Sex-Affäre des IWF-Chefs Strauss-Kahn

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janw
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Do 19. Mai 2011, 10:47 - Beitrag #1

Sex-Affäre des IWF-Chefs Strauss-Kahn

Vor einigen Tagen wurde der Leiter des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, unter dem Vorwurf, ein Zimmermädchen des von ihm benutzten Hotels sexuell belästigt zu haben, in New York aus dem Flugzeug heraus festgenommen und in Untersuchungshaft genommen.

Ein erster Versuch, gegen Kaution freizukommen, schlug fehl, heute hat er seinen Rücktritt erklärt.

Strauss-Kahn wurde als französischer Fräsidentschaftskandidat der Sozialisten gehandelt, der dem konservativen Sarkozy entgegen treten sollte.


Irgendwie frge ich mich seit anfang an, ob die Geschichte so stimmt, oder ob nicht eher etwas anderes dahinter steckt.
Strauss-Kahn ist als gegenüber Frauen gelegentlich übergriffig bekannt, aber in der Form wundert es mich doch. Eine Intrige? Ein Bond-girl^^?

Lykurg
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Do 19. Mai 2011, 11:17 - Beitrag #2

Schwierig, das zu beurteilen. Einerseits wurden ja auch von anderer Seite heftige Vorwürfe in derselben Richtung gegen ihn erhoben und sein chaotischer Aufbruch (Fluchtversuch?) aus NY spräche gegen ihn, andererseits ist bei einem Mann in dieser Position eine Intrige nicht ausgeschlossen, gerade auch als aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat gegen Sarkozy...

Und unabhängig davon, ob schuldig oder nicht, bei entferntester Möglichkeit einer Anzeige wegen eines Sexualdelikts würde ich auch versuchen, so schnell wie möglich die USA zu verlassen... Bild

Ipsissimus
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Do 19. Mai 2011, 11:57 - Beitrag #3

wäre er raus gekommen, wäre ihm das dann aber noch stärker als Schuldeingeständnis angelastet worden, als es ohnehin schon der Fall ist; so oder so ist er als Vorsitzender des IWF erledigt. Das einzige, was ihn in der Position gehalten hätte, wäre eine sehr schnelle Entlastung gewesen, aber der Zeitpunkt ist vorbei.

Tja, er hat, oder er hat nicht. Ich denke, das ist nicht so problematisch, das wird sich herausstellen (falls die amerikanische Justiz sorgfältig und unvoreingenommen arbeitet und kein zweiter Fall Kachelmann, diesmal in "groß", droht). Problematischer scheint mir der Einfluss der Medien zu sein, das genüssliche Sezieren kleiner und kleinster Details in der Öffentlichkeit, die Schaffung von Zusammenhängen, egal ob die Dinge zusammenhängen oder nicht. Er hat in der Kindheit vielleicht mal seine Schwester an den Haaren gezogen. Seht, ein Gewalttäter, von Kindesbeinen an. Das ist etwas, das auch ein Unschuldiger fürchten muss.

Falls er unschuldig ist und das sauber herausgearbeitet werden kann, ist seine Präsidentschaftskandidatur vielleicht noch zu retten. Aber schwierig, sehr schwierig. Ich wäre überrascht, wenn die Frau sich das aus den Fingern gesaugt hätte. Und seine Aussage, er habe "im Einvernehmen" mit ihr Sex gehabt, dürfte wohl als Indiz für eine kachelmanneske Prozessstrategie richtig verstanden sein.

e-noon
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Do 19. Mai 2011, 12:02 - Beitrag #4

Schwierig, das zu beurteilen
Ich würde sogar sagen, derzeit unmöglich.

Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung; man kann also höchstens über hypothetisches spekulieren. Wenn er wirklich ein Zimmermädchen zu sexuellen Handlungen zwingen wollte, ist das zu verurteilen, moralisch wie gerichtlich; es wäre zudem auch selten dämlich, in seiner Position. Möglicherweise stand er in dem Fall unter Alkoholeinfluss oder war anderweitig zurechnungsbeschränkt; anders kann ich mir kaum vorstellen, dass man so unvorsichtig sein kann.
Wenn er das nicht wollte, kommt zweierlei in Betracht; das Zimmermädchen oder irgendjemand wollte an ihm verdienen, oder es handelt sich um eine Intrige.

