Ich stimme Maglor darin zu, daß die Medien eine ganze Menge Dinge da rausholen, sie brauchen nur Zeit, diese Datenmassen zu bearbeiten, dagegen sind einzelne Suchworte wie "Westerwelle" und "Merkel" schneller abzuhandeln bzw. zu verwerten und befriedigen das Informationsbedürfnis einer breiteren Masse. Heute waren in meiner Tageszeitung drei Artikel zu Hintergrund-Themen, die sich direkt und ausdrücklich auf Wikileaks-US-Dokumente beriefen - darunter einer über Lateinamerikapolitik, Chavez' Eingreifen in Honduras und die USA im mexikanischen Drogenkrieg; einer über einen chinesischen Hackerangriff auf google und dessen Hintergründe, und einer über die Ermordung des libanesischen Präsidenten Hariri 2005 durch syrische Attentäter (Wikileaks-Dokumente enthalten den Namen und Aufenthaltsort eines mutmaßlichen Täters).
Für geheimdienstlichen Informationsabgleich halte ich den Großteil der Daten aber für zu unspezifisch, es sind ja letztlich gefilterte Analysen, keine Rohdaten aus Verhören oder Observationen. Vor allem wäre aber auch der Sinn eines solchen Datenabgleichs ziemlich aufgehoben, wenn er über eine breite Öffentlichkeit verläuft.
janw, ich kann mir kaum vorstellen, daß Al-Qaida einen wesentlichen Teil ihrer Einkünfte über Paypal bezieht, sie sind schließlich kein klassisches Internetunternehmen, und auch viele ihrer Förderer dürften elektronischem Zahlungsverkehr eher skeptisch gegenüberstehen. Insofern ist der Vorwurf etwas ungerecht. Ich wünsche mir auch nicht mehr Bilder von Erschießungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen - meines Erachtens eine geschmacklose Forderung. Auch wenn sich damit möglicherweise die Quoten steigern ließen, dient das nicht dem Informationsauftrag der Ö-R, die natürlich von diesen Vorfällen bzw. Verbrechen berichten, sie aber nicht bis in jedes grausame Detail abbilden müssen. Wer Blut sehen will, soll es sich selbst suchen, rotten.com erfüllt noch jeden voyeuristischen Kitzel.