Sohn und Enkel

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Ipsissimus
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Mo 8. Nov 2010, 13:25 - Beitrag #1

Sohn und Enkel

http://www.stern.de/panorama/ungewoehnliche-geburt-in-mexiko-frau-bringt-sohn-und-enkel-zur-welt-1621713.html

In Mexiko hat eine Frau einen Jungen zur Welt gebracht, der zugleich ihr Sohn und Enkel ist. Die 50-Jährige hatte sich als Leihmutter für ihren homosexuellen Sohn zur Verfügung gestellt und sich die mit seinem Samen befruchtete Eizelle einer Freundin einpflanzen lassen.


sehr viel mehr steht leider nicht in der Meldung drin. Irgendwie komme ich mit den ethischen Implikationen dieser Situation gerade nicht klar. Dass Leihmutterschaft mit künstlicher Befruchtung ein Mittel der Wahl für Homosexuelle zum eigenen Kind ist, kann ich akzeptieren. Aber das befruchtete Ei von der eigenen Mutter austragen lassen? Kommt nur mir das irgendwie ethisch unhaltbar vor? Wobei ich mein Unbehagen noch nicht ganz konkretisieren kann.

Aydee
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Mo 8. Nov 2010, 15:13 - Beitrag #2

Inwieweit ist eine Leihmutter eigentlich Elternteil (genetisch, biologisch)?

Ipsissimus
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Mo 8. Nov 2010, 15:17 - Beitrag #3

genetisch hat eine Leihmutter nichts mit dem Kind zu tun, da die Eizelle von einer anderen Frau stammt. Biologisch ist es mit Ausnahme des Beginns eine Schwangerschaft wie jede andere auch, inklusive der hormonellen Veränderungen.

Feuerkopf
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Mo 8. Nov 2010, 15:26 - Beitrag #4

Spontan würde ich hier das schöne englische Wort "disgusting" benutzen.

Ich bin ungefähr im Alter der Leihmutter und wenn ich mir die Umstände genauer vorstelle, finde ich, man sollte nicht alles tun, was möglich ist. :rolleyes:
Überhaupt halte ich "leibliche Elternschaft" für überbewertet. Ich hätte auch ein adoptiertes Kind lieben können.

Okay, das sagt sich jetzt so, ich weiß. Aber für ein leibliches Kind hätte ich keine komplizierten medizinischen Eingriffe vornehmen lassen, obwohl es auch bei mir und meinem Mann anfangs durchaus so aussah, als könnten wir keine Kinder bekommen.

Ist es ethisch vertretbar? Ich sag mal so: Wenn eine Mutter in den 50ern für ihren schwulen Sohn dessen Kind austrägt, dann stimmt was mit der Gesetzgebung in dem Land nicht. Warum kann der Sohn nicht einfach ein Kind adoptieren? Es gibt in Mexiko mit Sicherheit jede Menge elternloser Kinder, die froh über einen liebevollen Vater wären.
Offenbar scheut der Herr aber auch die Zusammenarbeit mit einer familienfremden Leihmutter, denn die könnte auf die Idee kommen, Ansprüche anzumelden? Oder hat er offizielle Schwierigkeiten, weil er schwul ist?

Lykurg
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Mo 8. Nov 2010, 16:18 - Beitrag #5

Brrr, das ist ethisch aber ein Klopper... RTL II wäre begeistert, das klingt doch durch und durch programmkompatibel!

Ich kann mir kaum vorstellen, daß die Homosexualität als rechtliches Hindernis zu dieser speziellen Konstellation geführt haben sollte. Es ist aber wirklich schwer zu beurteilen, wie die Familienverhältnisse des Kindes aussehen werden - welche Rolle wird die biologische Mutter spielen, wenn sie keine Bindung an den Vater hat?

