Von Michael Stein:

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Fr 12. Aug 2011, 00:50 - Beitrag #1 |
Arbeit...Ich stieß eben auf ein satirisches Gedicht über die Arbeit, das vielleicht interessant sein könnte:
Von Michael Stein: ![]() |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Fr 12. Aug 2011, 09:52 - Beitrag #2 |
ist das ein satirisches Gedicht? Mir kommt es eher vor wie eine Zustandsbeschreibung^^ gut, widerspricht sich nicht^^
der Verfasser hat meine vollste Zustimmung. Der erste Fehler bestand darin, dass wir die Ozeane verlassen haben, der zweite darin, dass wir von den Bäumen runter sind. Nach diesen beiden Fehlern hätten wir immer noch Jäger und Sammler bleiben können. Aber nein, wir mussten ja unbedingt in die Zivilisation. |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Fr 12. Aug 2011, 13:12 - Beitrag #3 |
Satire ist die einzig wahrheitsangemessene Beschreibung der Wahrheit^^
Dabei haben "wir" es sogar geschafft, Arbeit einen quasi religiösen Wert zuzusprechen, ora et labora, work ethic usw., toll, nicht?^^ Tja, und was kommt nach der Zivilisation? Die Arbeit wird von Robotern erledigt, die wir geschafen haben, wir haben die Arbeit getötet, wie wir Gott getötet haben... |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Do 18. Aug 2011, 23:51 - Beitrag #4 |
stellt sich vermutlich zuallerst die Frage, wie definiere ich "Arbeit" , denn Menschen, deren Lebensgrundlage auf dem Jagen basierte ...war dies keine Arbeit? Der sog. männliche Jagdtrieb, war früher bestimmt nicht reine Spaß und Freude, sondern es ging ums nackten Überleben. interessanter Gedanke! Bin im Augenblick zu müde, um darüber nachzudenken. Doch ich hoffe, ich finde bei Gelegenheit die Zeit und (noch wichtiger) die Muße, mich an der Diskussion zu beteiligen. |
Erst die Erkenntnis der Wahrheit, das Ergriffensein, das Begeistertsein, das Staunen über das Erbarmen des Geliebten, Ewigen, Gewaltigen, dieses von heiliger Furcht durchdrungene Staunen, dieses Gepacktsein und daraus folgt dann von selbst die Bemühung um Moral.
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Mo 22. Aug 2011, 15:16 - Beitrag #5 |
Rosalie, ich bezweifle, dass es beim Menschen allzulange ums nackte Überleben ging. In der Übergangsphase zwischen Affe und Mensch vielleicht noch, aber seit 40000 Jahren mit Feuer und Faustkeilen, Knüppeln und Fallen, da ging es nicht mehr nur um Überleben. Wie die Höhlenmalereien beweisen war da schon Platz für Kunst und andere Dinge, die nicht mehr den reinen Lebenskampf betreffen
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Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
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So 28. Aug 2011, 23:53 - Beitrag #6 |
Dass auch für anderes Platz war als das nackte Überleben, ist kaum eine Frage; das ist wohl selbst bei Affen so. Ob und inwieweit man Jagen und Sammeln man als Arbeit sieht, ist eine ganz andere Frage, wohl sogar eine interessante, nämlich eine, die voraussetzt, dass man sich zunächst Gedanken über das Wort 'Arbeit' macht. Wenn man es in heutige Definitionen pressen will, muss die Antwort letztlich wohl aber ja heißen, obgleich der Begriff 'Arbeit' hier gewissermaßen anachronistisch gebraucht wird.
Angemerkt will noch sein, dass die negative Ansicht über die Arbeit, die in dem Gedicht ausgedrückt wird, nicht allgemein zu sein scheint. Wir leben in dem Sinne in einer Arbeitsgesellschaft, dass es zum guten Ton gehört, irgendeiner Arbeit nachzugehen; selbst Wissenschaftler und Philosophen bezeichnen ihre Tätigkeit heute üblicherweise als Arbeit - im antiken Griechenland wäre das wohl kaum jemandem eingefallen. Es gibt, damit zusammenhängend, auch gar nicht so wenig Leute, die mehr oder minder freiwillig oder doch in einem freiwilligen Maße einer Arbeit nachgehen und dies trotz der Mühsal sogar gewissermaßen gerne tun. |
Eine profunde Wahrheit ist eine solche, deren Gegenteil ebenfalls wahr ist.
"Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht." (Friedrich Nietzsche) |
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Mo 29. Aug 2011, 00:07 - Beitrag #7 |
ich oute mich mal: ja, ich gehe (fast freiwillig, aber nicht überlebensnotwendig) einer Arbeit nach und sie macht mir mehr Freude, denn (ganz selten) Mühsal. Ich empfinde meine Arbeit, auch gar nicht als "Arbeit". Ich profitiere davon nur im geringen Maße materiell, viel mehr ist sie für mich aus sozialer, mentaler, psychiologischer Sicht, fast schon überlebensnotwendig. Was ich als "Arbeit" empfinde, ist der alltägliche Kram zuhause: kochen (manchmal) , putzen, abstauben, waschen, bügeln, Unkraut jäten .....ect. |
Erst die Erkenntnis der Wahrheit, das Ergriffensein, das Begeistertsein, das Staunen über das Erbarmen des Geliebten, Ewigen, Gewaltigen, dieses von heiliger Furcht durchdrungene Staunen, dieses Gepacktsein und daraus folgt dann von selbst die Bemühung um Moral.
