Mauterei um Deutschland

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Mi 26. Jan 2011, 23:30 - Beitrag #1

Mauterei um Deutschland

Zunehmend (Schweiz, Österreich, nun auch Planung in Belgien ) gibt es um Deutschland herum Mautpflicht für Autobahnen und teils Schnellstrassen.

Findet ihr das eher gut, nur etwas lästig oder hat das auch Auswirkungen auf Euer (Fahr-)Verhalten, sprich Mautvermeidung durch befahren der Landstraße oder gar Bevorzugung von mautfreuen Ländern?

Belgische Autobahnen erlebte ich in der tat unlängst als eher uneben, aber ich habe so meine Zweifel, ob Mautgebühren das Mittel der Wahl sind.

Traitor
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Sa 5. Feb 2011, 20:53 - Beitrag #2

Belgien ist für mich als Transitland deutlich spannender als Österreich oder die Schweiz, daher die Maut umso ärgerlicher. Nachvollziehbar aus ihrer wirtschaftlichen Position heraus ist sie allerdings auch durchaus.
Meines Erachtens müsste die EU solche Maßnahmen aber streng überwachen und insbesondere darauf achten, dass es problemlos möglich bleibt, für kurzfristige Reisen und Grenzübertritte unbürokratisch und möglichst auch künstig die Maut zu erledigen. Sonst ist die grenzüberschreitende Freiheit in Europa deutlich gefährdet. Im Extremfall, in dem man ein Nachbarland selbst für wenige Stunden nur noch mit einer 50-Euro-Jahresgebühr und dreitägiger Voranmeldezeit besuchen kann, sind wir auch nicht mehr besser dran als zu Zollgrenz-Zeiten.

Lykurg
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So 6. Feb 2011, 00:17 - Beitrag #3

Das sehe ich genauso, die Maut der Österreicher und Schweizer mit ihren eklig festsitzenden Aufklebern an der Windschutzscheibe und starren Wegelagerer-Gebührensystemen sind abzulehnen. Da ist mir das italienisch/französische System mit Mautstellen schon lieber (wenn die Autobahnen dann wenigstens gut gepflegt sind).

Ich vermute aber, daß längerfristig auch eine weitergehende EU-Harmonisierung eintritt, bleibt nur die Frage, welches System sich durchsetzt. Das deutsche LKW-Mautsystem wohl kaum...

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So 6. Feb 2011, 01:41 - Beitrag #4

Ich habe so meine Zweifel, ob Mautsysteme eine gerechte Straßenfinanzierung sind. Würde die seutsche Mineralölsteuer zweckgebunden nur für den Straßenunterhalt ausgegeben statt im Haushalt zu versickern, dann sähe es wohl besser aus.

Gegen zu teure der nur aufwendig zu beschaffende Kurzzeit-Mautnachweise mittels der Freizügigkeit in der EU zu argumentieren finde ich einen guten und hoffentlich wirksamen Gedanken.

Traitor
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So 6. Feb 2011, 14:38 - Beitrag #5

Französische Mautstellen sind einerseits halbwegs simpel in Einführung und Unterhalt, andererseits aber auch tägliche Staustellen und Nervfaktoren. Da sind elektronische Systeme eigentlich schon deutlich eleganter.

Gerecht finde ich Mauten schon, gerecht ist alles, was Autofahren teurer macht. Und alle derartigen Einnahmen sollten eben nicht nur zweckgebunden für den Straßenunterhalt ausgegeben werden, sondern zu einem nennenswerten Teil in Entwicklungsmaßnahmen für energiesparende Fahrzeuge und in die Konkurrenzfähigmachung der Schiene gehen.

