Grundschullehrer bewerten (auch etwas die) Vornamen

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Mi 25. Aug 2010, 20:38 - Beitrag #1

Grundschullehrer bewerten (auch etwas die) Vornamen

Laut dem Tagesspiegel und seinem Artikel "Immer nich schlechtere Noten für Kevin" ist die Bewertung bzw. Benotung von Grundschülern auch von deren Vornamen abhängig.

Leider untersuchte die im Artikel erwähnte die Masterarbeit (hier als 1,8 MB PDF) nur die Situation an Grundschulen.

Wie es an Gymnasien und Hochschulen aussieht, fände ich auch spannend.

Auch wenna n Grundschulen der Effekt offenbar eher gering ist, wäre da nach der anonymen Bewerbung nun auch die anonyme Schul-/Klassenarbeit/Uniklausur zu diskutieren.

Haben wir eigentlich (werdende) Lehrer hier in der Matrix?

Maglor
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Mi 25. Aug 2010, 21:09 - Beitrag #2

Kevin ist kein Name, sondern ein Syndrom.

Wo abe ich das nur nur aufgeschnappt? :rolleyes:

aimless
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Do 2. Sep 2010, 18:15 - Beitrag #3

Objektivität, Reliabilität und Validität bei Bewertungen wird wohl immer ein Traum bleiben.

In schulischen Zusammenhängen finde ich es eigentlich sogar eher positiv, wenn persönliche Merkmale bei Benotungen in Maßen berücksichtigt werden. Selbstverständlich nicht "persönliche" Merkmale wie Namen, krumme Nase, unsaubere Handschrift oder ähnliches. Aber es sollte doch wichtig sein, wie sich Schüler und Schülerinnen entwickeln, wo im Verhältnis zu anderen Fächern vielleicht mehr investiert wird oder ähnliches.

Neben den allgemeingültigen Kritieren Objektivität, Reliabilität und Validität, gibt es noch die sachliche, soziale und individuelle Bezugsnorm als Maßstab für Bewertungen.
Die sachliche Bezugsnorm entspricht dem allgemein Verständnis von Objektivität, da hier nur die "sachlichen" Leistungen von Bedeutung sind. Die soziale Norm bezeichnet die Bewertung innerhalb einer Gruppe, in Schulen also der Klassenverbund, im Vergleich und die individuelle Bewertung zielt meistens auf die Lernentwicklung ab.
In staatlichen Schulen soll vor allem die sachliche Bezugsnorm als Basis dienen und durch die soziale und individuelle Bezugsnormen ergänzt werden. Reformschulen setzten eher auf die individuelle Bezugsnorm, da dadurch das Selbstvertrauen eines Schüler/ einer Schülerin gestärkt werden kann.

So lange keine reinen multiple-choice Klausuren gestellt werden, werden immer Unstimmigkeiten bei Bewertungen bestehen. Allein der Ausdruck und Stil von Antworten üben einen Einfluss aus. Von der Handschrift mal ganz abgesehen..
Da werden auch anonymisierte Klausuren nichts daran ändern.

In Gymnasien übt in der fünften Klasse das Empfehlungsschreiben noch einen hohen Einfluss aus (zumindest bei den Bundesländern, in denen die Empfehlung nicht verpflichtend ist).
An Hochschulen wird durch die Immatrikulationsnummer und der steigenden elektronischen Prüfungsämter ein immer stärkerer Anonymisierungsgrad erreicht. Außerdem werden die Kurse doch auch größer und unübersichtlicher, so dass der zu erwartenden Pygmalion-Effekt wohl eher gering sein dürfte.

Uhm.. ich studiere Deutsch und Politik auf Lehramt für Gymnasien, unterrichte momentan aber schon eine Deutsch-Förderklasse in einer Grundschule.
Sicherlich bin ich auch nicht frei von irgendwelchen Vorurteilen, vor allem was "Dennis" angeht. "Kevin" finde ich persönlich nicht schlimm, weil mein kleiner Cousin so heißt.

