Schuldenkrise in Griechenland

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
009
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Mi 5. Mai 2010, 16:10 - Beitrag #21

Wieder einmal laufe ich Gefahr, mich als unverbesserlicheren Hardliner in bestimmten Bereichen zu outen. So sehr ich uneingeschränkt das demokratische Demonstationsrecht als mehr als selbstverständlich erachte, so sehr insistiere ich gerade in solchen Situationen auf dem Gewaltmonopol des Staates. Sprich ich kann es regelmäßig in keiner Weise verstehen, wenn bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mehr Polizisten als Krawalleure verletzt werden.
Im akuten Fall - so mein Informationsstand - kam es ua. zu den Toten, weil die Feuerwehr beim rettenden Einsatz durch Gewalttäter behindert wurde - da frage ich mich wieder, hätte das mit harter Hand, sprich hinreichend vielen entsprechend motivierten und befehligten Polizisten, die den Einsatz der Feuerwehr wenn es denn sein muß auch bewusst unter Inkaufnahme von stärker verletzten unter den Gewalttätern ermöglichen, verhindert werden können?

Ipsissimus
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Mi 5. Mai 2010, 16:12 - Beitrag #22

geh mal gegen 100000 bis 200000 wirklich wütende Leute mit noch mehr Polizisten vor. Es dürfte nicht viele Wege zum echten Bürgerkrieg geben, die effektiver sind

Padreic
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Mi 5. Mai 2010, 16:43 - Beitrag #23

Eine äußerst schwierige Situation. Es ist äußerst unklar, ob sich die Leute einfach so wieder beruhigen werden. Andererseits kann sich eine demokratisch legitimierte Regierung auch nicht von einer Minderheit (und das sind 100.000 Leute immer noch) ihre Entscheidungen diktieren lassen. Bzgl. der Sparmaßnahmen scheint die Regierung ja nur die Wahl zu haben, entweder einen Staatsbankrott durchzuführen oder die Sparmaßnahmen im wesentlich durchzuführen (ich weiß nicht, inwieweit es drin ist, sie abzuändern, dass die Maßnahmen weniger die Armen belasten). Eine Möglichkeit, die ich mir vorstellen kann, ist, kosmetische Änderungen durchzuführen und dann ein Ultimatum an die gewalttätigen Demonstranten zu setzen, dass man ab einen gewissen Zeitpunkt mit voller Härte durchgreifen wird. Das könnte fair genug sein, dass es nur zu kleineren Eskalationen kommt und zu keinem kompletten Bürgerkrieg. Davon abgesehen, haben weder der 17. Juni noch der Prager Frühling zu einem richtigen Bürgerkrieg geführt...

Maglor
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Mi 5. Mai 2010, 17:39 - Beitrag #24

Hinter der griechischen Fassade stecken die noch immer züngelnden Flammen des Balkans.
Sicher hat das Land nach fast 30 Mitgliedschaft in der EU ihrer Vorgänger und den entsprechenden Subventionen das Gesicht verändert, wirtschaftlich die netten Nachbarn wie Albanien, Bulgarien und die Türkei überholt. Ob dies aber die Menschen wesentlich verändert hat?

Zu Gute kam den Griechen in Zeiten der der EU geführten Konjunktur immer ihre Streiklust und revolutionärer Eifer. Gelegenheiten zu größeren Straßenschlachten gab es in den letzten Jahren noch genug.
Wie sonst lässt es sich erklären, dass die Griechen regulär nach 35 Arbeitsjahren, das heißt wohl 50 bis 60 Lebensjahren, in Rente gehen, oder eine gesetzliche Höchstarbeitszeit von 40 Stunden. Dass sich die Griechen nicht unbekannt an die Gesetze halten, ist ein anderes Thema.
Den Vergleich will ich mit dem Nachbarland Albanien ziehen. Dort sorgte 1997 das Zusammenbrechen eines Schneeballsystems für einen ZUsammenbruch der albanesischen Banken und der Wirtschaft, was das Land direkt in das Chaos des Bürgerkrieges stürtzte, sogar noch das Nachbarland Jugoslawien destabilisierte und schließlich die militärische Intervention des Westens auf den Plan rief.
Bundeswehr, also auf nach Griechenland! :crazy:

Ansonsten haben die südlichen EU-Staaten eine noch gravierende Überalterung vor sich als Deutschland, waren sie doch bis in die jüngste Zeit traditionelle Auswanderer-Länder.

