Ich habe mir überlegt, ob ich den thread hier oder unter Weblogs aufmachen sollte, aber da ich letztere nicht gefunden habe und außerdem Kommentare erwünscht sind, lieber hier.
Falls es jemand noch nicht mitbekommen hat: Seit Anfang Oktober studiere ich, tatkräftig unterstützt von Studienstiftung und Erasmusprogramm, an der Durham University, UK. Für ein ganzes Jahr, was im Endeffekt jedoch nur von Oktober bis Ende Mai bedeutet, somit im Anschluss 4,5 Monate Ferien für mich
Das akademische Jahr ist hier in 3 Trimester eingeteilt, Michaelmas term, Epiphany term und Easter term. Dazwischen ist jeweils ein Monat frei, sodass ich tatsächlich nur ca. 6 Monate studiere, was ja auch zwei deutschen Semestern entspricht. Da ich als Erasmusstudent nur 5 statt, wie alle anderen, 6 Module belege, mache ich mir mit 8 vollen Zeitstunden Uni pro Woche einen faulen Lenz. Auch das Arbeitspensum bleibt in überschaubarem Rahmen: Pro Kurs fallen 2 Essays an, beide Essays dürfen (!) nicht mehr als 5.000 Wörter ergeben. Könnte das erklären, warum ich wieder so fleißig in der Matrix schreibe? ^^
Durham als Stadt ist sehr schön, als Teil Englands natürlich klimatisch benachteiligt, aber da ich mit dem schlimmsten gerechnet hatte, bin ich beinahe positiv überrascht. Der Wind ist mit Abstand unangenehmer als der Regen. Dafür regnet es nicht nur Wasser, sondern oft auch Geld, ich finde jeden Tag 1-2 Münzen, meist ein oder zwei Pence, aber auch schon 20 Pence. Diese gebe ich dann bei Wasserregen für ein Busticket auf (mein Häuschen liegt zudem auf einem Hügel), für das ich bisher abwechselnd 1,50 Pfund, 70 Pence, 1 Pfund und 1,25 Pfund bezahlt habe, wohlgemerkt für die selbe Haltestelle mit derselben Buslinie. Allerdings habe ich die 1,25 Pfund mit einem Zwanziger und einem Zehner bezahlt und kein Wechselgeld erhalten, sodass ich eigentlich 1,30 bezahlt habe.
Das Essen ist seltsam, wo möglich, esse ich beim Italiener oder koche selbst, die Bäckereien betrete ich gar nicht erst, da es allem Anschein nach nur getrockneten Schaumstoff zu kaufen gibt. Sowohl meinem Freund als auch mir selbst war in der ersten Woche hier, in der er mich besucht hat, ziemlich übel, was wir auf die auf dem Markt gekauften Donuts schieben, die wenig mit dem zu tun haben, was wir so als Donuts kennen; das, was nach unseren Donuts aussieht, heißt hier Bagel und ist eher ein salziges Gebäck. Die Donuts waren eine Art in Öl gebackener dürrer Teigkringel.
Fish'n'Chips gibt's an jeder Ecke, die Pommes sind natürlich ohne Majo und selbst dem Burger King traue ich nicht mehr über den Weg. Sandwiches sind ebenso ausgemustert worden wie überhaupt jede Art von Brot, das von der Konsistenz her mehr Ähnlichkeit mit einem befeuchteten Waschlappen hat.
Das stört mich aber nicht weiter, da ich ohnehin lieber selbst koche und sogar den Eindruck habe, dass Lebensmittel im Tesco günstiger sind als in Deutschland, keinesfalls teurer. Meine neuen Turnschuhe haben 10 Euro gekostet und auch Kleidung kann man recht günstig erwerben, sollte man aber eher nicht, da zumindest die Oberteile den Begriff Kleidung nicht recht verdienen da sie im Grunde genommen nicht bekleiden. Bei den Studenten, auch den englischen anderer Ortschaften, herrscht Befremden über die Unsitte der jungen weiblichen Ortsansässigen, mit offenen Sandälchen, dünnen Strumpfhosen, kurzen Röckchen und noch kürzerem T-Shirt durch den Regen zu trotten. Da ich noch nicht auf ein hustendes Exemplar dieser Gattung gestoßen bin, gehe ich davon aus, dass sie entweder einer anderen Spezies angehören und erkältungsresistent sind oder aber dies eine Art Initiationsritus ist, bei dem jedoch ein Großteil der Beteiligten unmittelbar verstirbt, sodass nur die mit dem stärksten Immunsystem überleben und weiter ihre Fremdartigkeit durch inexistente Bekleidung unter Beweis stellen.
Fotos habe ich auch gemacht, wenn Traitor meint, dass die Matrix noch ein Eckchen frei hat, kann ich ja mal ein paar hochladen ^^
Bin gespannt, wie es weiter geht, in zwei Wochen muss ich mein erstes Essay abgeben.