Viel größeren Einfluss als der Name wirkt sich übrigens der Status der Eltern auf die Bewertung von Kindern aus. Keiner legt sich gerne mit Anwälten oder Ärzten auf Elternsprechtagen an.

Feuerkopf
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Di 21. Sep 2010, 16:43 - Beitrag #4

Mir ist ein bodenständiger "Justin" in einer Klasse lieber als fünf prätenziöse Leonie-Sarahs oder Luca-Karl.

Ich halte diese ganze wunderliche Untersuchung für unseriös.
Mein Vorname z. B. war der häufigste weibliche Vorname in Deutschland im gesamten 20. Jahrhundert.
Inzwischen ist die Koseform "Uschi" zum Synonym einer dummen Tussi verkommen.
Als ich den Namen 1958 erhielt, war er normal, die Abkürzung hat mir immer besser gefallen als "Ulla" oder "Ursel".

Von mir aus kann jemand heißen wie er will. Das ganze Getue um die Namen wie "Jaqueline", "Kevin", "Chantal" usw. hat auch was mit dem Dissen von Ossis oder weniger gut gestellten Leuten zu tun. Spricht nicht gerade für die, die sich über Namen lustig machen.

Findich.

Lykurg
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Di 21. Sep 2010, 18:31 - Beitrag #5

Was für eine Freude, was von dir zu lesen, Feuerkopf! (Offenbar lohnen sich Vermißtenlisten...)

Natürlich kann jemand heißen wie er will, und man sollte ihn nicht danach beurteilen, wie er heißt, sondern wie er ist. Normalerweise heißt man aber so, wie seine Eltern wollen. Das kann man ihm nicht zum Vorwurf machen, aber es läßt Vermutungen eben über seine Eltern zu, die sich bei manchen Namen mit erheblicher Regelmäßigkeit bewahrheiten. Jeder Mensch kann sich von seinen Eltern in gewissem Maße emanzipieren, und wir alle kennen wohl Menschen, die das unterschiedlich gut fertiggebracht haben. Aber es ist ein klarer Startnachteil, aus einem Elternhaus zu kommen, das bestimmte Dinge möglicherweise nicht oder nicht ausreichend vermittelt hat. Genau dafür ist der Name ein Indikator - sicherlich nicht sehr belastbar, aber es reicht, um dem Menschen, der beim ersten Lesen oder Hören des Namens instinktiv und unweigerlich versuchen wird, sich ein Bild von der Person zu machen, einen Eindruck zu verschaffen, der in diesem Fall eher negativ sein dürfte.

Die Doppelnameritis kann ich übrigens auch nicht leiden, gerade wenn die Namen so schlecht zusammenpassen wie die von dir genannten (Luca-Karl). Damit zeigen die Eltern einen ähnlich fragwürdigen Geschmack wie mit Prince, Chantal oder Angelique. Auch hier stellt sich unweigerlich eine gewisse Erwartungshaltung ein, allerdings fällt sie vermutlich weniger eindeutig aus als bei 'Kevinismus'. - Allerdings hat die Beobachtung, daß derartiges stattfindet und die Namen die kollektive Wahrnehmung einer Person beeinflussen, wenig mit dem Dissen von Ossis oder Abkömmlingen der Unterschicht zu tun, sie ist zunächst ein soziologisches Phänomen und als solches auch schwer abstellbar. Der Mensch als Herdenwesen neigt zur Abgrenzung und Aufstellung von Hackordnungen, wenn wir biologisieren wollen. ;)

Dein eigener Name gehört für mich übrigens ganz und gar nicht in diese Kategorie, er ist selten geworden, aber gerade das führt zu dem Ergebnis, daß man ihn heute kaum in Unterschichtfamilien erwarten würde.