Und überhaupt, was ist der eigentliche Antrieb der ganzen Geschichte - wollte er unbedingt 'trotzdem' ein Kind, oder sie einen Enkel, oder (wenn nun doch die biologische Mutter anstoßgebend sein sollte), warum wollte sie keine leibliche sein? Zumindest der zweite und dritte Ansatz klingen schon einmal verkorkst, beim ersten frage ich mich, warum er sich keine andere Leihmutter gesucht hat.

e-noon
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Mo 8. Nov 2010, 19:30 - Beitrag #6

Ich frage mich auch, was der Großvater dazu sagt, dass seine Frau das Kind eines anderen Mannes - nämlich seines Sohnes - austrägt... OMG :boah:
Wer weiß, vielleicht waren alle anderen Möglichkeiten schwierig bis unmöglich, oder die Mutter-Sohn-Beziehung war bereits vorher ein wenig ungewöhnlich... :confused: Ich kann nur sagen, ich würde es nicht tun.

Maglor
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Do 11. Nov 2010, 21:35 - Beitrag #7

Sehe da jetzt keine größeren ethischen Probleme.
Das Austragen das Kindes, war offenbar ein Dienst unter Verwandten und es gab keine Leihmutter im Wortsinne.
Niemand hat seine Gebärmutter für Geld an Dritte verbietet. Sorgt euch doch lieber um die unbekannte Eizellenspenderin, die nach hormoneller Behandlung einen Eisprung nach dem anderen hatte und der dann die Eier wie auf einem trächtigen Stör entnommen wurden - eine Frau, die gleichen Job hat, wie die Hühner auf der Stange, nur mit dem Unterschied, das sie bei ausbleibender Fruchtbarkeit nicht in die Suppe muss.
Was ist schon solche Entwürdigung gegen eine Großmutter, die ihren Enkel austrägt?

e-noon
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Do 11. Nov 2010, 21:50 - Beitrag #8

Um Würde geht es hier imo eher weniger (alle tun es ja freiwillig). Ich würde mir eher um die Beziehung zwischen Mutter und Sohn Sorgen machen; Muttergefühle gegenüber dem Enkel sind sicher nichts schlimmes, aber würde man sich als Frau nicht dem Vater seines Kindes in anderer Weise verbunden fühlen, als dem eigenen Sohn? Würde der Sohn z.B. den schwangeren Bauch küssen? Oder im Kreissaal die Hand halten? :boah: Ich weiß nicht.

Ipsissimus
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Fr 12. Nov 2010, 14:00 - Beitrag #9

es kommt ja hinzu, dass die (Leih)Mutter, die das Kind ihres Sohnes austrägt, dieses Kind offenbar als ihr eigenes auffassen will, und da wird mir wirklich unbehaglich. Inzest zwischen Bruder und Schwester ist eine Sache, zwischen Eltern und Kindern etwas ganz anderes. Zumal der Vater ja wohl auch einen Partner hat, mit dem zusammen er das Kind großziehen, also Familie sein will. Irgendwie passt das nicht zusammen alles.

zur Homosexualität in Mexiko, kurz zusammengefasst siehe

http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_in_Mexiko

da wären mit Sicherheit auch andere Möglichkeiten vorhanden gewesen

Lykurg
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Fr 12. Nov 2010, 14:09 - Beitrag #10

Prinzipiell ja, ein Adoptionsrecht für schwule Paare scheint es in Mexiko allerdings nicht zu geben, was die Vater-Vater-Kind-Familie zumindest rechtlich ungleich stellte. Ob im Fall eines Sorgerechtsstreits (gruslig!) das Kind dann deshalb gleich der biologischen Mutter zugesprochen würde? Bild

janw
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Do 30. Dez 2010, 21:53 - Beitrag #11

Mal andersrum gefragt, was disqualifiziert die Mutter des Homosexuellen gegenüber einer anderen Frau - unter dem hier gegebenen Umstand, daß die Eizelle von einer anderen Frau stammt und extern befruchtet worden ist, also kein Verkehr zwischen Sohn und seiner Mutter stattgefunden hat?