Und unabhängig davon, ob schuldig oder nicht, bei entferntester Möglichkeit einer Anzeige wegen eines Sexualdelikts würde ich auch versuchen, so schnell wie möglich die USA zu verlassen...

Ein Faktor, den ich nicht bedacht habe, aber vermutlich naheliegend, dass man bei Kenntnis der USA und seiner Rechte im Heimatland so oder so das Weite sucht, wenn man es kann.

Milena
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Do 19. Mai 2011, 12:32 - Beitrag #5

..einerseits finde ich es wirklich klasse, dass sich opfer wehren und anklagen und nicht beschämt schweigen,
andererseits steht immer wieder aussage gegen aussage...
und ist einmal ein mann (meistens doch männer) mit dieser aussage/anklage behaftet, ist er für ziemlich lange zeit damit behaftet, egal ob er sich später als unschuldig herausstellt und die aussage als falsch...

bei Kachelmann wurde es als bewiesen befunden, dass er schuldig war und bekommt 4jahre angehängt...

ich finde es voll in ordnung, dass sich frauen wehren und nicht mehr schweigen, egal wie prominent und angesehen so ein tier ist, wenn es denn wirklich passiert sein sollte...

Ipsissimus
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Do 19. Mai 2011, 13:48 - Beitrag #6

ist das Urteil schon gefällt im Kachelmannprozess, Schatz? Ich dachte, das wäre der Antrag der Anklage?

009
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Do 19. Mai 2011, 17:29 - Beitrag #7

[quote="e-noon"]Wenn er wirklich ein Zimmermädchen zu sexuellen Handlungen zwingen wollte, ist das zu verurteilen, moralisch wie gerichtlich]Das etwas positions-/bekanntheitsgradbezogen nahezu jedem Menschen als sehr dämlich vorkäme ist mE leider kein durchschlagendes Argument. Zwar sicher sehr häufig (was wär das auch sonst für eine Welt!), aber schon aus eigener Erfahrung (mit temporär lokal sehr bekannten) und durch einen mir bekannten ehem. Gastronomiebesitzer weiss ich von Verhalten wie Erzählungen von Promis, was man in Bezug auf deren Ruf (gottlob in den Beispielen nicht auf strafrechtliche Relevanz bezogen) als nur wirklich dämlich einstufen kann. Da hätte so mancher Boulevard-Journalist so manchen Artikel draus machen können.

Damit will ich nicht sagen, dass ich an Strauss-Kahn zweifele, sondern nur, das ich "wäre dämlich" nicht für das beste Argument halte und so am Ende für mich völlig unklar ist, ob die erhobenen Vorwürfe zutreffen/könnten.



@Milena: die 4 Jahre entstammen dem Plädoyer des Staatsanwaltes; erst nächste Woche folgen Plädoyer der Verteidiger, dann das Urteil. In dieser Instanz - denn es gibt die Möglichkeit von Berufung und Revision. Nicht ganz unwahrscheinlich bei einer Verureteilung und der nichts o ganz unüberzeigend vorgetragenen Haltung der Verteidiger, das urteilende Gericht sei nicht ganz unvoreingenommen.

Lykurg
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Do 19. Mai 2011, 18:44 - Beitrag #8

009, in e-noons 'selten dämlich' lese ich keine Aussage über die Frage, ob die Vorwürfe zutreffen, sondern eine dritte Kategorie der Sanktionierung, die greift, wenn er schuldig ist: unmoralisch, kriminell und dumm.

In der Tat ist aber zu befürchten, daß ein solches Verhalten vermutlich gar nicht so selten vorkommt, in vielen Fällen aber durch Geldzahlung oder Drohung/Angst unbekannt bleibt, erwähnt wurde in diesem Zusammenhang auch die Autorin Tristane Banon.

Trotz alledem muß auch hier die Unschuldsvermutung gelten, da hat e-noon recht. - Für ein Präsidentenamt sehe ich bei ihm nun allerdings wenig Chancen (gegenüber der frischen Schwangerschaft von Carla Bruni macht sich sowas irgendwie weniger publikumswirksam^^), es sei denn, es käme ein schlagender Beweis dafür heraus, daß Sarkozy den Vorfall persönlich angeordnet hätte - aber dagegen spricht wiederum, daß es keine weiteren Zeugen gab, dafür hätte man ja mindestens sorgen können und müssen.