Feuerkopf
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Do 23. Sep 2010, 01:34 - Beitrag #6

Lykurg,
dann guck doch mal, wer sich vorrangig lustig macht.
Die Menschen mit den vorgeblichen "Unterschichten-Namen" habe ich zumindest noch nicht über andere Namensträger lästern hören. Denen ist das nämlich piepegal.
Wer macht denn Meinung?
Ich finde, diese Disserei mittels Abwertung von Namen ist ein relativ neues Phänomen. Früher hat man vielleicht die Augen verdreht, wenn in einer Klasse sechs Michaels oder vier Mark/Marcus/Marko saßen, aber niemand kam auf die Idee, deren Eltern für blöd zu halten, weil sie einem Namensgebe-Herdentrieb gefolgt waren.

"Kevinismus" mag zwar der mehr oder weniger offizielle Name für ein Phänomen sein, aber wer hat denn dieses Phänomen beschrieben und vor allem: benannt? Es war ursprünglich als Satire auf Menschen gedacht, die ihren Kindern besonders exotische Namen verpassen.
Natürlich klingt "Chantal Kowalski" drollig, aber warum eigentlich? Was ist lustig an dem Versuch, einen sehr alltäglichen Nachnamen durch einen hübschen Vornamen aufzuwerten? Muss eine kleine Kowalski zwingend Alina oder Lisa heißen, damit sie nicht auffällt? Gerade das Sich-lustig-machen über anderer Leute Namen hält uns den Spiegel vor. Oder auch: Wenn ich auf jemanden zeige, dann zeigen drei meiner fünf Finger auf mich zurück...

Für den "Absturz" von "Uschi" habe ich eine etwas gewagte Theorie:
Die Mütter der heute 30 bis 40jährigen heißen gern so, denn bis in die späten 1950er Jahre war "Ursula" bzw. "Uschi" der beliebteste deutsche weibliche Vorname. Da kann man doch den Muttis noch so richtig einen mitgeben, wenn man Filmfiguren wie die legendäre "Manta Manta"-Uschi erfindet oder Stewardessen als "Luft-Uschis" bezeichnet... :cool:

Lykurg
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Do 23. Sep 2010, 11:39 - Beitrag #7

Feuerkopf, daß denen das egal ist, ist ja eben Teil des Problems (wenn man das als solches sehen will, ich bin ja durchaus bereit, den Istzustand zu akzeptieren; und sonst wird sich soziale Differenzierung ohnehin problemlos wieder neue Wege suchen). Meiner Meinung nach sprechen viele dieser Namen von einem fehlenden Geschmack oder mangelnder Überlegung (das gilt auch für Schreibweisen - meine Schwester ist mal einer "Dscheneffer" begegnet). Was tut man so einem Kind damit an?

Meinung wird natürlich auch gemacht, wesentlich durch Medien gefiltert und geformt, aber gerade die Namensfrage habe ich längst beobachtet und kritisch beäugt, bevor sie in Internet, tv-total etc. verwurstet wurde - schon in meiner Grundschulklasse war einigermaßen offensichtlich, wer wie hieß und warum. Dabei ist ja auch gar nicht entscheidend, wie oft ein Name vorkommt - einige dieser Namen sind hochgradig individuell und fallen trotzdem sofort als Unterschichtnamen auf. Um diese Kategorisierung zu vermeiden, muß ein Name nicht unauffällig sein, auch ausgefallene traditionelle Namen sind unproblematisch (meiner war, als ich geboren wurde, hier auch selten, wurde erst ein paar Jahre später häufiger), aber es gibt da schon eine gewisse Neigung zur unpassenden Exotik - Chantal Kowalski wäre da so ein Fall, ich wollte keinen in diesem Sinne 'drolligen' Namen haben, da schon lieber 'neutrale' Dutzendware, lieber aber keines von beidem.

Ipsissimus
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Do 23. Sep 2010, 15:54 - Beitrag #8

Feuerköpfle :-) schön^^


Aimless hat m.E. das Wesentliche zu den grundlegenden Vorurteilen schon gesagt; wir werden ihren Einfluss nie ausschließen können, solange während des Bewertungsvorganges dem Bewerter Informationen zur Verfügung stehen, die es erlauben, anhand der zu bewertenden Arbeit Aufschluss über den/die AutorIn der Arbeit zu erlangen. Das stimmt auch immer noch für andere Formen der Bewertung von Menschen - überall, wo persönliche Identifizierung nicht vom eigentlichen Akt der Bewertung getrennt ist, müssen wir mit Vorurteilen rechnen.