Mein Problem mit dem Fall entspricht etwa dem, das ich mit all den Fällen von Leihmutterschaft bei Homosexuellen habe: Die Mutter ist eine wichtige Person für das aufwachsen von Kindern, die erste Prägung ist eine Prägung auf die Mutter. Bei den meisten Fällen wird diese Bindung kurz nach der Geburt auseinander gerissen, wenn die Leihmutter das Kind an die Herren Eltern übergibt, ohne daß hier eine äquivalente Bindung entstehen könnte.
In diesem Fall besteht zwar die Möglichkeit, daß die Mutter als Mutterfigur erhalten bleiben könnte - eher ein Positivum dieses Falles - aber ich denke, daß letztlich die beiden Herren sich so stark in den Vordergrund drängen werden, daß es doch auf die normale Situation hinaus läuft.
Das Kind wird sich nachher mit diesem spannungsreichen Familienhintergrund herumschlagen müssen und den von diesem Hintergrund ausgelösten Beurteilungen der Umwelt, Mitleid bis Ablehnung erfahren, aber nicht als "normal-wertiger" Mitmensch wahrgenommen werden.
Früher war der frühe Verlust der Mutter ein Drama, an Höfen durch Ammenwesen institutionalisiert - womöglich ein Hintergrund für das Gehabe der Hochwohlgeborenen Männer damals? - heute wird diese Situation bewusst herbei geführt, nur weil einige Homosexuelle diese Seite der Medaille ihrer Orientierung nicht akzeptieren wollen.

Ipsissimus
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Do 30. Dez 2010, 23:32 - Beitrag #12

nun ja, es ist ein halber Inzest. Der mir zwischen Geschwistern nicht so viel ausmacht, aber zwischen Eltern und Kindern schon.

das Ammenwesen speist sich wohl eher aus zwei Quellen, zum einen der hohen Kindsbettsterblichkeit durch die Jahrtausende hindurch, zum anderen aber auch ganz sicher daraus, dass man vor etwa 1980 auf Kinder nicht diesen verklärten Blick hatte wie heute.

Die Problematik an sich hat mit Homosexualität überhaupt nichts zu tun. Nimm den identischen Fall, nur mit einer unfruchtbaren Ehefrau/Freundin, die aufgrund körperlicher Verfassung auch kein Kind austragen kann. Selbe Situation, selbes Unbehagen, wenn seine Mutter das Kind austragen soll, das anschließend das Kind des jungen Paares sein soll.

janw
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Fr 31. Dez 2010, 00:16 - Beitrag #13

Ipsi, ich habe hinsichtlich der Inzest-Geschichte auch gewisse Ungefühle, weiß aber nicht recht, ob diese "von innen" kommen oder eben kulturell mediiert sind.
Die Frage ist, was bedeutet es für die Beteiligten, ist vielleicht der kleine Unterschied, daß es eben "nur" ein "halber" Inzest ist?
Die Beanspruchung des Kindes durch die Großmutter als "eigenes Kind" stößt mir zusätzlich negativ auf.

Die Sache mit der unfruchtbaren Partnerin liegt IMHO insofern anders, als da die Partnerin wenigstens teilweise als Mutter in Erscheinung treten kann, das Kind also beide Elternteile hat.

Der aktuelle Fall ist für mich in jedem Falle eine Form von Gewalt gegenüber dem Kind.

Ipsissimus
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Mo 3. Jan 2011, 14:57 - Beitrag #14

na ja, Jan, die unfruchtbare Partnerin kann im Falle einer familienfremden komplett als Mutter auftreten, ohne dass diese Illusion jemals brechen muss. Aber erkläre mal eine/m/r 14jährigen, oder in welchem Alter auch immer du ernstzunehmendes intellektuelles Begreifen anfangen lässt, dass die Mama auch die Oma ist, und damit auch die Mama vom Papa, der damit gewisserweise der Bruder ist. Gewalt gegen das Kind, vielleicht trifft es das tatsächlich

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So 9. Jan 2011, 00:29 - Beitrag #15

Zitat von Ipsissimus:Zumal der Vater ja wohl auch einen Partner hat, mit dem zusammen er das Kind großziehen, also Familie sein will.