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Do 19. Mai 2011, 19:17 - Beitrag #9

Öh ich meine es auch eigentlich so, dass ich "das wäre dumm" nicht als überzeugendes Argument dafür sehe, das gerade jemand prominentes etwas unterlässt. Das muss, siehe angedeutete Beispiele, eben nicht unbedingt strafrechtlich relevant sein.

Erweisen sich die Vorwürfe als zutreffend, ist die dritte Kategorie (nette Liste/Glliederung übrigens) aber wohl echt erfüllt. Unprominente können auf das bekannte drüberwachsende Gras hoffen, aber bekannte oder bekannt werden wollende sollten wohl (nicht zu erst und nur, aber auch) eher davon aisgehen, das Dämlichkeiten doch rauskommen und dann ihre Lebensentwürfe massiv beeinträchtigen können.

Warum die Schwangerschaft Brunis etwas die Wahlchancen Sarkozy hebendes sein soll, kann ich wirklich nicht verstehen.

Dafür sehe ich - in Annahme, der Vorfall sei inszeniert worden und Strauss-Kahn ging zu Recht von einvernehmlichen Intinkontakten aus - durchaus die Chance, das es Zeugen (für die Absprache) oder gar Belege dafür geben kann - so wie (abstrakt/grob analog verglichen) für die letztlich gegenseitig inszenierten Schmutzkampagnen von Barschel und Engholm.

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So 19. Jun 2011, 12:37 - Beitrag #10

Während es offenbar noch nichts belastbar neues in dieser Causa gibt, findet sich schon seit einiger Zeit hier ein interessanter kanpper Text zu Verdacht und Verurteilung und sozialen (Vor-)Urteilen.
Jörg Kachelmann wird die Bilder vom vorgeführten Dominique Strauss-Kahn mit gemischten Gefühlen gesehen haben, der frühere TV-Moderator X, der verständlicherweise nicht mehr genannt werden will, vermutlich auch. Wieder so ein Fall, wo ein Mann in knittrigem Anzug auf der Rückbank einer Limousine hockt oder zusammengesunken auf einer Anklagebank, mit grimmig dreinblickenden Wachleuten in der Nähe. Selbst, wenn die Berichte dazu nur von „Vorwürfen“ oder „Verdacht“ sprechen, so zementieren derlei Bilder bereits das Urteil: so gut wie schuldig. Auch ein Freispruch erster Klasse kann die bereits erfolgte soziale Demütigung nicht reparieren.

[...]

Auch im Fall Strauss-Kahn ist bislang wenig klar. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um die ein oder andere Ungereimtheit zu entdecken. Die alte Kriminalistenfrage: „Wem nützt‘s?“ beantwortet etwa Nicolas Sarkozy mit triumphalen Auftritten.

[...]

Fest steht derzeit nur eines: Lassen sich die Vorwürfe gegen Strauss-Kahn nicht belegen, so ist die Hinrichtung doch jetzt schon vollzogen. Als IWF-Präsident ist er bereits zurückgetreten, als Kandidat für höchste politische Ämter ist der Mann nicht mehr vermittelbar.

[....]

In diesem Pressekodex sind bis heute Selbstverpflichtungen enthalten, die allerdings nicht nur für die Medien gelten, sondern für allen zwischenmenschlichen Umgang. In Ziffer 13 etwa wird die Unschuldsvermutung gefordert, also die im Alltag nicht immer leicht zu lebende Fähigkeit, einen Verdächtigen nicht vor dem Richterspruch zu verurteilen. Soziale Zusatzbestrafungen bedeuten irreparable Schäden.

Soweit die Theorie. X hat das Gegenteil erfahren; die Fälle Kachelmann und Strauss-Kahn sind offen. Aber sie bergen schon jetzt Lehrmaterial auch für das Leben außerhalb der Medienwelt. Wie schnell werden Urteile gefällt, über Kollegen, in der Schule, in Familie oder der Wissenschaft? Ein Blick in die Kommentarspalten der Internet-Portale gibt einen gruseligen Einblick in das Denken der Alles-Wisser und Sofort-Verurteiler, die fröhlich drauflos richten, je nach Weltbild. Sicher, die Medien haben eine Vorbildfunktion im Umgang mit Persönlichkeitsrechten. Aber sie sind zugleich ein Abbild ihrer Nutzer.

