http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,790187,00.html
auf dass die Legende sich gut verkaufen möge
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Do 6. Okt 2011, 10:17 - Beitrag #1 |
Tod von Steve Jobshttp://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,790187,00.html
auf dass die Legende sich gut verkaufen möge |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
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Do 6. Okt 2011, 20:24 - Beitrag #2 |
Jobs war sicherlich ein Genie. Vielleicht der beste Marketer, den es je gab. Und auch, wenn er nie der eigentliche technische Chefentwickler war, doch auch mit gutem Gespür für die Technik seiner Produkte.
Aber eine Lichtgestalt, ein Messias, ein Weltverbesserer? All das war er ganz definitiv nicht. Bis vor einigen Jahren war Jobs einfach nur ein guter Geschäftsmann, der es schaffte, Produkte, die nie so gut waren, wie er und die Medien behaupteten, zu überhöhten Preisen zu verkaufen und sich damit zunehmend unverständlich hohe Marktanteile zu erarbeiten. In den 90ern und frühen 2000ern waren Macs anfangs selbst bei beliebig höherem, später zumindest bei gleichem Preis stets schwächer als PCs. Vor MacOSX sowieso technisch völlig veraltet. iPods waren weder die ersten Mp3-Player noch die besten (die Erstlingsehre gebührt iRiver, von denen sogar der Name geklaut wurde, über Besten kann man streiten). Seit ein paar Jahren verkaufte Apple dann zumindest wirklich gute Produkte, insbesondere Macbooks, die, wenn man sich auf sie einlassen wollte, von Verarbeitung und Solidität her der meisten Konkurrenz überlegen waren. (Aber auch nur der meisten, gleich teure Edel-Laptops konnten durchaus mithalten). iPhone und iPad waren dann durchaus beeindruckend neu, wenn auch schnell von der Konkurrenz überholt und ihre späteren, noch anhaltenden Verkaufserfolge wiederum reiner Marketingerfolg. Während die Produkte also besser wurden, wurde Apple insgesamt aber in meinen Augen schlechter - insbesondere: bösartiger. Früher waren ihre Produkte halt seltsam und anders, dann wurde das gezielte Einsperren des Kunden (z.B. iTunes-Zwang zur pod/phone-Benutzung) immer mehr zum Prinzip, und wie irgendjemand über Google als Datenkrake jammern kann, wenn Apple weit schlimmer mit seinen Kunden umgeht, ist mir immer noch ein Rätsel. Am Ende waren Jobs und sein Laden definitiv keine Weltverbesserer, sondern das Gegenteil: die Vorreiter und radikalsten Vertreter der Nutzerentmündigung und -verdummung. |
Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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Do 6. Okt 2011, 20:46 - Beitrag #3 |
Markenkult in Reinkultur.
Mein Leben hat er nicht verändert. Ein Apple- oder I-Produkt benutzte oder besaß ich nie. Er hat es nicht einmal berüht. Genauso gut hätte in China ein Sack Reis umfällen können oder eine der Piech oder Aldi-Brüder ein Furunkel bekommen können. Die Welt hat er nicht verbessert. Die bunten Computer waren ja eine nette Idee, aber im Grunde zeigen sie nur die häßliche Fratze des Lacoste-Krokodils. Zum Thema Weltverbesserung: iPhone-kritisches Spiel verbannt So wird unsere schöne neue Welt schön gehalten. Niemand soll von den Kindersklaven erfahren, die die Seltenerden getrieben von der unbarmherzigen Guerilla aus den Tiefen des Kongos fördern. Besser die armen Yuppies erfahren, dass ihre Spielzeuge, mit denen sich sich selbst mit Werbebanner verlinken oder auf moderne Weise über Nachbarn und B-Promis lästern aus Kinderherzen zusammengepresst werden. ![]() |
"Merkel und Steinmeyer werden noch als dunkles Kapitel in den Geschichtsbüchern erscheinen, fürchte ich. Und Schily als ihr Wegbereiter." janw
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Do 6. Okt 2011, 22:19 - Beitrag #4 |
Ich habe den Hype um Apple und seine Produkte nie wirklich nachvollziehen können, ich hatte nie das Bedürfnis, etwas davon zu besitzen. Die Aussagen, Apple und Jobs habe die Welt durch die Produkte besser gemacht, ist für mich eine leere Phrase, die Tatsache, daß sie in den Medien wiedergekäut wird, ein Grund für weiter gesteigertes Mißtrauen gegenüber den Medien.
Das trifft in etwa meinen Eindruck. |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Do 6. Okt 2011, 23:02 - Beitrag #5 |
Dass dieser Mann Apple einst fast hingerichtet hätte mit seinen seltsamen Ideen zu dem, was aus dem..afaik Apple 2 werden sollte (wenige Schnittstellen usw.), das wird geflissentlich ignoriert. Von den Arbeitsverhältnissen bei FoxConn, die vor ein paar Tagen noch in den News beschrieben würde, hört man heute auch nicht viel.