Das heißt natürlich nicht, dass es keine Menschen gäbe, die mit ihren Vorurteilen aufgeräumt hätten; allein, es darf hinterfragt werden, wie großflächig das vorausgesetzt werden kann, und wie genau Menschen an ihren blinden Flecken zu sehen imstande sind.


Bezüglich deiner Argumentation, Lykurg, würde ich allerdings meinen, dass diese darauf hinausläuft, dem Druck der Vorurteile antizipierend nachzugeben. Sicher ist das eine auf den ersten Blick pragmatische Lösung. Ob es einen Gewinn an Lebensqualität bedeutete, wenn am Ende dieses Prozesses noch 2×3 Namen von 99% aller Personen getragen werden, darf allerdings auch bezweifelt werden.

Ich finde an Chantal Kowalski übrigens nichts Anrüchiges^^

Lykurg
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Do 23. Sep 2010, 17:06 - Beitrag #9

Wie gesagt "lieber aber keines von beidem" - ich bin sehr für den Gebrauch seltener Vornamen, meine aber, daß man seinem Kind etwas gutes tut, wenn man es damit nicht übertreibt und auf bestimmte Geschmacklosigkeiten, besonders aber auf die Anpassung auf eine wie auch immer geartete gerade herrschende Mode verzichtet. Das gilt ebenso für Lena, Anna, Lukas etc. wie für Chantal, Jaqueline, Maik und Kevin. Ja, das mag eine antizipatorische Feigheit sein, in jedem Fall ist es pragmatisch und in meinen Augen angesichts von Studien wie der oben erwähnten niccht sinnvoll, den beobachteten Effekt zu leugnen.

Wenn man seinem Kind nun aber aus falsch verstandenem Mitleid mit der 'Unterschicht' bzw. in der Hoffnung, mit dem Klischee aufzuräumen, 'nun gerade' einen solchen Namen gibt, kann ich nur den Kopf schütteln. Das ist eine Form der gewaltlosen Brachialpädagogik, die mich sprachlos läßt.

Feuerkopf
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Fr 24. Sep 2010, 00:54 - Beitrag #10

Als wir 1989 den Namen aussuchten, war er noch nicht in Mode. Ich hatte "Die Nebel von Avalon" gelesen und mir gefiel der Name eines Druiden.
Seine Bedeutung "hübsch, anmutig von Geburt" kannte ich auch nicht.
Es ist ein alter Name, lässt sich problemlos aussprechen und wird nicht albern abgekürzt.
Unser Sohn hat nie einen gleichnamigen Klassenkameraden gehabt.
Er ist auch noch nie blöde angemacht worden. Das passiert Menschen, die über 1,90 m sind, eh nicht so schnell. ;)
Unser Kevin hat gerade an der Uni eine 1,7 in der mündlichen Prüfung "Organische Chemie" gemacht... :cool:

Und wenn ich Kevin Spacey auf der Bühne sehe - ich hatte zweimal das Vergnügen - dann bin ich nach wie vor zufrieden mit der Namenswahl.

Für mich ist die ganze Diskussion höchst dubios. Namen sind der Mode unterworfen, auch regional. (Es gab mal eine Zeit, da hießen Frauen vermehrt "Ilsebein". ;) ) Die wunderliche Studie ist sehr kritikwürdig, denn sie versucht, Vorurteile zu legitimieren, in dem sie die Verantwortung auf die Eltern der Opfer abschiebt. Deshalb habe ich auch Probleme damit, sie einfach bloß albern und überflüssig zu finden, zumal ich doppelt betroffen bin.
Ich denke, dass diejenigen, die Menschen wegen ihres Vornamens in eine Schublade stecken, selbst in der allergrößten hocken. Sie trägt die Aufschrift "Arroganz".

