Katholische Ärzte wollen Homosexuelle mit Homöopathie kurieren

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e-noon
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Mi 1. Jun 2011, 22:47 - Beitrag #1

Katholische Ärzte wollen Homosexuelle mit Homöopathie kurieren

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,766184,00.html

Eine Diskussion lohnt eigentlich nicht, die Webseite ist abstrus und der Artikel fasst es gut zusammen:
Mit wirkungslosen Medikamenten gegen ein inexistentes Leiden

Wobei 'inexistente Krankheit' angemessener wäre, Leiden ist eigentlich immer existent.

Traitor
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Mi 1. Jun 2011, 23:10 - Beitrag #2

Existent ist da offensichtlich schon etwas, nur die Kategorisierung ist äußerst fragwürdig.
Und ein Ansatz, der aus den USA ja durchaus bekannt ist, wenn auch meist mit glaubwürdiger für wirksam deklarierten Methoden. Hierzulande dürfte das aber eher ein irrelevantes Nischenphänomen bleiben.

Ipsissimus
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Mi 1. Jun 2011, 23:59 - Beitrag #3

die Einordnung in "Fun" ist etwas irritierend^^ das Ausmaß, in dem christliche Fundamentalisten nicht nur in den USA versuchen, Homosexuelle und Bisexuelle in eine bestimmte Ecke zu manövrieren, ist besorgniserregend. Derartigen Ärzten würde ich die Approbation entziehen; die Bezeichnung "Therapeut" ist allerdings in Deutschland leider nicht geschützt

e-noon
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Do 2. Jun 2011, 00:12 - Beitrag #4

Man könnte es verschieben. Das lustige ist natürlich nicht, dass Homosexualität kuriert werden soll, das ist natürlich schwachsinnig, engstirnig und dumm (und überhaupt, warum versucht man es dann nicht mal in die andere Richtung? Vielleicht, weil niemand außer religiösen Fundamentalisten auf die Idee kommt?), sondern, dass man es mit Homöopathie versuchen will. Bekommt ein rein auf Homöopathie spezialisierter Arzt denn überhaupt eine Approbation? 'Heilpraktiker' kann sich ja jeder nennen. Man kann auch nicht allen Schwachfug verbieten, nur weil er vermutlich schädlich für die Psyche ist (leider).

Das Ausmaß, in dem sie es versuchen, finde ich nicht besorgniserregend. Dass sie es in den USA teilweise schaffen, ist sehr schade und beklemmend; hier in Deutschland halte ich solche abwegigen Meinungen ebenso wie Traitor für eher selten.

Ipsissimus
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Sa 4. Jun 2011, 23:54 - Beitrag #5

nein, um dich Heilpraktiker nennen zu dürfen (ist eine geschützte Bezeichnung), musst du eine Prüfung ablegen, die dem Physikum des Arztes entspricht, also sozusagen der (theoretischen) Zwischenprüfung. Als Arzt darfst du selbstverständlich Homöopathie und alle möglichen heilpraktischen Therapien anwenden, du darfst sie bei den gesetzlichen Kassen nur nicht in Rechnung stellen, sprich sind ist für´s lukrative Geschäft mit den Privatpatienten.

009
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Mo 6. Jun 2011, 08:57 - Beitrag #6

Als Fun finde ich das nicht unbedingt. Immerhin wäre doch festzuhalten, dass Homöopathie anders als andere therapeutische Ansätze - wie Studien zeigen - eben nicht bei jedem/weniger Personen wirken, aber grundsätzlich kann sie offebsichtlich wirken (das sie die bei Homoasexualität kann, kann auch ich mir gar nicht vorstellen). Insofern gerät durch den Artikel und die Einordnung als Fun fast eine alternative grundsätzlich wirksame Methode etwas in Verruf. Ginge es um Schüsslersalze oä., wo nach meinem Wissen keine einzige seriöse Studie Wirksamkeiten oberhalb der Placebo-Schwelle nachwies, wäre das schon wieder etwas anderes.