Lykurg
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Do 6. Mai 2010, 14:37 - Beitrag #25

Die Auswanderung könnte sich im Falle des Zusammenbruchs noch einmal massiv verstärken. Und dem steuern die griechsichen Gewerkschaften mit ihrem Konfrontationskurs nunmal direkt entgegen. Ich stimme mit 009 darin überein, daß auch ich, wenn radikale Krawallmacher Menschen direkt zu Tode kommen lassen und ihre Rettung verhindern (wie übrigens auch schon, wenn Polizisten in Brand gesteckt werden) keinen Sinn darin sehe, eine Deeskalationsstrategie auszufechten und Zugeständnisse zu machen. Notfalls muß in solchen Fällen (genauso vorletztes Jahr nach dem Tod des Schülers) der Ausnahmezustand verhängt, Ausgangssperren erlassen und deren Einhaltung ggf. unter Einsatz des Militärs sichergestellt werden. Das ist eklig, ja, aber für solche Scheißkerle habe ich einfach überhaupt kein Verständnis, egal wie schmerzhaft die Einschnitte gegen das bisherige Sozialsystem ausfallen mögen.

Die gewaltbereiten Demonstranten - und ja, sie bilden auch zusammen mit den friedfertigen immer noch eine Minderheit des griechischen Volkes - zerstören den letzten Rest von Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Landes und seiner Wirtschaft, zugleich auch mit dem Tourismus eine wesentliche Komponente davon. Eine große spanische Fährlinie hat (entnervt von den Streiks) Griechenland aus seinem Fahrplan gestrichen, und ich will nicht wissen, wieviele Europäer und Nichteuropäer wegen der Bilder von Straßenschlachten gerade ihren Grichenlandurlaub streichen. Unter diesen Umständen und wenn die Lage nicht in den Griff bekommen wird, ist das derzeit geschnürte Nothilfepaket nicht zu rechtfertigen. Dann muß der Staatsbankrott in Kauf genommen werden - und ist dann auch die viel heilsamere Alternative.

In der Konsequenz noch weiter geht dieser Artikel einer (deutschstämmigen) britischen Unterhausabgeordneten.

blobbfish
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Do 6. Mai 2010, 16:10 - Beitrag #26

Mir scheint, hier wird der Protest vollständig mit dem Tode dieser drei Personen verknüpft, ich halte das aber für unzulässig.

Lykurg, deine Forderung kann ich leider nicht verstehen, obgleich unter deiner Sichtweise konsequent (und davon ab, habe ich auch keine richtig gute Lösung parat), ich verstehe dich schon richtig, dass du dem Großteil der Demonstranten (ich vermute, er wird es sein), die Möglichkeit absprechen willst, weil einige dieser sich nicht an sinnvolle Demonstrationsregeln halten, oder? Unter den jetztigen Bedingungen halte ich das allerdings für äußerst undemokratisch, besteht die Möglichkeit, die Demonstration zu verschieben, ohne die Wirksamkeit derer zu reduzieren, bin ich aber durchaus gewillt, deinen Vorschlag zu befürworten.

Lykurg
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Do 6. Mai 2010, 18:36 - Beitrag #27

Ja, so sehe ich es - unter bestimmten Umständen ist das Demonstrationsrecht leider nicht aufrechtzuerhalten, dazu gehört auch, wenn Einzelne Demonstrationszüge mißbrauchen, um aus ihrem Schutz heraus Gewalttaten zu verüben - und die Organisatoren der Demonstrationen das nicht wirksam verhindern. Der Staat hat das unbedingte Gewaltmonopol, das ist eine der Linien, auf die er sich, wenn es hart auf hart kommt, zurückziehen muß. Brandanschläge auf Menschen und Sachen sind nicht hinzunehmen.

