Ein Genie sein

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Katinka3
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So 3. Jul 2011, 11:04 - Beitrag #1

Ein Genie sein

Ist man ein Genie, wenn man seine eigenen Fehler bemerkt, doch diese nicht verändern kann, da sie zu komplex sind? Wie geht ihr mit euern Fehlern um, ignorieren, oder versucht ihr sie zu bekämpfen?Bild

Lykurg
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So 3. Jul 2011, 11:57 - Beitrag #2

Nach meinem Geniebegriff sicherlich nicht. Es mag vorkommen, daß ein Genie zu geistigen Leistungen imstande ist, die sich (zu seiner Zeit) nicht realisieren lassen (große Forscher und Künstler, nennen wir der Einfachheit halber Leonardo da Vinci). Nichtumsetzbarkeit ist aber nicht von Belang dafür, daß es sich um ein Genie handelt. Außerdem liegt in Selbsterkenntnis noch nichts geniales, darunter verstehe ich eine überragende geistige Leistung, die auch in ihrer Konsequenz weit über den Einzelnen hinausgeht.

Zu komplexe Fehler... meist liegt ein wichtiger Ansatz darin, sie zu segmentieren. Wenn es einem gelingt, das Problem in mehrere Teile aufzuteilen, die man getrennt voneinander angehen kann, ist das oft schon ein guter Schritt zu ihrer Lösung. Eigene Fehler zu ignorieren, kann nur über kürzere Zeit wirklich gutgehen; wenn ich die meinigen nicht bekämpfen bzw. ausgleichen kann, versuche ich wenigstens, mich ihnen zu stellen und sie so zu akzeptieren, was mir für Dinge, die ich wirklich nicht ändern kann, als der richtige Ansatz vorkommt.

Traitor
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So 3. Jul 2011, 12:42 - Beitrag #3

Hallo Katinka, durchaus eine gute Fragestellung, daher "befördere" ich sie in den Diskussions-Bereich. (Dort werden im Gegensatz zum Smalltalk die Beiträge gezählt.)

Zitat von Katinka3:Ist man ein Genie, wenn man seine eigenen Fehler bemerkt, doch diese nicht verändern kann, da sie zu komplex sind?
Seine Fehler zu bemerken, mag oft eine sehr herausfordernde Aufgabe sein, und oft genug scheitert man auch daran. "Genial" könnte man so eine Erkenntnis aber wohl nur nennen, wenn einem ein Fehler auffällt, der noch nie einem anderen Menschen aufgefallen ist. Wenn also zum Beispiel jemand feststellt, dass es ein Fehler ist, an einer allseits verbreiteten Vorstellung oder Verhaltensweise festzuhalten, dann kann das eine geniale Erkenntnis sein, auch, wenn er keine Veränderung umsetzt.

Zitat von Katinka3:Wie geht ihr mit euern Fehlern um, ignorieren, oder versucht ihr sie zu bekämpfen?
Ersteinmal steht eine Schädlichkeitseinschätzung an. Wenn ich zwar weiß, dass ich etwas in einem abstrakten, moralischen oder sonstwie bewerteten Sinne falsch mache, aber auch, dass es mir nicht oder kaum schadet, die Fehlerbehebung aber mit großem Aufwand verbunden wäre, dann lasse ich den Fehler Fehler sein.
Erscheint mir der Vorteil durch Fehlerbehebung aber den abgeschätzten Aufwand wert zu sein, dann versuche ich natürlich, den Fehler zu bekämpfen. "Ignorieren" sollte nie eine Option sein, damit verschiebt man Probleme nur in die Zukunft. Lykurgs Stellen und Akzeptieren, oder zumindest ein bewusstes Verarbeiten, klingt da deutlich gesünder.

@Lykurg: Wie stark ist deine Verwendung des Wortes "akzeptieren"? Meinst du damit nur ein "als unveränderlich einstufen", oder auch ein "gutheißen"?

