Meine Emotionen sind einfacher als die der meisten anderen Menschen.
woher weiß sie das?
Wie auch immer. "Gefühlskälte" ist mir auch schon des öfteren vorgehalten worden, in jungen Jahren häufiger, aber auch mit zunehmendem Alter ist die Feststellung nicht gänzlich verschwunden. Ich halte das für ein Problem von Eigen- und Fremdwahrnehmung, die bekanntlich nie deckungsgleich sind. Angesichts der von mir empfundenen Intensität meiner Emotionen halte ich die Feststellung im Grunde für absurd.
Eine andere Frage ist es allerdings, was von dieser Intensität beim Gegenüber ankommt. Und das wiederum ist ein fließender Prozess, der sowohl von meinen Signalen als auch von der Empathie der empfangenden Seite abhängt. Möglicherweise sind diese Signale nicht die erwarteten oder im Rahmen des Normalverhaltens voraussetzbaren. Das beweist aber nicht Gefühlskälte meinerseits sondern lediglich mangelnde Ausprägung der Kommunikation. Solange in einer solchen Situation aber reflexartig mit meiner Gefühlskälte argumentiert wird, werde ich auf mangelnde Empathie der anderen Seite verweisen, wobei ich mir im Normalfall deutlich bewusster als die andere Seite bin, dass die Wirklichkeit irgendwo dazwischen liegt.
Erwachsene mit Asperger-Syndrom leben oft zurückgezogen und haben wenige „tatsächliche“ Sozialkontakte.
eine weitere Stelle, an der die Problematik sehr deutlich wird. Anonymisierung ist ein gesellschaftliches Phänomen seit Beginn der Urbanisierung und vermehrt seit es immer mehr große Städte gibt, also die letzten 150 Jahre. Alte Menschen werden ins soziale Abseits geschoben. Haben die alle Asperger? Oder ist es nicht einfach nur bequem, gesellschaftliche Fehlentwicklungen auf individuelle Abnormitäten zurückzuführen?
An deren Stelle treten häufig Kontakte über das Internet.
Das hieße also, das Asperger-Syndrom gibt es erst, seit es das Internet gibt? Verwegen^^ passt aber zu diesem und anderen Krankheitsbildern, bei denen einfach nur ein paar individuelle Verhaltensweisen in einer Schublade zusammengefasst werden. Ritalin ftw^^ kommt immer besser als eine differenzierte Auseinandersetzung mit einer Persönlichkeit
Probleme in der Partnerschaft ergeben sich aus der Vernachlässigung der sozialen Kontakte, dem Fehlen von Gesten der Zuneigung und einem Mangel an Aufmerksamkeit.
neben der oben bereits angesprochenen Frage des Verhältnisses zwischen fehlenden Signalen und fehlender Empathie geraten wir an dieser Stelle auch irgendwann mal in eine Entscheidungsnotwendigkeit. Sind an Problemen einer Partnerschaft beide Partner beteiligt, oder ist es doch nur die Schuld eines/r der beiden Beeiligten?
ich bin zu keiner abschließenden Meinung hinsichtlich der Problematik gelangt, allein schon aus dem Grund, weil sie mich mein ganzes Leben lang verfolgt hat, mit oder ohne Begrifflichkeit. Ich weiß um und fürchte die Probleme einer Kategorisierung, aus der mensch nie wieder heraus gelassen wird. Ob die Vorteile einer derartigen Kategorisierung ihre Probleme überwiegen, kann ich nicht entscheiden, bin aber skeptisch. Aber eines ist gewiss: wenn ich merke, dass meine Positionen und Perspektiven mit dem Verweis auf meine angebliche Asperger-Problematik erledigt werden sollen, hat der betreffende Mensch bei mir verloren.