Lykurg
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Fr 24. Sep 2010, 10:20 - Beitrag #11

Feuerkopf, das ist insofern schon wieder etwas anderes, als, wie du selbst sagst, er einem anderen Jahrgang entstammt. Die Studie betrifft ja heutige Grundschullehrer - Mitte/Ende der 90er hat sich das Bild da offenbar verschlechtert (es werden immer wieder andere Namen gewesen sein, wenn es vergleichbares gab). Bei dem Kevin in meiner Klasse am Gymnasium hatte ich mir auch nie ertwas dabei gedacht (der war obendrein Ami)^^

Das mit der Größe kann ich bestätigen ;) - aber 'blöd anmachen' wegen des Namens ist ohnehin nicht das, was die Studie erwarten läßt.
Schubladendenken zeigt Arroganz und mangelnde Flexibilität, sicher - aber dessen Mechanismen aufzuzeigen, halte ich für produktiv und legitim. Und wenn ein Stereotyp allzu stark verankert ist, sehe ich es als schwierig an, dagegen anzugehen, und rate bzw. neige selbst dazu, es zu vermeiden.

Ipsissimus
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Fr 24. Sep 2010, 12:24 - Beitrag #12

das hängt wohl sehr stark von der Mentalität ab; manche kämpfen lieber, manche vermeiden lieber^^ und was an "Kevin" oder "Chantal" dubios sein soll, erschließt sich mir eigentlich in keinem Kontext^^

Feuerkopf
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Fr 24. Sep 2010, 12:39 - Beitrag #13

Ipsi,
wer mit Schulkollegen groß wurde, die Berthold, Burghardt, Meinolf, Almut Emma Luise, Mechthild u. ä. hießen, der wundert sich über gar keinen Namen. ;)

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Fr 24. Sep 2010, 12:49 - Beitrag #14

ich wurde zusammen mit Johannas, Brunhildes, Evas und anderen biblischen Figuren groß^^ eine Lehrerin hieß Trauthilde, ein Lehrer Kanisius, ein anderer Silvester^^

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Do 30. Sep 2010, 01:54 - Beitrag #15

*hihi*
Ich bin in jeder Gruppe diejenige mit dem merkwürdigsten Namen (Nguyen-Van). Zum Glück bin ich die letzte in meiner Familie mit einem chinesischen Namen. Sich ständig selbst erklären zu müssen, macht keinem Spaß. (Ja, das ist mein Vorname; Nein, nur Nguyen geht nicht; Ja, das ist normalerweise ein typischer vietnamesischer Nachname, aber mein Vater fand das Buchstaben nichts kosten und der vietnamesische Einschlag nicht verloren gehen sollte; Nein, ich bin nicht verheiratet und habe keinen Doppelnamen; Man spricht es Jün-Wan aus; Ja, der Name hat eine Bedeutung und Nein, es bedeutet nicht kleine Blume...)

Übrigens sind Vorurteile für mich eher vorteilhaft. Jeder imaginiert sprachliche Schwierigkeiten und ist dann positiv überrascht.

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Do 30. Sep 2010, 02:13 - Beitrag #16

[quote="Ipsissimus"]das hängt wohl sehr stark von der Mentalität ab]Ja, manche mögen lieber kämpfen; aber die Entscheidung trifft hier ja nicht die Person selbst, sondern deren Eltern. Und auch wenn ich mein Lebensglück darin fände, mich in einer mir gegenüber feindlich eingestellten Umwelt tapfer zu behaupten, finde ich es schwierig, daraus zu schließen, daß mein Kind das ähnlich sehen und über einen Namen, der das herbeiführt, glücklich sein würde.
Namensgeschmäcker, Positiv- und Negativlisten ändern sich ohnehin stetig, darüber hinaus ist Geschmack natürlich ein hochgradig individuelles Phänomen und Gewöhnungssache. Ich habe an Eva, Johanna, Almut und Luise nichts auszusetzen, und sie sparen einem umständliche Namenserklärungen (auch wenn die natürlich ein einfacher Gesprächseinstieg sein können)