Lykurg
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So 3. Jul 2011, 13:03 - Beitrag #4

Zitat von Traitor:"Genial" könnte man so eine Erkenntnis aber wohl nur nennen, wenn einem ein Fehler auffällt, der noch nie einem anderen Menschen aufgefallen ist. Wenn also zum Beispiel jemand feststellt, dass es ein Fehler ist, an einer allseits verbreiteten Vorstellung oder Verhaltensweise festzuhalten, dann kann das eine geniale Erkenntnis sein, auch, wenn er keine Veränderung umsetzt.
Das kann natürlich gerade dann sein, wenn der Fehler, wie von Katinka3 beschriebe, komplex ist, bzw. wenn es sich um einen allgemeinmenschlichen blinden Fleck handelt, der bislang niemandem als Fehler bewußt ist. Entscheidend wäre aber in meinen Augen für die Wahrnehmung als Genie grundsätzlich, daß man sich in irgendeiner Weise darüber äußert. Die reine Feststellung für sich selbst genügt mir nicht, es muß in irgendeiner Form vermittelt und damit belegbar werden. Ob die Vermittlung erfolgreich ist oder nicht, ob damit Lösungsansätze verbunden sind oder das Problem sogar gelöst wird, ist allerdings sekundär.
Zitat von katinka3:Wie geht ihr mit euern Fehlern um, ignorieren, oder versucht ihr sie zu bekämpfen?
Interessant wäre dafür natürlich deine Einschätzung des Begriffes "Fehler" - das sind bei mir meist schon Dinge, die ich nach Möglichkeit ändern würde; gegebenenfalls auch unter größerem Aufwand. Natürlich gibt es aber immer Dinge, die sich nicht ändern lassen, mal wichtig und mal weniger wichtig, die sich nur hinnehmen lassen. In diesem Sinne meine ich auch das Akzeptieren, Traitor; denn gutheißen kann ich etwas, das ich als Fehler einschätze, grundsätzlich nicht.

Katinka3
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So 3. Jul 2011, 23:23 - Beitrag #5

Zitat von Lykurg:Das kann natürlich gerade dann sein, wenn der Fehler, wie von Katinka3 beschriebe, komplex ist, bzw. wenn es sich um einen allgemeinmenschlichen blinden Fleck handelt, der bislang niemandem als Fehler bewußt ist. Entscheidend wäre aber in meinen Augen für die Wahrnehmung als Genie grundsätzlich, daß man sich in irgendeiner Weise darüber äußert. Die reine Feststellung für sich selbst genügt mir nicht, es muß in irgendeiner Form vermittelt und damit belegbar werden. Ob die Vermittlung erfolgreich ist oder nicht, ob damit Lösungsansätze verbunden sind oder das Problem sogar gelöst wird, ist allerdings sekundär.
Interessant wäre dafür natürlich deine Einschätzung des Begriffes "Fehler" - das sind bei mir meist schon Dinge, die ich nach Möglichkeit ändern würde]

Zitat von Katinka3:Ist man ein Genie, wenn man seine eigenen Fehler bemerkt, doch diese nicht verändern kann, da sie zu komplex sind? Wie geht ihr mit euern Fehlern um, ignorieren, oder versucht ihr sie zu bekämpfen?Bild

Als Fehler meine ich, wenn es andere an dir stört, doch du es ohne weiteres nicht ändern kannst. Es dich selber auch stört, und es dir ja auch auffällt, das du es so machst. Macht der Gewohnheit. Bild

Katinka3
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So 3. Jul 2011, 23:28 - Beitrag #6

Zitat von Katinka3:Ist man ein Genie, wenn man seine eigenen Fehler bemerkt, doch diese nicht verändern kann, da sie zu komplex sind? Wie geht ihr mit euern Fehlern um, ignorieren, oder versucht ihr sie zu bekämpfen?Bild

Als Fehler meine ich, wenn es andere an dir stört, doch du es ohne weiteres nicht ändern kannst. Es dich selber auch stört, und es dir ja auch auffällt, das du es so machst. Macht der Gewohnheit. Bild

Ipsissimus
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Di 5. Jul 2011, 13:55 - Beitrag #7

schließt mensch sich der Meinung von Thomas Alva Edison an, dann besteht Genialität zu einem Prozent aus Inspiration und zu 99 Prozent aus Transpiration (Genius is one per cent inspiration and ninety-nine per cent perspiration.) Nun stellt sich die Frage: bei der Feststellung deiner Fehler, waren da 99 Prozent Transpiration beteiligt?

