Tod von Steve Jobs

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Lykurg
[ohne Titel]
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So 9. Okt 2011, 20:39 - Beitrag #21

Meines Erachtens geht die Marktmacht dadurch noch deutlich über die der angesprochenen Softwarebündelung hinaus, die Möglichkeiten sind größer. Trotzdem, es steht dem Kunden frei, günstigere und bessere Alternativgeräte zu kaufen und mit eigener Musik zu bespielen.
Gut, sollen die Leute ausgeben, wofür es sie beliebt...wenn ich auch in der Aufmerksamkeit, die diesen Geräten gewidmet wird, teils suchtartigem Verhalten, eine Form von Dekadenz sehe.
Spätrömische? ;)

Maglor
Karteizombie
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So 9. Okt 2011, 20:45 - Beitrag #22

Ich erachte den Apple 1 durchaus als ein großen Schritt für die Menschheit. Mit den ersten Serien-PCs hat Apple Geschichte geschrieben.
Was danach kam, ist eher der große Kommerz.
Bizarr finde ich schon die Vorstellung, es habe zwische Jobs Rückkehr in den Apple-Vorstand im August 1997 und dem Verkauf der ersten I-Mac's einen Kausalzusammenhang im Mai 1998 gegeben. Die Entwicklung des I-Mac dauerte sich länger als die paar Monate. :rolleyes:
Bizarr finde ich auch, dass der Großteil seines Privatvermögen bzw. Nachlasses aus den Pixar-Millionen besteht. Er kaufte das Filmstudio von Geroge Lucas und verkaufte es an Disney. Eine Heuschrecke, wie sie im Buche steht. Dass Steve Jobs nun auch noch Disney-Aktionär war, vervollständigt das Bild eines Super-Schurken.

Diese aufgesetzte öffentliche Anteilnahme durch Prominente und Proleten ist durchaus nicht so ungewöhnlich. Ähnliche Personenkulte entstehen häufig auch um Designer, ob tot oder lebeding: Lagerfeld, Mooshammer, Versace, Joop ...
Häufig dreht es sich dabei gar nicht so sehr um das Werk der Person, sondern um die Marke und einen angeblichen Charakter.
AUs dem gleichen Zeitgeist entstand wohl auch der Spielfilm über den Facebook-Gründer Zuckerberg. Der Guttenberg-Kult gehört wahrscheinlich auch hierzu.
Es ist ein Kult um Erfolg und Macht. Neue Vorbilder haben die Stellen besetzt, wo vor ca. 20 Jahren noch Albert Schweitzer und Mutter Theresa saßen.

Padreic
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Mo 10. Okt 2011, 10:12 - Beitrag #23

Ich sehe das Wort 'Leistung' erstmal weitgehend wertneutral - auch 100m-Weltrekordler vollbringt eine gewisse Leistung. Und vom wertneutralen Standpunkt aus gesehen, ist eine kaufmännische Leistung sicherlich auch eine; und eben vielleicht auch vom nicht-wertneutralen, weil ohne Kaufmänner Erfinder oftmals kein Geld hätten, irgendwas brauchbares zu erfinden....

Auch bei Pixar halte ich es für irreführend, ihn als bloße Heuschrecke zu sehen. Heuschrecken widmet man z. B. selten das: http://www.pixar.com/ . Und das Hauptneue am iMac war wohl das Design und erst Steve Jobs hat Jonathan Ive zum Designchef gemacht... ich will keineswegs sagen, dass Jobs hier der Hauptleistungsträger war, aber er hat definitiv eine Rolle gespielt.

Das ändert natürlich alles nichts daran, dass Jobs im gewissen Grade auch das war, was man klassisch als Charakterschwein bezeichnet. Einen Kult um ihn zu machen oder ihn gar als Heiligen zu sehen ist natürlich Blödsinn. Aber das ändert nichts daran, dass er einiges verändert hat und wohl als einer der besten Manager der letzten Jahrzehnte anzusehen ist.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 10. Okt 2011, 10:39 - Beitrag #24

mag sein, von einem wertneutralen Standpunkt aus betrachtet. Allerdings kommt es mir so vor, dass der wertneutrale Standpunkt eine reine Fiktion ist, oder anders gesagt, wenn die Wertneutralität eines Standpunkts beansprucht wird, ist es gerade von Interesse, die dahinter liegenden Werte zu erfassen, die im Kontext allgemeinen Managements in vielen Fällen etwas damit zu tun haben, menschlichere Werte ignorieren zu können, falls die den weniger menschlichen Absichten entgegen laufen, was sie praktisch immer tun.

Traitor
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Mo 10. Okt 2011, 22:03 - Beitrag #25

Zitat von Anaeyon:Dass dieser Mann Apple einst fast hingerichtet hätte mit seinen seltsamen Ideen zu dem, was aus dem..afaik Apple 2 werden sollte (wenige Schnittstellen usw.), das wird geflissentlich ignoriert.
Mit 20 Jahren Verspätung hat sich das wenig-Schnittstellen-Konzept ja jetzt dümmlicherweise durchgesetzt. Die USB-Einführung war noch eines der letzten echten Verdienste Apples, da nicht zu Lasten anderer Schnittstellen gehend, aber die Tendenz jetzt, bei den neueren Books nur noch wenige und immer andere Mini-Schnittstellen, die zu aller Peripherie teure (und jeweils verschiedene) Adapter brauchen, zu benutzen, ist die reine Schröpfung.