Zu Zeiten des Homebrew Computer Clubs, als die Jungs sich ihre ersten PCs aus Schrottteilen gebastelt haben, war er wohl gedanklich auch größtenteils mit dem Verkauf eben jener beschäftigt, nicht mit der Technik ansich. Seit wann vererht unsere Gesellschaft denn Firmenchefs? Und was hat er bitte zu bieten, ausser dass er ein paar gute Ideen hatte, die zwar Verkaufstechnisch richtig gut waren, die aber mit dem Fortschritt der IT genau gar nichts zu tun haben? Und seit wann ist der Chef einer Firma die Firma selbst? Ein großer Teil der Leistungen, die ihm zugeschrieben werden, stammen doch nicht von ihm sondern von seinen Untergebenen. Dass dann auch noch die alten Säcke vom ZDF mitlabern müssen, wie Steve doch bitteschön die Tablets erfunden haben soll...bah. ![]() Nicht ganz unberechtigt, der Vorwurf, dass Apple-Konsumenten einer Art Sekte gleichen. |
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so let's relish in yesterday.. (Triarii)[/align] |
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Do 6. Okt 2011, 23:19 - Beitrag #6 |
Ich stimme eurer Kritik zu und habe ebenfalls nie ein Apple-Gerät besessen (immerhin hat aber mein Bruder einen nach wie vor funktionsfähigen Apple II
![]() ![]() Inwieweit das nun auf Jobs persönlich zurückzuführen ist oder nicht, kann ich unmöglich beurteilen. Wer erbaute die Pyramiden?^^ |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Fr 7. Okt 2011, 02:14 - Beitrag #7 |
Wie war das noch mit der Verantwortung von Firmenchefs?^^ |
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Fr 7. Okt 2011, 07:51 - Beitrag #8 |
Daß Freiheit und Individualität für Menschen keine besondere Rolle spielen, insbesondere, wenn ihnen ein Mehrwert dafür versprochen wird, hat die Geschichte ja verschiedentlich gezeigt.
Also ja, ich finde die Dinger schon irgendwie hübsch... |
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Fr 7. Okt 2011, 10:17 - Beitrag #9 |
wie immer wird die Legende für die Gläubigen wirklicher als die Wirklichkeit sein^^
die einzige relevante Leistung dieses Menschen besteht darin, dass er mit entfernter Bauchspeicheldrüse, transplantierter Leber und dauerhafter Immunsuppression noch 7 Jahre gelebt hat. Dafür meine Hochachtung, auch wenn diese Leistung nur durch den Einsatz von viel Geld möglich war. Ich hätte da wahrscheinlich mit oder ohne Geld schon nach einem Jahr keine Lust mehr gehabt. Alles andere ist nur Projektion, die Selbstverehrung der Geld-Nerds, in seine Person projiziert. |
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Fr 7. Okt 2011, 10:30 - Beitrag #10 |
Hans Zippert hat es mal wieder auf den Punkt gebracht...
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So 9. Okt 2011, 12:57 - Beitrag #11 |
@Ipsissimus: Was bedeutet 'keine relevante Leistung'? Es ist, denke ich, kaum bezweifelbar, dass Steve Jobs sehr viel für die Umgestaltung der IT-Nutzung getan hat (grafische Benutzeroberfläche, Tablet-Computer etc. ...). Es war dafür weder nötig, dass er Geräte technisch erfunden hat (das waren eher Leute wie Wozniak, Fadell, ...) oder sie designt hat (wie Jonathan Ive) - aber er hat sich die richtigen Ideen zusammengesucht, sie gefördert und vermarktet. Es nützt letztlich kaum jemanden, wenn tolle Technologien da sind, aber nicht vermarktet werden (wie bei Xerox). Wie man seine Leistungen ethisch beurteilt, ist natürlich eine ganz andere Frage, aber dass er viel verändert hat, scheint mir klar.
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Eine profunde Wahrheit ist eine solche, deren Gegenteil ebenfalls wahr ist.
"Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht." (Friedrich Nietzsche) |
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So 9. Okt 2011, 13:12 - Beitrag #12 |
das stimmt, Padreic. Und ist genau das, was ich mit "keine relevante Leistung" meine. Er war halt ein besonders guter Verkäufer, Nebenjob Seelen(aka Informations-)fänger. Beides Sachverhalte, für die ich ihn verabscheue. |
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So 9. Okt 2011, 13:22 - Beitrag #13 |
Wenn nicht Steve die grafische Oberfläche gepusht hätte, dann hätte es halt der nächste getan. Oder ist anzunehmen, dass wir ohne ihn noch heute in ner Dosbox surfen würden?