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Fr 1. Jul 2011, 10:59 - Beitrag #11

Inzwischen gibt es neues im Fall, und wenn auch die Belastbarkeit davon begrenzt ist, spricht u.a. die New York Times davon, daß die Anklage zu platzen droht. - Es sind schwerwiegende Zweifel an der Glaubwürdigkeit des betreffenden Zimmermädchens aufgekommen - sie hat nach Aussage der Anklagevertreter (!) nachweislich wiederholt gelogen (im Fall, aber auch in ihrem Asylantrag), außerdem aber am Tag nach Strauss-Kahns Verhaftung mit 'ihrem Verlobten' telefoniert, der wegen eines größeren Drogendelikts im Gefängnis sitzt, ihr aber im Lauf der letzten zwei Jahre immerhin 100.000 Dollar überwiesen hat, ein Telefonat
Zitat von New York Times:[...] in which she discussed the possible benefits of pursuing the charges against him. The conversation was recorded.
Wäre natürlich interessant, ob es, wenn das so stimmt, nur um ihre persönlichen Interessen ging oder ob es Teil einer größeren Geschichte war, wie wir ja schon von Anfang an überlegten.

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Fr 1. Jul 2011, 14:22 - Beitrag #12

Spannend aus rechtsstaatlicher Sicht auch, wer da wie an Telefonmitschnitte gekommen ist, Stichwort "Beweisverwertungsverbot".

Als ein Problem zeigt sich ua. im Fall Strauss-Kahn auch die Frage der Erpressbarkeit exponiert im öffentlichen Leben stehender Menschen. Selbst mit angedrehten getürkten Vorwürfen lassen sich leicht öffentliche Meinungen beeinflussen und Karrieren beenden. Erst recht, wenn beispielsweise dem Umfeld klar ist, das etwas dran sein _könnte_. Insofern bin ich beispielsweise unsicher, in wei weit ich bei Behörden, Firmen, Regiereungen es gutheissen könnte/würde, wenn vor dem Eintritt in eine exponierte Stellung die betreffende Person sozusagen durchleuchtet würde, um zu verhindern, dass jemand einen Erpressungsversuch startet und dann ggf. mittels falscher Anschuldigungen zumindest bis zur Aufklärung den Ruf der Person oder/und der Organisation schwer belasten kann.

janw
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Fr 1. Jul 2011, 14:56 - Beitrag #13

Der Mitschnitt des Telefonats erfolgte wahrscheinlich im Zuge der auch in Deutschland nicht unüblichen Überwachung der Telefonate von Gefangenen mit der Außenwelt. Hinsichtlich der Verwertbarkeit dabei erlangter Informationen wird es sicher verschiedene Meinungen geben, eine Entlastung Beschuldigter sollte damit aber möglich sein.
In usa würde ich diesbezüglich mit einer relativ weitreichenden Nutzung solcher Informationen rechnen.

Die potentielle Erpressbarkeit exponierter Funktionsträger sollte diesen IMHO bewusst sein. Offenbar führt dies aber nicht bei allen zu entsprechend umsichtigem Verhalten.

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Di 5. Jul 2011, 15:10 - Beitrag #14

nach der neuerlichen Anklage ( http://www.stern.de/panorama/versuchte-vergewaltigung-journalistin-will-strauss-kahn-anzeigen-1702378.html ) durch die Journalistin Tristane Banon dürfte seine politische Karriere vorbei sein. Zurecht, wenn die Vorwürfe den Tatsachen entsprechen. Aber die Feststellung genau dessen wird zunehmend zum Problem.

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Di 5. Jul 2011, 16:07 - Beitrag #15

Folgerichtig verzichten die Sozialisten darauf, ihn als Präsidentschaftskandidaten aufzustellen. Das Risiko eines Prozesses mit ungewissem Ausgang und jedenfalls negativer Publicity mitten im Wahlkampf will niemand eingehen. Unabhängig davon, ob politisch beabsichtigt oder nicht und schuldig oder unschuldig, der Mann ist komplett demontiert.

Strauss-Kahn selbst hatte sich übrigens schon vor Jahren über Bespitzelung beklagt, für die er die Russen verantwortlich machte. Und Putin hat gute Kontakte zu Sarkozy. ;)

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Di 5. Jul 2011, 16:25 - Beitrag #16

Warum er, wenn er sich denn schon bespitzelt fühlte, nicht etwas vorsichtiger agierte, verstehe ich dann auch nicht. Vorsichtiger iSv mögliche Skandale bedenken und sich eben nicht mit einem Zimmermädchen einlassen, bei dem aus freiwilliger Afäre dann - wie geschehen - bene durchaus eine strafrechtliche Staatsaffäre werden kann.

