Ipsissimus, keine Sorge, die generelle und absolute Absprache wollte ich dir nicht zuschreiben. Ich wollte nur nicht deine ganze Darlegung paraphrasieren und habe daher, wohl sinnentstellend, verkürzt.
Und ich beobachte, dass in beinahe noch mehr Fällen angeblich auf rationalen Erwägungen beruhender Entscheidungen die Rationalität nur zur posthumen Rechtfertigung a priori ausgebildeter Willensäußerungen dient.
Das wiederum ist so ein Satz, über den man im Philo-Forum jahrelang diskutieren könnte. Je nach exakter Definition und Konnotation von "Rationalität", "a priori" und "Willen" kann er von Tautologie bis Selbstwiderspruch alles enthalten. Aber ich denke, mangels Maurice können wir uns das sparen, ich weiß vermutlich schon halbwegs, was du meinst. Wenn ich es doch falsch interpretiere, weise bitte darauf hin, dann kann man die Begriffe ja doch diskutieren.
Also, wie ich es verstehe, teile ich die Beobachtung, sehe sie aber bei den meisten Menschen als weniger kritisch an. Denn Rationalität kann von Menschen nunmal nicht so richtig ojektiv angewendet werden, sie braucht für ihre Schlussketten immer persönliche Erfahrungen, Vorprägungen und Vorlieben als Input. Und je nach Problemstellung ist das Ergebnis des Nachdenkens dann eben schon ziemlich klar eingeschränkt und durch externe Daten nur begrenzt beeinflussbar.
Spannend wird es aber natürlich, sobald der Mensch nicht nur für sich selbst entscheidet, sondern als Manager oder Politiker über riesigen Einfluss verfügt. Dann müsste er eigentlich, um seiner Rolle gerecht zu werden, in der Lage sein, intern so umzugewichten, dass die externen Daten die Überhand gewinnen. Und vermutlich gibt es hier eine essentielle Diskrepanz in den Veranlagungen zu Machterwerb und Ausübung einerseits und objektiver Entscheidungsfindung andererseits...
Lykurg, die obskuren Fort-Bildungsmaßnahmen scheinen aber inzwischen eher wieder aus der Mode gekommen zu sein. Zumindest, falls ihre Rezeption in der Populärkultur ein halbwegs korrekter Maßstab dafür ist, die Brancheninterna und damit tatsächlichen Statistiken sind mir leider (oder eher glücklicherweise) fremd.