Geschenkebringer

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Traitor
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Do 25. Nov 2010, 22:16 - Beitrag #21

Zum heidnischen Vorfest fällt mir ein, dass man eigentlich mal anfangen sollte, Hogswatch zu feiern.

(kann natürlich auch sein, dass es von den Heiden ausging, dann waren es wahrscheinlich Kölner ^^ Kumm los mer fiere... egal was).
Köln war sogar eine frühe Christentums-Hochburg, also dürften sie die Feierei doch eher von der anderen Seite aus betrieben haben. ;)

Bei uns gehen am 6. Januar die heiligen drei Könige (verkleidete Messdiener) durchs Dorf und sammeln Süßigkeiten für sich und Geld für Bolivien.
Jedes Jahr und ausschließlich für Bolivien? Sehr verdächtig. :para:

Maglors Hans klingt sehr faszinierend. War die Schüssel groß genug für die ganze Familie, oder beschenkte er nur dich?

Amy
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So 28. Nov 2010, 02:24 - Beitrag #22

Um das nochmal zu beantworten:
Weihnachtsmann = Nikolaus. Jedenfalls war das in meiner Familie so und scheinbar auch in anderen. Mein Schwager meinte gestern erst zu meiner Nichte, sie solle artig sein, weil der Weihnachtsmann bald käme.
Sie ist ja sowieso noch zu jung (ein Jahr alt), aber als Kind kann man sich unter "Weihnachtsmann" meist mehr vorstellen.
Ich versuche mich gerade zu erinnern, wie es damals zu der Zeit ablief, in welcher ich im Kindergarten gearbeitet habe. Ob Weihnachtsmann oder Nikolaus ... :confused: Tippe aber eher auf Nikolaus, da wir damals auch die Sache mit der "richtigen Darstellung" innerhalb des Teams hatten. Also: Weihnachtsmänner nicht mit der typischen rot-weißen Mütze basteln/malen/was auch immer, sondern mit Bischofshut.

Weihnachtsmann und Nikolaus sind doch auch ein- und dieselbe Person oder verstehe ich eure Posts gerade falsch?! :confused:

Und warum das Christkind stets als Frau in goldenem Kleid und mit blonden Locken dargestellt wird (ist ja auf jedem 2. Christkindlmarkt so), ist eine interessante Frage. Mir war damals die Vorstellung einer engelsgleichen Dame auch lieber, als die eines neugeborenen, nackten Buben.

Wiki:
Das Christkind ist heute, wie der Weihnachtsmann oder der Nikolaus, eine Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens. Erwachsene erzählen ihren Kindern, dass es im Allgemeinen ungesehen an Heiligabend oder in manchen Regionen auch in der Nacht zum 25. Dezember in die Häuser kommt und die Weihnachtsgeschenke bringt. Früher kam oft eine engelsgleiche Christkind-Darstellerin zur Bescherung in die Familien und mancherorts besteht dieser Brauch auch heute noch. In den letzten Jahren wurde das Christkind immer mehr zu Werbezwecken verwendet, besonders oft als Mädchen mit blondem Haar und blauen Augen.

blobbfish
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So 28. Nov 2010, 11:04 - Beitrag #23

Kurioserweise gibt oder vielmehr gab es in meiner Gegend zu Nikolaus einen sehr verkehrten Brauch. Die Kinder des Dorfes vermummten sich als Weihnachtsmänner, besser Nikoläuse, oder auch als Tiere, Cowboys, Clowns... und zogen von Haus zu Haus um Geschenke einzufordern, ähnlich Halloween nur ohne Saures. Hierzu wurden weihnachtliche Gedichte oder äußerst derbe Sprüche aufgesagt, wofür es dann Süßigkeiten gab.


Das ist aber nicht nur in deinem Dorf so. Halloween ist da jetzt aber beliebter geworden, vielleicht weil es früher liegt, eher amerikanisch ist und besser für die Wirtschaft da überregionaler. Oder einfach nur in Medien präsent ist, wie Weihnachten.