Was das Bekämpfen von Fehlern betrifft: Menschen können drüber hinaus wachsen. Gewaltsam lassen sich nur sehr triviale Fehler besiegen.

009
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Di 5. Jul 2011, 14:43 - Beitrag #8

Mit Blick auf meine Signatur gehe ich zuerst mal nicht aif die anderen Beiträge ein, sondern erläutere, wie diese Signatur mE gelesen werden kann, wobei ich erwähnen sollte, den Satz von Krailsheimer als einzelnen gefunden, ber nichts weiteres von ihm gelesen zu haben.

Zitat von Katinka3:Ist man ein Genie, wenn man seine eigenen Fehler bemerkt, doch diese nicht verändern kann, da sie zu komplex sind?
In Bezug auf Talente und Lösungen lese ich aus meiner Signatur Menschen heraus, die gewiss auch Schweirigkeiten haben, aber die letztlich jederzeit alle gelöst haben. Ungelöste Dinge machen ihnen keine Unruhe, weil sie wissen oder/und sich sicher sind, auch das letzlich problemlos hinzukriegen.
Genies und Fehler ist für mich etwas anderes als Genies und Probleme. Ich lese bei Krailsheimer raus, Genies iSv intelligent-intellektuell-hochrefelktorische Menschen können letztlich kaum etwwas einfach machen. Jede Aufgabe wird zum sehr breit wie auch sehr tief durchdenkbaren Problem, das sich somit in Struktur wie Auswirkungen bei den Lösungsversuchen als etwas äußerst komplexes erweist. Weil es sich um Gebies handelt, sind sie eigentlich fähig, besonders aber willig, diese Aufgabe auch in ihrer hochkomplexen Problemform zu lösen. Spätestens, wenn ein Streben nach der perfekten Lösung und der starke innere Widerstand gegen das umsetzen einer vielleicht doch noch nicht ganz zu Ende gedachten Lösung zum Nicht-Handeln, also nicht angehen der Aufgabe führen, dann haben die Genies ein Problem...
Wild herbeigezerrtes Problem: Talenten geht ein Elektrogerät kaputt, sie kaufen sich "einfach" ein neues, nicht unüberlegt, aber eben auch, ohne sämtliche mit dem Neukauf in Verbindung bringbaren Erwägungen sehen zu wollen - und teils mangels Intellekt/Intelligenz auch nicht sehen zu können. Mit dem Kauf erreichen sie dann entweder eine zufriedenstellende Lösung oder das neue Gerät erweist sich als nicht so gut und wird (je nach Frust&Vermögen) sofort oder baldmöglichst ausgetauscht.
Das Genie hingegen beginnt nach sicherer Detektion der definitiven Funktionsunfähigkeit sowie dem Schluß, eine Reparatur sei offensichtlich unwirtschaftlich (schon hier zeigt sich die Komplexität in denken und handeln), sich über den Neukauf derart Gedanken zu machen, dass diese, so sie denn verschriftich würden, aus Sicht vieler anderer Menschen mindestens als Haus- wenn nicht gar Bacchelorarbeit mindestens eines Fachhochschulstudiums zum Thema "Beispiele intraindividueller Vorgehensweisen im Prozeß des Neukaufes mittelkomplexer Gebrauchsgegenstände zum persönlichen Gebrauch" durchgingen.
Oder kurz: ich ahne, Kreilsheimer könnte auch gemeint haben, Genies seien nicht in der Lage, zu erkennen, wo ihre besonderen Eigenschaften nicht nur überflüssig sind, sondern für sich selbst beim ausleben sogar hochproblematisch sind.


