Staatsvertrag zum Jugendschutz im Internet vor dem aus

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Ipsissimus
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Mi 15. Dez 2010, 13:40 - Beitrag #1

Staatsvertrag zum Jugendschutz im Internet vor dem aus

http://sueddeutsche.de/digital/jugendschutz-im-internet-nrw-regierung-laesst-staatsvertrag-platzen-1.1036553

Der geplante Staatsvertrag zum Jugendschutz im Internet wird an Nordrhein-Westfalen scheitern. Neben CDU, FDP und Linken lehnen ihn jetzt auch SPD und Grüne ab. Der geplante Staatsvertrag zur Stärkung des Jugendschutzes im Internet wird an Nordrhein-Westfalen scheitern.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihre Stellvertreterin Sylvia Löhrmann (Grüne) kündigten am Mittwoch an, dass die Regierungsfraktionen dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag am Donnerstag im NRW-Landtag nicht zustimmen würden.


endlich mal eine erfreuliche Nachricht^^ ich hatte es schon fast nicht mehr zu hoffen gewagt^^


siehe auch http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,734765,00.html

janw
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Mi 15. Dez 2010, 17:26 - Beitrag #2

Ja, wahrlich!
Das Ansinnen ist IMHO für sich bemerkenswert, weil es zeigt, wie das Internet im Verhältnis zum bisher Bekannten verstanden wird, bzw. daß es von jenen, die heute die politische Klasse bilden, schlicht gar nicht verstanden wird.
Sichtbar auch an einem Kommentar in meiner Zeitung vor ein paar Tagen zu wikileaks, in dem der Autor, immerhin Mitherausgeber einer Zeitung, die einen größeren Bereich mit dem Mantel versorgt, das Internet sinngemäß als Krake für private Informationen und Quelle nicht nachprüfbarer Informationen beschrieb.

Nebenbei, wikileaks warf er vor, die Vertraulichkeit des Wortes gebrochen zu haben. lachen? weinen?^^

Traitor
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Mi 15. Dez 2010, 23:33 - Beitrag #3

Im besten Fall ist man den ganzen Kram jetzt erstmal für ein paar Jahre los und das (deutsche) Internet kann weitermachen wie gehabt. Im schlimmsten Fall aber geht es nach Beck und Politiker, Richter und Abmahnanwälte nutzen die unklare Situation, um auf Grundlage der alten Regelungen und persönlicher Willkür "aufzuräumen", sprich zu verklagen und zu verurteilen, wo es ihnen Spaß macht.
Realistisch gesehen erwarte ich einige unschöne Einzelfälle der schlimmen Variante, aber im Wesentlichen glimpfliches Weiterignorieren.

Sehr lächerlich wie üblich die ganze Diskussion dahinter - SPD und CDU werfen sich gegenseitig und munter durcheinander vor, einerseits für das Scheitern eines tollen Konzeptes und andererseits für das Aufstellen eines dämlichen Konzeptes verantwortlich zu sein. Hauptsache, die anderen sind schuld, egal, woran.
Und man sieht mal wieder mehr als deutlich, dass ein Thema, das inhaltlich ganz eindeutig Bundessache ist, durch historische Zufälle aber bei den Ländern gelandet ist, von diesen nicht sinnvoll behandelt werden kann.

Das Ansinnen ist IMHO für sich bemerkenswert, weil es zeigt, wie das Internet im Verhältnis zum bisher Bekannten verstanden wird, bzw. daß es von jenen, die heute die politische Klasse bilden, schlicht gar nicht verstanden wird.
Leider fürchte ich, dass die Floskel vom "Politiker verstehen das Internet nicht" inzwischen gar nicht mehr so richtig zutrifft. Sicher unterschätzen sie vieles und blamieren sich immer wieder in Details, aber grundsätzlich glaube ich, dass sie zwar nicht unbedingt die Mechanismen, aber doch die Bedeutung des Mediums inzwischen verstanden haben. Und nicht nur aus Unkenntnis inkompetent dran herumdoktorn, sondern es ganz bewusst sabotieren, kontrollieren und brechen wollen.

Ipsissimus
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Do 16. Dez 2010, 11:11 - Beitrag #4

Und nicht nur aus Unkenntnis inkompetent dran herumdoktorn, sondern es ganz bewusst sabotieren, kontrollieren und brechen wollen.
aus welchem Grunde es demnächst auch Parallel-Netze auf p2p-Basis geben wird, in denen sich die Nerds der Kontrolle wieder komplett entziehen. Man kann jetzt schon p2p-Adressen ordern, die Freischaltung der ersten Netze soll im März erfolgen.

janw
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Do 16. Dez 2010, 12:38 - Beitrag #5

Das heißt, die Suspektmachung ist Ausdruck von sehr wohl Verstehen der Probleme, die das Netz für die bisherigen Herrschaftsmechanismen bedeutet?

Würde gern mehr über die alternativen Netze wissen :) Revival des Usenet?^^

Ipsissimus
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Do 16. Dez 2010, 13:04 - Beitrag #6

leider kann ich dir zu den neuen Netzen nicht allzuviel sagen, ich las darüber in einem Artikel über Anonymous. Demnach gibt es derzeit wohl eine kleine Firma, die derartige URL kostenlos bereithält, man behält seine alten URL und kann, sobald das Parallelnetz freigeschaltet ist, wahlweise über Standardinternet oder über p2p-Netz zugreifen, wobei im Falle von p2p die URL mit dem Zusatz .p2p expandiert wird. Die Netzerweiterungen selbst werden derzeit weltweit betrieben, der Artikel hielt sich ein bisschen bedeckt hinsichtlich der Frage, wer das ist, aber offenbar ein ziemlich großer Haufen Nerds. Und ja, Renaissance des Usenet, notgedrungen

Traitor
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So 19. Dez 2010, 15:49 - Beitrag #7

Wovon ich bisher wusste, sind alternative DNS-Systeme, z.B. OpenNic. Damit soll die Auflösung von Internetadressen aus der Hand der US-hörigen ICANN genommen werden, zuständig wären aber immer noch zentrale Server. Durch das Umstellen auf einen OpenNic-DNS-Server kann man übrigens schon jetzt eventuelle "Internetsperren" oder, praktisch relevanter, suspekte Seite-nicht-gefunden-Umleitungen des eigenen Providers umgehen.

p2p-DNS geht noch einen Schritt weiter. Unabhängige, offene DNS-Server wären zwar schonmal ideologisch löblicher, könnten aber immer noch recht leicht vom Staat oder Angreifern ausgeschaltet werden. Die Adressauflösung komplett auf den Nutzerrechnern erledigen zu lassen, wäre dagegen maximal sicher, vertraulich und stabil gegen Komplettaufälle - aber meines Erachtens auch nahezu maximal langsam und anfällig gegen Überlastungen und Verteilungsstörungen.

Komplette p2p-Netze, bei denen auch der Datenverkehr selbst möglichst nicht mehr über zentrale Server läuft - das ist meines Wissens derzeit reine SF. Es wäre wohl eine Möglichkeit, jeden staatlichen Zugriff zu verhindern, der nicht gleich im Durchsägen von Kabeln besteht, aber mit der derzeitigen Infrastruktur kann ich mir das nicht vorstellen. Ausreichend sollte es auch schon sein, sämtlichen Datenverkehr so stark zu verschlüsseln, dass einzelne Pakete nicht unterwegs identifiziert und abgelenkt werden können, verbunden eben mit der Kontrolle entzogener DNS.


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