Reallife vs WoW

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Ipsissimus
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Di 8. Feb 2011, 12:02 - Beitrag #101

Schatz, "sozialer Kontakt" ist immer gegeben, sobald Menschen interagieren. Die Welt der Menschen ist überall gefüllt mit sozialem Kontakt; dies sagt nichts darüber, welche Charakteristik dieser Kontakt hat. Ein hasserfülltes Streitgespräch ist auch sozialer Kontakt, ein gleichgültiges "Hallo" im Vorübergehen ist sozialer Kontakt. Sozialer Kontakt ist unvermeidbar, im Angenehmen wie im Unangenehmen, es sei denn, mensch wäre Einsiedler auf einer menschenleeren Insel.

"Sozialer Kontakt" bedeutet nicht "persönlicher Bezug", impliziert also weder Interesse noch Beziehung noch Nähe oder desgleichen. All das ist möglich, aber nicht notwendig im Rahmen sozialer Kontakte. Es bedeutet lediglich, dass Menschen in irgendeiner Weise interagieren. Zum Beispiel indem sie miteinander spielen.

vielleicht ist damit klarer, wovon ich spreche und wovon ich nicht spreche^^

e-noon
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Di 8. Feb 2011, 12:44 - Beitrag #102

dies sagt nichts darüber, welche Charakteristik dieser Kontakt hat.
Und genau das war meine Frage ^^ Du bringst den Vergleich Matrix/WoW. Ist die Intensität der sozialen Kontakte vergleichbar? Jetzt fragt sich natürlich, woran kann man die Intensität eines sozialen Kontaktes vergleichen, ich würde sagen, Austauschbarkeit, Freude/Vorfreude bezüglich des Kontakts, Dauer, Intimität (im Sinne von Themen, die man besprechen, Dinge, die man von sich preisgeben würde), gemeinsame Interessen...

ist es offenbar dein Anliegen, die Spezifität dieser Sucht herauszuarbeiten, während es mein Anliegen ist, die Unspezifität dieser Sucht herauszuarbeiten^^
Ja, in der Tat. Ich habe mich möglicherweise vom Titel dieses Threads dazu verleiten lassen ^^
Aber im Ernst. Alle Süchte haben etwas gemeinsam: Sie sind Süchte. Ich würde nicht sagen, dass es etwas gibt, was darüber hinausgeht. Allerhöchstens der schwammige Begriff "Defizit in irgendeinem Bereich des Lebens". Aber solange wir nicht alle Defizite in allen Bereichen des Lebens aller Menschen aufarbeiten können (und das wäre ein hehres Ziel, da sind wir uns sicher einig), bringt uns das nicht generell weiter, höchstens im Rahmen einer Einzeltherapie, aber nicht im allgemeinen Rahmen des Erkenntnisgewinns.
Auch die Anfänge einer Sucht sind sehr verschieden; ein Jugendlicher Zigarettenraucher, der mit 13 auf einer Party anfängt und dann nicht mehr davon loskommt, ist meiner Meinung nach von einem spielsüchtigen Familienvater so klar zu unterscheiden, dass die Unterschiede, insbesondere die Konsequenzen hier schwerer wiegen als die Gemeinsamkeiten.
Ob es aber selbst bei zeitintensivem Spielen zur Sucht kommen muss, das halte ich nach wie vor für fraglich.
Wie wir alle... :D Wie schon gesagt. Ich rede von der Sucht. Dass es 1001 Möglichkeiten gibt, Computerspiele zu spielen, ohne süchtig zu werden, ist mir bewusst.

Edit:
...ich denke auch, dass es eigentlich nicht explizit um wow oder übermässigen anderweitigen konsum geht, sondern darum, dass sich nahestehende menschen dadurch vernachlässigt fühlen...