Traitor
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So 28. Nov 2010, 12:59 - Beitrag #24

Weihnachtsmann und Nikolaus sind doch auch ein- und dieselbe Person oder verstehe ich eure Posts gerade falsch?!
Nein, üblicherweise sind sie das nicht. Im bundesweiten Popkultur-Mittel, würde ich mal schätzen, kommt der Nikolaus am 06. 12., hat einen Bischofshut und einen Stab, füllt nur Stiefel mit Kleinigkeiten; der Weihnachtsmann dagegen kommt am 24. oder 25., hat eine rot-weiße Mütze, einen Sack und Schlitten, und bringt große Geschenke.
Historisch hat sich diese Weihnachtsmannfigur klar durch Übertragung der Nikolausfigur entwickelt, aber es sind doch heutzutage üblicherweise ähnliche, aber verschiedene Herren.

Die Christfrau-Sache klingt mir sehr danach, dass ein hübsches Mädchen / eine junge Frau mit den üblichen Methoden besser zu vermarkten ist als ein komischer Junge.

Das ist aber nicht nur in deinem Dorf so. Halloween ist da jetzt aber beliebter geworden, vielleicht weil es früher liegt, eher amerikanisch ist und besser für die Wirtschaft da überregionaler. Oder einfach nur in Medien präsent ist, wie Weihnachten.
In zivilisierten Gegenden ist der heimische Brauch, der von Halloween verdrängt wird, das Sankt-Martins-Singen. Da ist die zeitliche Nähe zur Konkurrenz auch noch deutlich größer.

Maglor
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Di 30. Nov 2010, 21:05 - Beitrag #25

Nikolaus und Weihnachtsmann waren einmal die gleiche Person. Eine gewisse Überschneidung noch immer. Eine peinliche Unterscheidung zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann ist weder sinnvoll noch notwendig. Klar ist, Nikolaus kann auch an Weihnachten, aber der Weihnachtsmann eigentlich nur an Weihnachten, aber Pop sei Dank auch von Oktober bis Januar.. :crazy:

Der ursprüngliche Geschenkebringer an Weihnachten war der Nikolaus. Die Kleidung des Nikolauses varierte stark. Vor allem Protestanten war gewillt, den Nikolaus Mitra und Bischofsstab zu nehmen. Im Struwwelpeter von 1845 tritt der Nikolaus bereits in roter Tracht mit Zipfelmütze auf. Hierbei handelt es sich aber nicht wie in der heute vorherrschende Coca-Cola-Version um eine nordpolare Funktionskleidung mit Pelzbesatz sondern um eine orientalische Kleidung, eben weil Nikolaus Bischof von Myra in Kleinasien war. Die rote Zipfenmütze mit gelber Kordel ähnelt der griechischen Volkstracht der Neuzeit.

Im Nikolaus-Brauchtum sind Überreste einen arachaischen Heiligenkultes vorhanden, denn weder Reformation noch Gegenreformation ganz ausrotten konnten. Im Mittelalter hatte sich zu Nikolaus der Kult Teufels- und Heiligenkult vermischt, gegebenfalls noch mit dämonisierten heidnischen Göttern.
Der Nikolaus führte an einer Kette Teufel, Dämonen oder auch Mohren, die Kinder bestraften.
Krampus Zwarter Piet Knecht Ruprecht
Der Heilige hatte macht über die Teufel, diese war seine Vollstreckungsorgane. (Interessant ist auch die Vorstellung von der Buchführung über brave und böse Kinder durch den Nikolaus. Die gleiche Vorstellung existiert zum Teufel, der die Sünden eines Menschen auf einer Kuhhaut vermerkt, wenn sie denn groß genug wäre.)

Luther hasste den Nikolaus so sehr, dass er das Christkind erfand, als ein das Christfest personifizierende Kind, also eben keine Frau! Spätere Freigeister erfanden den Weihnachtsmann als säkularisierten Konkurrenten. Schlimmer als die Säkularsierung des Nikolauses erscheint mir aber, die Entdämonisierung des Knecht Ruprecht. Aus dem angeketteten Teufel, der rauen Perchta, wurde eine Weihnachtsmann gleiche Witzfigur.

