Wikileaks? Openleaks?

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Ipsissimus
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Mi 9. Feb 2011, 16:53 - Beitrag #1

Wikileaks? Openleaks?

http://www.sueddeutsche.de/digital/openleaks-gegen-wikileaks-enthueller-beklaut-enthueller-1.1057650

Der deutsche Ex-Wikileaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg hat bei seinem Abgang Wikileaks-Enthüllungsdokumente "sichergestellt". Die Plattform sei inzwischen nicht mehr sicher vor den Zugriffen Dritter.

...

Auf der Enthüllungsplattform Cryptome finden sich Absätze aus der englischsprachigen Übersetzung von Inside Wikileaks, in denen Domscheit-Berg angibt, Software und Daten aus dem Bestand der Enthüllungsplattform entwendet zu haben.

Das ist deshalb brisant, weil der Deutsche im Spätsommer im Streit mit Wikileaks-Julian Assange das Projekt verließ. Er habe zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit anderen Wikileaks-Abtrünnigen unveröffentlichtes Datenmaterial "sichergestellt", wie Domscheit-Berg in einem Stern-Interview bestätigte.

Auch einen Teil der Wikileaks-Software, den ein ungenannter und ebenfalls nicht mehr aktiver Wikileaks-Mitarbeiter programmiert hatte, habe Domscheit-Berg gemeinsam mit diesem entfernt. Seitdem kann bei Wikileaks keine neues Material hochgeladen werden


die besten Pointen schreibt immer noch das Leben. Was die CIA nicht schafft, schafft irgend ein deutscher Michel

009
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Mi 9. Feb 2011, 19:06 - Beitrag #2

Aber geht das denn wirklich - und gar einfach - Wikileaks sozusagen den Naschub technisch unmöglich zu machen?
Besorgniserregender finde ich eher, dass sich nun wohl mehrere Anbieter bzw. Nachfrager "am Markt" tummeln, die geheime Dokumente besitzen bzw. wollen. So sehr ich Whistleblowing schätze, je mehr Plattformen es dafür gibt, desto unsicherer scheint mir die Frage, ob da immer gut überlegt wird, was wie veröffentlicht wird.

janw
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Mi 9. Feb 2011, 22:01 - Beitrag #3

009, wenn er das tool entwendet hat, mit dem Daten zu wikileaks hochgeladen werden konnten, geht es eben nicht mehr. Allerdings müsste davon immer noch eine Version irgendwo in der Schublade liegen. Das Problem scheint mir zu sein, daß bei wikileaks scheinbar nichts ohne Assange läuft - Assange außer Gefecht, wikileaks paralysiert.

Tja, sollte das CIA seine Finger...? Seine Frau ist Chefin von microsoft Deutschland und setzt sich für offenes Regierungshandeln ein.
Oder einfach nur ein tief greifender Zwist zwischen zwei männlichen Alpha-Tieren, ausgetragen bis zum Letzten, die dabei auch das gemeinsame Ziel über Bord werfen?
Ich denke, die Daten werden sicher an mehreren Orten sicher verwahrt sein, auch die Anwendungsprogramme, und über kurz oder lang werden sich die Kampfhähne wieder zusammen raufen, oder andere ihnen zeigen, wie man es noch besser macht.

Traitor
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Di 15. Feb 2011, 00:03 - Beitrag #4

Eine Geschichte, die durch das Unverständnis der meisten berichtenden Journalisten gegenüber Computertechnik ohne eigene Recherche nahezu nicht zu durchschauen ist. Software und Daten tatsächlich zu "entwenden", nicht nur im Sinne davon, dass der Entwender sie danach hat, sondern auch im Sinne davon, dass der Beentwendete sie nachher nicht mehr hat, ist eigentlich nahezu unmöglich, es sei denn, das Opfer hätte tatsächlich keinerlei Backuplösungen.
Andererseits soll das Original-Wikileaks ja längst offline sein, ein zentrales "Hochladen" an der Originalstelle ist also eher mangels Ziel, nicht mangels Werkzeug, eh nicht mehr möglich. (Nachgeprüft habe ich das in letzter Zeit nicht, zu faul und zu geringes Interessen. Ja, selbst dazu, gerade Strg+T und Adresseingabe vorzunehmen. Frage des Prinzips. ;))

An sich sehe ich in der Zersplitterung auch kein Problem. Außer den Journalisten, die sich daraus bequem beliebige Mengen an Content-Häppchen zusammenbasteln können, interessiert sich doch eh niemand für die Gesamt-Korpi. Wenn die Informationen dagegen zerstreut sonstwo rumliegen, ist die Chance größer, dass wieder produktiv die wichtigsten Informationen (gezielt oder per Netz-Selbstorganisation) an die Öffentlichkeit gelangen, anstatt dass nur die Gesamtdokumentenzahl an einem bestimmten Platz zählt.

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Di 15. Feb 2011, 00:19 - Beitrag #5

*Hüstel* Was ich mich zugegeben leider schon länger frage, wie genau kann ich auf der Seite was finden?
Auf der Startseite sind ja nur Verweise auf die handvoll sattsam bekannten Komplexe. Die Links "Archives 2006-2010" tun es auch bei allen bislang getesteten Mirrorn nicht.