Zitat von Katinka3:Wie geht ihr mit euern Fehlern um, ignorieren, oder versucht ihr sie zu bekämpfen?Bild
Unterschieslich und pragmatisch.
Vorhandene, mich nicht belastende und für andere ebenfalls nicht beschwerliche werden weniger stark baechtet/betrachtet. Beispiel: mehr aus Zeitersparnis denn echter Faulheit rutschen mir bei meinen Beiträgen dramatisch mehr Fipptehler, äh Tippfehler, durch, als eigentlich sein müssten. Würde ich jeden Beitrag vorher nochmals entsprechend prüfen, würde ich zum erstellen schon länger brauchen und es mir auch weniger Spaß bereiten - zusammen mit der (zumindest bisher^^) fehlenden Meckerei anderer darüber fallen diese Tippfehler also in die Ignoranz-Kategorie.
Dabei frage ich mich gerade, ohne ien konkretes Beispiel zu finden, ob etwas, was mich nicht selber stört und in dem ich für andere keine wesentliche Nachteile erkennen kann (und ggf. andere micr auch spiegeln, dass sie damit kein Problem haben) wirklich als "Fehler" einzustufen ist.
Fehler, die mich stören (entweder, weil sie mich selber belasten oder in einer für mich inakzeptablen Weise auch auf dritte wirken [könnten]), werden selbstverständlich nicht ignoriert.


Zitat von Katinka3:Als Fehler meine ich, wenn es andere an dir stört, doch du es ohne weiteres nicht ändern kannst. Es dich selber auch stört, und es dir ja auch auffällt, das du es so machst. Macht der Gewohnheit. Bild
Es ohne weiteres nicht ändern zu können, ist nur ein Grund für mehr nötige Anstrengungen und kann bis sollte (je nach Ausmaß/Nachteilhaftigkeit des Fehlers für mich wie andere) m.E. niemals der Grund sein, diese Fehler zukünftig erst gar nicht vermeiden zu wollen.

Maglor
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Di 5. Jul 2011, 22:16 - Beitrag #9

Bei Genie geht um Talent, Schaffenkraft, Kreativität, vielleicht auch Intelligenz.
Bei dem von Katinka3 beschriebenen Sachverhalt geht es jedoch um Weisheit.
... sicher auch um Gelassenheit, Stoa, Bescheidenheit usw., die der Selbstsucht, der Selbstverliebheit und dem Größenwahn des wahren Genies natürlich entgegensteht.

Ipsissimus
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Mi 6. Jul 2011, 12:57 - Beitrag #10

beim Geniekult geht es ausschließlich ums Geschäft^^

Lykurg
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Mi 6. Jul 2011, 13:50 - Beitrag #11

Alternativ auch um unausgesetztes Reiben an Flaschen, die man für magisch hält, in der Hoffnung, daß ihr Geist sich zeigt?

Ipsissimus
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Mi 6. Jul 2011, 14:20 - Beitrag #12

es würde mich nicht verwundern^^

Traitor
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Do 7. Jul 2011, 21:35 - Beitrag #13

Zitat von Katinka3:Als Fehler meine ich, wenn es andere an dir stört, doch du es ohne weiteres nicht ändern kannst. Es dich selber auch stört, und es dir ja auch auffällt, das du es so machst. Macht der Gewohnheit.
Wenn andere den Fehler bemerken, und dich vermutlich auch darauf hinweisen, liegt wohl kaum noch etwas geniales darin, ihn selbst zu bemerken. Verschweigen die Anderen einem aus Taktgefühl den Fehler, kann es aber schon eine große Leistung sein, ihn von selbst zu bemerken, und dann kann man ihn vielleicht auch zumindest abzuschwächen versuchen, wenn schon nicht ganz beheben. Genial ist daran mangels Originalität aber nichts.

@Lykurg: Um nicht nur von sich selbst, sondern auch von der Außen- oder besser Nachwelt als Genie angesehen zu werden, ist es natürlich unerlässlich, eventuelle Genialitäten auch zu äußern oder festzuhalten. Manche würden zu diesem Satz auch einwenden, dass nur Genie sein kann, wer sich nicht selbst für eines hält, aber das halte ich historisch für überzeugend widerlegt.

@009: Ich finde, du interpretierst das Zitat zu negativ. Sieh es nicht nur auf den Alltag bezogen, sondern auf die Wissenschaft oder Philosophie. Da ist das Finden interessanter Probleme eben oft etwas, was echtes Genie erfordert, während das langwierige Ausarbeiten der Lösungen auch von hunderten weniger begnadeten Hilfskräften vollbracht werden kann. Eine allgültige Kategorisierung ist das Zitat aber natürlich nicht, umgekehrt (und vermutlich mindestens so oft) kann auch ein Durchschnittsforscher durch Zufall ein spannendes Problem finden, und es dauert Jahrzehnte, bis ein Genie die Lösung findet.