Ich denke, dieser Zug zumindest ist nicht WoW-spezifisch, sondern eher Multitaskingspezifisch. Meine Gesprächspartner am Telefon merken es meist nach einer halben Minute, wenn ich nebenbei lese/mir etwas ansehe/Musik höre/Computerspiele. Ich werde dann sozusagen ertappt ^^ und es ist offenbar so, dass Konzentration auf ein Gespräch entweder ungeteilt da ist oder sofort als Unkonzentriertheit wahrgenommen wird, da sind Menschen sehr feinfühlig. Ich merke es bei anderen auch; das Maß dieser Unkonzentriertheit kann sich natürlich unterscheiden, ich brauche meist 2-3 Sekunden, um eine Frage zu beantworten, wenn ich abgelenkt bin, einige meiner Gesprächspartner schonmal 20-30. Das langweilt dann eventuell ^^ dann macht es für mich mehr Sinn, das Gespräch kürzer zu fassen und sich dafür ganz darauf zu konzentrieren. Auch die Antworten fallen dann naturgemäß knapper aus; und natürlich entsteht so das Gefühl, dass das Gespräch für den anderen gerade keine hohe Priorität hat; so ist es ja auch. Die Reaktionen darauf können ganz unterschiedlich ausfallen. Entweder man holt sich selbst ein Buch und passt sich daran an; oder, wie gesagt, man verschiebt die Kommunikation auf einen geeigneteren Zeitpunkt. Da ich mich schnell langweile, ist bei mir eher letzteres angesagt, aber gerade im Teamspeak sind sich ja alle einig, dass WoW die Priorität ist und Kommunikation mehr ein Hilfsmittel (?), daher dürfte es da keine Probleme geben.

Ipsissimus
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Di 8. Feb 2011, 13:46 - Beitrag #103

Du bringst den Vergleich Matrix/WoW. Ist die Intensität der sozialen Kontakte vergleichbar?
es ist in meinem Fall nicht vergleichbar, ich achte darauf, dass diese Kontakte sich nicht ausweiten. Es wird allerdings nicht durch ein Naturgesetz erzwungen, dass dies für alle Ewigkeit so bleiben muss^^ und ich weiß von anderen, dass diese Kontakt in sehr vielen Fällen in Reallife-Freundschaften übergingen

Allerhöchstens der schwammige Begriff "Defizit in irgendeinem Bereich des Lebens".
ja, vielleicht Defizite. Vielleicht ist Lebendigkeit aber ganz allgemein eine Sache, der Menschen nicht gewachsen sind. Sich selbst sind sie ganz sicher nicht gewachsen, ich meine das weniger auf der individuellen als auf der sozialen Ebene. Aus diesem Umstand resultiert die Kälte der Wirklichkeit, zu deren Überwindung anscheinend nur der Rausch tauglich ist. Denn es geht ja nicht um die Sucht^^ nicht die Sucht wird angestrebt, sondern der Rausch. Dass der dann in vielen Fällen zur Sucht führt ist von an Bitterkeit kaum zu überbietender Tragik.

dass es eigentlich nicht explizit um wow oder übermässigen anderweitigen konsum geht, sondern darum, dass sich nahestehende menschen dadurch vernachlässigt fühlen...
wenn das Gefühl von Vernachlässigung sich aus dem Umstand herleitet, dass Menschen auch in intensiven kommunikativen Situationen nicht unausgesetzt absolut aufeinander konzentriert sind, dann ist es unvermeidbar. Ablenkungen gibt es immer und in jedem Kontext. Unausgesetzte Konzentration ist eine absolute Spitzenleistung. ich gehe zum Beispiel oft aus dem Spiel heraus, wenn Milena und ich uns im TS unterhalten; bleibe ich im Spiel, stelle ich das Spielen in den meisten Fällen einfach ein, stehe also nur in der Gegend herum. Trotzdem kommt es gelegentlich zu Unkonzentriertheiten, zu denen es aber genauso kommen kann, wenn wir uns gegenüber sitzen. Da reicht schon ein Geräusch manchmal.


Ich denke, das Suchtpotential von WoW ist vernachlässigbar. Wenn durch WoW-Spielen massive negative soziale Konsequenzen entstehen, dann eher deswegen, weil das Leben der betreffenden Person aus ganz anderen Gründen in Schieflage geraten ist, unter welchen Bedingungen dann WoW sicher nicht hilfreich ist. Aber das ist ein Grundkonflikt. Bei einem Rausch geht es nicht um sachliche Hilfe in einer konkreten Bedarfssituation sondern um emotionale Überbrückung, die helfen soll, den Scheiss des Lebens zu ertragen.