Wenn sichergestellt ist, daß es nicht zu Ausschreitungen kommt, sehe ich natürlich keine Handhabe, Demonstrationen zu verbieten, ebensowenig gewaltlose Streikmaßnahmen, letzeres ist aber in der derzeitigen Situation äußerst unklug und hat verheerende Folgen, die auch schon erstaunlich kurzfristig spürbar sein werden (anders als bei vielen anderen politischen Fehlentscheidungen).

Ipsissimus
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Mo 10. Mai 2010, 09:50 - Beitrag #28

ach ja, nun sind es 750 Mrd Euro, als Rettungsschirm für weitere grenzwertige Staaten, mit Bürgschaftspflichten von etwa 125 Mrd Euro für Deutschland^^ wie gut, dass da Geld im Überfluss vorhanden ist, wenn die Privatwirtschaft es verzockt hat, aber um Gottes willen, hab als HARZ IVer mal 1000 Euro Schulden, du wirst dumm und dämlich geprügelt von Gesetzen. Das ist alles nur noch eine Farce.

Malte279
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Mo 10. Mai 2010, 10:10 - Beitrag #29

Wenn sichergestellt ist, daß es nicht zu Ausschreitungen kommt, sehe ich natürlich keine Handhabe, Demonstrationen zu verbieten, ebensowenig gewaltlose Streikmaßnahmen, letzeres ist aber in der derzeitigen Situation äußerst unklug und hat verheerende Folgen, die auch schon erstaunlich kurzfristig spürbar sein werden (anders als bei vielen anderen politischen Fehlentscheidungen).
Wie kann das jemals absolut sicher gestellt werden? Ich habe nun wirklich absolut keine Sympathie für die bescheuerten Störenfriede die (seien sie nun rechtsradikale oder linksautonome) bei Demonstrationen den "Schutz der Masse" Suchen um dann Polizisten anzugreifen, anderer Leute Eigentum beschädigen, sonstwie randalieren und somit alles in Verruf bringen wofür viele tausende friedlich demonstrieren wollen. Wenn aber tausende von Menschen zusammenkommen dann ist es nicht möglich auszuschließen, dass unter ihnen auch eine Hand voll gewaltbereiter Spinner sind denen das nicht immer auf die Stirn tätowiert steht. Da es die absolute Sicherheit davor niemals gibt (selbst wenn die Veranstalter absolut friedliche Interessen verfolgen) könnte man ja immer eine Handhabe gegen Demonstrationen finden.
Das ist jetzt etwas vom Thema Griechenland weg (ich stimme absolut mit der Sicht überein, dass gewalttätige Proteste dem Land jetzt schaden und zumindest stark zu bezweifeln ist, dass sie irgendetwas greifbares bringen), aber ich fürchte das wirklich konsequent durchgesetzt Deine Sicht zu einem Verbot sämtlicher Demonstrationen (einem wichtigen Grundrecht in Demokratien und trotz allem auch ein Ventil das schlimmere Aufstände ala Barrikadenkampf verhindern kann) führen würde.

Lykurg
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Mo 10. Mai 2010, 13:46 - Beitrag #30