Da steht im verlinkten Stern-Artikel nix zu. Hast Due ine Quelle dazu?

Zur Frage, wie bei heterosexuellen das "verbergen" der Existenz einer Leihmutter aussehen könnte, thematisiert gerade die Lindenstrasse. Ich verweise dazu auf den Thread im TV/Film-Forum^^

The Coon
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So 30. Jan 2011, 20:16 - Beitrag #16

Ich halte das für eine verdammt unbedachte und dämliche Maßnahme der Eltern. Das mag ja die Erfüllung ihres Wunsches sein, allerdings wird das wohl ohne Zweifel Auswirkungen auf die Psyche des Kindes haben, bzw auf die Weise wie andere Mitschüler mit ihm umgehen werden.

Lykurg
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So 30. Jan 2011, 21:48 - Beitrag #17

In welcher Weise das Kind aufwachsen wird, ist ja nicht klar - bei einer seiner Mütter, oder seinen Vätern? Ob das dann auch für sein Umfeld direkte Auswirkungen hat, vor allem, wer davon weiß, hängt wohl stark davon ab, wo es aufwächst. In einer Großstadt dürfte es wesentlich leichter sein, nicht weiter aufzufallen und eine relativ normale Kindheit zu erleben - abgesehen vom Patchworkhintergrund. Möglicherweise bricht dann irgendwann etwas zusammen, wenn es als Heranwachsender die Umstände seiner Geburt reflektiert, aber es könnte auch gut gehen. In der Kleinstadt sähe ich da allerdings eher schwarz.

e-noon
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So 30. Jan 2011, 21:50 - Beitrag #18

Wenn es darum ginge, was Mitschüler denken, dürften wohl sehr viele Menschen keine Kinder haben, jedenfalls keine übergewichtigen, oder Brillenträger, oder besonders intelligente, oder besonders kleine, oder besonders.........

The Coon
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So 30. Jan 2011, 21:57 - Beitrag #19

Zitat von e-noon:Wenn es darum ginge, was Mitschüler denken, dürften wohl sehr viele Menschen keine Kinder haben, jedenfalls keine übergewichtigen, oder Brillenträger, oder besonders intelligente, oder besonders kleine, oder besonders.........

In diesem Fall weiß man schon im Voraus, dass man dem Kind damit schaden wird. Bei Erbkrankheiten oder ähnlichem besteht wenigstens die Chance dass dem nicht so ist. Außerdem besteht noch immer ein Unterschied zwischen so einer unter 7 Milliarden Menschen einmaligen Inzest-Geschichte, und einem Brillenträger oder einem übergewichtigen Kind. Das ist nämlich in etwa 1 von 7 Kindern. (Meine Schätzung) Findest Du nicht, E-noon? ;)

e-noon
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So 30. Jan 2011, 22:01 - Beitrag #20

Natürlich besteht ein Unterschied, aber ich denke nicht, dass es für das Kind einen großen Unterschied macht, ob es wegen seiner Eltern oder wegen seinem Übergewicht gemobbt wird. Bzw. wahrscheinlich macht es einen Unterschied, aber nicht unbedingt dahingehend, dass Mobbing aufgrund äußerst ungewöhnlicher Eltern schwerwiegender ist als Mobbing aufgrund (dann ja auch eher selbstverschuldeter) äußerer Merkmale, die man sich selbst dann vorwerfen kann. Kann ich schwer einschätzen, was schwerer wiegt.

Ich hoffe mal nicht, dass die Eltern bei der Einschulung jedem erzählen, dass die Großmutter die Leihmutter ist und der Vater der Bruder etc...

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