in dem von mir mittlerweile höchst geschätzten Roman "Infinite Jest" ("Unendlicher Spaß") des unterdessen bedauerlicherweise suizidierten David Foster Wallace, findet sich eine Idee, die in ihrer schlichten Eleganz und Abgründigkeit das übliche Niveau all der vielen sonstigen faszinierenden Ideen dieses Romans bei weitem übersteigt, die Idee der Sponsorenzeit.
Sponsorenzeit. Gemeint ist damit die Abkehr von einer linearen Zeitauffassung zumindest in der öffentlichen Kultur.
Statt dessen versteigert ein Staat für den Bereich seiner Rechtsprechung gegen Startgebote gern im zweistelligen Milliardenbereich (Euro) an Konzerne und andere interessierte Organisationen den Namen eines Jahres, das nach erfolgtem Zuschlag dann eben nicht mehr z.B. als "2002" referenziert würde, sondern z.B. als "Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche", falls es dem Industrieverband der Inkontinenzunterwäsche-Hersteller gelänge, den Zuschlag zu erhalten.
Der erfolgreiche Bieter hätte somit für ewige Zeiten - also bis zur nächsten Zeitreform^^ - seinen Firmennamen oder sonstwie gewünschten Werbeslogan in der offiziellen Zeitsprechung und Geschichtsschreibung verankert. Und der Staat hätte einen Teil seines Jahreshaushaltes schon mal finanziert.
Das Ganze ist natürlich von verwaltungstechnischen Maßnahmen flankiert, z.B. bräuchte man Vergleichstabellen, in denen für alle Staaten der Erde, die zur Sponsorenzeitrechnung übergegangen sind, die Namensentsprechungen aufgelistet sind; für PCs und ähnliches müsste eine interne Nummierung weitergeführt werden, damit mit Datum gerechnet werden kann, aber in der Display-Darstellung dürfen wiederum nur noch die korrekten Sponsorenzeit-Namen erscheinen, usw..
Ich finde die Idee total faszinierend^^ statt einer linearen Zeit hätte man eine Art "Ereignis-basierter" Zeitrechnung. Würde menschliches Empfinden das mitmachen? Schwer abschätzbar^^
(es ist mit meiner Faszination übrigens völlig vereinbar, dass ich die umgesetzte Idee gleichzeit als absolut bösartig emfinde^^ die Faszination des Bösen^^)