Das sind die (üblichen) infamen Unterstellung um die Bewegungen für 'direkte Demokratie' und Mitbestimmung zu diskreditieren.
das hat mit Bewegungen zur direkten Demokratie eigentlich absolut nichts zu tun
Du meist also Antisemtismus wurde 'nicht von rechten, linken, religiösen Ideologen initiert', sondern 'weitervererbt'?
ja und nein - politischer Antisemitismus hat ganz sicher seine ideologischen Ursprünge, aber die ideologischen Ursprünge haben ihrerseits Ursprünge, und die liegen in dem schlichten Umstand, dass es keine Kultur gibt, in der "das Fremde" oder "die Fremden" einfach so akzeptiert sind. Es spielt selbstverständlich machtpolitisches Taktieren eine nicht unerhebliche Rolle, wenn Bevölkerungsgruppen wie Juden zwar jahrhundertelang in einer Bevölkerung leben, der Gesamtbevölkerung aber trotzdem "fremd" bleiben, doch ein derartiges Taktieren würde nicht funktionieren, wenn der Grundsachverhalt "Fremdheit" nicht gegeben gewesen wäre
Du argumentierst natürlich - wieder mal völlig politisch korrekt - auf dem Weg in den Faschismus. Einzelne Verbrecher begründen einen Generalverdacht, der autoritäre Handlungen erfordert... Das kennt man ja (mir wird speiübel - und der Grund warum die Bertelsmannkampagne erfolgreich sein wird, wird immer deutlicher)
ich bezweifele massiv, dass es sachlich auch nur andeutungsweise angemessen ist, Lykurg faschistischer Bestrebungen zu bezichtigen. Der von dir angesprochene Mechanismus gehört als ein Werkzeug unter vielen zum üblichen Repertoire von Machtpolitkern, zugegeben, aber auch da sehe ich nicht, dass die Unlauterkeit, die du damit ansprichst, eine Unlauterkeit der speziellen Personengruppe "Politiker" wäre. Tricks dieser Art versuchen alle möglichen Menschen in allen möglichen Kontexten - so sehr viele Menschen, die vollständig darauf verzichten, mit Tricks, mit Lug und Trug und letztlich mit Gewalt zum Ziel zu gelangen, wirst du nicht finden. Insofern ist der angesprochene Faschismus eine Eigenschaft der Spezies Mensch, deren Individuen ihre Zielvorstellungen nicht zu hinterfragen pflegen, es sei, sie würden von ihresgleichen dazu gezwungen. Ihn bei einzelnen Menschen betont hervorzuheben läuft auf "'Affe', sagt der Gorilla zum Schimpansen" hinaus, also vorsätzliche Blindheit.
Möglicherweise wäre es wünschenswert, dass du den Gotteswahn noch mal liest. Dawkins belegt, dass Christentum usw. Religionen der Liebe sind, weil die Mitglieder des einfachen Volks gegen die Ideologie ihrer Religion "gute Menschen" geblieben seien?
Das wäre mir aufgefallen. Dawkins trennt sehr genau, was Menschen machen, weil sie es aus sich selbst heraus machen wollen, und was dann Religionen für sich verreinnahmen. Aber dass Dawkins belegt, dass Christentum usw. sachlich Religionen der Liebe seien? Nee^^
zu den Ursachen der historischen Herausbildung des Antijudaismus hat Lykurg das wesentliche ja schon gesagt, es gibt nicht die eine Ursache. Religiöse Motive sind mit wirtschaftlichen Motiven verquickt, auch der schlichte kleine Umstand, dass es nach der Zerstörung des Tempels 71 u.Z. bis 1946 u.Z. kein Staatsgebiet mehr gab, in dem Juden sich hätten sammeln können, also keine Staatsmacht hinter ihnen stand, spielt seine Rolle, das Thema der Fremdheit, und, selbstverständlich, führte das alles auch dazu, dass sich die jüdischen Bevölkerungsanteile immer mehr zum Sündenbock eigneten, wenn irgendwas schief ging. Antijudaismus war Waffe im ökonomischen Kriegsspiel; aber dieses Kriegsspiel war eben nicht nur auf der Ebene der Reichen und Mächtigen angesiedelt; kleine Kaufleute u.dgl., die einfach nur ungeschickter waren als ihre jüdischen Pendants, neigten genausowenig dazu, sich selbst die Verantwortung für ihre Misere zuzusprechen. Letztlich war auch das christliche Zinsverbot an der Geschichte beteiligt, obwohl die Juden dafür am allerwenigsten konnten.
Das bezieht sich alles auf den historischen Antijudaismus; der Antisemitismus im engeren Sinne als Gegenreaktion auf die zionistische Bewegung ist sehr viel neueren Ursprungs, wenn er auch auf die alten Ressentiments zurückgreifen kann. Im Antisemitismus wiederum fließt ein derartiges Maß persönlicher Bösartigkeit, dumpfen, persönlichen Sadismus´ mit ideologischen Begründungen zusammen, dass die Mischung einfach nur
degoutant ist, gleichgültig ob auf der individuellen oder der gesellschaftstheoretischen oder -praktischen Ebene. Aber auch hier ist es kein top-down-Phänomen, sondern eines, dass entlang je spezifischer Begründungszusammenhänge über die gesamte Höhe einer Gesellschaft auftritt.
Und dass es überall Strippenzieher und überall gezogene Strippen gibt, ist kein Spezifikum des Antisemitismus.
Inwieweit "linker" Antisemitismus eine originäre Geschichte ist oder ob er nicht doch eher im Rahmen des "linken" Standard-Topos der Religionskritik als ganzer zu verstehen ist, müsste auch genauer untersucht werden. Ich glaube, es gab in der Sowjetunion keine Religion, die sich so richtig unverfolgt fühlte^^ Argumente der Art "Gottesmörder", "in der Bibel nachlesen" oder "Jesus war selbst Jude" sind jedenfalls schon von Ansatz her so hoffnungslos naiv, es verwundert mich ein bisschen, dass du sie verwendest.
Du neigst für meinen Geschmak zu sehr zu einem "die edlen Opfer hier unten gegen die verwerflichen Sieger dort oben"-Denken. Zumindest die Opfer hier unten sind nicht automatisch edel, nur weil sie Opfer sind.