Lykurg
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Di 15. Feb 2011, 02:02 - Beitrag #6

Ja, die Sache mit dem 'gestohlenen Programmteil' fand ich auch sehr sonderbar. Ansonsten habe ich in den US-Dokumenten schon ein bißchen herumgelesen und nach ein paar Detailinformationen gesucht, die mich interessierten, aber nichts sonst auf der Seite gesucht. Ohnehin könnte ich mir aber vorstellen, daß die Tage von Wikileaks nach den US-Dokumenten gezählt sind - sie haben sich zu viele mächtige Feinde gemacht, und wenn ihre Technik weniger leistet als ihre Nachfolgeplattformen, ist nur noch der Name etwas von Wert.

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Di 15. Feb 2011, 12:24 - Beitrag #7

ich hatte es eher so verstanden, dass der Quelltext entwendet und die laufenden Systeme mit Viren unbrauchbar gemacht wurden. Ich weiß nicht, ob Assange ein technisches Cleverle ist; vielleicht genügten ja schon recht triviale Eingriffe, die für einen SysAdmin kein Problem darstellen, für einen DAU aber unüberwindbar bleiben, solange er niemand anderen findet, der es für ihn richtet

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Di 15. Feb 2011, 22:40 - Beitrag #8

Nach dem Eindruck, den man aus den Medien über Assange gewinnen konnte, ist er eher der ideologische und außenwirksame Vertreter der Plattform als ein EDV-Tüftler, und wenn tatsächlich das Portal seit Monaten nicht mehr funktioniert wie geplant, spricht das stark dafür, daß es wirklich so ist.

Ipsissimus
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Sa 12. Mär 2011, 22:12 - Beitrag #9

http://www.stern.de/panorama/ermittlungen-in-den-usa-twitter-muss-daten-von-wikileaks-helfern-herausgeben-1662907.html

Twitter muss vertrauliche Daten von Twitter-Usern an die US-Justiz herausgeben, sofern die im Verdacht stehen, Wikileaks unterstützt zu haben. Soviel zur Anonymität im Netz^^ und zum Demokratieverständnis der amerikanischen Justiz

janw
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So 13. Mär 2011, 02:52 - Beitrag #10

Tja, wenn ich twitter wäre, würde ich nach Kanada oder nach Island umziehen, Problem gelöst.
Die isländische Abgeordnete könnte zudem Immunität geltend machen.

Aber natürlich hast Du recht...das ist, wann lernen die da drüben mal, was Demokratie eigentlich ist? Noch vor ihrem Zusammenbruch?^^

Mir kreist im Kopf herum, daß man für Manning eigentlich mal eine Asyl-Kampagne starten sollte. Ich weiß nur gerade noch nicht, wie das angehen.

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So 13. Mär 2011, 10:52 - Beitrag #11

Unschön. Aber Asyl kann man, soweit ich weiß, nicht direkt anbieten, er müßte es beantragen, und dafür da rauskommen, was irgendwie nicht so ganz wahrscheinlich scheint...
Wäre interessant, was für eine Rechtsgrundlage die gegen Twitter-Accounts sehen - ein verräterisches Netzwerk? Aber warum dann gegen die Einzelnen und nicht die Gesamtheit?^^

janw
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So 13. Mär 2011, 11:26 - Beitrag #12

Lykurg, die Probleme sehe ich auch, noch mehr ärgere ich mich aber, daß selbst aus den Reihen derer, die sonst immer für Transparenz, Freiheit und gegen Verfolgung eintreten, keiner den Fall auch nur anspricht.
Wie wäre es mit...Friedensnobelpreis?^^

Das wäre sozusagen die Nagelprobe, wie weit es mit der proklamierten world wide community wirklich her ist.
Wie wäre es, wenn mehr als viele twitterer, auch Bekanntere, zu einer Demo kämen..."we all are twitter"?
Würde mich das dazu bewegen, twitter zu werden? Hm...^^

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So 13. Mär 2011, 15:34 - Beitrag #13

Zitat von Ipsissimus:Soviel zur Anonymität im Netz^^ und zum Demokratieverständnis der amerikanischen Justiz


Wie behauptete die damalige Bundesministerin der Justiz, Hertha Däubler-Gmelin, doch inre juristische Fachkompetenz be- und ihre ministerielle Sachkompetenz widerlegend, nachzulesen bspw. im Spiegel:
[...] die USA hätten ein "lausiges Rechtssystem"
.
Aber das sollte sie in so einer Funktion eben nicht, noch nicht einmal nur durch Zeugen und ohne Aufzeichnung belegt, äußern, da die folgenden Aufregungen incl. ihrer Entlassung damit erwartbar wurden (zugegeben auch, weil sie noch etwas in der Art eines Bezuges zwischen Bush und Hitler äußerte).

janw
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So 13. Mär 2011, 16:42 - Beitrag #14

Nun, spricht etwas für eine besondere Qualität des amerikanischen Rechtssystems? "Lausig" ist IMHO freundlich ausgedrückt.
Mit dem Vergleich ist sie bereits historisch auf dem Holzweg, Hitler hat den Krieg aktiv geplant, unabhängig von der inneren Situation des Landes.

Ipsissimus
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Mo 14. Mär 2011, 11:15 - Beitrag #15

ach, ich glaube nicht, dass das wirklich das Problem war, Jan^^ sowas sagt man einfach nicht^^ also in jenen Sphären der hohen Diplomatie, meine ich^^


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