Maschine, Antwort zuerst an dich, da du dich am nächsten am ursprünglichen Threadthema befindet.
Ich vermute, rechnerisch kommt die Sache nur hin, wenn man, wie Ipsissimus oder Aydee vorschlagen, die Einkommen tatsächlich ab einer gewissen Grenze komplett deckelt und alles darüber hinaus in die Umverteilung steckt. Oder, etwas milder, mit einer gegen 100% konvergierenden Progession.
Sowieso kann ein Grundeinkommen meines Erachtens ausschließlich mit einem rein progressiven Steuersystem kombiniert werden. Also der erste Euro Zuverdienst muss noch großenteils netto sein, jeder weitere wird mit einem minimal höheren Steuersatz belegt. Stufen sind eine Absurdität sondersgleichen, die höchstens in Zeiten zu verantworten waren, als die Finanzämter noch keine Computer hatten.
Lykurg, Ipsissimus, ihr redet tatsächlich von zwei verschiedenen Märkten. Lykurg von einem Nachfrage-dominierten, an dem die Arbeitgeber so lange die Löhne erhöhen müssen, bis ihre Angebote besser als Arbeitslosengeld und die Konkurrenz sind und sich jemand des Jobs annimmt. Ipsissimus von einem Angebots-Dominierten, an dem die Arbeitnehmer so lange ihre Erwartungen senken müssen, bis sie einen akzeptablen Job finden, den sonst niemand will, oder doch beim Arbeitslosengeld bleiben.
In der Realität scheint mir da Ipsis Auffassung eindeutig die vorherrschende. Und die Schuld daran liegt auch meines Erachtens derzeit fast ausschließlich beim mangelhaften Angebot, verursacht durch unzureichende staatliche Richtlinien in Sachen Mindestlöhne und Arbeitnehmerrechte bei gleichzeitig übertriebener Regulierung in Sachen Steuern und Abgaben im Niedriglohnbereich.
Wenn die Gegenmaßnahme aber ein sehr hohes bedingungsloses Grundeinkommen sein soll, dann gehe ich wie Lykurg davon aus, dass das Problem sich verlagern wird - nämlich dahin, dass diese Grundsicherung zu vielen Leuten bereits ausreichen wird und sie selbst besser bezahlte Jobs, die sie inhaltlich nicht wollen, dankend ablehnen.
Die Lösung muss daher für mich sein, das Arbeitslosengeld nahe am Existenzminimum (*) zu halten (aber gerne um einen Faktor 1,5 oder so höher als derzeit), aber gleichzeitig den Niedriglohnbereich so zu reformieren, dass große Verbesserungen gegenüber dem Arbeitslosengeld leicht und ohne viele Abgaben machbar sind. Die Legalisierung steuerfreier Minijobs, die man akkumulieren kann, wäre da ein entscheidendes Mittel. Ansonsten das Rentenalter nicht mehr erhöhen und darauf warten, dass die Sockelarbeitslosigkeit wegaltert. Das ist nämlich der positive Effekt der Generationenverschiebung.
Zur Globalisierung danke für deine Ausführungen, Ipsissimus. Ich glaube, in diesem Thread habe ich endlich mal einigermaßen verstanden, worauf du hinauswillst. Beibehaltung von Reise- und sonstigen Freiheiten bei Beschränkung der Wirtschaft, das klingt zumindest schonmal deutlich realistischer als die komplette Abschottung der Nationalstaaten, nach denen mir manche andere deiner Beiträge stets zu klingen schienen. Für realistisch umsetzbar halte ich auch dies noch nicht, aber zumindest kann ich nachvollziehen, dass du es tust. Wenn die Zeit zur Verfügung steht, könnte man das mal in einem eigenen Thread durchdiskutieren.
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(*) Dass es das Wort "Existenzminimum" gibt, ist nicht bedenklich, Aydee, sondern einfach eine Folge der natürlichen Verhältnisse und unserer Tendenz, sie zu benennen. Auch bei Naturvölkern gibt es ein Existenzminimum, auch, wenn sie das Wort nicht kennen. Und unseres liegt sehr viel höher als ihres.