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Di 5. Jul 2011, 16:36 - Beitrag #17

wir sind gefährlich nahe an einer ideellen Beweislastumkehr, zumindest in der öffentlichen Darstellung

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Di 5. Jul 2011, 16:49 - Beitrag #18

Jein, ich zB halte ich, der Unschuldsvermutung folgend, für unschuldig. Mit der Info, er sei schon bespitzelt worden und der sicheren Annahme, das er weiss, wie schon bloß falsche Verdächtigungen wirken können, kann ich mich dann eben mE schon fragen, warum er sich mit einer Frau in sozial wesentlich schlechterer Situation (wenn es bei der nicht echte Lust oder Gefühle waren, ist sie sicher "billiger" zu schmieren als vermögende Personen) einlässt.
Ich versuche auchr echt strikt, an diesem Fall angeknüpft die beteiligten Aspekte abstrakt zu sehen, es geht mir also nicht um die handelnen Personen, da egal was nun wie war, es mE in derer Privatssphäre fällt. Das auch mein nur abstraktes anknüpfen daran nicht ganz unpronblematisch ist, weiss ich.

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Di 5. Jul 2011, 16:59 - Beitrag #19

In diesem Sinne ein interessanter Vertipper, der aus dem faktischen "eben" ein normatives "bene" macht Bild

Inwieweit tatsächlich eine Umkehr stattfindet, hängt damit zusammen, ob man eher der amerikanischen oder der französischen Interpretation der Ereignisse zuneigt. Dieser Kommentar in der Welt legt in seiner Beschreibung des NYP-Artikels (und seiner Autorin [!]) wenig überraschend eine deutliche Präferenz zu letzterer nahe... Die Gegenüberstellung wirkt eigentlich ihrerseits schon wieder grotesk überdeutlich in ihrer Machart, insofern gebe ich dir recht in Bezug auf intendierte Umkehr in manchen Medien:
Zitat von Die Welt:Die ziemlich hysterische Kolumnistin des New Yorker Revolverblatts „New York Post“, Andrea Peyser, beschimpfte Strauss-Kahn als „geile Kröte“ und verstieg sich zu der These, Frankreich sei ein „sexistisches Land“, das in „Fünfzigerjahre-Ansichten über Sex, Frauenfeindlichkeit und Rassismus“ gefangen sei. Der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy, der früh darum bat, vor einer Verurteilung des Angeklagten auf die Fakten zu warten, urteilte gleichwohl, die amerikanische Tradition des „perp walk“ – den Verhafteten in Handschellen vorzuführen – sei eine Art Pornografie.
Andererseits ist mangelnde Glaubwürdigkeit des Opfers (als einziger Zeugin) schwerwiegend, und wenn sie sich tatsächlich nebenbei als Prostituierte betätigte, wie andere Artikel behaupten, paßt das wie auch die Indizien weit besser zu seinen als zu ihren Aussagen.

Ipsissimus
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Mi 6. Jul 2011, 16:04 - Beitrag #20

na ja, selbst in Frankreich scheint sich rumzusprechen, dass unersättlicher sexueller Appetit und Vergewaltigung doch zweierlei Paar Schuhe sind. Und gerade, weil es so wichtig ist, Vergewaltiger sicher aus dem Verkehr zu ziehen, wäre es notwendig, in der öffentlichen Diskussion aus einem mutmaßlichen Vergewaltiger - welch mutmaßlich für meinen Geschmack bereits viel zu dich am praktisch erwiesen liegt - einen Angeklagten zu machen, in Bezug auf den jede belastende Aussage auch in der öffentlichen Kommunikation solange als falsch zu gelten hat, bis diese Annahme aufgrund von entgegen gesetzten Beweisen nicht mehr haltbar ist.

Womit ich nicht sagen will, dass ich DSK goutierbar finde. Aber es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen einem stinkenden Verführer und einem stinkenden Vergewaltiger.

Solange so was http://www.stern.de/panorama/fuenf-jahre-unschuldig-im-gefaengnis-die-letzten-jahre-waren-die-hoelle-1702863.html möglich ist, kann nicht von einer nur annähernd befriedigenden Lösung die Rede sein.

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