Hätte die Entwicklung der Fensterchen noch ein paar Jahre gewartet, hätte man vielleicht stärker das darunterliegende System optimiert, wer weis..^^ |
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So 9. Okt 2011, 14:58 - Beitrag #14 |
und selbst wenn, die Dosbox(en) sind den grafischen Oberflächen auch heute noch in vielerlei Hinsicht überlegen. Nur optisch nicht, was offenbar so wichtig ist, dass der Funktionsverlust nebensächlich ist.
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So 9. Okt 2011, 15:46 - Beitrag #15 |
Nur ist die visuelle Wahrnehmung unser wichtigster Sinn und der, den wir in der Kommunikation mit Computern fast ausschließlich benutzen, insofern könnte man optische Überlegenheit bei einer Benutzeroberfläche als einen nicht ganz unwesentlichen Faktor auffassen.
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Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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So 9. Okt 2011, 16:09 - Beitrag #16 |
wenn das so wäre, fände ich es unverständlich, dass sich die Begründer der Computertechnologie erst mal mit den Funktionen der Technik beschäftigt hatten. Jobbs hat nichts weiter getan, als Technologie durch die Sammlung von Ideen anderer auf die Bedürfnisse des Massenmarktes herabzubrechen, also im Prinzip nichts anderes als das, wie diejenigen machen, die Hühner in Legebatterien zusammenfassen, damit wir billige Eier haben^^
/edit aber ich gestehe, dass ich "kaufmännische Verdienste" eh nicht als "Leistung" respektiere |
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So 9. Okt 2011, 16:38 - Beitrag #17 |
Nein Ipsi, Computer allen zugänglich (auch im Sinne von "bedienbar") zu machen mithilfe einer grafischen Oberfläche mag zwar finanzielle Gründe gehabt haben, aber sicher nicht nur. Welche Motivation jetzt Steve genau hatte, sei mal dahingestellt, aber ohne grafische Oberfläche würden womöglich heute immernoch lediglich ein paar Unix-Admins Krieg darüber führen, welche Shell nun die tollste ist. Wichtig und richtig war das definitiv. Nur halt kein Verdienst, den man einer einzigen Person zuschreiben kann.
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So 9. Okt 2011, 17:37 - Beitrag #18 |
Die problematischere Seite seines Wirkens ist für mich die zeitlich nach der Zusammensuchung der graphischen Benutzeroberfläche. Ich denke, sie hat auch vielen ernsthaften Rechenleistungsnutzern den Zugang erleichtert. Die Entwicklung des iTunes-Systems mit den zwar geldteuren, aber nicht frei benutzbaren Musikdateien und die Entwicklung der Kleinstrechner mit zusätzlich teuer zu erwerbenden Anwendungen geht für mich in Richtung ungerechtfertigter Bereicherung und Datenraub.
Wie sieht es eigentlich aus mit der apple vorgeworfenen Unterstützung der unsäglichen Verhältnisse im Coltan-Bergbau? Ist das nicht eine generelle dunkle Seite der Elektronikwirtschaft? |
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So 9. Okt 2011, 18:07 - Beitrag #19 |
Als so ärgerlich mancher auch die Eigentumsregelung von iTunes empfinden mag (mich als traditionellen Schallplatten- und CD-Hörer stört das kein bißchen, ich muß mich ja nicht darauf einlassen), finde ich es prinzipiell sinnvoll, Wege digitalen Musikrechtemanagements zu finden. Wenn man nicht das Konzept geistigen Eigentums komplett über den Haufen wirft (was zweifellos eine bedenkenswerte Option ist, aber eben derzeit nicht umgesetzt), war eine Lösung, Musik übers Internet zu erwerben, unbedingt notwendig, um eine Alternative zum Raubkopienmarkt zu bieten.
Und auch sonst ist in meinen Augen eine angebotene Leistung, für die die Leute bereit sind, viel Geld auszugeben, kein Raub. Soviel Verstand und Eigenverantwortung sollte man den Menschen schon zugestehen, an der Wahlurne tut man es ja auch. |
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So 9. Okt 2011, 20:29 - Beitrag #20 |
Sicher musste eine Lösung für den digitalen Musikmarkt gefunden werden, aber eine Lösung, welche die Verfügungsgewalt des Kunden auf ein bestimmtes Abspielprogramm und Gerät, noch dazu von ein und demselben Hersteller, ist keine Lösung, in meinen Augen kartellrechtlich sogar vergleichbar der Bündelung von Betriebssystem und Internetbrowser bei Microsoft.
Ich persönlich bin auch nicht betroffen, aber Sauerei darf trotzdem so heißen. Gut, sollen die Leute ausgeben, wofür es sie beliebt...wenn ich auch in der Aufmerksamkeit, die diesen Geräten gewidmet wird, teils suchtartigem Verhalten, eine Form von Dekadenz sehe. |
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