Ipsissimus
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Di 7. Jun 2011, 10:01 - Beitrag #7

Insofern gerät durch den Artikel und die Einordnung als Fun fast eine alternative grundsätzlich wirksame Methode etwas in Verruf.
das ist doch nur ein Nebenkriegsschauplatz, 009, es geht doch gar nicht um Homöopathie. Im Zentrum steht die Vorstellung, dass Homosexualität eine Krankheit oder zumindest Störung sei, die es zu therapieren gilt. Die unverschämte Anmaßung dieser Auffassung verbirgt sich immer wieder hinter solchen angeblichen "Hilfsangeboten". In Wirklichkeit sollen damit Menschen, die aufgrund sozialen Drucks ohnehin um ihre Selbstverständlichkeit zu kämpfen haben, einfach nur noch weiter unter Druck gesetzt und aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Dass dazu in diesem spezifischen Fall Homöopathie verwendet werden soll, ist nahezu belanglos. Das hat mit Fun absolut nichts zu tun.

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Di 7. Jun 2011, 10:57 - Beitrag #8

Manchmal, aber nur manchmal^^ vergesser ich zu erwähnen, dass ich mich, mangels Kraft, Zeit, Lust oder weil ich dem von anderen nicht mehr hinzuzufügen habe, durchaus bewusst vom Haupt- weg und zum Nebenkriegsschauplatz hinwende.

janw
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Di 7. Jun 2011, 14:46 - Beitrag #9

Man könnte es verschieben, aber ist manche Bösartigkeit nicht auch von der Art, daß ihr mit Auslachen begegnet werden sollte?^^


Ich habs dann doch verschoben, vielleicht ist Philosophie ein angemessener Ort, angesichts der sich offenbarenden Gesinnung in der organisierten Christenheit.

Ipsissimus
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Di 7. Jun 2011, 18:18 - Beitrag #10

wenn man Charly Chaplin heißt, mag das angehen^^ bewirkt haben die modernen Zeiten aber währenddessen auch nichts

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Di 7. Jun 2011, 18:21 - Beitrag #11

Öh - bei den Bezügen stehe ich gerade komplett auf dem typischen Feuerwehr-werkzeug

Ipsissimus
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Di 7. Jun 2011, 18:26 - Beitrag #12

http://www.youtube.com/watch?v=JSeh9sq3bv4

ich meinte natürlich große Diktatoren^^

janw
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Mi 8. Jun 2011, 00:32 - Beitrag #13

Der Beitrag war übrigens Nr. 6666, gratuliere^^

Ipsissimus
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Mi 8. Jun 2011, 11:00 - Beitrag #14

na ja, das passt ja, schließlich ist 666 die Zahl des Teufels oder so^^

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Mi 8. Jun 2011, 15:03 - Beitrag #15

Aber ob die 666. Potenz in der Homöopathie Anwendung findet, weiss ich gerade nicht.

Maglor
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Mi 8. Jun 2011, 20:43 - Beitrag #16

Und homäopathisch wird das gaze mit stark verdünnter Homosexualität verdünnt? ;)

Bei einigen Patienten herrscht wahrscheinlich schon Leidensdruck, sonst würden sie sich kaum an Homäopathen und andere Zauberer wenden.

janw
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Mi 8. Jun 2011, 21:22 - Beitrag #17

Noch kein Leidensdruck? Etwas geistliche Anteilnahme wirds schon richten^^

Ein Kern des Problems liegt für mich darin, daß derlei Rückschritte in Anschauungen des 19. Jahrhunderts nicht einfach "von oben" her betrieben werden, sondern wesentlich aus der Basis gefordert werden, und entsprechende Forderungen gibt es auch im protestantischen Lager. Die Abkehr von Diskriminierungen früherer Tage wird in einflussreichen Kreisen der Gläubigen als Anbiederung an den Zeitgeist und urbane Randgruppen gewertet.
Da bahnt sich IMHO eine Entwicklung an, die für die Kirchen hierzulande zur Zerreißprobe werden könnte, etwa in der Linie konservatives Land vs progressive Stadt, und die den Keim der Frage in sich birgt, wer nun eigentlich Kirche sei und wofür Kirche nun eigentlich stehe.

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Do 9. Jun 2011, 11:30 - Beitrag #18

im Rahmen der EKD gilt derzeit ein entschiedenes und klares "na ja, vielleicht unter Umständen möglicherweise", das in der praktischen Diffamierung homosexueller Menschen dem üblichen Sammelsurium von Vorurteilen, wie sie auch unabhängig von religiösen Überzeugungen der Homosexualität entgegen schlagen, entspricht; das klare "Homosexualität ist Sünde und ihr landet in der Hölle" bleibt den Freikirchen vorbehalten - in einer freikirchlichen Gemeinde kann ein/e Homosexuelle/r nur getarnt Mitglied bleiben, der Druck wird sonst in kürzester Zeit extrem (bei einem befreundeten lesbischen Paar selbst unmittelbar miterlebt, und von mehreren befreundeten Schwulen über andere Vorfälle bis hin zum Selbstmord informiert worden). In der EKD verweigert man einfach die Öffentlichkeit^^

