Westerwelle ist zurückgetreten

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janw
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Sa 16. Apr 2011, 12:22 - Beitrag #21

[quote="Ipsissimus"]Genscher und Leutheusser-Schnarrenberger ja, Lykurg, Kinkel mit Einschränkungen]
Als Positivum würde ich noch Baum ergänzen.

Für mich ist die Affäre Ausdruck einer latenten Bedeutungsverschiebung zugunsten der Bundespolitik.
Es ging um zwei Landtagswahlen, die von der FDP verloren wurden, zwar in einem Umfeld stark bundespolitisch geprägter aktueller Themen, die aber im Wahlkampf landespolitisch hätten umgemünzt werden können. Mithin für mich ein Versagen der Landes-FDP.

Nicht, daß ich von Westerwelle irgendwie angetan wäre, aber der Bundesaußenminister an sich prägt das Bild des Landes nach außen, und da sollte IMHO neben Qualität - da wäre jemand anderes als Westerwelle sicher besser - eine gewisse Kontinuität bestehen, nicht plötzlich wegen regionaler Bedeutungsverschiebungen einer Partei plötzlich ein neuer Minister, der sich wieder einarbeiten und nach außen hin bekannt machen muss.
Ebenso ist der Stellvertreter der Bundeskanzlerin eben dies, von ihr bestimmt, meistens Außenminister deshalb, um stellvertretend für sie rechtlich bindend wirken zu können bei außenpolitischen Vereinbarungen.
Von daher war die Verfügung der FDP über diesen Bereich für mich ein parteipolitischer Übergriff, der eigentlich nicht hätte durchgehen dürfen.

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Sa 16. Apr 2011, 22:29 - Beitrag #22

Welche Personmit welchem Amt Vizekanzler wird oder ob es doch Westerwelle bliebt, wird sich noch zeigen müssen, ich bin mir nicht sicher, ob die derzeitigen Absichtserklärungen so 1:1 umgesetzt werden.
Aber eigentlich soll dieser Beitrag was anderes umsetzen, nämlich Burkhard Hirsch ergänzen, dessen Verdienst ich beispielsweise in der Verfassungsbeschwerde gegen das Luftsicherheitsgesetz (Abschuß entführter Passagiermaschienen) sehe.

Maglor
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Mi 11. Mai 2011, 20:37 - Beitrag #23

Komisch, jetzt sind wirklich alle in der FDP zurückgetreten und doch sind immer noch alle da.
Außenminister bleibt außen Minister, aber nicht mehr großer Vorsitzender.
Gesundheitsminister wird Wirtschaftsminister und großer Vorsitzender.
Wirtschaftsminister wird Fraktionschef.
Staatssekretär wird Gesundheitsminister.
Fraktionschefin wird Vize-Irgendwas.
Die FDP hat sich jetzt von Grund auf erneuert und verändert. ;)

Flächenbrand in Arabien, Kernschmelze in Japan, Euro-Crash in Griechenland, Sicherheitsverwahrungs-Crash in Karlsruhe, SPD-Spenden-Skandal, Big Brother auf RTL II ...

Und was macht die FDP? Sie hat noch nicht einmal genug Zeit um über den Doktor von Frau Koch-Mehrin herzufallen. Wenn die nun von allem außer dem Doktor zurückgetreten ist, könnte sie ja Außenministerin werden oder stellverstretende Vize-Generalsekretärin oder Möllefrau. :crazy:

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Mo 16. Mai 2011, 09:26 - Beitrag #24

Das gerade Rösler als auch Akademiker so rein gar nix zur m.E: unsäglichen Rolle wie auch Rückktrittserklärung von Koch-Merin sagte, bedauere ich.
Möllemann bewunderte (für seine erfolgrecihen Phasen, das sich nach jedweder Niederlage wieder aufrappeln, neue Ziele definieren, anstreben, erreichen) und bemitleidete (letzlich waren seine eigenen Ungeschicklichkeiten und Fehleinschätzungen wohl sein grrößter wie wohl fast einziger Gegner...) ich. Der von ihm höchstpersönlich erhaltene Einkaufswagenchiphalterschlüsselhalter tut übrigens noch immer seinen Dienst an meinem Fahrrad.

Lykurg
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Mo 16. Mai 2011, 15:57 - Beitrag #25

Ein Großteil unserer Elite besteht aus Akademikern, man könnte sich also auch fragen, warum die führenden Theologen nichts über sie sagen, oder meinetwegen der Leiter des Kraftfahrtbundesamts, der ist immerhin auch ein Volljurist. Bild

Natürlich hat Rösler als neuer FDP-Vorsitzender ein bißchen direkter damit zu tun, allerdings war seine Rede als großer programmatischer Aufruf an die Partei und nicht als Beitrag zur Personaldebatte gedacht. Hätte er in die noch nicht abgeschlossene Koch-Mehrin-Geschichte eingegriffen und dazu Stellung bezogen, hätte das die eigentlich zentralen Punkte seiner Rede massiv geschwächt und in der öffentlichen Wahrnehmung marginalisiert. Die Richtungsänderung, die er der Partei geben will, ist - ganz unabhängig davon, wie man zu ihr steht - längerfristiger und wesentlicher als diese Personalie. Gerade die von Maglor genannten tagespolitischen Fragen, noch mehr aber die langfristige Orientierung haben auf lange Sicht weit mehr Gewicht als die, wenn wahr, verwerflichen Fälle Koch-Mehrin und Chazimarkakis, deren Konsequenz mit Titelverlust und Rücktritt erfolgt wäre.