Malte279, du hast völlig Recht damit, daß meine Äußerung so gesehen zu stark und auch aus der hilflosen Wut über die Ausschreitungen dort nicht gerechtfertigt ist. Ich sehe aber durchaus eine Handhabe, Demonstrationen zu verbieten und zu verhindern, wenn es etwa bei gleichartigen Veranstaltungen am Vortag zu solchen Exzessen gekommen ist - Freiheit hin oder her, Brandstiftung und Tötung sind kein Menschenrecht. Wenn es dazu kommt, ist auch die "Ventilfunktion" nicht mehr erfüllt, dann befinden wir uns bereits in einem Übergangsstadium zum Barrikadenkampf (wie auch in Hamburg und Berlin zum Ersten Mai zu besichtigen). Aber BTT...
Zitat von Ipsissimus:wie gut, dass da Geld im Überfluss vorhanden ist, wenn die Privatwirtschaft es verzockt hat
Das ist einfach falsch. Die griechische Überschuldung ist nicht Verantwortung der Privatwirtschaft, sondern der Staatswirtschaft. Und auch unter den deutschen Banken, die in Erwartung staatlicher Absicherung riskante Anleihen gezeichnet haben, waren neben der unsäglichen HRE auch wieder Landesbanken, die von ihren wohlmeinend-ahnungslosen Landesvätern zu riskanten Investitionen gedrängt werden, um Haushaltslöcher stopfen zu helfen, bis es knallt.

Daß es allerdings nur eine Farce ist, sehe ich ähnlich. Das Problem ist deutlich größer als es sich bis jetzt darstellt, und auch die 750 Mrd. werden nicht reichen, vor allem werden sie nicht bewirken können, daß die Mitgliedsländer ihre Finanzen konsolidieren, im Gegenteil. Ein deutliches Wort dazu brachte übrigens Ackermann - ihmzufolge steigt (unter Einrechnung der Rentenansprüche) die deutsche Gesamtverschuldung sprunghaft von 65% auf 250% des BIP. Daß die unausweichlichen Folgen auch für unser Land nicht oder kaum thematisiert werden, erweckt den Eindruck einer kollektiven Psychose.

Ipsissimus
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Mo 10. Mai 2010, 14:34 - Beitrag #31

die Überschuldung liegt in der Verantwortung der griechischen Haushaltspolitik, der Absturz des griechischen Staates ist Folge der Wetten, die gegen ihn laufen. Aber ich gestehe, mich ärgern im Rahmen der Finanzmarktpolitik und des Finanzmarktgebarens (nicht nur) im Moment ein paar Dinge mehr, die ich hier vielleicht unsachgemäß zusammengebracht habe, ohne dass ich deswegen glauben würde, sie hingen nicht zusammen. Dass Haushaltspolitik und Finanzmarktgebaren nicht zusammenhingen, kann ich jedenfalls nicht glauben

Lykurg
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Mo 10. Mai 2010, 15:39 - Beitrag #32

Gäbe es keinen Markt, würde Griechenland auch nicht daran abstürzen können, soweit stimme ich dir sicherlich zu. Denn dann hätte das Land auch keine solche Möglichkeit gehabt, sich zu verschulden. Und natürlich ist es bitter, wenn die Investoren griechische Staatsanleihen als ein untragbares Risiko sehen und sich weigern, die Überschuldung weiterhin zu decken. Insofern besteht auch ein direkter Zusammenhang. Allerdings kann man es ihnen, solange es ein Recht auf Privateigentum gibt, auch nicht verdenken, daß sie ihr Kapital nicht einem Schuldner hinterherwerfen, der seine Schulden in absehbarer Zeit nicht mehr bedienen kann.

Lykurg
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Mo 26. Jul 2010, 15:30 - Beitrag #33

Man könnte sich fragen, inwieweit die Ermordung des griechischen Journalisten Sokrates Giolas durch Linksextreme letzte Woche hierhergehört - interessant fand ich aber dazu diesen Artikel der sz, der sich mit dem Fehlen unabhängiger Medien in Griechenland auseinandersetzt. Insbesondere die zweite Seite sieht in der engen Verflechtung von Medien, Staat und Wirtschaft einen 'gewollten Fehler im System', der Kontrollmechanismen ausheble, und wirft so ein weiteres Schlaglicht auf den Korruptionssumpf dort. Hoffentlich bestätigen sich die zuletzt doch recht positiven Berichte des IWF über die Konsolidierung des Staatshaushalts.

Scuba
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Mi 18. Aug 2010, 19:39 - Beitrag #34

Hallo!
Zitat von Lykurg: Hoffentlich bestätigen sich die zuletzt doch recht positiven Berichte des IWF über die Konsolidierung des Staatshaushalts.


