Bundeswehr lässt Kinder Krieg spielen

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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Fr 10. Jun 2011, 12:51 - Beitrag #21

Auch wenn es geringfügig OT ist, der Screenshot hier liegt seit ein paar Monaten bei mir herum, fiel mir aber heute zufällig ins Auge... Belegt jedenfalls die Neigung der Kinderchen zum Kriegspielen. Bild

janw
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Fr 10. Jun 2011, 22:37 - Beitrag #22

Zitat von Lykurg:Gerade das schweizerische Reservistenwesen mit Gewehr in jedem Haushalt und regelmäßigen Übungen finde ich als Vorschlag eher putzig, janw. Damit wäre sicher ein unverkrampfterer Umgang mit Waffen zu erwarten. Ist die Frage, ob durch diese Einbindung des Soldatseins in den gesellschaftlichen Alltag eher das Gewaltpotential genommen oder unterschwellig veralltäglicht wird. Vieles ist in der Schweiz besser als bei uns, aber gerade hier würde ich nicht unbedingt abgucken wollen.

Ich mir eigentlich auch nicht, deshalb das "Ich weiß nicht...". Es war nur ein Stochern auf der Suche nach etwas, das meiner Unbefriedigtheit mit dem aktuellen Zustand Rechnung tragen könnte.
Eine Unbefriedigtheit, die sich im Wesentlichen aus der für mich in dem aktuellen Fall sprechenden Gedankenlosigkeit und aus der von Dir im nächsten Absatz angesprochenen Verschiebung in der Aufgabensicht der Bundeswehr speist:

Ganz abgesehen davon geht das nicht - Deutschland hat aufgrund seiner Größe und wirtschaftlicher und politischer Bedeutung keine andere Wahl, als sich auch militärisch zu engagieren, eine reine Verteidigungsarmee reicht dafür nicht aus. Der ursprünglich rein defensive, in der völlig anderen Bedrohungslage des Kalten Krieges formulierte Charakter der Armee ist überholt, das Weißbuch der Bundeswehr trägt dem Rechnung. Eine der darin niedergelegten Formulierungen zur Verteidigung auch der deutschen Handelswege und -interessen wurde dem zu ehrlichen Köhler zum Verhängnis. Was die Gesellschaft hier betreibt, ist Augenwischerei, man darf es ihr nur nicht offen sagen. Dies ist nicht mehr die Welt von 1961, und wer deren Gestaltung den USA allein überläßt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich nicht alles nach dem eigenen Geschmack entwickelt.

Nun, die Festlegung auf eine reine Verteidigungsfunktion hatte weniger mit der Lage des Kalten Krieges zu tun, als viel mehr mit den vorangegangenen Erfahrungen mit einer deutschen Armee als Mittel zur Umsetzung einer expansiven Politik. Diese Erfahrungen sind für mich heute nicht einfach Schnee von gestern, eine Beschränkung äußerer Einsätze auf die Absicherung völkergemeinschaftlich nützlicher Ziele, wie Missionen zur Friedenssicherung, zum Aufbau und zur Entwicklung sozialer Strukturen stellt für mich eine zeitgemäße Erweiterung dar, nicht aber die Intervention zu vorrangig unseren eigenen Gunsten, wie die Sicherung von Handelswegen in den jetzigen Führungsstrukturen. (Über eine Beteiligung an einer von der UN-Seerechts-Organisation geführten Mission wäre ggf. zu reden, insbesondere auch über eine Unterstützung armer Küstenstaaten beim Schutz ihrer Küstengewässer gegen illegale Fischerei z.B.).

Zitat von Aydee:Jan, ich kann dich zwar irgendwo auch verstehen, aber da du das Beispiel gebracht hast: Was genau verteidigt Deutschland denn am Hindukusch?
Ich muss jedes Mal aufs Neue nachschaun, wo das eigentlich ist...

Der damalige Verteidigungsminister meinte, unsere Freiheit solle dort verteidigt werden. Ich habe das immer für einen Struck-typischen lapse of reason gehalten, um nichts Schlimmeres befürchten zu müssen.
In meinen Augen hätte die Bundeswehr da nie reingehen dürfen, aber jetzt stecken wir mit drin und müssen es wohl oder übel ausbaden.

Mein Empörung über das im Artikel dargestellte Geschehen hält sich arg in Grenzen. Solange eine Gesellschaft Kinderspielzeuge in Gestalt von Waffen oder Trickfilme, in denen fleißig und mit einem Lächeln im Gesicht geballert und zerstückelt wird, auf den Markt wirft, sieht das Ganze für mich einfach nur scheinheilig aus.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich denken dass diese Art Schutz der Kinder manchmal einfach übertrieben wird. Vielleicht sollten wir der nächsten Generation frühzeitiger zeigen, wie's im Leben zugeht. Die rosarote Brille "alles wird gut" eher ablegen. Vielleicht wäre es ganz gut, den Leuten so früh wie möglich zu zeigen, was beispielsweise eine Waffe anrichten kann.

Naja, die Filme sind mit einer Altersangabe versehen, daß trotzdem Kinder sie zu sehen bekommen oder Spielzeugwaffen geschenkt bekommen, ist leider so.
Aber das bedeutet für mich nicht, daß die Organisation, die professionell mit solchen Sachen umgeht, ebenso bedenkenlos handeln sollte, wie manche Eltern es tun.