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So 6. Feb 2011, 16:34 - Beitrag #6

Besser als die Einnahmen im allgemeinen Haushalt versanden zu lassen fände ich das. Allerdings könnte man auch auf die Argumentation kommen, Mineralölsteuer wie Maut als "benutzerabgabe" müsste eher im unmittelbaren Interesse der Benutzer verwandt werden und gesamtgesellschaftlich gewiss wünschenswerte Aufgaben wie umweltfreundlichere Mobillität und attraktiverer schienenverkehr für Güter wie Personen sollte eher - anschubweise - durch den allgemeinen Haushalt finanziert werden.
Anschubweise, weil wenn es für die Verbraucher interessante oder/und lohnende Angebote gibt, sollten sich die Betreiber/Hersteller der Produkte selber finanzieren können.

janw
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So 6. Feb 2011, 18:05 - Beitrag #7

Das Problem ist, daß die Mautsysteme nur den Verkehr auf Autobahnen und teils Schnellstraßen erfassen, während die Mineralölsteuer jeglichen Benzinverbrauch erfasst.
D.h. die Maut kann Verkehr von den Autobahnen auf das untergeordnete Straßennnetz verlagern, dort gibt es dann keinerlei Lenkungssystem.
Insofern ist mir die Mineralölsteuer lieber, wobei ich mich aber auch damit anfreunden könnte, sie in eine Abgabe umzuwandeln, wodurch dann ein bestimmter Verwendungszweck festgelegt werden könnte.
Das hätte allerdings gewisse Verwerfungen be der fnanzierung einer Reihe von staatlichen Aufgaben zur Folge, für die das Geld dann aus anderen Töpfen genommen werden müsste.

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So 6. Feb 2011, 18:24 - Beitrag #8

Dafür würden m.E. die staatlichen Finanzen klarer und transparenter; es wäre gewiss eine nicht einfache Refoprm, aber es wäre doch ehrlicher, wenn ganz offen zu erkennen ist, welche Kosten und Einnahmen der mineralölbewegte Verkehr verursacht. So wie es ist, erst Recht mit der wohl fast einmaligen Doppelbesteuerung (Spritprei+Mineralölsteuer, darauf nochmal Mehrwertsteuer) können sich Autofahrer nicht ganz unberechtigt als (eine der) Melkkühe des Staates fühlen.

janw
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So 6. Feb 2011, 20:07 - Beitrag #9

Die Mineralölsteuer soll ähnlich anderer Produktbesteuerungen eine Lenkungswírkung entfalten, daß dann regelmäßig noch die Mwst aufgeschlagen wird, ist eben so, es wird ja ein Umsatz erzeugt.
Die wahren Kosten der Automobilität liegen noch deutlich über der Steuereinnahme, sie werden als gesellschaftliche und Umweltlast geduldet.

In dem Zusammenhang...wir erleben gerade eine wahre Orgie der Flächenversiegelung und Landschaftsverbrauch durch neue Rastplätze für LKW-Fahrer.
In meinen Augen müsste das Lenkzeitenproblem gelöst werden, indem eben zwei Fahrer sich abwechseln. Wäre teurer - wodurch mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden würde - oder es würde z.B. der Irrsinn des Kartoffeltransports nach Italien zum schälen entfallen. Daß dort einiges auszubauen und zu verändern wäre, ist so, müsste dann halt passieren.

Traitor
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So 6. Feb 2011, 23:08 - Beitrag #10

Wie Jan sagt, Lenkungswirkungen - Steuern und andere staatliche Abgaben sind immer nur zum Teil "Nutzerabgaben", zum anderen Teil Straf- und Fördermittel. Und (übermäßige) Autonutzung sollte in der derzeitigen ökonomisch-ökologischen Situation ganz klar finanziell bestraft werden, da die langfristigen Kosten durch die akut zu erbringenden nicht gedeckt werden und sich der Markt somit fehlentwickelt.
Für LKW gilt das eher noch mehr als für PKW, da stimme ich Jan ebenfalls voll zu.

Jan, wir sollten mal wieder mehr Umwelt-Themen eröffnen, damit wir uns öfter einig sind. ;)


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