Propaganda bestätigt sich regelmäßig nicht.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,712089,00.html

Wie sollen überhaupt aus den Griechen (zudem noch wohl "über Nacht") "Autobauer und Mechatroniker" werden können!? Griechen können (fast) alles, aber in einer 'anderen Schlagzahl', so wie das z.B. hier bei uns abläuft. (und das ist auch gut so). Hat man zu "Drachmenzeiten" noch einen Schoppen Roten in der Taverne neben de Bushalte extra gemacht, weil der Bus eh nie pünktlich kam (kostete ja (fast) nix, - sowohl der Bus als auch der "Rote". An diese Lebensart konnte man sich gewöhnen), - zahlt man nun harte (und viele) Euros für den Bus - der aber immer noch nicht pünktlich kommt (..und was man nicht mehr als "Lebensart" akzeptiert, da auch der Wein teurer ist wie bei uns)

Ich war bereits mehrfach in GR, - zuletzt letztes Jahr im Frühjahr auf Korfu (also 'vor' der nun 'offenen Krise'). Es hat sich schon damals angedeutet, dass etwas massiv falsch läuft. Beim Vorletzten Besuch (zu "Drachme-Zeiten"), war die Insel voller Leben und man hat kaum einen Platz bei den Strassencaffees bekommen. Kein Vergleich mehr: Restaurants und Straßen leer, Hotels (auch Spitzenhotels) nur 30-50% ausgebucht. Ich habe mich an einen "in GR eingeheirateten Geschäftsmann" aus D lange unterhalten: Man glaubt(e) - damals schon - an 'Verschwörungstheorien", der Art, das die Fluglinien gezielt einen Bogen um GR machen ("Boykott") und das "Geld aus GR abgezogen" und nach D geschafft wird, etc. (was ich übrigens mittlerweile aus erster Hand bestätigen kann)

Griechen haben keine Industrie - hätten aber unschlagbare Vorteile für ihre Volkswirtschaft: Wunderschönen Strände, freundliche, gemütliche Menschen - und preiswerten Wein und Oliven, - wenn sie denn noch die Drachme hätten.

Grüße

Maglor
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Mi 18. Aug 2010, 19:59 - Beitrag #35

Es gibt durchaus viele Griechen die Autos bauen, in Deutschland. :P

Scuba
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Do 19. Aug 2010, 07:18 - Beitrag #36

Zitat von Maglor:Es gibt durchaus viele Griechen die Autos bauen, in Deutschland. :P


Genau das - charakterisiert das Problem eines 'einheitlichen Währungsraumes': Das (unser heutiges) Geld "arbeitet" stets dort, wo es die höchsten Renditen zu erzielen gibt. Die Menschen müssen folgen.

Der einheitliche Währungsraum, - der "EURO" war eine der größten politischen Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte: Für die Oligopole - gegen die Menschen.

Die bereits von vielen ("politisch korrekten Meinungsbildnern") angedachte "Weltwährung" (jenseits des Dollars), hat das Potential zu einer finalen Katastrophe.

Lykurg
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Do 19. Aug 2010, 11:31 - Beitrag #37

Wie gut, Scuba, daß wir an dir wenigstens einen haben, der gegen Propaganda immun ist. - Meine Äußerung war durchaus skeptisch, allerdings sehe ich die IWF-Bewertung, die eine etwas andere Datengrundlage nutzt als der Spiegel, durch den Artikel noch nicht als "widerlegt" an.

Ja, daß es in Griechenland massiv falsch läuft, war lange abzusehen. Und daß das Land nur mit gefälschten Zahlen die Maastricht-Kriterien erfüllen konnte, zeigt ja schon von sich aus, daß es nicht dafür geeignet war. Über den Euro insgesamt sagt das aber nichts aus, nur über die Notwendigkeit einer vernünftigen nationalen Finanzpolitik (in allen EU-Staaten, versteht sich), und wirksamer Werkzeuge der EU-Kommission, um Fehlverhalten gegenzusteuern (die 'Blauen Briefe' haben ihre Unwirksamkeit schon zu oft gezeigt).