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Mo 29. Aug 2011, 01:07 - Beitrag #8 |
[quote="Padreic"]Angemerkt will noch sein, dass die negative Ansicht über die Arbeit, die in dem Gedicht ausgedrückt wird, nicht allgemein zu sein scheint. Wir leben in dem Sinne in einer Arbeitsgesellschaft, dass es zum guten Ton gehört, irgendeiner Arbeit nachzugehen]
Es ist eine Frage des "guten Tons", der gesellschaftlichen Konvention, Arbeit gut zu schätzen und dabei auch intrinsisch motiviertes Bemühen als Arbeit zu bezeichnen. Daß dabei ein Zwangssystem gelobt wird, mag dem einen oder anderen dabei entgehen, vielleicht ist es auch eine Art kollektive psychische Bannung von der Art des sich eine Hölle zum Paradies erklärens. Vita activa meint etwas anderes als den Kampf um die Mittel zum leben. |
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Mo 29. Aug 2011, 09:29 - Beitrag #9 |
Nein, janw. Wie Padreic und Rosalie es beschreiben, kann Arbeit strukturgebend und positiv erfüllend sein und ist es auch für viele - nicht nur konventionsgeprägt, sondern entsprechend einem eigenen Bedürfnis nach Stabilität und konstanter Herausforderung entsprechend eigener Fähigkeiten. Ich kann mir andere Daseinsformen vorstellen, ja, aber die Erfüllung durch verrichtete Arbeit, die viele empfinden, als Psychose zu bezeichnen, ist meines Erachtens sehr fragwürdig. Wir stecken in zu wenigen Köpfen drin, um aus unseren Gedanken allgemeine Feststellungen zu machen. Das gilt sicher auch für mich, daher würde ich aber auch eher für mehr grundsätzliche Offenheit gegenüber anderen Lebenskonzepten plädieren; es kommt mir ein wenig lustig vor, wenn auch nicht inkonsequent, daß ich die Forderung an dich stelle und nicht umgekehrt. ![]() |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Mo 29. Aug 2011, 13:45 - Beitrag #10 |
"Arbeit", so wie wir den Begriff heute im Kontext des Berufsalltags verwenden, ist aus meiner Sicht dadurch gekennzeichnet, dass ein "Mehrwert" erzeugt wird, der also über das hinausgeht, was zum unmittelbaren Überleben benötigt wird. Dieser Aspekt des Mehrwerts fehlt bei Jägern und Sammlern vollständig; selbst da, wo sie vielleicht Wintervorräte angelegt haben, war klar, dass der Vorrat nur eine bestimmte Zeitspanne abdecken musste, in der Jagd und Sammeln nicht oder nur mit erheblichen Mühen möglich wäre. Von daher tue ich mir schwer damit, für diese Lebensweise den Begriff der Arbeit zu verwenden
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Di 30. Aug 2011, 21:46 - Beitrag #11 |
Natürlich hat Arbeit als Anerkennung, soziale Einbindung, Zeitstruktur und mehr bringende Beschäftigung die von Dir genannten positiven Aspekte - was wir ja im Zusammenhang mit Langzeitarbeitslosigkeit schon mal iirc mit anderen Rollen kontrovers diskutiert hatten. ![]() Diese gedankliche Trennung machen viele aber nicht, und das meinte ich mit der psychischen Bannung. Natürlich ist das keine Psychose, allein schon, weil daran nicht gelitten wird und davon keine Gefahr ausgeht, nichts zu "behandeln" ist. Mein Problem damit ist nicht, daß viele solche Dinge nicht differenzieren, sondern daß dies ausgenutzt wird. Ipsi, ich bin mir nicht so sicher, ob der Berufsarbeit die Mehrwerterzeugung wirklich innewohnt, oder ob das nicht eher ein, zunehmend erodierendes, Zugeständnis der Arbeitgeber ist. Die Diskussion um Mindestlöhne und ihre Bemessung läuft für mich dahin, die Bezahlung auf das Lebensnotwendigste zu begrenzen. Was die Jäger und Sammler betrifft, könnte andersrum aber schon ein, wenn auch vielleicht nicht reflektierter, "Mehrwert" bestanden haben, weil ein gutes Sammeljahr bessere Voraussetzungen für den Winter schuf als ein schlechtes, und damit vielleicht auch Freiräume für kulturelle Betätigungen. |
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Mi 31. Aug 2011, 16:30 - Beitrag #12 |
wieso Zugeständnis der Arbeitgeber? Die stecken doch den überwiegenden Teil des Mehrwerts ein. Es ist eine Forderung der Arbeitgeber an die Arbeitnehmer, Mehrwert zu produzieren. Und Mehrwert wird pauschal und zeitlich unbegrenzt erarbeitet; daher denke ich nach wie vor, das Jagen und Sammeln in diesem Sinne keine Arbeit ist |
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Mi 31. Aug 2011, 19:41 - Beitrag #13 |
Ich habe das mit dem Mehrwert verstanden als den Betrag, den Arbeitendes nach Begleichung der Kosten für den Lebensbedarf noch übrig hat, u.a. nutzbar als Notreserve.
Aber letztlich besteht ja bei Jägern und Sammlern schon der prinzipielle Unterschied, daß die "Einkünfte" nicht individualisiert sind, sondern der ganzen Gruppe gehören. Ein Problem dabei ist aber für mich, daß sehr viele Jäger und Sammler in irgend einem Maße Handel treiben, wir finden in eiszeitlichen Lagern Reste von Steinwerkzeugen, die aus entfernteren Gebieten stammen. Das setzt IMHO voraus, daß einem Teil der gesammelten Güter ein Tauschwert zugemessen wurde. |
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