Zitat von Lykurg:Nein, aber wenn der Staat sich Abschaffung von Privilegien auf seine Fahnen schreibt und das so weitgehend zum alleinigen Ziel seiner Politik macht, daß er dabei massive Qualitätseinbußen zuläßt, führt dies zu seinem Verderben und bewirkt das Gegenteil des Angestrebten. Integration kann nicht um jeden Preis laufen, und wie bereits mehrfach angesprochen: Wenn staatliche Schulen zu schlecht werden, ziehen diejenigen, die es sich leisten können, weg bzw. schicken ihre Kinder auf Privatschulen, und übrig bleiben diejenigen, die es sich nicht leisten können. Daß wir in den letzten Jahren hier einen nicht enden wollenden Boom von konfessionellen Schulen haben, ist angesichts der Schulpolitik nicht weiter verwunderlich.
Ob Staat programmatisch Privilegien abschaffen soll...sie haben ihn schlicht nicht zu interessieren, sie haben nicht relevant, beachtlich zu sein, insbesondere wenn sie andere Menschen maßgeblich in ihren Chancen behindern.
Ohne Integration werden manche Menschen von Teilhabe und Teilnahme an der Gesellschaft ausgeschlossen, sie ist schon von daher IMHO nicht in Krämerhände zu legen. Ganz zu schweigen davon, daß Nichtintegration Menschen behindert, selbst für sich aufzukommen, also zu Lasten für die Allgemeinheit führt.
Ganz fünsch werde ich, wenn dies Kinder trifft, denn sie können wirklich nichts dafür und haben jeden Schutz und jede nötige Hilfe verdient.
Du hast recht, was die Qualität der Schulen betrifft, da muss nachgebessert werden - das aber unabhängig von Reform oder Nichtreform.
Ich sehe da bei Nichtreform aber kommen, daß bei den Gymnasien, auf die jeder guckt, weil die etwas zu sagen Habenden dort ihre Kinder haben, entsprechend nachgebessert wird, bei Realschulen...streichen wir mal eine Wand neu, die Hauptschule produziert eh nur die Hartzler von morgen, lassen wir sie ihr Dasein fristen.
Hinsichtlich der zu erbringenden Voraussetzungen stimme ich völlig mit e-noon überein. Darüber hinaus: Natürlich ist soziale Interaktion eine wichtige Kompetenz, aber nur eine von vielen, und für dieses Ziel dürfen nicht Lehrinhalte aufgegeben werden. Genau das passiert aber, wenn im Sinne der stärkeren Durchmischung eine Nivellierung nach unten vorgenommen wird. Dem versucht man ja mit verbindlichen Regelungen (Sprachtest, Kurse etc.) entgegenzutreten. Wenn alle Parteien dazu bereit wären und darin nicht bloß eine Bevormundung sähen, wären wir ein Stück weiter. Das ist richtig - läßt sich aber sicherlich nicht beheben, indem man die Kinder entfernt gelegenen Kindergärten zuweist, denn das ist für alle Eltern (und Kinder!) eine unzumutbare Härte.
Was bildungstechnisch zwischen 4 und 7 passiert, ist maßgeblich für eine Entfaltung der Anlagen. Das heißt, wenn in dem Alter wegen Sprachdifferenz, familiärem Desinteresse, whatever, Kinder nicht an die Bildungsinhalte heran kommen können, haben sie es nachher sehr schwer, das aufzuholen.
Soziale Interaktion ist in meinen Augen DIE zentrale Voraussetzung für den Spracherwerb, und für Sozialkompetenz sowieso, und damit die Voraussetzung, mit anderen Lerninhalten etwas anfangen zu können.
Die Sache mit der "Nivellierung nach unten" erscheint mir vor dem Hintergrund falsch gedacht: Hier werden eher Kinder, die sonst aufgrund der genannten Barrieren an der Entfaltung ihrer Anlagen gehemmt werden, in die Lage versetzt, mit ihren Gleichaltrigen gleich zu ziehen und wie sie jedes mögliche Bildungsziel zu erreichen.
Hinsichtlich der Zuweisung von Kindergartenplätzen stimme ich Dir zu, aber auf dem Schulniveau müssen die sog. Ghettostrukturen aufgebrochen werden.
Natürlich braucht es auch dann noch Sprachförderkräfte, aber das ist so trivial wie das Lamento bei der Bundswehr zu Zeiten der Zulassung weiblicher Soldaten, dann müssten ja weibliche WCs eingerichtet werden...
Das Thema Schulsysteme anderer Länder (insbesondere Finnland) ist so rege besprochen worden, daß es mir ziemlich zum Hals raushängt. Hier hatten wir uns darauf geeinigt, die Systemfrage weitgehend außen vor zu lassen. Ich halte es für offensichtlich, daß beide Systeme erfolgreich sein können und andere Faktoren, etwa die Ausstattung mit Lehrkräften, die Lehrpläne und die Klassengrößen, sehr viel wichtigere Einflußgrößen sind als die Schulform. Wie Padreic dankenswerterweise deutlich machte, gibt es auch deutlich schlechter funktionierende Bildungssysteme mit längerem gemeinsamen Lernen (Beispiel Italien). Das ist in großen Teilen eine ideologische Debatte.
Wie nett, daß Du nicht Berlin erwähnt hast, Sarrazins Lieblingsbiotop

Der OECD-Befund scheint mir sehr eindeutig zu sein und die Verschneidung mit Erkenntnissen der Lernforschung auf neurologischer Grundlage diesen zu untermauern, weshalb mir das 6-Jahrs-System als das System der Wahl erscheint.
Etwas ideologisch zu nennen, ist oft das Eingeständnis eines leeren Köchers.
Berlusconien ist eh ein Trauerspiel.
----- Es fällt mir nicht leicht, schwer straffällig gewordene Menschen als "wehrlos" (!) zu sehen, aber meinetwegen, bürgern wir sie nach verbüßter Haft doch ein, dann hat sich das Problem erledigt.
Wehrlos in dem Sinne, nicht im Geringsten auf den Entscheidungsprozess einwirken zu können, der zudem nicht auf der Grundlage von Fakten, sondern von Vorurteilen erfolgt.
Ich ziehe einzelfallbezogene Lösungen, die sowohl den im Einzelfall entstandenen Schaden wie auch die Bedingungen des im Einzelfall Betroffenen betrachten, einer Pauschallösung vor.
Ich habe ja öfters mit Menschen zu tun, die zugewandert sind und hier großen Mist gemacht haben. Manche von ihnen haben begriffen, was Sache ist und klare Vorstellungen, wie sie zukünftig besser leben wollen.
Das Verhältnis ist etwas dasselbe wie jenen mit deutschem Pass.