James Camerons Avatar - der programmierte Mega-Blockbuster (wenn ihm auch das Winterwetter anscheinend die Kasse verhagelt), Monsterprojekt über Jahre hinweg, gepriesen als die endgültige 3D-Revolution des Kinos.
Meine Meinung: Avatar ist sehr gute Unterhaltung mit großartiger Optik und Atmosphäre. Und es ist ein großer Meilenstein für das 3D-Kino. Aber die absolute Revolution ist es nicht. 8/10 Punkten gibt es dafür von mir.
Die Story mag altbekannt und eher platt sein, gestört hat mich das aber kaum. Denn ihren Zweck als Antrieb für den Wechsel von Schauplatz zu Schauplatz und Szene zu Szene erfüllt sie tadellos, und das reicht hier eigentlich schon. Lediglich die titelgebenden Avatare werden etwas halbherzig angegangen.
Mehr möchte ich auf die Optik und Technik eingehen - was ist gelungen, was nicht? Gegenüber "Beowulf" und "Coraline", die ich bisher in 3D gesehen habe, ist "Avatar" ein Riesenfortschritt. Erstmals wirkt das 3D natürlich, nicht wie ein dazugebastelter Effekt, sondern als inhärenter Teil der gezeigten Szenerien. In den Realszenen wohl durch Camerons spezielle Kameras, in den weitgehend animierten durch eine der Realität nahestehende "Kamera"führung, wie sie in 2D auch schon Wall-E auszeichnete. Insbesondere sieht man ein komplettes Tiefenbild, nicht mehrere voreinander gestapelte Ebenen.
Dadurch erreicht der 3D-Film an sich aber auch eine Art "uncanny valley". Zumindest bei mir trat der Effekt ein, dass das Dargebotene so glaubwürdig dreidimensional war, dass ich regelmäßig versuchte, auf eine Stelle zu fokussieren, die nicht im Kamera-Fokus lag - also, als ob ich tatsächlich dreidimensionale Panoramen vor mir hätte. Man fühlt sich von der Führung durch die Kamera befreit, ist es aber doch noch nicht. Zusammen mit der leider immer noch nicht ganz beseitigten Unschärfe bei schnellen Bewegungen führte das in einigen hektischeren Szenen zu leichter Desorientierung.
Auch davon abgesehen hat Cameron noch nicht ganz das Optimum aus der Technik herausgeholt. Mir fiel etwa auf, dass er es sich mit den Tieren sehr leicht gemacht hat, die waren großenteils sehr glatt, während Pixar und Co doch schon sehr bemerkenswerte Felle hinkriegen. Auch war der Dschungel trotz aller wunderschönen Leuchtdinge doch etwas steril, die größeren Tiere tauchten alle immer nur in ihren speziellen Szenen auf und nie mal im Hintergrund. Und die Interaktion von Na'vi und Menschen gelingt meistens nahezu perfekt, wirkt manchmal aber doch noch etwas gebastelt.
Insgesamt kam für mich auch nicht ganz der versprochene Eindruck eines Welterlebnisses auf, die Welt war schon ganz klar so gebastelt, dass die gewünschten Szenen sich ergaben, und drumherum wurde nicht sehr viel ausgearbeitet.
Noch etwas Spoiler-Artiges:
Wenn es eine Fortsetzung geben sollte, dann wäre ihre einzig logische Handlung, dass die Minengesellschaft mit einer Raumflotte anrückt, ein totales Orbitalbombardement durchführt und danach bequem das Unobtanium aus den rauchenden Resten des Planeten sammelt. Ernsthaft etwas gewonnen haben Jake und die Na'vi am Ende des "ersten Teils" nicht.