@Maglor: Weisheit und Gelassenheit können aber auch gerade dazu führen, Fehler, mit denen man sich arrangiert hat, auf sich beruhen zu lassen, während nur das rastlose Genie dauerhaft versucht, alles, auch sich selbst, zu hinterfragen.

@Ipsissimus: Auch bei seit Jahrhunderten toten Genies noch?

009
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Do 7. Jul 2011, 22:39 - Beitrag #14

Ich hab bei der spontan-individuellen Auslegung mehr auf den Alltag gesetzt, weil der mir schlicht alltäglicher ist als die rein wissenschaftlich-philosophisvchen Erwägungen...

Lykurg
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Do 7. Jul 2011, 23:54 - Beitrag #15

Zitat von Traitor:Um nicht nur von sich selbst, sondern auch von der Außen- oder besser Nachwelt als Genie angesehen zu werden, ist es natürlich unerlässlich, eventuelle Genialitäten auch zu äußern oder festzuhalten. Manche würden zu diesem Satz auch einwenden, dass nur Genie sein kann, wer sich nicht selbst für eines hält, aber das halte ich historisch für überzeugend widerlegt.
Ob es wirklich besser ist, von der Außen- oder von der Nachwelt als Genie angesehen zu werden, ist eine nicht ganz triviale Abwägungsfrage. Beides wäre schon gut, denn wer kein sehr gesundes Selbstbewußtsein hat, wird vermutlich beim Fehlen von ersterem nicht mit letzterem rechnen, und entsprechend seinem spezifischen Wirken vielleicht gar nicht erst den Raum geben, der dessen wahre Genialität erst belegt... In diesem Sinne würde Genialität sogar voraussetzen, daß man die Bedeutung dessen, was man tut, von sich selbst aus erkennt. Wer etwas durch Zufall findet und für völlig unbedeutend hält, dessen überragende Bedeutung erst später von jemand ganz anderem entdeckt wird, ist meines Erachtens zumindest nicht wegen dieser Entdeckung als Genie zu bezeichnen (es sei denn, man kann das plausibel auf Realitätsferne schieben, siehe Leonard of Quirm).

Aydee
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Fr 8. Jul 2011, 17:13 - Beitrag #16

Zitat von Katinka3:Ist man ein Genie, wenn man seine eigenen Fehler bemerkt, doch diese nicht verändern kann, da sie zu komplex sind?

mh... muss man alle drei Bedingungen erfüllen, um ein Genie zu sein? Bemerken, nicht verändern (können) und Komplexibilität?
Mist... kein Genie....

Zitat von Katinka3:Wie geht ihr mit euern Fehlern um, ignorieren, oder versucht ihr sie zu bekämpfen?

Ich ignoriere sie. Funktioniert nur leider nicht - sie ignorieren mich nämlich nicht... Andererseits, irgendwann gewinne ich, weil ich dann nicht mehr da bin und meine Fehler sich jemand anderen suchen müssen, dem sie dann mit Nicht-Nichtignoranz die Zeit vertreiben

;-)

Maglor
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So 10. Jul 2011, 20:39 - Beitrag #17

Wichtige Forschungsergebnisse wurden bislang zurückgehalten, dabei ist doch der Verrat die eigentlich Passion des Hobby-Geniologen. :crazy:

Der Genius ist eine äußerst rare Spezies. Er gehört zu den Tieren, die sehr häufig im völkischen Aberglauben und Sagen vorkommen. Seine reale Funktion im Ökosystem ist bis heute kaum verstanden, jedoch hat es den Anschein, dass es sich bei ihm um einen typischen Kulturfolger handelt, der eine enge Beziehung zu Menschen aufbaut und manchmal sogar domestiziert worden sein soll. Allerdings gilt der Genius vielen Experten bereits als ausgestorben, da die letzte Sichtung bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegt.

e-noon
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So 10. Jul 2011, 21:24 - Beitrag #18

Zitat von Maglor:Bei Genie geht es um Talent, Schaffenkraft, Kreativität, vielleicht auch Intelligenz.
Bei dem von Katinka3 beschriebenen Sachverhalt geht es jedoch um Weisheit.
... sicher auch um Gelassenheit, Stoa, Bescheidenheit usw., die der Selbstsucht, der Selbstverliebheit und dem Größenwahn des wahren Genies natürlich entgegensteht.

