Zitat von e-noon:Tja, da würde ich wiederum nicht zustimmen... Wenn jemand sich eingeschlossen fühlt und das Gefühl hat, dass sein Leben deswegen keinen Sinn mehr hat, dann ist das zwar Not, aber man hätte es sich vorher überlegen sollen, bevor man jemanden umbringt und dafür im Gefängnis landet...

Wenn Not selbstverschuldet ist, aus früherem Egoismus entspringt etc., bin ich deutlich weniger geneigt, zu helfen, als wenn Not unverschuldet zustande kommt.
Für jemanden umbringen gibts Strafe, und damit hat es sich. Nachtreten ist nicht. Daß jemand zu einem Zeitpunkt Mist gemacht hat, ist Ausdruck dessen, daß er zu der Zeit in einer Situation war, die das begünstigt bis zwingend dazu geführt hat, insofern Ausdruck seines Soseins zu der Zeit, aber keine Aussage über sein generelles Sosein geschweige über seine Eigenschaft als Mensch.
Weißt Du, ich glaube, daß ein Unterschied zwischen Dir und mir darin besteht, daß ich angesichts eigener begrenzter Kräfte den Einzelnen betrachte, (wie) kann ihm aufgrund seiner individuellen Situation, Verfasstheit, Bewusstheit,... geholfen werden, statt nach Grad von Verantwortung, Schuld für die Not, Generalisierungen wie "wenn jemand,...", "man" zu sichten.
Menschen mögen Gemeinsamkeiten haben, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit gemeinsamen Merkmalen sagt aber nichts den Einzelnen aus.
Ich habe das Gefühl, dass ihr beide gegen eine Position argumentiert, die davon ausgeht, dass WoW eine Art physische Sucht auslöst, die arglose, ansonsten glückliche Menschen in ihren Bann zieht... diese Position nimmt hier aber niemand ein.
Ich habe auch das Gefühl, dass ihr gegen eine Position argumentiert, die davon ausgeht, dass man nur WoW entfernen müsste und das Problem wäre gelöst... diese Position nimmt hier aber niemand ein.
Deine links zu den anderen Foren liefen aber explizit auf eine Charakterisierung als Sucht hinaus und auf die Position, daß WoW das Problem sei.
Ich habe Dich auch in dieser Richtung verstanden.
(Wobei mir ein Gedanke gekommen ist, der diese These partiell stützen könnte, unten mehr.)
@Jan: Wenn du mal zurückdenkst... Hat dein Opa wirklich so reagiert, wie ein sehr süchtiger WoW-Spieler? Hat er 12 Stunden und mehr am Tag vor seinen Briefmarken gehockt? Hat er deiner Oma gesagt "in 10 Minuten höre ich auf", und tat es erst drei Stunden später? Hat er seine Pflichten über den Briefmarken vernachlässigt? Fühlte sich deine Oma vernachlässigt? Hatte sie das Gefühl, er würde eher die Oma aufgeben als die Briefmarken? Hat dein Opa Treffen mit den Enkeln verschoben, um für seine Briefmarken Zeit zu haben? Hat dein Opa sich in sein Zimmer verzogen, um Briefmarken zu sortieren, während er Besuch hatte? Wurde dein Opa aggressiv, wenn man ihn nach mehreren Stunden des Briefmarkensortierens davon abbringen wollte? Wenn du mal ganz ehrlich bist, kann man es wirklich vergleichen?
Und wenn du die Frage in aller Aufrichtigkeit mit Ja beantwortest: Warum gibt es dann deutlich mehr WoW-süchtige als Briefmarkensüchtige? Was meinst du?
Als kleiner Anhaltspunkt: Gib mal "Mein Freund ist Briefmarken süchtig" bei google ein...
Ich habe noch keinen intensiven WoW-Spieler erlebt, insofern kann ich es nicht sicher sagen.
Ich würde sagen, die Briefmarken waren seine Welt, seine kleine Flucht vielleicht, wobei es keine Vernachlässigung anderer Aufgaben gab, dank traditioneller Rollenverteilung. Ob meine Oma ihn lieber beim Sockensortieren gehabt hätte oder ganz froh war, daß er nicht in der Küche störte, weiß ich nicht, vielleicht war das auch kein Gedanke, der gedacht wurde, generationsbedingt.
Zum Essen war er immer pünktlich, aus seinem Naturell als Ordnungsmensch heraus und als Diabetiker gezwungenermaßen.
Wenn wir da waren, war er immer zu Gesprächen aufgelegt, widmete sich aber irgendwann doch konzentriert seinen Marken, die er mit Zeitschriftenartikeln zum jeweiligen Thema verband, am Ende war es eine Art Geschichtsbuch in Marken und Fakten.
Ich denke, Briefmarkensammler sind andere als WoWler, der Focus ist anders, vielleicht auch das zugrunde liegende mind set, das jemandem das eine oder andere attraktiv erscheinen lässt.
Vielleicht sind unter den Sammlern neben Ordnungsmenschen mehr Messies, und unter WoWlern mehr Zuwendungsbedürftige...?