Ipsissimus
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Di 5. Okt 2010, 12:49 - Beitrag #17

Wenn man seinem Kind nun aber aus falsch verstandenem Mitleid mit der 'Unterschicht' bzw. in der Hoffnung, mit dem Klischee aufzuräumen, 'nun gerade' einen solchen Namen gibt, kann ich nur den Kopf schütteln. Das ist eine Form der gewaltlosen Brachialpädagogik, die mich sprachlos läßt.
ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Motiv oft auftritt. Natürlich, Idioten gibt es immer mal, aber normalerweise vergeben Eltern Namen, weil sie davon begeistert sind. Eine Ausnahme davon bestand in der DDR der 70er und 80er Jahre, als sehr viele Eltern ihren Kindern als eine Form stillen Protests amerikanische oder im Deutschen zumindest ungewöhnliche Namen gaben, aber das hat sich mittlerweile auch gelegt.

aber die Entscheidung trifft hier ja nicht die Person selbst, sondern deren Eltern.
richtig, und die sind dabei nur von ihren eigenen Vorstellungen und den Maßgaben des Standesbeamten gebunden, Elternrecht von Alters her. Ich war in einer Klasse von lauter Thomassen, Petern, Michaels auch nicht wirklich glücklich mit meinem Namen, aber später fand ich es dann doch ganz apart, keinen Allerwelts-Vornamen zu haben^^ auch Kinder werden größer und erweitern dabei ihre Perspektiven

du bist halt sehr konservativ, Lykurg^^


Aimless, warum bist du "zum Glück" die Letzte deiner Familie mit chinesischem Namen? Ich meine, okay, vielleicht wirst du heiraten und vielleicht einen deutschen Namen annehmen, vielleicht hast du keinen Bruder, der den Familiennamen weiterführt. Aber "zum Glück"?

Lykurg
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Di 5. Okt 2010, 13:41 - Beitrag #18

Stimmt wohl, beides.^^ Die Überlegung entstammt aber deiner Kritik eines antizipatorischen Gehorsams; ich fragte mich, was für gegensätzliche Verhaltensweisen denkbar wären.

So wie ich aimless verstanden hatte, hat sie mindestens ein älteres Geschwist mit einem chinesischen und mindestens ein jüngeres mit einem deutschen Vornamen. Sind eigentlich chinesische Vornamen für Vietnamesen üblich?

Ipsissimus
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Di 5. Okt 2010, 13:49 - Beitrag #19

ah, okay, verstanden^^

das hatte ich bezüglich Aimless auch so in Erinnerung, aber mit meiner Frage meinte ich etwas anderes. Wenn ich von einer Sache sage, sie sei "zum Glück" so und so, dann meine ich damit, dass es mich froh macht, dass sie so und so und nicht anders ist. Ich interpretierte ihre Aussage also so, dass sie darüber froh ist, dass es in ihrer Familie irgendwann einmal keine chinesischen Namensanteile mehr geben wird, und da fragte ich mich: wieso ist sie darüber froh? Vielleicht lege ich aber auch nur zuviel in diese Bemerkung hinein^^

Lykurg
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Di 5. Okt 2010, 13:58 - Beitrag #20

-

Nein, genau, das hatte ich auch so verstanden, wobei es nicht explizit um den vollständigen Namen, sondern um den Vornamen ging, aber die Zielrichtung ist wohl dieselbe. Ich vermutete darin eine Folge davon, daß aimless sich stärker mit Deutschland als mit Vietnam identifiziert und primär als Deutsche wahrgenommen werden möchte, ohne sich regelmäßig für ihren Namen 'rechtfertigen' zu müssen - und das möchte sie jüngeren Geschwistern ersparen. Das finde ich zumindest ein nachvollziehbares Verhalten. Daß jemand anders und auch man selbst in anderen Lebensphasen eventuell anders empfinden kann, ist klar; aber sicher liegen der Aussage Erfahrungen mit lästigen und unpassenden Reaktionen auf den Namen zugrunde.

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