zum Glück haben alle das Geld dafür ...

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Ipsissimus
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Do 14. Okt 2010, 17:52 - Beitrag #1

zum Glück haben alle das Geld dafür ...

... um mal eben 70% mehr für Strom auszugeben, schließlich ist Ökostrom ja guter Strom

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,723136,00.html

Lykurg
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Do 14. Okt 2010, 19:16 - Beitrag #2

Tatsächlich atemberaubend. Es gibt doch Stromanbieter, die 'grünen Strom' anbieten - gäbe es dasselbe auch für Atomstrom (ohne den EE-Aufschlag), wäre die ganze Debatte vermutlich nach ein oder zwei Jahren erledigt (Abstimmung mit den Füßen). Bild

Scuba
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Do 14. Okt 2010, 20:34 - Beitrag #3

Zitat von Lykurg:Tatsächlich atemberaubend. Es gibt doch Stromanbieter, die 'grünen Strom' anbieten - gäbe es dasselbe auch für Atomstrom (ohne den EE-Aufschlag), wäre die ganze Debatte vermutlich nach ein oder zwei Jahren erledigt (Abstimmung mit den Füßen).


Das alte Spiel mit gezinkten Karten: Die "Billigkarte" des Atomtarifs ist leider mit der persönlichen Steuerschuld jedes Einzelnen gekoppelt und nicht mit dem Verbrauch des Stromes. D.h. man müsste dann einen Atom-Steuertarif einführen, der nicht nur die aktuellen Haftpflicht- und Entsorgungskosten (u.a. auch die Wertminderung von Grund, Wasser und Boden - siehe Tschernobyl) berücksichtigt, sondern auch die vergangenen und die der nächsten 10.000 Jahre, die auf die kurze Zeit umzulegen wären, in der noch Uran o.ä zur Verfügung steht.

Auch hier sind die Gesetze des "freien Marktes" schon lange ausgehebelt, bzw. waren nie am Werk.

Maglor
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Do 14. Okt 2010, 20:43 - Beitrag #4

Auf Dauer wird die Massensubventionierung von Solaranlagen nicht zu halten sein.
Das Problem ist, dass bis dahin jede Menge Dachbesitzer sich in der Lage befinden, dass sie ihren Öko-Strom bezahlt haben möchten.
Da bleiben 2 Möglichkeiten:
- generelle Anhebung des Strompreises (auf diese Weise würden natürlich alle Stormnutzer die Investionen einzelner Dachbesitzer finanzieren)
- eine Angleichung der Solarstrompreisung (dann würde die Rendite für den Dachbesitzer naturgemäß geringer sein, die Tilgung von Krediten müsste anders erfolgen)

Klar Solarstrom ist eine Kuh, die von vielen kleinen, besser mittleren Leuten gemolken wird, allerdings nicht für 9000 Jahre.
Vorstellbar ist natürlich auch noch der Fall, dass Solarenergie nach Wegfall der Subventionen billiger wird, z. B. die deutschen Produzenten ihre Solaranlagen zu den wesentlich günstigeren Weltmarktpreisen anbieten würden. Solange aber der Staat, somit der Steuerzahler entsprechende Finanzierungsmodelle anbietet, bleibt es dabei, dass die Firmen für entsprechend überteuerte Angebote Käufer finden.

Traitor
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Do 14. Okt 2010, 21:36 - Beitrag #5

Für die generelle Ökostromdebatte habe ich derzeit weder Zeit und Nerven. Anmerken möchte ich aber, dass meines Erachtens sowohl Ipsissimus als auch Lykurg die Meldung deutlich falsch verstanden haben.

@Ipsi: Es sind nicht 70% mehr auf den Gesamtstrompreis, sondern 70% auf diesen Umlagesatz. Wenn der Spiegel richtig rechnet, sind das 1,5 Cent pro kWh, also 6-8% auf den Gesamtpreis. Ja, auch das ist happig, aber erstens eine definitiv andere Größe und sicher nicht so panikerregend, und zweitens eher wenig im Vergleich zu dem, was die Konzerne so für sich selbst kassieren. Grob überschlagen 2 Milliarden für die Gesamtbevölkerung, vergleichbar mit den AKW-Verlängerungs-Zahlen.

@Lykurg: Die EEG-Umlage wird ja gerade auf "normalen" Strom erhoben, um die erneuerbaren Energieerzeuger gegenzufinanzieren. Ja, das wird dir ebensowenig gefallen, oder noch weniger. Aber gerade ein reiner Atomtarif müsste sie eben auch bezahlen.