Zitat von Anaeyon:Und seit wann ist der Chef einer Firma die Firma selbst? Ein großer Teil der Leistungen, die ihm zugeschrieben werden, stammen doch nicht von ihm sondern von seinen Untergebenen.
Soweit man das aus der Außenperspektive beurteilen kann, gibt es aber wenige große Firmen, in denen der Chef so sehr alle Zügel in der Hand hält, wie er das tat.

Zitat von Lykurg:Wenn man nicht das Konzept geistigen Eigentums komplett über den Haufen wirft (was zweifellos eine bedenkenswerte Option ist, aber eben derzeit nicht umgesetzt), war eine Lösung, Musik übers Internet zu erwerben, unbedingt notwendig, um eine Alternative zum Raubkopienmarkt zu bieten. Und auch sonst ist in meinen Augen eine angebotene Leistung, für die die Leute bereit sind, viel Geld auszugeben, kein Raub. Soviel Verstand und Eigenverantwortung sollte man den Menschen schon zugestehen, an der Wahlurne tut man es ja auch.
Das Problem ist nicht, Geld für mp3s zu verlangen, sondern, dem mp3-Käufer radikal weniger Rechte zuzugestehen als dem CD-Käufer, der sich daraus dann selbst mp3s erstellt. Ja, natürlich kann sich der Kunde für die bessere Alternative entscheiden, aber für viele Kunden der ersten Stunde dürfte es sich um einen de-facto-Betrug gehandelt haben, da eine derartige gegen Präzedenz und gesunden Menschenverstand verstoßende und daher nicht zu erwartende Regel vermutlich irgendwo in den AGB-Tiefen versteckt oder zumindest für Laien nicht direkt verständlich war.

Zitat von janw:eine Lösung, welche die Verfügungsgewalt des Kunden auf ein bestimmtes Abspielprogramm und Gerät, noch dazu von ein und demselben Hersteller, ist keine Lösung, in meinen Augen kartellrechtlich sogar vergleichbar der Bündelung von Betriebssystem und Internetbrowser bei Microsoft.
Für mich ein deutlich schlimmerer Fall als die MS-Browser-Geschichte, die ich ja bekanntlich nie verstanden habe. MS hat einem etwas geschenkt, und das Alternativenbesorgen war auch für Laien ziemlich einfach). Apple dagegen band mehrere kostenpflichtige Angebote aneinander, und auf eine Art, die technisch lange nur sehr aufwendig aufzubrechen war.

Zitat von Maglor:Bizarr finde ich schon die Vorstellung, es habe zwische Jobs Rückkehr in den Apple-Vorstand im August 1997 und dem Verkauf der ersten I-Mac's einen Kausalzusammenhang im Mai 1998 gegeben. Die Entwicklung des I-Mac dauerte sich länger als die paar Monate.
Dass der I-Mac in den meisten Medien als Wendepunkt der Apple-Entwicklung dargestellt wird, kann ich nicht nachvollziehen. Noch Jahre nach dem iMac dümpelte Apple bei vernachlässigbaren Marktanteilen und mit miesem Ruf vor sich hin, man denke nur an die allgemein als Klodeckel bekannten ersten iBooks. Der Durchbruch, sowohl kommerziell als auch von Design und Ruf her, kam einzig und allein mit dem iPod. Computerferne Elektronik als Antreiber für den Computermarkt zu nutzen, das war der entscheidende marktwirtschaftliche Schachzug, und der Wechsel von konfus buntem zu edel reduziertem Design der entscheidende für Optik und mediale Wahrnehmung.

Zitat von Ipsissimus:und selbst wenn, die Dosbox(en) sind den grafischen Oberflächen auch heute noch in vielerlei Hinsicht überlegen. Nur optisch nicht, was offenbar so wichtig ist, dass der Funktionsverlust nebensächlich ist.
Dosboxen sind in so ziemlich jeder Hinsicht unterlegen. Über bash und andere Unix-Konsolen können wir aber gerne reden. ;) Für einige Spezialaufgaben haben diese durchaus noch ihre Vorzüge, aber für die allermeisten, selbst rein textbasierten, Anwendungen sind graphische Oberflächen doch ganz klar für die allermeisten (auch fortgeschrittenen) Nutzer überlegen.
Das ist übrigens ein Punkt, in dem man Apple keinen echten Vorwurf machen kann, und Jobs persönlich noch weniger. MacOSX, das auf NeXtStep basiert (von der Firma, bei der Jobs zwischendurch war, natürlich auch nicht Erstentwickler war, aber doch ganz klar mit seinem Eigenkapital und Marktgeschick den Weg eines ansonsten obskuren Außenseiters geebnet hat), ist weitgehend unix-kompatibel und somit sehr viel konsolenbedienungsfreundlicher als Windows.

@Padreic und Ipsissimus zu "relevanten Leistungen": der 100-Meter-Läufer ist ein interessantes Vergleichsobjekt. Was leistet der denn eigentlich? Wenn ich nicht negative gegen positive Seiten aufrechnen möchte, komme ich nicht umhin, Jobs' Leistungen als deutlich höher als die des Läufers einzuschätzen, sowohl subjektiv als auch möchtegern-objektiv-wertneutral, im Sinne von "wie große Vorteile hat er wievielen Menschen gebracht". Aufrechnung kann das je nach persönlicher Gewichtung schnell umkippen, ist aber für mich eher kein geeignetes Kriterium.

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