Griechenland hat über Jahrzehnte über seine Verhältnisse gelebt, jetzt ist die Blase geplatzt. Daß das schwere Rückschläge bringen würde, war abzusehen; möglicherweise hätten die Griechen es mit einer Wiedereinführung der Drachme und massiver Abwertung leichter haben können.

Eine Weltwährung ist, auch wenn schon seit dem 2. Weltkrieg immer wieder einzelne darüber nachgedacht haben, nach wie vor sehr unwahrscheinlich und sicherlich in den nächsten Jahrzehnten nicht realisierbar. Natürlich eignet die Idee sich aber formidabel zur Panikmache bei einer interessierten Klientel.

Ipsissimus
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Do 19. Aug 2010, 11:36 - Beitrag #38

Griechenland fing erst an, über seine Verhältnisse zu leben, als es mit den Standards der EU konfrontiert wurde. Bei sich selbst verblieben, hätten die noch ewig so weitermachen können. Aber das war wohl einigen Industriemagnaten zu behäbig.

Und wenn die Idee einer Weltwährung sich formidabel zur Panikmache eignet, eignet sie sich ebenso formidabel zur Weckung von Begehrlichkeiten bei einem anderen Klientel^^

Scuba
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So 22. Aug 2010, 12:03 - Beitrag #39

Zitat von Lykurg:Wie gut, Scuba, daß wir an dir wenigstens einen haben, der gegen Propaganda immun ist. - Meine Äußerung war durchaus skeptisch, allerdings sehe ich die IWF-Bewertung, die eine etwas andere Datengrundlage nutzt als der Spiegel, durch den Artikel noch nicht als "widerlegt" an.


Den Zynismus kannst Du Dir sparen. Du verstehst nur die wesentlichen Zusammenhänge offenbar nicht.

Die 'Datenlage' ist völlig irrelevant. Wir haben es mit 2 widerstreitenden Philosophien in der Volkswirtschaft zu tun (die 'keine' Wissenschaft ist)

Schuldner haben stets ein starkes Interesse, eine Inflation zu erzeugen, die die Schulden mit "entwertet". Dies geht nicht auf "Knopfdruck" sondern nur mit Einsatz aller zur Verfügung stehenden "Tricks" um die "Pferde zum saufen zu bringen" (J.M. Keynes). Da unser Geldsystem zum reinen Schneeballsystem (Maddoff war nur die Spitze des Eisberges und das Opfer, das man vorführen konnte) verkommen ist, greifen wie beim "Wald-und Wiesenschneeballsystem" nur mehr "psychologische Effekte" um die "Glaubenden" (= also die 'Gläubiger', die noch an die Rückzahlung von Schulden glauben) bei der Stange zu halten.

---> Hier haben wir die im Hintergrund des IWF agierende US-Adminsistration, die auf den größten je angehäuften Schulden der Welt sitzt.

Dann kommen halt Parolen auf Grund von "Datenlagen", der Art, das die Arbeitslosigkeit in USA stets unter 10% bleibt, - aber nach den Berechnungsgrundlagen der Clinton-Ära mit ca 22% anzusetzen wäre. In Griechenland (und bei uns) ist es dann natürlich genauso. Die Leute sollen ja weiter Vertrauen in die Zukunft (und ihre Politiker) haben, damit sie weiterhin kräftig konsumieren.

Dummerweise verfolgen die Europäer (unter Führung "der Deutschen") eine andere Politik (der sich viele andere Staaten der EU, wie z.B. Frankreich nicht gern unterordnen): Inflationsvermeidung, da "wir" eben zu den größten 'Nettogläubigern' gehören und damit bei einer Inflation viel zu verlieren hätten. Auch wenn 80% dieses "Neottoguthabens" in Händen von nur 20% der Bevölkerung ist, bestimmen diese "oberen Zehntausend" mit Hilfe ihrer Lobbyisten hier die Politik (und der "kleine Mann" ist auch froh dass seine Renten und Lebensversicherungen "gerettet" wurden, obwohl er - da bin ich sicher- , dass er diese Zusammenhänge nicht realisiert)

Konsens ist somit: Eine 'geringe' Inflation zu erzeugen UND die Leute weiterhin zum konsumieren anmieren - trotz das von Ihnen Sparmaßnahmen zu erfüllen sind.