Das wollte ich auch schreiben :cry:

Eigene, psychische Probleme zu lösen hat nicht viel mit Genialität zu tun. Es braucht einen hohen Grad an Selbsterkenntnis und viele unbekannte Faktoren, die zu so etwas wie Weisheit, Gelassenheit, und eben der Möglichkeit, eigene Probleme zu erkennen und zu beseitigen, wenn dies gewünscht wird, führen.

Ein Genie ist etwas anderes. Ich bin ein Genie, allerdings eher selten. Wenn ich einen genialen Satz schreibe oder eine schöne Melodie zusammenstelle, dann bin ich in kleinem Maßstab ein Genie: Ich bringe etwas kreatives hervor, vollbringe eine gedankliche Leistung, die vermutlich niemand anders so hätte vollbringen können. Ich betätige mich als Schöpfer einer Welt; in diesem Sinne bin ich Genie. Allgemein spricht man von "Genies" als solchen Menschen, die große, kreative gedankliche Leistungen häufig vollbringen und dann auch in der Lage sind, diese in irgendeiner Form umzusetzen und der Menschheit mitzuteilen. Jemand, der nur die nötige Kreativität und Intelligenz besitzt, sie jedoch nicht nutzt, um etwas zu schaffen, ist nach meinem Verständnis kein Genie, sondern nur sehr klug und potentiell kreativ, oder so.

Hm, Maglor hat es eigentlich kürzer und besser gesagt.

Lykurg
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So 10. Jul 2011, 22:15 - Beitrag #19

Zur Gegenüberstellung von Weisheit und Kreativität stimme ich euch zu. Wie bereits mehrfach angedeutet, definiert sich ein Genie durch seine Wirkung nach außen, eine Leistung, von der andere etwas haben. Die Überwindung eigener Schwierigkeiten ist dafür zwar gegebenenfalls Voraussetzung, wird aber nicht als Teil der Leistung gesehen (außer vielleicht bei malenden Schimpansen, die man als relativ zu ihren Artgenossen genial bezeichnen könnte). [quote="e-noon"]Ein Genie ist etwas anderes. Ich bin ein Genie, allerdings eher selten. Wenn ich einen genialen Satz schreibe oder eine schöne Melodie zusammenstelle, dann bin ich in kleinem Maßstab ein Genie: Ich bringe etwas kreatives hervor, vollbringe eine gedankliche Leistung, die vermutlich niemand anders so hätte vollbringen können. Ich betätige mich als Schöpfer einer Welt] Deine Unterscheidung zwischen dem umgangssprachlichen gelegentlichen "Ich bin ein Genie" im Kleinen und der dauerhaften Genialität im eigentlichen Sinne ist wichtig und richtig. Zentral für die Unterscheidung ist mE der bleibende Wert der tatsächlich genialen Leistung.

Ich könnte mir zwar bei hinreichender Größe der betreffenden Idee darüber hinaus unter Umständen auch vorstellen, einen Menschen wegen einer einzigen Leistung dauerhaft als Genie zu bezeichnen, dafür fällt mir aber kein konkretes Beispiel ein, und naheliegender ist tatsächlich, von einem genialen Menschen auch dauerhaft Leistungen auf einem Niveau zu erwarten, das über dem der Normalsterblichen liegt.

Ipsissimus
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Mo 11. Jul 2011, 10:49 - Beitrag #20

Auch bei seit Jahrhunderten toten Genies noch?

Museen und Orchester leben davon^^

Ich bezweifele, dass der Genie-Begriff eine taugliche Charakterisierung für die Leistung eines Menschen bietet. Der Preis für die Ware wird ein anderer, klar. Interessant in dem Kontext ist vielleicht, dass das Genie-Konzept erst Anfang des 19 Jahrhunderts so langsam entstand, parallel zur Entwicklung des Gedankens vom geistigen Eigentum, der Mutter aller Lizenzgebühren.


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