So auch ist es auch dem sicher bekannten hessischen Klowes geschehen.
So klagt diese Text von 1966 aus einer Dorfchronik:
Schon dunkeln wieder die Tage und der Klowes, angetan mit zottigen Schafspez, einer Kette um die Hüften und einer Maske vor dem Gesicht schreckt am Nikolausabend die losen Buben und Mädel. Leider ist aus dem früher gebenden Klwes seit dem Jahr 1917 in Nordhessen ein bittender geworden. Diese Neuerung verbreitete sich von der Stadt Kassel aufs Land.

Zum Neujahrs-Hans:
Ich konnte nichts dazu finden. Klar ist nur, dass es den archaischen Brauch der Neujahrsgeschenke gab, eine Sitte die in Frankreich wohl allgemein üblich ist.
Hans taucht als Vorname des Nikolaus-Gehilfen auf: Hans Muff, Hans Trapp, Hans Trott
Silvester fällt ebenfalls in die rauen Nächte als in die aktive Zeit von Wildem Jäger, Frau Holle, Schimmelreiter ... alle gehören sie an die Kette des geheimnisvollen Nikolaus von Myra.

blobbfish
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Di 7. Dez 2010, 21:59 - Beitrag #26

Zitat von Traitor: In zivilisierten Gegenden ist der heimische Brauch, der von Halloween verdrängt wird, das Sankt-Martins-Singen. Da ist die zeitliche Nähe zur Konkurrenz auch noch deutlich größer.


Vor allen Dingen kostet Halloween auch keine Gema-Gebühren. Was ich aber eigentlich auch meinte ist das herumlaufen und Süßigkeiten abstauben wie es Maglor glaube ich schon erwähnte.

Zumindest aber die Frage: Wer hat zu gestern die Schuhe rausgestellt?

Lykurg
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Mi 8. Dez 2010, 00:09 - Beitrag #27

Ich habe einen Pantoffel rausgestellt und einen Schuh vorgefunden. Dafür habe ich meiner Freundin einen Schokoladennikolaus in den Stiefel gesteckt, der sie sehr überraschte (sie fand ihn aber noch rechtzeitig).

Maglor
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Mi 8. Dez 2010, 21:45 - Beitrag #28

Um Traitor den Zivilisationsgrad der Gegend zu demonstrieren:
Stell dir vor am Nikolausabend klingeln an deiner Türe Kinder in Weihnachtsmannkostümierung und einer großen Tasche und sagen solche Gedichte auf:

[INDENT]Ich der kleine König,
gib mir nicht so wenig,
lass mich nicht so lange sehn,
denn ich muss noch weiter gehn.

Ich bin der kleine Dicke,
ich wünsche euch viel Glücke,
ich wünsche euch ein langes Leben,
musst mir auch was Schönes geben.

Ich bin ein armer Sünder,
hab neunundneunzig Kinder,
und eine dicke Frau,
die schlägt mich blitzeblau

Ich bin ein armer Bauer,
und heiße Adenauer
Ich komm aus Bonn
und will was honn.[/INDENT]

Traitor
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Fr 10. Dez 2010, 21:57 - Beitrag #29

Der Bonnbezug ist äußerst faszinierend, spricht aber natürlich gegen eine wirklich lange Tradition zumindest dieser Strophe.

Beispiel für St. Martin:
De helleje Zinte Mätes, dat wor ne jode Mann,
Hä jov de Kinder Käzje un stoch se selver an.
Butz, butz, widder butz, dat wor ne jode Mann.
Pseudostandardisierte Dialektvariante aus Wikipedia, lokal klang es bei uns eher so:
De heelje Sänte Mätes, det wor ne jode Mann,
Dä koof de Kinder Käzje un stoch se selve an.
Butz, butz, widebutz, det wor ne jode Mann.

(Interessant besonders die Differenz zwischen Geben und Kaufen der Kerzen, kapitalistisch nachbearbeitete Version bei uns?)