Ob deine Füße-Abstimmung so deutlich wäre, bezweifle ich auch, sind Ökostromtarife doch derzeit meist nur wenig teurer als reguläre desselben Anbieters, und günstige Ökostromtarife immer noch deutlich günstiger als Standardtarife der lokalen Versorger. (Zugegebenermaßen klappt das nur dank österreichischer Wasserkraft, sicher kein Modell für eine Gesamtversorgung.)

Lykurg
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Fr 15. Okt 2010, 00:43 - Beitrag #6

Traitor, tatsächlich habe ich die 70% falsch verstanden, trotzdem ist die Erhöhung schlimm genug. Die Sache mit der wegfallenden Umlagefinanzierung meinte ich aber genauso wie ich sie darstellte: Es gibt Anbieter, die (vorgeblich) ausschließlich 'grünen Strom' nutzen. (Daß das aus netzlogistischen Gründen natürlich anders verteilt wird, soll hier nicht interessieren, die Idee zählt). Wenn diese ihn nun zu den tatsächlichen, unsubventionierten Preisen anbieten müßten, und demgegenüber 'reiner Atomstrom' ohne die Umlage angeboten werden könnte, wäre der Ökostrommarkt mMn binnen kürzester Zeit erledigt. Der Anteil der Verbraucher, die tatsächlich Kernkraft boykottieren würden, wenn die realen Kosten einander gegenüberständen, wäre sicherlich sehr viel kleiner als der Anteil der Atomkraftgegner in Umfragen.

Dein letzter Absatz liegt ja genau an der Umlagefinanzierung. Ohne EEG wären die Unterschiede weit größer. - Die Argumente der Staatshaftung bei Unfällen und der Endlagerung sind mir bekannt. Allerdings halte ich es erstens für ein Gerücht, daß Gaus nicht versicherbar wären; die Schadenssumme ist zwar gewaltig, der Umsatz der AKWs aber auch, und das Risiko geringer als das diverser anderer Dinge, gegen die man sich versichern lassen kann. Die Staatshaftung ist für die Betreiber natürlich unheimlich praktisch und günstiger als der Markt, das dürfte eher der Grund für ihren Fortbestand sein. Die Endlagerung ist nicht allzu teuer, wenn man einen geeigneten Ort gefunden und eingerichtet hat; zudem halte ich es für sehr unwahrscheinlich, daß tatsächlich eine Endlagerung über mehrere tausend Jahre nötig wird, da höchstwahrscheinlich technologischer Fortschritt das Problem lösen bzw. stark reduzieren wird (ob durch Transmutation (mit positiver Energiebilanz), effizientere Reaktortypen oder wai).

Ipsissimus
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Fr 15. Okt 2010, 09:42 - Beitrag #7

ja, hatte ich in der Tat missverstanden, ungenau gelesen, sorry

Scuba
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So 24. Okt 2010, 11:59 - Beitrag #8

Die Lüge vom teueren Ökostrom:
http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2010/1021/strom.php5

Es ist wirklich köstlich dabei zuzusehen, wie der "Wissenschaftler" im Beisein der Reporter seinen Computer durchsucht, um die Stelle zu finden, an welcher der Geldgeber der Studie "aus versehen verschwand"

-lol-

Traitor
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Sa 6. Nov 2010, 22:10 - Beitrag #9

Photovoltaik spielt im Ökostrommix bisher kaum eine Rolle, sie ist es aber hauptsächlich, um die sich die ganze Subventionsdebatte dreht. Wasserkraft ist schon lange konkurrenzfähig, was eben die günstigen Ökostromtarife mit 100% Wasserkraft erklärt (die reine Marktprodukte sind), und auch Windkraft hat sehr schnell aufgeholt. Wenn wir deine totale Marktentfesselung durchführen würden, wäre meine Prognose: dreckig fossile Brennstoffe (dreckiger als heute, denn die "überhöhten" Sauberkeitsstandards sollte man ja genauso über Bord werfen wie die EE-Förderung, die Leute können ja zu sauberen Kohlekraftwerken wechseln, wenn sie wollen) würden das allerbilligste sein und die meisten Kunden ziehen. Atomkraft würde teurer als jetzt, wenn man die Kosten auf sie umlegt - es sei denn, man macht es wie bei der Kohle und lässt Versicherung und Lagerung ganz ohne Reguliereung. Wind- und Wasserkraft wären knapp konkurrenzfähig und ein nichtmarginaler Minderheitsmarkt. Solarkraft würde sofort wieder aussterben.

Damit verfehlt man aber einfach eine der wichtigsten Rollen des Staates - Zukunftsplanung über Zeiträume hinaus, die jährliche Aktionärsversammlungen nicht erlauben. Und nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen - eine künftige EE-Wirtschaft wäre viel effizienter und leistungsstärker als eine, die diese Techniken wegen kurzfristiger hoher Investitionshemmnisse nicht angeht.


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