Ich mag da erst was zu dem Text, dann zu manchen Beiträgen hier was anmerken.
Was passiert mit uns, wenn wir uns alte Fotos von uns selbst anschauen? Was macht uns in so einem Moment traurig? Begreifen wir unsere eigene Vergänglichkeit? Oder wird uns plötzlich klar, dass wir schon längst gestorben sind?
Weder machen mich alte Fotos zwangsweise traurig noch sehe ich, das ich bzw. Teile von mir schon gestorben sind. Mein Fokus liegt vielmehr darauf, dass ich immer wieder neu geboren werde, also (An-)Teile hinzukommen, die ab dann begeistern können, gerade auch weil ich sie vorher weder bewsst ahnte noch (folgerichtig) vermisste.
Wie könnte uns das nahende Ende traurig machen, da wir doch jeden Tag an unseren Tod denken und uns genauso verhalten, immer bewusst, dass wir nur eine lächerliche Zeit auf der Welt sind, und uns angehäufte Besitztümer nichts nützen werden?
Derart asketisch sehe ich die Frage von Besitztümern nicht. Zwar vermute auch ich, dass irdischer Besitz nach dem irdischen Tod keine wirkliche Auswirkung mehr haben wird; auch bin ich niemand, der sich vor allem über Luxus und Besitz definiert, aber so manches besitztum nutzt einem doch sehrwohl. Und wenn es nur ein PC mit Internetzugang ist, um bei der Matrix mitmischen zu können^^
Es geht nicht um die eigene Vergänglichkeit beim Betrachten vergilbter Bilder, die in Kästen lagern, die man aus irgendeiner Ecke zerrt, an verregneten Sonntagen, wenn man sich zu Tode langweilt, weil im Fernsehen Schuldnerberater reden, oder Köche oder merkwürdige Stars gezeigt werden, die mit farbigen Menschen tanzen.
Was bitte war Langeweile? Diesen Zustand kenne ich seit 18 Jahren nicht mehr.
Wir sehen Fotos an, die Finger werden trocken, es riecht nach Staub, wir erkennen uns nicht.
Ich erkenne mich auf jedem Bild, was es von mir gibt, sofort und problemlos wieder. Irgendwie ist die Autorin anders als ich...
Damals, als wir noch nicht in der Erfüllung von Erwartungen funktionierten, als wir noch eigene Sätze sprachen, und nicht angelernte Erwachsenengedanken verwendeten.
Wenn ich angelernte Gedanken verwendete und verwende, dann weil ich sie mir bewusst zu eigen mach(t)e. Zu den Erwartungen kann ich meinen Eintrag in ein Poesiealbum zum Ende der Grundschulzeit zitieren, als ich bei Lebensmotto (wohl u.a.?) schrieb: Temporär gezieltes nicht erfüllen von Erwartungen.
Als wir noch nicht anzogen, was man halt so trägt, wenn man nicht auffallen will.
Nicht negativ auffallen kann ich ja noch verstehen, aber das dürfte wohl nicht nur bei mir nicht das einzige oder stärkste Motiv bei der Wahl von Kleidung usw. sein.
Das waren wir, als wir noch glaubten, dass wir allein alles anders machen würden, und nie so ein furchtbares Leben führen würden wie die Menschen um uns.
In dem Anspruch, allein und alles anders zu machen, erkenne ich einen verfehlten Leistungsgedanken. Zwar entstanden und entstehen bei mir Motive/Handlungen durch ein etwas anders wollen, doch denke ich mich nicht überall als abgeleitete Abweichung von anderen, sondern mache ich vieles, so wie ich es machen kann und will, was zugegeben nicht selten schon dazu führt, dass es anders als bei vielen anderen ist.
Bei dem Passus mit dem furchtbaren Leben mache ich mir fast schon Sorgen um die Autorin und deren Umfeld....
