Padreic, der Fall ist traurig wegen Frau und Kind, außerdem unterscheidet er sich durch seine Prominenz, wie du sagst. Das bedeutet, daß viele Menschen, die sich stark mit Fußball identifizieren, dadurch mitleiden. Für mich, der ich ihn zuvor ebenfalls nicht kannte, fällt dieser Aspekt nicht ins Gewicht, aber die mögliche Folge, daß mehr Menschen durch eine Leidspirale und den 'Vorbildcharakter' einer solchen Handlung angeregt werden könnten, wiegt schwer.
Ipsissimus, sein Arzt sagte, Enke habe den Grad seiner Depressionen (schon um der Karriere willen) sehr gut zu verbergen vermocht. Noch am Tag seines Suizids habe er eine stationäre Behandlung abgelehnt - er meinte, es gehe ihm besser. - Im Übrigen sehe ich die Therapiechancen ebenfalls sehr skeptisch, wesentlich wäre, daß das Gespräch die akute Handlung abwenden kann.
hinsichtlich der Asozialität - ach herje, was soll denn das? Irgendjemand ist immer schockiert oder mitgenommen,
Daß jemand den Toten sehen wird, ist eine kaum zu vermeidende Folge jedes Lebens. Im Sinne der Allgemeinheit wäre es aber, (also 'sozial'), zu vermeiden, daß andere Menschen den Moment des Sterbens sehen und viele durch den Tod in Mitleidenschaft gezogen werden. Unbedingt zu vermeiden wäre, daß andere durch die Todesart das Gefühl einer Mitschuld bekommen können und psychische Langzeitfolgen haben. Und gerade das ist eigentlich nur bei dieser Selbsttötungsart (und ein paar noch schlimmeren - Verkehrsunfälle mit Involvierung anderer) der Fall. - Eine der 'saubersten' Methoden wählte angeblich Empedokles, den Sturz in den Ätna. Und auch der Brückensprung oder diverse Waffen sind weitaus mitmenschenfreundlicher. - Darin, daß die grundsätzliche verbale Ablehnung einer solchen Handlung ein Element des Selbstschutzes sein mag, stimme ich dir allerdings zu...
Milena, danke für den Hinweis auf Romy Schneider! Daß ihr Fall so ähnlich war, wußte ich nicht. Interessant auch, wie hier das kulturelle Gedächtnis eine Verdrängung erreicht, das mit dem persönlichen Gedächtnis der Zeitzeugen nicht übereinstimmt (zumindest in meiner Wahrnehmung wird dieser Teil ihrer Biographie üblicherweise eher übergangen).
Traitor, der unterschiedliche Umgang wird sich gut vergleichen lassen - die Nationalmannschaft spielt nicht; FC Barcelona legte eine Schweigeminute ein, und Hannover will mit Trauerflor spielen. Was im Endeffekt am würdigsten ist? Ich weiß nicht recht, neige eher zu letzterem. Mag allerdings sein, daß gerade seine relative Ersetzbarkeit in der Nationalmannschaft gegenüber Hannover diese genau umgekehrten Handlungsweisen bedingt (Betroffenheit bzw. aktive Verarbeitung); und ich kann mir ebenfalls schlecht vorstellen, daß der daraus resultierende Druck nicht auch einen Miteinfluß gehabt haben dürfte.