Maglor
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Mo 16. Mai 2011, 20:27 - Beitrag #26

Der eigentliche Skandal ist doch, dass die FDP-Spitze den Rücktritt von Koch-Mehrin nicht gleich miteingebaut hat. Der ist ja eigentlich die Gelegenheit um wenigstens eine der Witzfiguren ins EU-Parlament abzuschieben. :crazy:

janw
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Mo 16. Mai 2011, 20:39 - Beitrag #27

Chatzimarkakis stellt es so dar, daß er verschiedene Formen des Zitierens benutzt habe, mit oder ohne Anführungsstriche, eingerückt oder nicht und kursiv oder nicht. Aber stets mit Fußnoten.
Klingt handwerklich...sehr solide :rolleyes:

Aber davon ab, vielleicht sollte man mal tiefer nachschauen, wenn der Doktortitel schon nicht echt ist, ist dann vielleicht noch mehr...etwas dürftig zusammen gezimmert?

Traitor
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Mo 16. Mai 2011, 20:58 - Beitrag #28

Derartige Rochaden sind doch in den meisten Parteien üblich, Maglor, nur die wenigsten Politiker gehen nach einem Scheitern in der Öffentlichkeit wirklich, und überraschend viele tauchen früher oder später wieder auf.

Was Rösler bisher so von sich gegeben hat, klingt für FDP-Verhältnisse ganz vernünftig. Seinen Anspruch, als Fach- statt als Machtpolitiker wahrgenommen zu haben, hat er für mich aber mit dem Manöver "ein Parteichef braucht auch ein großes Ministerium" aber so ziemlich verspielt.

In den Plagiatsaffären halten sich viele andere Politiker vermutlich deshalb so zurück, weil sie selbst Angst haben. ;)

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Mi 18. Mai 2011, 09:33 - Beitrag #29

Rösler bekommt für seine erste Rede überwiegend wohl positive Reaktionen (zB bei der Tagesschau , wer er seine Ankündigungen umsetzt, dürfte es mind. ;-) für die FDP aufwärts gehen. Interessant finde ich, das Rösler ein Gedicht Albert Schweitzers zitierte, das ihn zum Eintritt bei den Liberalen motivierte. Es trägt den Titel Freiheit, liest sich m.E. erstaunlich gut und auch aktuell, so manche(r) dürfte sich in den Worten wiederfinden. Zu finden ist die Gesamtversion zB hier .

Lykurg
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Mi 18. Mai 2011, 09:49 - Beitrag #30

Wirklich ein schöner Text, in dem ich mich stark wiederfinde. Um es als Gedicht zu lesen, würde ich mir eine eindeutigere Niederschrift wünschen, hier z.B. ist der Zeilenfall völlig anders, noch plausibler erscheint mir diese Fassung. Jedenfalls ein typisches Problem reimloser und nicht metrisch gebundener Lyrik.

Etwas unbeliebt gemacht hat er sich ja mit der Froschgeschichte vom "netten Herrn Rösler", wohl auch weil er damit kerngrüne Bilder aufgreift und anders verwendet...

Nebenbei sei angemerkt, daß ich, immer wenn ich diesen Threadtitel hochspringen sehe, mir denke: "Was? Endlich!" Bild

Ipsissimus
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Mi 18. Mai 2011, 09:56 - Beitrag #31

auch Schweitzer blendete aus, was er nicht sehen wollte^^ aber ganz hübsche Euphemismen

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Mi 18. Mai 2011, 10:23 - Beitrag #32

Öh - das es offenbar keine eindeutige Niederschrift gibt oder mindestens einer (gefühlt eher mein Link, so von wegen Gedicht = kurze Zeilen) da dran rumbastelete, finde ich suboptimal.
Lykurg, Dein zweiter Link erscheint mir bezüglich der Gedichtdarstellung doch etwas zu nihilistisch ;-)

Lykurg
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Mi 18. Mai 2011, 14:01 - Beitrag #33

Natürlich, Ipsissimus - in meinen Augen liegt in der Filterung der eigenen Wahrnehmung der entscheidende Teil von Lebenskunst und -bewältigung. Das herkömmliche Anrecht auf eine gänzlich ungefilterte Wahrnehmung haben nur Götter und Narren.