Der Glaube an die eigene Größe verliert sich, irgendwann, wenn wir zu müde sind, von all dem Hass, in dem wir schwimmen, jeden Tag, und wir nicht mehr nachdenken, wir automatisch aufstehen, Kaffee, loshetzen, in ein Gebäude gehen, Pflicht erfüllen, müde sein, zu Bett gehen, keine Hoffnung mehr haben, irgendwann dann diese Endlichkeit, die uns klar wird.
Die Endlichkeit hat bei mir eher keine so große (bremsende) Auswirkung auf mein Leben im jetzt und hier. Das ich in Hass schwimme kann ich gottlob reinen Gewissens weit von mir weisen. Ein automatisches handeln/leben ohne nachdenken mag es bei mir teils auch geben, aber weit eher dominiert ein vielleicht schon zu hinterfragend reflektierendes vieles immer wieder neu wahrnehmendes und angehendes handeln.
Wir sind nicht die Ausnahme geworden, wir haben die Welt nicht verändert und nichts wird bleiben von uns.
Das hat was von "ich will nicht so werden wie meine eltern", bei dem wohl zu oft zu sehr darauf fokussiert wird, nicht zu werden wie andere - statt durchaus natürlich das eigene Umfeld betrachtend herauszufinden, wie man für sich selber werden will und das dann auch anzustreben. Zu denen, die die Welt verändern wollten, gehörte ich nie - dafür gelang und gelingt es mir schon, meine Welt im Rahmen meiner Möglichkeiten für mich zu nutzen und anzupassen. Da habe ich dann durchaus jetzt von was und finde insofernd en Aspekt, ob und ggf. was an mich überdauernden Dingen oder Erinnerungen bei wem bliebt doch eher periphär.
und sich daran erinnert, dass man sich irgendwann unendlich gefühlt hat.
Anstatt zu reflektiere oder gar bedauern, das man mal und nun wohl doch nicht unendlich ist, scheint es mir cleverer die potentiell unendlichen Optionen und Entscheidungsmöglichkeiten, die man als Mensch hat, für sich nach bestem Wissen und Gewissen zu nutzen.
Ist gewiss anstrengend.
Ist aber auch das, was die Besonderheit des menschlichen Lebens ausmacht.
Ist ganz gewiss etwas wunderbares, das zu missen ich mir weder vorstellen will noch zu vermag.
Vor dem Hintergrund teile ich die hier letztlich wohl bei allen mitschwingenden Zweifel an dem text in dem Sinne, dass den eher keiner von uns als für sich mehrheitlich stimmig empfindet.
@janw/Ipsissimus: nur prospektiv, als vom Alter wohl näher an e-noon als an Euch, kann und will ich dennoch vermuten, auch wenn ich mal alt bin den text weiter kritisch zu sehen. Zumindest existieren in meinem Umfeld auch ältere Menschen, die zwar de facto durch gewisse Strukturen durch Beruf usw. diese - ich sag mal - Starrheiten des Lebens um sich haben, aber dennoch gewiss an vielen Stellen in meinem Sinne denken und empfinden.
Zitat von e-noon:Bis auf das 'bedauernd' könnte ich da auch zustimmen]Vielleicht sollte ich aber noch mal in den Thread schreiben, wenn ich ein paar Jahrzehnte gelebt (und gearbeitet) habe... wäre sicher interessant.
Genauso ergeht es mir, es hätte gerade auch für mein Leben andere Pfade geben können, die als "besser" sich zu beurteilen gewiss auch mancher angemaßt hätte, doch e-noons nicht bedauern kenn ich als zwar früher mögliche Alternativen bewusst aus heutiger Sicht erkennen und dennoch soweit in mir ruhen und mit mir im reinen zu sein, dass ich von temporären Irritationen abgesehen mit mir und meinem Leben zufrieden bin.
Den Ansatz der Wiedervorlage in mehreren Jahrzehnte finde ich reizvoll, wenngleich ich auch eine gewisse verunsicherung verpüre, ob ich dann noch daran denke und wie ich das dann umsetzten werde^^