Peter Sloterdijk geisterte vor einigen Monden mit dem Gedanken durch die Presse, das Prinzip der verpflichtenden Steuern durch das Prinzip des freiwilligen Gebens zu ersetzen. Dafür ist er viel gescholten worden.
Bei aller berechtigten Kritik daran, besonders an der Möglichkeit einer Umsetzung in seiner vollen Radikalität, ist in meinen Augen doch etwas wahres und berechtigtes an seiner Überlegung. Es hat bei allen Gründen dafür irgendwo doch etwas Ungeheuerliches, wenn man zwangsweise und automatisch einen wesentlichen Teil seines Einkommens an das anonyme Monstrum Staat, das behauptet, für die Allgemeinheit zu stehen, abführen muss, ohne auf die Verwendung irgendeinen Einfluss nehmen zu können.
Der Staat braucht Geld für vielerlei Zwecke und es ist wohl eine moralische Verpflichtung der Geldreichen die Geldarmen zu unterstützen. Ich sehe aber auch moralische Probleme darin, Leuten einfach so die Hälfte ihres Geldes abzuziehen [ich weiß, dass in Deutschland der Spitzensteuersatz etwas niedriger ist, aber in z. B. in Schwede, Dänemark, Japan, Belgien,... ist das nicht so]; manche mögen verdient haben, dass man ihnen noch wesentlich mehr Geld abzieht, andere nicht.
Wie kann man diese gegensätzlichen Prinzipien irgendwie vereinigen? Was mir grob vorschwebt, ist das folgende: bei Erhöhung des Gesamtsteuerniveaus für hohe Einkommen, gestattet man, einen gewissen Teil dieser Steuern als Spende für vom Staat anerkannte Organisationen und Projekte abzuführen. Das könnte beispielsweise konkret (in einer milden Variante) wie folgt aussehen: für Einkommen über 50.000 Euro erhebt man einer Sondersteuer von 2%, die ab einem Bruttoeinkommen von über 60.000 in Form von Spenden abgegeben werden kann.
Insgesamt hätte diese Maßnahme den Zweck einer höheren Akzeptanz von hohen Steuern von hohen Einkommen. Wie zahlreiche Stiftungen zeigen (die natürlich ua auch zum Imagegewinn gegründet werden) haben einige Leute gar nicht so viel dagegen, Geld für Teile der Allgemeinheit auszugeben, wenn sie entscheiden können, auch welche Weise. Und letztlich sind es immer Probleme der Akzeptanz, die dafür sorgen, dass der Spitzensteuersatz nicht höher ist als er ist. Außerdem mag das ganze der Entwicklungshilfe gut tun...