Da sollte jedem "Blinden mit Krückstock" auffallen, dass das einen Widerspruch in sich bedeutet. der allenfalls damit aufzulösen wäre, in dem man mit jedem 1% Neuverschuldung 2% Wachstum generiert. (Dies ist durchaus möglich, wenn man wie z.B. völlig neue Felder des Wirtschaftswachstums mit der Neuverschuldung erschließt. In der Vergangenheit waren das die Entdeckung neuer Kontinente, die PC Revolution oder das Internet. )
Leider ist es genau umgekehrt Mit 2% Neuverschuldung werden gegenwärtig nicht mal 1% WW generiert und es ist auch nicht abzusehen, welche "neuen Kontinente" man erobern und ausbeuten könnte.

Und noch immer nicht wurde das Hauptproblem angesprochen: Das Geldsystem selbst, ist unheilbar korrumpiert Und dieses spielt in den herrschenden (US-geprägten) volkswirtschaftlichen Lehren leider überhaupt keine Rolle. Es ist ein wahrhaft 'blinder Fleck'. Wo dass sich bei mir die Hoffnung, dass in der Wirtschaftspolitik in Zukunft alles "rational" ablaufen wird, sehr in engen Grenzen hält.

Wer soll den Deiner Mng nach in "Panik" versetzt werden?, Diejenigen die dieses "Spiel" durchschaut haben, haben doch längst ihre Vorbereitungen getroffen. Sie sind völlig relaxt. Man hat sich über die Jahre mit Gold (und landwirtschaftlichen Grundstücken) eingedeckt. Selbstversorgung ist angesagt und entsprechende "Schutzausrüstung". Viele "Goldbugs" unter ihnen (er)warten regelrecht auf den 'finalen Schlag'.

Panik 'wird' erst auftreten - bei denjenigen, die darauf vertrauen, dass es unsere Politiker schon im Griff haben werden. Unsere Gesellschaft wurde in den letzten Jahrzehnten in fast jeder Hinsicht voll auf 'Effizienz' getrimmt. Ein System, dass in höchstem Maße auf Effizienz ausgerichtet ist, ist jedoch in höchstem Maße für Störungen anfällig. Es kann nur innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen stabil sein. - Und diese Rahmenbedigungen (unsere Zivilgesellschaft) sind dabei sich aufzulösen.

Ipsissimus
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Mo 23. Aug 2010, 10:22 - Beitrag #40

auch ich träumte von der Weltrevolution, Scuba, nach der alles besser wird. Das Problem ist bloß, sie ist mit dieser Spezies nicht machbar. Also bleibt nicht viel anderes übrig, als die Welle zu reiten, bis sie bricht. "Brechen" heißt soviel wie: richtig gute altmodische Weltkriege mit Massenvernichtung lösen alle ökonomischen Probleme. Gut, es gibt dann ein paar Leute weniger, aber der Boom der Bauwirtschaft wie der meisten Produktionswirtschaften hält mindestens 20 Jahre vor. Andere Lösungen haben wir noch nie gefunden, wenn man sich mal über die Wankelmütigkeiten der Tages- und vor-Ort-Politik erhebt und das große Ganze in den Blick nimmt^^ warum sollte es diesmal besser werden?

aber unter allen Umständen: mach es ruhig besser^^ ich lasse mich gerne von Erweisen der Machbarkeit überzeugen^^

btw: Gold nützt nichts mehr, wenn niemand mehr da ist, dem du sagen kannst, wie toll viel es wert ist; und Landbesitz ist bei toten Landbesitzern auch nicht mehr das, was es früher mal war

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