Das entschiedene und klare "na ja, vielleicht unter Umständen möglicherweise" basiert auf fürchterlich verwickelten theologisch-seelsorgerischen Gedankengängen, geringfügig gefaltet über den Zwiespalt, dass man sich nicht wirklich lächerlich machen, andererseits aber auch nicht zu viele Gläubige verprellen will. So heißt es in der vom Rat der EKD bereits 1996 veröffentlichten Orientierungshilfe "Mit Spannungen leben"

Homosexuell geprägten Menschen ist in ihrer besonderen Situation "Zuspruch und Anspruch Gottes nahe zu bringen und die Annahme des Menschen durch den barmherzigen Gott bezeugen. Das schließt die Fürbitte um Gottes Schutz und Geleit mit ein."

Die Orientierungshilfe weist diese Aufgabe der geistlichen Begleitung durch andere Christen insbesondere der Seelsorge und der damit gegebenen Intimität zu und spricht sich dafür aus, sich in diesem Rahmen der Bitte um eine Segnung der beteiligten Menschen nicht zu entziehen.

Kirchliche Segenshandlungen an markanten Übergangsstellen des Lebens dienen dazu, Menschen der "Einwilligung Gottes" (S. Kierkegaard) im Blick auf den vor ihnen liegenden Lebensabschnitt zu vergewissern und ihnen Gottes Geleit und Beistand zuzusprechen. Die Kirche kann nicht jeder Bitte um eine Segenshandlung entsprechen. Sie muss prüfen, ob sie sich von ihrem Verständnis des Willens Gottes her ermächtigt sieht, für die jeweilige Situation die Einwilligung, das Geleit und den Beistand Gottes zuzusprechen. Für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften kann jedoch eine Übereinstimmung mit dem Willen Gottes aufgrund von Schrift und Bekenntnis so nicht behauptet werden. Darum wird ausdrücklich festgestellt: "Die Segnung einer homosexuellen Partnerschaft kann nicht zugelassen werden."

Die Segnung im Rahmen eines Gottesdienstes vorzunehmen kann wegen der Gefahr von Missverständnissen nicht befürwortet werden. Ein gesonderter Kasualgottesdienst ist darum ausgeschlossen.
http://www.ekd.de/homosexualitaet/einfuehrung.html (fett von mir)

also sprich, wenn es niemand sieht, im Rahmen der "Intimität" einer seelsorgerischen Situation, dann ist es uns egal, offiziell aber: nein.

Diese Regelung wurde im Laufe der Zeit aufgeweicht und in der Praxis den einzelnen Gliedkirchen überlassen. Von 14 Gliedkirchen gewähren derzeit neun gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften auch öffentliche Segnungen, fünf nur im Rahmen "intimer" Seelsorge. Das ist allerdings eine laissez faire-Geschichte; ganz offiziell (von oben her) stellt auch die EKD fest, dass das Ausleben von Homosexualität nicht gottgewollt und damit Sünde ist, sie geht nur großzügiger damit um als die Freikirchen oder die KKD.

Ipsissimus
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Sa 23. Mär 2013, 12:34 - Beitrag #19

http://www.stern.de/politik/deutschland/gesetzesinitative-gruene-wollen-therapien-gegen-homosexualitaet-verbieten-1988267.html

eine erste Gesetzesinitiative gegen die Therapieangebote, hoffentlich kommt sie durch, auch wenn es noch viel zu wenig ist

e-noon
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Sa 23. Mär 2013, 13:38 - Beitrag #20

Als hätte man es als Mensch nicht ohnehin schon schwer genug :(
Eine gute Sache, solche "Therapien" eindämmen zu wollen, ich stelle mir vor, dass sie ähnlich schädlich für die Psyche sein können wie Mobbing oder ein Scientology-Seminar. Geld damit zu machen, anderer Leute Persönlichkeit zu verbiegen, ist wirklich schäbig, und insbesondere bei jungen Menschen natürlich umso verheerender. Ich bin wirklich froh, in einer Umgebung zu leben, die alle Spielarten von Sexualität und Persönlichkeit, die niemandem schaden, toleriert und akzeptiert, oft sogar begrüßt und jemanden bestärkt, der den Mut hat, seinen eigenen Weg zu gehen.


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