Wobei es mir noch gar nicht mal um die Waffen an sich geht, sondern um die Situation - mit Waffen auf ein Dorf zielen, auf die Menschen darstellenden Figuren dort. Auch wenn objektiv nur die Zielvorrichtung genutzt wurde, war es für die Kinder ein Gewehr oder eine Pistole, die sie da in der Hand hatten, mit alldem, was das für einen Jungen bedeutet...sich groß fühlen, peng peng, ich mach ihn tot.

Das ist für mich etwas anderes, als wenn Jungen sich die ganze Szenerie zusammendenken, die Tonkuhle der Wilde Westen, das Wasserloch der Mississippi.

Mit der rosaroten Brille ist das so eine Sache. Das Problem ist, daß die Unterscheidung zwischen Realität und Phantasie und die Rationalisierung des Unterschieds zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei Kindern noch nicht so funktioniert, wie bei Erwachsenen, das entwickelt sich etwa zwischen 9 und 13 Jahren.
Das sieht man z.B. bei Kindersoldaten, die teils schon mit 10 oder 12 geraubt und zum Töten gezwungen werden. Diese Menschen habe es nachher sehr schwer, diese Erlebnisse zu verarbeiten und ein normales Leben zu führen. Die warlords wissen das und setzen gerade deshalb Kindersoldaten ein, Strategie der Verbrannten Erde.
Auf unsere Verhältnisse runtergebrochen...man hat festgestellt, daß auch erst ab etwa 9 Jahre ein Film als Film verarbeitet wird, nicht als reales Geschehen.
Von daher lieber eigene Geschichten entwickeln lassen, nicht vorgefertigte Bilder servieren, und drastische Szenen, wie die Tötung eines Tieres sollten dann doch entsprechend begleitet werden.
Für Ältere ist es natürlich etwas anderes. Aber ich weiß nicht, eine Schaufensterpuppe, aus der Ketschup quillt... nicht so meins.

Zitat von janw:Ich denke, es wäre besser gewesen, den Kindern einen Hindernisparcours zu bauen, Baumstämme zum balancieren über ein Gewässer, oder so.

Schöne heile Welt, Jan?
Warum glauben Erwachsene, Kinder vor dem Bösen diese Welt beschützen zu müssen? *Wir* können's doch eh nicht, und früher oder später müssen sie sich damit ja doch befassen. Warum dann also nicht früher?

"Schöne heile Welt" dachte ich auch in dem Moment, aber mir fiel nichts besseres ein - aber irgendeine alternative Programmidee wollte ich nennen.
Mir geht es nicht darum, Kinder krampfhaft vor dem Bösen dieser Welt zu beschützen, aber wo es geht, sollten sie in einer ihrem Alter entsprechenden Weise mit der Existenz des Bösen vertraut gemacht werden. Damit es nicht von ihnen Besitz ergreift und sie am Leben hindert.
Alles zu seiner Zeit...

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Mo 13. Jun 2011, 22:18 - Beitrag #23

Meine Meinung:

Solange es keine schlimmeren Anschuldigungen gibt, finde ich gibt es viele öffentliche Fest oder Firmenveranstaltungen ohne/geringe Sicherheitsstandards schlimmer.(Trifft auf die Bundeswehr in den meisten Fällen nicht zu) Dort soll häufig durch den Tag der offenen Tür Leute auf die Produkte und die Firma aufmerksam gemacht werden. Aber die Besucher sind durch nicht vorhandene Sicherheitskonzepte überhaupt nicht geschützt.

Facebook: Ist viel schlimmer als das Entfernungsmessen mit einem Fernglass.

Wenn ich mal soviel langeweile habe wie unsere Presse aus jeder Mücke einen Elephanten zu machen, werde ich auch Journalist.

Gruß fanvarion

janw
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Mo 13. Jun 2011, 23:11 - Beitrag #24

fanvarion, es geht nicht um Sicherheitsvorkehrungen oder Nutzen von Ferngläsern: Da durften Kinder, wenn das Video ernstzunehmen ist, vor einem Modell eines Dorfes stehend, offenbar echte Waffen in die Hand nehmen und auf das Dorf zielen und die Entfernung dorthin messen.

Wenn ich sehe, daß alle Regime, die auf eine Militarisierung der Gesellschaft setzen, mit ähnlichen Sachen bei den Kindern anfangen, ist dies als einmalige Sache zwar noch von organisierter Programmmierung der Jugend á la Pioniere entfernt, aber IMHO die Aufmerksamkeit wert.
Selbstbestimmtes Cowboyspielen ist etwas anderes...

fanvarion
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Di 14. Jun 2011, 20:43 - Beitrag #25

jawn:

Es gibt Computerspiele bei denen ermorde ich mehr Leute.
Zweitens es gibt genug Veranstaltungen wo die Kinder mit Bogen auf Puppen schießen dürfen, wo die Kinder Ritter sein dürfen, wo die Kinder mit Luftgewehren auf Gegenstände zielen dürfen.
Viel schlimmer wir lassen Kinder Musik höre wo sie zur Fremdenfeindlichkeit aufgerufen werden, wir lassen unsere Kinder Zeichentrickfilme kucken wo andere umgebracht werden und danach wieder aufstehen. Ich sehe Kinder auf der Straße stehen die diese Serien nachspielen, ich habe gehört wie sich KInder auf dem Schulhof solange geschlagen habe bis einer sich nicht mehr rührte.
Es ist mehr Gewalt auf der Straße wegen 1,50€.
Mir fallen noch mehr Bsp. ein bei denen wir Kinder/Jugendliche
Wo ist das Problem? Es ist nichts schlimmeres passiert.

Gruß fanvarion

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