Zitat von 009:Um "saures" zu vermeiden und "süßes" zu erzielen, solltest Du (um oben verstreute Infos kompakter darzustellen) bedenken:
e-noon <=> weinisch:
brennt <=> trocken* / dry
geht <=> halbtrocken (finde ich zB bei Sherry schon ganz gut)
süß <=> lieblich (wie bei Frauen - wo die einen banal von süß reden, schwärmen die anderen von ihrer Lieblichkeit^^)
Ganz so einfach ist es denn doch nicht, zumindest bei den roten (die ich bevorzuge) kann trocken einen scharfen Chianti beschreiben, wie auch einen runden fruchtigen, vielleicht etwas herben Barolo oder Montepulciano, Dornfelder fallen mal so mal so aus. Wer Himbeeren mag, sollte mal einen Trollinger probieren.
Bei Weißweinen ist es ähnlich, auch da kann trocken alles zwischen scharf und spritzig und aromatisch beschreiben, z.B. als Pinot grigio oder in Franken.
Was halten denn die erfahreneren Weintrinker von Marken wie Bongeronde und Viala? Ich "verstehe" die nicht, dachte ehr Wein wird nach Herkunft oder/und Anbau benannt, weil wohl Geschmacksunterschied machend auch nach Jahrgang unterschieden. Und eher nur als Untertitel wird dann der "Hersteller", also Winzer genannt.
Sind die genannten Marken (die ich aus der Werbung erinnere, weiss noch nicht mal, ob es weitere Marken im Weinbereich gibt) eigentlich Wein im obigen Sinne? Oder eher "Markenweine", die wie "normale" Schokolade immer so hergestellt werden, dass sie möglichst gleich schmecken? Und die richtigen Weine sind dann das, was om Vergleich Schokolade mit Jahrgang und dezidierter Herkunft der Kakaobohnen ist?
Die Sache mit den Anbaulagen und Jahrgängen ist eine ziemlich deutsche Angelegenheit, in den anderen Ländern werden eher Anbauregionen unterschieden, bei großen Einzelbetrieben wie den französischen Chateaux eben die Anbauflächen des Betriebes.
Das hat auch einen triftigen Grund, nämlich, daß Deutschland klimatisch eher eine Grenzregion für Weinbau ist und der Wein meist an ziemlich steilen Hängen auf wechselnden Gesteinen angebaut wird.
Hier sorgt dann die Reaktion der Weinstöcke auf die wechselnden Bedingungen der Jahre zusammen mit dem jeweiligen Gestein (klüftiger Kalkstein, wärmespeichernder Vulkanschiefer, trockener Buntsandstein und die jeweilige Kontinentalitätslage für sehr unterschiedliche Gehalte der Trauben an Zucker und Geschmacksstoffen, welche in den großflächiger klimatisch und bodenmäßig einheitlichen Weinbaugebieten in Frankreich, Italien und Spanien eben weniger differenziert sind.
Wobei aber nur ein Teil des Weines derart lagenrein abgefüllt wird, ebenso gibt es regional zusammengetragene Weine, die dann als Qualitätswein verkauft werden, analog z.B. zu französischen Cotes du Rhone, Vin de Pays oder so (wobei hier vielleicht noch Unterschiede bestehen bezüglich der Rebsortenmischung, das wird von Land zu Land unterschiedlich liberal gehandhabt).
Bongeronde und Viala sind dann nochmal überregional (müsste vielleicht aus dem Etikett hervorgehen) zusammengegossene Weine, die dadurch zwar nicht mehr typisch nach etwas bestimmtem schmecken, aber nicht schlecht schmecken müssen. Notfalls kann man damit noch kochen.
Natürlich werden diese Massenweine geschmacklich auf eine längerdauernde Verkaufbarkeit hin gesteuert, d.h. auf die Aufrechterhaltung einer "gewohnten" Aromanote.
Bei den Bordeauxweinen wird aber nach deutschen Maßstäben auch viel gemischt, nämlich nicht nur Rebsorten, sondern auch Jahrgänge.
Ziel ist hier die Einhaltung eines individuellen Stils des entsprechenden Betriebes.
Warum ein Getränk, mithin eine Flüssigkeit, sich durch die Eigenschaft trocken auszeichnen kann, will ich sprachlich nicht wirklich begreifen.
Vielleicht, weil die in einem trockenen Wein teils deutlicher hervortretenden Gerbstoffe den Speichelfluss etwas hemmen, während Zucker diesen etwas fördert -?
Zitat von Lykurg:wobei ich teilweise auch den ketzerhaften Eindruck habe, Trockenheit und Güte würden von manchen verwechselt bzw. das eine als Anzeichen für das andere genommen.^^
Wobei das statistisch vielleicht sogar hinkommt - das Problem liegt, wenn ich es richtig verstehe, darin, daß es mehr Kunstfertigkeit braucht, einen lieblichen jungen Wein zu einem wirklich guten lieblichen Wein auszubauen.
Zitat von Traitor:Jans Ausführungen, dass nördliche Nicht-Spätauslesen eigentlich nicht süß sein können sollten, decken sich mit meinem Sekundärwissen, dass deutsche Weine doch größtenteils eher als säuerlich-herb-trocken-wai gelten. Speziell um Dollendorfer sollte e-noon wohl besser einen Bogen machen, obwohl er geographisch naheliegend wäre.
Bis in die 80er Jahre wurden Weißweine in Deutschland oft durch Zuckerzusatz lieblich gemacht, weil "der Kunde es so wollte". Das hat sich mit dem Glykol-Skandal etwas gegeben zugunsten einer Herausarbeitung der speziellen Noten der Lage und Rebsorte.
Das ganze wird dadurch noch etwas verkompliziert, daß die beherrschende Weißweinsorte der Riesling ist, der, wenn ich es richtig verstehe, zu dieser besagten Spritzigkeit und Schärfe neigt, wenn er trocken ausgebaut wird, zum anderen dürfte Dollendorf von seinem Lokalklima im Weinberg durchaus submediterrane Züge aufweisen, aber da wird dann im Sommer der Wassermangel zum Verhängnis. Kein Wasser, keine Zuckerbildung.
Da ist dann ein submediterraner Weinberg mit tiefliegenden Grundwasserströmen im Vorteil - oben heiß, aber kein Dürrestress. Dafür aber dann auch weniger fruchtige Aromanoten, denn die Phenole werden gerade als Stressantwort gebildet.