Milena
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Di 8. Feb 2011, 15:55 - Beitrag #104

...ich kann mittlerweile sagen, dass mir das wowspiel verhasst ist...vielleicht auch deswegen, dass es mein allererstes onlinespiel vor einigen jahren war und ich viel darunter gelitten hatte...darunter dass es freundschaften gab, mit denen ich nichts anzufangen wusste und ich mir immer als das 5.rad am wagen vorkam....
nach einigen jahren des nur leidens hat sich mein schätzle entschlossen wow sein zu lassen und mit mir ein ganz anderes onlinespiel zu spielen...
dies war die schönste spielerzeit für mich....
dann vor einem jahr ca kam sein vorschlag wieder es mit wow zu probieren...ich stimmte zu und wusste, dass wird das aus für uns....
es trifft ihn keine schuld, ich nur war dem ganzen nicht gewachsen....
schätzle spielt immer noch darin und ich bin ab und an in einem ganz anderen spiel....wir führen weiterhin eine fernbeziehung und doch fällt es mir schwer, seinen enthusiasmus in der spielerwelt zu teilen, gar zu verstehen....
oftmals komme ich mir vernachlässigt vor, gar überflüssig, während er begeistert im spielen mit anderen, mit seiner gilde oder auch alleine darin aufgeht....oftmals erreiche ich ihn nicht im teamspeak, weil es gerade einfach unpassend ist...
ich weiss, der spieler in ihm versucht sein allerbestes und gibt sich redliche mühe allem gerecht zu werden, und doch wünschte ich, er würde einfach wie ich nur fernsehen, haushalten und mit mir telefonieren in der freizeit...^^
das war jetzt halt die version einer eingefleischten nichtspielerin im reallife und in der beziehung zum gegenteiligen...^^ (hab dich trotzdem lieb schätzle^^)

e-noon
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Di 8. Feb 2011, 16:09 - Beitrag #105

Hm. Das ist natürlich ein Problem. Zunächst einmal lässt sich sicher feststellen, dass eine Fernbeziehung auch ohne WoW schwierig ist. In Bezug auf den Threadtitel ist es ja auch so, dass die Wahl "WoW oder Reallife" hier nicht wirklich getroffen werden kann; selbst wenn einer der Partner nicht WoW spielt, oder gar auf alle Freizeitaktivitäten verzichtet, ist er ja dann trotzdem noch nicht körperlich anwesend, es ist also kein wirkliches entweder-oder. Es sei denn natürlich, das WoW-Spielen wird einem Besuch vorgezogen, was hier wohl nicht der Fall ist.

Die präsenteste Form der virtuellen Kommunikation ist wohl ein Videochat. Man kann sich unterhalten, einander sehen und weiß automatisch, was der andere gerade macht. Andererseits ist man damit sehr stark gebunden. Bei einem Telefonat (mit Mobiltelefon) kann man nebenher wenigstens noch im Haus herumlaufen, Blumen gießen oder was auch immer. Wenn dabei noch der Fernseher läuft, sieht es schon wieder schwierig aus mit der Kommunikation.

Ich hatte bisher den Eindruck, dass "ein bisschen WoW" für die meisten Spieler wenig Sinn hat. Es ist eben ein kommunikatives Spiel und man möchte weiterkommen. Insofern kann es eher kontraproduktiv sein, wenn du versuchst, mitzuspielen, aber dabei nur frustriert wirst. Virtuelle Möglichkeiten gibt es ja viele - während der eine WoW spielt, kann der andere vielleicht ein Blog schreiben, dass dann vom Partner gelesen wird, und auch so Nähe herstellen, nur eben zeitversetzt. Möglicherweise ist es auch sinnvoll, abzuklären, wieviel der Freizeit - der jeweiligen Freizeit und der gemeinsamen Freizeit - allein für intensive Partnerschaftskommunikation verwendet werden müsste, damit alle sich wohlfühlen.

Wenn ich ein Buch lese und begeistert darin aufgehe, kommen sich andere in meinem Umfeld sicher auch überflüssig vor. Allerdings lasse ich mit sehr wenigen Ausnahmen ein Buch links liegen, wenn die Gelegenheit besteht, reale soziale Kontakte (im Folgenden: Freunde ^^) wahrzunehmen. Wenn also eine Freundin vor der Tür steht, biete ich ihr eher nicht ein Buch an, sondern unterhalte mich mit ihr. Andererseits musste ich letztens planungstechnisch einiges erledigen, während eine Freundin hier war, und sie hat sich dann ein Buch geschnappt. Das wichtige ist, ein Gleichgewicht der Bedürfnisse zu finden und seinen Tag idealerweise so auszufüllen, dass die Kommunikation mit dem Partner eine willkommene Ergänzung ist und keine Grundbedingung für Zufriedenheit. Ganz lässt sich das natürlich nie erreichen, dann würde wohl auch etwas Entscheidendes in der Beziehung fehlen ^^ Aber aus Erfahrung weiß ich, dass es keine gute Idee ist, einen erheblichen Zeit seiner Freizeit mit dem Warten auf einen Anruf des Partners zu verbringen.

