Vor einigen Tagen wurde in Berlin der Wiederaufbau des Neuen Museums beendet und vorgestellt. Das Museum war im 2. Weltkrieg stark beschädigt und danach in der DDR-Zeit in Ruinen belassen worden.
Für den Wiederaufbau entschied sich der Architekt David Chipperfield für eine "archäologische" Rekonstruktion des Gebäudes, was für ein geteiltes Echo zwischen begeisterter Zustimmung und entschiedener Ablehnung gesorgt hat.
Besonders entzündet sich die Kritik an der Gestaltun jener Gebäudeteile, die so zerstört waren, daß sie nur gänzlich neu errichtet werden konnten, wie z.B. der Treppe im Eingangsbereich und Teile der Außenfassade.
Hier kommt das archäologische Rekonstruktionsprinzip zum Tragen, Fehlendes nicht durch Imitation des mutmaßlich Originalen, sondern durch neutrale Lückenfüller zu ergänzen.
Im Ergebnis ergibt sich dieser Kontrast:
Original
Rekonstruktion , außerdem diese neue Fassadengestaltung
in einem wiederaufgebauten Bereich.
Die Frage, die sich mir stellt, ist, wie weit das Ziel einer quasineutralen Rekonstruktion prinzipiell machbar und in diesem Falle gelungen ist.
Wenn ich den Kontrast sehe zwischen originaler Natursteinfassade und neu errichteter Ziegelfassade, oder die Neugestaltung der Treppe, so empfinde ich diese als Installation einer baulichen Neuaussage. Architektonische beliebigretromodern-Aussage kollidiert mit den Resten des Antikethno-Neoklassizismus - wo eigentlich evoziert werden sollte "Hier ist eine Lücke, bedenket die Fragilität des historischen Gedächtnisses".
Aber...wie seht Ihr das?