Maglor
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So 12. Dez 2010, 15:45 - Beitrag #30

Interessanter scheint mir das Wort Butz.
Butz oder Butzemann bezeichnet einen Poltergeist oder Teufel.

009
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Mo 13. Dez 2010, 01:17 - Beitrag #31

Und wenn der im Titel erwähnte in Köln Ossendorf seines Amtes waltet, dann unter der Adresse und am Gelände vom Butzweiler Hof, dem Kölner Flughafen, zu dem die KVB seit heute eine ÖPNV-Schienenanbindung hergestellt hat - 53 Jahre nach Ende des Linienflugbetriebes und wo die Trasse durch teils noch als "Militärischer Sicherheitsbereich" beschilderte Gebiete führt.

Traitor
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So 19. Dez 2010, 14:25 - Beitrag #32

Die Übersetzungen, die man für Butz oder ähnliche Wörter so findet, sind Kuss oder Hose (die beiden kannte ich auch noch selbst), Friseur und Mädchen (eher obskur). Keine davon ergibt im Liedkontext übermäßig viel Sinn. Der Butzemann kommt auch nicht in Frage, da eher süddeutsch.
Dann fand ich jedoch diese Diskussion, die zum Ergebnis kam, dass das Wort alleine wohl der Kuss sein dürfte, und "Butz, butz, widde butz" insgesamt ein Sprichwort sei, im Sinne von "wie du mir, so ich dir". Entstanden angeblich als "Kuss für Kuss" als nettere Variante von "Auge für Auge".

Maglor
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Mo 20. Dez 2010, 20:58 - Beitrag #33

Der heilige Martin ist mehr als nur barmherzige Gregor von Tours. Er war der Schutzpatron der Merowinger, der neue Kriegsgott der christlichen Franken; sein Mantel als als Reliquie war die Kriegsstandarte des Reiches. Stilisiert wurde er zum Schimmelreiter, ein Gestalt die auch Knecht Ruprecht vor langer Zeit einmal hatte. Die süddeutsche Schrecksgestalt des Pelzmärtel taucht in Schwaben an Martini in Schwaben am Nikolaustag auf. Im Brauchtum und Aberglauben sind diese archaischen Heiligen weitgehend identisch.

Die "Butze" ist heute synonym für das Kabuff. Im mittelhochdeutsche war die "butze" ein Brunnen, eine Grube, ein Pfuhl, die Hölle. Der Ursprung liegt im lateinischen "puteus", was wiederum Brunnen bedeutet.
Was hat nun der Brunnen mit der Hölle und der Vergeltung zu tun?
Im Aberglauben ist der Brunnen Eingang zur Unterwelt, zur Hölle, zum Reich der Frau Holle, die gute Taten beloht und böse bestraft. (Zu allem Überfluß gibt es nch die Bezeichnung "Holleklaus" für den Nikolaus.)
Frau Holle bestraft die faule Marie, indem sie sie mit Pech überschüttet, dass sie schwarz wird. Die Schreckgestalten im Nikolaus-Brauctum schwärzten die Kinder mit Kohle, der Nikolaus im Struwwelpeter tunkt die bösen Buben in ein Tintenfaß.

Nikolaus, Martin, Teufel, Schimmelreiter, Frau Holle, Wilder Jäger ... ein breites Feld winterlicher Kinderschrecke, nun entstellt zur willenlosen Witzfigur, die nur noch Geschenke verteilt und das bedingungslos.

Makeda
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Di 21. Dez 2010, 19:02 - Beitrag #34

Denn Weihnachtsmann hat mir mein Bruder als er 4 war und ich noch nicht da schon verdorben. Hat nämlich meinen Onkel erkannt.
Bei mir war es dann so, dass wir ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr ins Wohnzimmer durften und erst wenn alles vorbeireitet war durften wir wieder rein und dort lagen dann alle Geschenke unter dem Baum...das war echt toll! Voll die Spannung.
Aber ich mag den Gedanken an den Weihnachtsmann, auch wenn es ihn nicht gibt

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