Ipsissimus: Padreic, mit den erhofften Wirkungen ist es so eine Sache, erhoffen lässt sich vieles, und in der medialen Darstellung allemal. Wie plausibel, wie realitätsnah derartige Hoffnungen sind, das müsste diskutiert werden. Dass eine Lockerung des Kündigungsschutzes nicht zu mehr Einstellungen führt - nee, sorry, das war vorhersehbar und schlimmer, es war vorhersehbar, dass die Lockerung missbraucht wird. Bei den Gründen müsste immer die Frage gestellt werden "wessen Gründe?" Und solange im Herzen der Demokratie der Krake "Lobbyismus" seine Mahlzeiten abholen kann, lautet m.E. die Antwort: "jedenfalls nicht die Gründe des Volkes" und "zum Wohle von wem auch immer, jedenfalls nicht zum Wohle des Volkes".
Lykurg: (Ohne hier den Kündigungsschutz diskutieren zu wollen: die Arbeitslosigkeit ist massiv zurückgegangen, und die deutsche Wirtschaft derzeit dank erhöhter Flexibilität wesentlich besser dran als die der meisten europäischen Nachbarn und der USA. Das ist immerhin ein Teilerfolg.)
Milena:...die arbeitslosigkeit ist massiv zurückgegangen Lykurg? dank neuer massiver arbeitsplätze? da muss mir schlichtweg was entgangen sein.... die deutsche wirtschaft ist auch absolut top...^^ lassen wir mal die riesengrosse kluft zwischen extremster armut und den reichen fuzzis aussen vor....
Lykurg: Milena, sicher besteht ein Unterschied zwischen persönlicher Wahrnehmung und der Statistik. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist ein relativ natürliches Ergebnis wirtschaftlicher Entwicklung - wenn niemand etwas hat, hat auch niemand mehr als die anderen. Mit Stuttgart21 hat das alles aber relativ wenig zu tun, schließlich gäbe es auch andere Möglichkeiten, öffentliche Gelder konjunkturwirksam auszugeben (und ob das überhaupt einen noch so geringen Sinn hat, ließe sich auch diskutieren).
Ipsissmus:ja, mir ist da wohl auch einiges entgangen. Was ich sehe, sind statistische Trickbetrügereien
Lykurg:Die Daten kommen vom Europäischen Amt für Statistik, es handelt sich nicht um die vor ein paar Jahren neu justierten Zahlen des Arbeitsministeriums. Natürlich liegen auch diesem Wert bestimmte Auswahlprinzipien zugrunde, eine Definition von Arbeitslosigkeit - das kann man als Fälschung bezeichnen, wenn man das gern möchte, oder auch als rosa Elefanten. Wesentlich ist aber für meine Aussage nicht der konkrete Wert, sondern daß die Rosaelefantenquote in den letzten Jahren deutlich gesunken und auf dem Stand von 1992 angekommen ist. Ich würde sogar zugestehen, daß ein paar rosa Elefanten auf die Statistik getreten sind, so daß sie sich ein bißchen verbogen hat, wenn das unbedingt sein soll (obwohl eben die Tatsache, daß es sich um vergleichende und relativ unabhängig erhobene Daten handelt, meines Erachtens dagegen spricht) - aber ich sehe keinen Anlaß zur Annahme, daß der Trend tatsachenwidrig vollständig umgekehrt dargestellt würde. Da bezweifle ich die Gültigkeit einer persönlichen Sichtweise eben doch. Mit Betrug lasse ich mich jedenfalls ungern in Verbindung bringen. Übrigens sah ich hier in der Gegend zuletzt wieder verstärkt Stellenangebote in Läden hängen (auch längere Zeit über) - sicher kein Job, den ich haben wollen würde, aber auch das wirkt sich aus.
Ipsissmus: es war ja auch nur als Anmerkung zu Padreics Einwurf gedacht^^ davon abgesehen haben es Statistiken dieser Art an sich, Elefanten aus 99% rosarot und 1% schwarz als schwarze Elefanten zu verkaufen. Das nenne ich nach wie vor statistische Trückbetrügerei; ich könnte auch sagen: Leute mit Bagatell-Einkommen gelten im Sinne der Statistik nicht als arbeitslos^^ sie haben ja einen Job, selbst wenn der weniger als 400 Euro im Monat bringt
Milena: ..Lykurg,^^ist doch nicht gegen dich persönlich gemeint....aber ich für mich, halte nichts von erstellten statistiken...sondern halte meine nase inmitten des lebens und weiss was mich umgibt...^^
Persönliche Einschätzung ist sicherlich eine Sache, die zur Beurteilung vieler konkreter Gegebenheiten sehr nützlich ist. Zur Beurteilung von Arbeitslosenzahlen aber, denke ich, eher weniger. Niemand von uns kennt eine repräsentative Stichprobe von Deutschen. Ich traue hier dem statistischen Bundesamt mehr. Zum trauen gehört natürlich nur dies: ich glaube ihnen, dass sie die Daten so erheben, wie sie es vorgeben und dies in einer recht professionellen Weise tun. Es heißt natürlich nicht das Ergebnis ohne Kenntnis der Erhebungsmethode zu interpretieren (die übliche Methode in Zeitungen und ähnlichem). Ich finde es in Ordnung, wenn sie Erwebslosenzahlen ohne geringfügig Beschäftigte führen. Es ist in der Verantwortung derjenigen, die diese Statistiken weitergeben, darauf hinzuweisen.
Zur konkreten Sache: wenn man wikipedia glauben darf (ich bin gerade zu blöd, die Excel-Dateien von der (sog.) Arbeitsagentur zu lesen), sind die Anzahlen für geringfügig Beschäftigte seit 2005 nicht gestiegen. Ergo, wenn man den Statistiken glauben darf, die Arbeitslosenzahlen auch dann zurückgegangen, wenn man die geringfügig Beschäftigten mit einrechnet.
Warum erscheint es so abstrus, anzunehmen, dass die Arbeitslosenzahlen seit 2005 tatsächlich gesunken sind? Vielleicht sogar tatsächlich ua. im Zusammenhang mit den Gesetzen, die im Rahmen der Agenda 2010 gemacht wurden?
Ich möchte darauf hinweisen, dass hier nur nach Arbeitslosenzahlen gefragt ist. Nicht danach, wie die dann tatsächlich Arbeitslosen behandelt werden - das ist zwar ein wichtiges, aber doch ein anderes Thema. Ebenso ist es ein anderes Thema, aus welcher Motivation heraus die Gesetze entstanden sind. Lobbyarbeit mag zwar im Allgemeinen Gesetze schlechter machen - das heißt jedoch nicht, dass jede Konsequenz eines jeden Gesetzes, das von Lobbyarbeit beeinflusst wurde, schlecht ist