Ipsissimus
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Di 8. Feb 2011, 16:14 - Beitrag #106

Schatz, ich könnte dir fast jeden Satz widerlegen. Du bringst Dinge mit WoW in Bezug, die überhaupt keinen Bezug dazu haben, gibst WoW bzw. meiner Spielerei die Schuld für Sachen, die schiefgingen, aber gar nicht wegen WoW oder meiner Spielerei schiefgingen sondern wegen deiner und meiner beiden leider völlig verschiedenen Lebenssituationen und deren Unvereinbarkeit.

Mehr will ich dazu aber nicht sagen, denn ich habe keine Lust, Details unserer Beziehung zur allgemeinen öffentlichen Begutachtung und Bewertung offenzulegen, weil ich denke, es wäre damit weder dir noch mir geholfen.

Milena
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Di 8. Feb 2011, 16:56 - Beitrag #107

...ja, ist einfach verwerflich was ich da von mir gegeben habe, zumal ich betont habe, dass DICH keine schuld trifft, und ICH dem nicht gewachsen war..und ich, eine eingefleischte nichtspielerin implizierte eigentlich schon unsere verschiedenartig, die mit keinem einer schuld zu vergleichen wäre...und wie fatal: ichliebedichtrotzdemschätzle....wie konnte ich nur....sry für alles hier.....ich bin eine schlechte virtuelle userin, ich weiss....wahrscheinlich liegt mir dieses medium auch nicht wirklich....

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Di 8. Feb 2011, 17:04 - Beitrag #108

Auch wenn ich gar keine solchen Onlinespiele spiele, es sich aber auf Onlinekontakte vs. realer Kontakte bezieht, hier folgender Effekt (oder eine Gewohnheit) von mir: im foren wie diese lese ich, reagiere auch oft auf das geschriebene, mache mir aber fast immer gar nicht wirklich bewusst auf wen ich reagiere. Es geht mir sozusagen nur um die Ansichten und Sachfragen.
Ich kenne zwar viele Nutzernamen hier, aber schon spontan auszuzählen, wer für welche Position/Hobby oä. steht oder wer wie mit wem verbandelt ist, würde mich überfordern.
Nur bei sehr wenigen Leuten (gilt hier wie früher auch in anderen Foren usw) nehme ich bewusst einen Zusammenhang von Beiträgen und Autor war. Und zwar bei denen, die ich bereits persönlich kenne oder für die sich sonstwie (gemeinsame Themen, intensivere PNs) für mich eine merkbare Verbindung zur Person ergeben hat.

Traitor
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Mi 16. Feb 2011, 22:03 - Beitrag #109

Argumentationshilfe für Ipsi ;)
(Nebenbei ein überraschend brauchbarer Studienkommentierartikel für Spiegelverhältnisse, tatsächlich mal mit kritischen Tönen gegenüber der Methodik.)

Zum unvereinbaren Gegensatz der Positionen von Ipsi und e-noon möchte ich die Interpretation in den Raum stellen, dass für e-noon als "Sucht" alles zählt, was exzessiv betrieben wird, mit negativen Folgen behaftet ist und von dem sich nicht gelöst wird (nicht notwendigerweise "von dem sich nicht gelöst werden kann"), während Ipsi den sehr engen klinischen Sucht-Begriff verwendet, für den unter anderem ja auch umstritten ist, ob Cannabis oder Alkohol überhaupt Süchte auslösen.
Mir ist letztere Begriffsverwendung viel zu streng, eben wegen der Anwendbarkeitsproblematik auf im normalen Erfahrungsrahmen und Sprachgebrauch ganz eindeutig süchtig machende Stoffe, erstere dagegen aber auch etwas zu weit (wegen der Feinheit in der Klammer).

