Taras Bulba (2009)

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Maglor
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Mo 21. Nov 2011, 21:09 - Beitrag #1

Taras Bulba (2009)

An der Stelle empfehle ich die Neuverfilmung des russischen Literatur-Klassikers "Taras Bulba" bzw. "Steppensturm" von 2009.
Kritiker loben die Nähe zu Nikolai Gogols Erzählung, während andere ihn als Putin'schen Propaganda-Schinken ablehnen. Die gelinde gesagt groß-russische Pathos sorgten insbesondere in Polen und der Ukraine für Verstimmung.
Die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert. Eingekeilt zwischen dem katholischen Königreich Polen und den muslimischen Tataren beharrt das stolze Volk der Kosaken auf seiner Freiheit und der christlichen Orthodoxie. Der Film ist einer Verklärung der Kosaken, die als wilde und ungezähmte Kreuzritter und ehrenhafte Gauner daherkommen.
Mitten unter ihnen steht der alte Taras Bulba, ein deutlich anderer Charakter als der Yul Brynner aus den 1960ern.
Blut und Ehre, Treue und Verrat, verbotene Liebe, Rache, Mordlust, Pathos und keine Gnade für niemanden - so eine Art Kreuzung aus Braveheart und Italo-Western.
Der religiöse und nationale Konflikt bildet jedoch nur den Hintergrund für die familiäre Tragödie, die die Ehre des Taras Bulba herausfordert.

Und auch wunderbarer Kostümfilm voller bärtiger Charakterköpfe.

Irrwitzigerweise gibt es den Film sogar in deutscher Synchronisation.
Aber seht selbst: Trailer
Der Film ist teilweise episodenhaft mit vielen Rückblicken aufgebaut, die Handlung wird nicht chronologisch erzählt. Wahrscheinlich während da Grundkenntnisse des Themas vorausgesetzt.

janw
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Mo 21. Nov 2011, 21:42 - Beitrag #2

Ist die thematische Einordnung so geplant, oder macht sie Sinn? ;)

Maglor
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Mo 21. Nov 2011, 21:58 - Beitrag #3

Eigentlich war das für das Film-Forum ...
Und der Film ist wirklich sehenswert.
Moderation hier???

janw
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Mo 21. Nov 2011, 22:14 - Beitrag #4

*Swooosch*

Werd mal danach Ausschau halten :)

Ipsissimus
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Mo 21. Nov 2011, 22:52 - Beitrag #5

eher Ethno-Fantasy oder eher Historienfilm?

Traitor
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Mo 21. Nov 2011, 23:00 - Beitrag #6

Die Optik erinnert stark an die Klassiker der 50er. Zählt man die als Historienfilm, dürfte dieser hier wohl auch einer sein, zumindest der Trailer zeigt keine Zauberer oder Drachen, und historische Genauigkeit war in dem Genre ja nie zu erwarten.

Interessant finde ich, dass der Trailer Gogol verleugnet und stattdessen mit "nach einer wahren Begebenheit" wirbt.

Könnte die Episodenhaftigkeit einem Umschnitt für den deutschen Markt geschuldet sein? Das kommt bei Filmen aus fremderen Märkten als D/F/GB/USA recht oft vor.

Maglor
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Mo 21. Nov 2011, 23:12 - Beitrag #7

Keine Ethno-Fantasy im eigentlichen Sinne ... eher Literatur-Verfilmung.
Eine Ethno-Fantasy wurde quasi schon von Gogol im 19. Jahrhundert geschaffen. Taras Bulba ist literarische und keine historische Figur.
Die Kostümierungen, Waffen usw. sind (anders als in Braveheart) vollkommen fantasylos. Waffen, Kleidung und Rüstung entsprechen im wesentlichen den historischen Vorbildern. Es gibt keinen Zauber, keine Naturmystik, nur die rohe Orthodoxie mit goldenen Ikonen und Gesängen.

Die Film kommt durchaus dem Anspruch nahe an die Historienmalerlei des 19. Jahrhunderts in Bewegung zu setzen:
Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief
Selbige Szene gibt es auch übrigens im Film, obwohl die Taras-Bulba-Geschichte 100 Jahre früher spielt. Ich gehe mal davon aus, Gogol hat sich die schönsten Szene aus der kosackischen Geschichte herausgepickt und in seine Erzählung eingearbeit.

Die Geschichte wurzelt vollkommen in einer Moral von Vorgestern. Wenn sie nicht aus dem 16. Jahrhundert kommt, dann aus dem 19. Zumindest ist sie befremdlich und fern von jedem Gutmenschentum.

Anders als im Film oft rüberkommt, waren die Saporoger Kosaken nicht die Verteidiger von Mütterchen Russland sondern ein Staat für sich. Erst drei Jahrhunderte späte wurden sie dem Zaren Untertan. (Auf der anderen Seite, wenn ein Kosack im 16. Jahrhundert von Russen redete, meinte er sicherlich, etwas ganz anderes, als das, was heute darunter verstanden wird.)
Die heute gewünschte ethnische Zuordnung insbesondere der Streit, ob nun Ukrainer oder Russen ist verfehlt und anachronistisch.
Im übrigen war der Kosakenstaat keine Demokratie sondern eine Art Wahlmonarchie mit ausgeprägter Aristokratie, die unter sich schon irgendwie gleich war.
Ebenfalls falsch ist das Bild der erzkatholischen Polen. Tatsächlich waren zu der Zeit erhebliche Teile Polens der Reformation anheimgefallen. Trotzdem ist meines Erachtens der religiöse Konflikt gut dargestellt. Selten sah ich in einem Spielfilm einen so schonungslos heiligen Krieg, ganz kritiklos im voraufklärischen Geist gefangen.
Insgesamt eine schwierige Geschichte, da wir es hier sowohl mit ukrainischer, russischer und polnischer Geschichtsverklärung zu tun haben.
Ob Wodka im 16. Jahrhundert bereits verfügbar war, ist zu bezweifeln.


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