für die Religionszugehörigkeit in einigen islamischen Ländern ist es ausreichend, dass man atmet ^^ Nach katholischem Verständnis hingegen gilt es vermutlich, strengere Kriterien zu erfüllen, um ein Christ (alternativ: ein WAHRER Christ) zu sein.
Das Wesen einer Religion liegt nicht auf der Ebene der Namen oder berichteten Erscheinungen einer göttlichen Instanz, auch nicht in der Natur seiner schriftlichen Niederlegung.
Sagst du von außen. Für den Islam ist die Göttlichkeit des Koran ein Wesensbestandteil, ohne den die Religion kaum gedacht werden kann (für die meisten islamischen Gelehrten zumindest, soweit ich sehe).
Habe ich von einem Nachteil gesprochen? Auch das Kollektiverlebnis sehe ich beileibe nicht als das unbedingt erstrebenswerte absolut Gute. Wenn du allerdings 'unverstandenem Nachbeten' die Intensität absprichst, spricht daraus nur, daß dir entsprechende Erfahrungen fehlen^^
Ich sprach ihm die GEISTIGE Intensität des Kollektiverlebnisses ab. Ich denke, die Nähe, die ein Humanist der Renaissance zu einem Gleichgesinnten fühlte, war weit größer als die, die der durchschnittliche Kirchgänger für seinen Banknachbarn aufbringt. Inwieweit emotionale Intensität, möglicherweise in einigen Fällen verstärkt durch Schläfenlappenepilepsie, einen Gläubigen zum Kirchgang anregt, vermag ich absolut nicht zu beurteilen.
Das habe ich nicht behauptet, hier hast du mich falsch verstanden. Ich habe die genannten Punkte aus den individuellen Rechten abgeleitet, was eben dafür spricht, sie genau auch weltlichen Gemeinschaften zuzusprechen.
Dann ist ja gut ^^ folgt daraus, dass der Mangel an den genannten Punkten zugunsten von Minderheitenreligionen und anderen weltanschaulichen Bekenntnissen dir als verfassungswidrig erscheint? Also dass man mehr Feiertage, Unterstützung und Räume für andere Religionen und Weltanschauliche Bekenntnisse einräumen sollte/müsste?
Ich bin ein bißchen verwundert über die Heftigkeit, mit der sich das Mißverständnis in Empörungsfragen hochschaukelt, aber meinetwegen^^
Ich fände es schon empörend, wenn man entgegen dem Grundgesetz Religion offiziell höher stellt und mehr fördert als andere Weltanschauungen; so hatte ich dich verstanden - und ich finde deine Darstellung in der Hinsicht auch alles andere als klar, sodass ich mich dafür nicht entschuldige, auch wenn ich froh bin, dass du es doch anders siehst. Die Empörung könnte vielleicht auch daher rühren, dass es im Moment sogar in Deutschland de facto so ist - Kirchen haben Privilegien, die keiner anderen Religions- oder weltanschaulichen Gemeinschaft gewährt werden, Privilegien, die ohne Not auch in das Arbeitsrecht eingreifen und dieses aushebeln, somit das Grundrecht auf Schutz vor Diskriminierung. Als MATHEMATIK-Lehrer an einer zu 9% von der Kirche, zu 91% vom Staat finanzierten Schule werde ich gefeuert oder gar nicht erst eingestellt, wenn ich nicht die gewünschte Religionszugehörigkeit aufweise. Die Empörung könnte dadurch erhöht werden, dass mich diese Einschränkung persönlich betrifft; die meisten Schulen, die Italienisch überhaupt als Unterrichtsfach anbieten, sind in katholischer Trägerschaft.
Unsinn. Ersteres finde ich problematisch, auch wenn ich für den dahingehenden Wunsch Verständnis habe und bei vollständig privater (/kirchlicher) Trägerschaft vielleicht damit einverstanden wäre.
Ich eventuell auch, insbesondere weil eine solche Schule nicht mehr als Pflichtschule eingesetzt werden könnte, ähnlich einer Sonntags- oder Koranschule. Auch im Fach Religion könnte man Zugeständnisse machen (auch wenn ich dafür keinen Grund sehe, schließlich geht es dabei OFFIZIELL nicht um Missionierung, sondern um Lehre).
Grundsätzlich sollte Religionszugehörigkeit aber kein beruflicher Vor- oder Nachteil sein, es sei denn, diese käme in Anwendung des Berufs unbedingt zum Tragen (und selbst dann ist das kein Ausschlußgrund).
Sollte - leitest du das aus dem GG ab oder ist das deine persönliche Meinung (oder beides, oder keins von beiden ^^) ?
Ich werde dich nicht daran hindern, auch nicht daran, dich für bestimmte Feiertage einzusetzen... Die Einrichtung gesetzlicher Feiertage ist Aufgabe der Legislative und entspricht insofern dem Mehrheitswillen. -
Ach ja? Also doch keine Feiertage fürs Ramadan-Ende ^^
Für den fett markierten Satz wird Ipsi dich auseinandernehmen, daher brauche ich da nichts zu zu sagen... ^^