009
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Mi 16. Feb 2011, 22:52 - Beitrag #110

Bei Sucht im engen Sinne denke ich an Abhängigkeite; je stärker die Sucht, desto krasser die psychischen wie physischen Folgen, wenn das Suchtmittel nicht / nicht mehr in der sich ggf. immer steigenden Dosierung, um noch "Befriedigung" zu erreichen" verfügbar ist. Ich denke da an sich windende und krampfende Drogensüchtige aus manchen Dokumentationen.
Für mich ist zB bei Alkohol die Frage, ob es einen nicht süchtig und abhängigmachenden Gebrauch geben kann und wie dierser aussieht bzw. viel spannender wie derjenige selber oder sein Umfeld merken können, dass die kritische Schwelle der Sucht naht.

Das viele der hier weiter oben genannten Suchtmittel und Verhaltensweise bzw. all das, was gesamtgesellschaftlich nicht nur inm Einzelfall mit Sucht in Verbindung gebracht wird, auch dann zu (für denjenigen selber wie sein Umfeld) zu Problemen führen kann, wenn gewiss kein Konsum/Verhalten im Suchtbereich vorliegt ist wohl offensichtlich.

Zumindest ist die verlinkte Studie an zwei Stellen sehr klar und interessant:
"Problematische Computerspielnutzung wird nicht durch ein konkretes Spiel bzw. Spielgenre verursacht."


Zudem scheint ein Suchtpotential im engen Sinne bei Computerspielen nicht gesehen, aber die existenten Beispiel für problematisches Computerspiele spielen nicht verkannt, jedoch anders erklärt zu werden:
Die Frage ist jedoch, ob manche Exzessivspieler nicht womöglich unter ganz anderen Problemen, etwa Angststörungen oder Depressionen leiden, und die Flucht ins Spiel als eine Art Selbstmedikation einsetzen.


Insofern muss ich die Diskussion fast schon transzendieren und irritiert auf diese, auch meine Gesellschaft blicken.
Da gibt es Drogensucht, die, wie die Betroffenen, abgelehnt und ausgegrenzt wird.

Durch Staatsmonopole für den Staat ertragreiche Stoffe wie Rauchwaren und Alkohol könnten mindestens zu offenbar echter Sucht führen, sind aber grundsätzlich als Genußmittel geduldet bis honoriert, will sagen gesellschaftlich üblich bei vielen Veranstaltungen, bei denen auch exponierte Persönlichkeiten, bei denen auch eine moralische Vorbildrolle anzunehmen ist, vor dem öffentlichen Konsum nicht zurückschrecken. Fast immer wohl in noch verantwortungsbewusstem und gesunden Maße, aber selbst ein Überschreiten dieser Grenzen muß (leider?!) keine soziale Ächtung nach sich ziehen (Beispiel: Harald Juhnke).

Und dann gibt es viele, vor allem Jugendliche, die ihre Zeit in einem Ausmaß auf Computerspiele verwenden, was je nachdem nicht nur aus der Außen- sondern auch Innenperspektive für sie problematisch ist, weil es zB das umsetzen gefaßter Lebenspläne erschwert bis verhindert. Sollte die ganze Diskussion in diesem Feld dazu führen, dass CVomputerspiele für weniger Leute ein Problem sind, fände ich das toll - egal ob das nun eine Sucht ist oder als solche nun bezeichnet wird oder nicht.
Ich sehe nur den kritischen Aspekt, ggf, Leute vorschnell unter ein gewissermaßen ihre Probleme erklärendes und gleichzeitig deren Beseitigung als schwer einzustufendes Etikett "Sucht" zu stecken, wenn es in Wahrheit viellleicht aber andere, unterschiedliche Probleme sind, die zu diesem auffällig-problematischen Verhalten führen.
So könnte auch Jugendliche als Süchtige stigmatisiert werden, die gar nicht süchtig sind und die zwar Hilfe, aber vor allem erstmal eine bessere Problemdiagnose benötigen.

Und dann mögen da noch die vielleicht viel größeren Mengen von Leuten sein, die in ihrem Leben auch erhebliche Probleme haben, die nicht alle hochindividuell und unlösbar sind, aber auf die die Gesellschaft ihren Blick derzeit nicht richtet. So ein "Diagnosestempel" kann einerseits stigmatisieren, andererseits Problemfelder aber bekanntermachen und Lösungswege aufzeigen. Die, die (noch) ohne auskommen, unterliegen keiner Stigmatisierungsgefahr, haben aber ggf. auch nur geringere Chancen, dass ihre Probleme erkannt und angegangen werden.

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