Zitat von Ipsissimus:fairerweise muss natürlich erwähnt werden, dass der Vertreibung von 700.000 Palästinensern die zeitparallele Vertreibung von über 600.000 Juden aus umliegenden arabischen Staaten entsprach.
Fairerweise muss hier angemerkt werden, dass die aus Arabien vertriebenen Juden in Israel aufgenommen wurden und voll in die Gesellschaft integriert wurden, während die in der Nagba vertriebenen Araber, dieses Glück nicht erfuhren, sondern von ihren mutmaßlichen Verbündeten eben über Generationen in Flüchtlingslagern abgeriegelt wurden. Noch leben über eine Millionen Palästinenser in diesem Flüchtlingsstatus.
Wichtig ist noch, dass die Progrome gegen arabische Juden unmittelbar nach Verkündung des Teilungsplanes anfingen, also noch vor Kriegsbeginn.
Von seiten der arabischen Staaten gab es den klarer Willen den Staat Israel zu vernichten und die eingewanderten Juden, gff. alle Juden zu vertreiben. Wo die Truppen auftauchten, vertrieben sie die jüdische Bevölkerung. Bekanntermaßen gelang es ihnen aber nicht besonders tief ins israelische Staatsgebiet einzudringen, quasi ein gescheiterter Völkermord.
Gleichermaßen versuchten die Anrainer-Staaten die Gründung eines arabischen Palästina-Staates zu vereiteln, um das ehemalige Mandatsgebiet in das eigene einzuverleiben. (Ich will hier auf Parallelen zur Besetzung der West-Sahara durch Marroko und der Besetzung Ost-Timor durch Indonesien hinweisen. Wenn Kolonien entlassen werden, halten es früher unabhängig gewordene Nachbarn für die Gelegenheit, dass nur vogelfreie Land an sich zu reißen.)
Nach dieser Steilvorlage war natürlich die Stunde der Hardliner auf israelischer Seite gekommen. Die Fronten waren endgültig verhärtet. Das jüdische Trauma der steten Verfolgung und Existenzbedrohung war damit zum israelischen Trauma geworden, der Traum einer friedlichen Heimstätte des jüdischen Volks war ausgeträumt.
Ein interessanter Punkt ist, dass die von der UN einem zu gründenden Palästinenser-Staat zugeschlagenen Gebiete im Rahmen der Nagba 1948 nur zum Teil von Israel besetzt wurden. Der Gaza-Streifen und das Westjordanland - heute mehr oder minder unter Verwaltungs der derzeit 2 PLOs - von Ägypten und Jordanien erobert und bis zum Sechs-Tage-Krieg von eben diesen beiden Staat besetzt gehalten wurden. Zur einer Gründung eines Palästinenser-Staates kam es in der Zeit bekanntlich nicht.
Ansonsten würde ich gar nicht so sehr auf dem Holocaust herumreiten.
Die zionistische Bewegung gab es bereits vor dem Nazi-Regime, ebenso gab es bereits vor der Flucht der Juden aus dem deutschen Machtbereich eine zionistische Siedlungsbewegung. Die Besiedlung durch europäische Juden mit nationalistischen Hintergedanken begann in der britischen Mandatszeit. Der hier viel gerühmte Falke Ariel Sharon wurde 1928 im britischen Palästina geboren, als Ariel Scheinermann - seine Eltern kamen aus Sowjet-Russland.
Im übrigen gingen der Staatsgründung Israels 20 Jahre zionistischer Terrorismus gegen das britische Mandat voraus. Das alles geschah unter kolonialen Nachwehen. Eine Staatsgründung der europäischen Einwanderer in Palästina wurde späte durch deren Gönner in der UN für legitim erklärt. Die gewissermaßen autochtone Bevölkerung wurde nie gefragt, sie musste mit ansehen wie die Briten (auf Druck der zionistischen Bewegung) und später die UNO ohne sie entschieden, bis heute.
Der Holocaust ist da nicht die wesentliche Ursache, sondern nur der Brandbeschleuniger. Niemand hat den europäischen Juden nach 1945 in Europa zu bleiben. Ob eine eigene Staatlichkeit notwendig war, wage ich zu bezweifeln. Die Mehrheit des sogenannten Weltjudentum zieht die Diaspora bekanntermaßen vor. Im übrigen wurde bereits 1928
autonome jüdische Region innerhalb der Sowjet-Union eingerichtet.