009, deine Version sieht zwar gedichtmäßiger aus, die Zeilenumbrüche sind aber nicht besonders sinnvoll. Lies es dir in dieser Form einmal laut vor... besonders "nach / etwas sehnen", "mit / einem Trinkgeld" oder "zu / sehen" ist es sehr unorganisch, ich glaube nicht, daß es so gemeint ist.
In der zweiten Version hätte ich vor "ich lehne es ab" noch einen Absatz vermutet, und auch noch ein paar andere kleine Änderungen, aber ohne eine vernünftige Ausgabe oder ein Autograph läßt sich das nicht entscheiden.

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Mi 18. Mai 2011, 15:23 - Beitrag #34

Hmm heigentlich wollte ich ja sagen, dass ich die nur scheinbar gedichtskurzen Zeilen eben gräßlich verändert finde.
Uneigentlich hat Deine Linkveränderung sozusagen das weisen eines neuen Weges hervorgebracht, doch auch dieser endet in der für das Gedich tödlichen wortkärgsten denkbaren Version.

janw
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Mi 18. Mai 2011, 16:31 - Beitrag #35

Ich habe von der Rede den Teil mit dem Frosch gehört und empfinde ihn als bösartig und bedrohlich, mehr als irgendetwas anderes.
Politik hat die Aufgabe, Probleme zu lösen, die erkennbar da liegen - oder in dem Falle, daß sie selbst sie sieht, sie als Probleme zu verdeutlichen - und ihre Lösungen nachvollziehbar zu vermitteln und so zu gestalten, daß die Belastungen nicht zu Überlastungen und Entlastungen nicht zu Bevorteilungen führen.
Eine Strategie der schleichend zugedrehten Daumenschrauben, bzw. um im Bild zu bleiben, der schleichend erhöhten Temperatur, läuft dem zuwider.

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Mi 18. Mai 2011, 16:36 - Beitrag #36

Sicher eine mögliche Sichtweise, meine bzw. eine weitere die ich sehe: an notwenige Änderungen (zB Umbauten im Bereich der Sozialversicherungen) lieber in Etappen vornehmen, dann merken die Leute beim nachdenken zwar schon, das es wärmer wurde, aber es ist nicht so ein plötzlicher Schock.
So, und wer interpretiert das ganze jetzt auf den Klimawandel?^^

janw
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Mi 18. Mai 2011, 17:14 - Beitrag #37

009, der Umbau der Sozialsysteme ist solch ein Beispiel. Natürlich ist ein schrittweiser Umbau im Hinblick auf absehbare Tendenzen schonender - bzw. wäre schonendergewesen, wenn bereits zu Kohls Zeiten bestimmte Anpassungen vorgenommen worden wären - aber es muss eben als schrittweises Vorgehen mit Blick auf eben zu vermittelnde absehbare Tendenzen verdeutlicht werden.
Schrittweiser Umbau könnte auch darin liegen, Änderungen erst ab bestimmten Jahrgängen wirksam werden zu lassen. Einer der Fehler bei Hartz IV, man tut so, als ob alle Menschen jeden Alters und jeder Bildung die gleichen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt hätten. Gut, aber damit kommen wir etwas vom Thema weg...

Lykurg
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Mi 18. Mai 2011, 17:20 - Beitrag #38

Die Klimawandelinterpretation davon ist seitens Greenpeace längst erfolgt, das war eine Kinowerbung vor gefühlt fünf bis zehn Jahren. Übrigens zeigten sie dabei eben einen solchen Frosch (einmal springend, einmal sitzenbleibend), wenn auch mit "bei diesen Aufnahmen ist kein Frosch zu Schaden gekommen"-Disclaimer.

Und ja, ich finde es auch mehr als eigenwillig, sich so negativ in Szene zu setzen. Aber möglicherweise war er wirklich gewarnt worden, man finde ihn zu harmlos.

Bei mir funktioniert der neue (indirekte) Link. - Und genau, die von dir gegebene Fassung fand ich auch die auf den zweiten Blick am wenigsten schöne, deswegen ja auch 'meine' Alternativen. Man sollte es mal überprüfen, allerdings habe ich gerade nur bedingt Antrieb, zu den Philosophen rüberzuwandern, warte also lieber, bis die hiesigen Exemplare der Werkausgabe wieder da sind.

Traitor
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Sa 26. Nov 2011, 23:53 - Beitrag #39

Ein halbes Jahr später:

De facto scheint Guido dann wohl doch auch als Außenminister zurückgetreten zu sein. Er hat sich ein paar Mal besorgt über ein paar Vorgänge in Nordafrika geäußert, aber ansonsten scheint er in den letzten Monaten Amtsführung und Presseauftritte komplett eingestellt zu haben...

Und Rösler und co scheinen allen Umfragen zufolge zum Glück noch nichts entscheidendes zur Parteisanierung beigetragen zu haben.

Ipsissimus
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So 27. Nov 2011, 01:25 - Beitrag #40

so wirklich was anderes zu erwarten stand eigentlich nie zur Debatte, oder täusche ich mich? Austausch der Anchormen bei Identität des Gehalts

ich glaube, die warten alle auf den großen europäischen Knall und/oder die Machtergreifung Deutschlands in Europa und spekulieren auf ihre Pöstchen

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