Ein paar kritische Stimmen tauchen ja schon auf, aber im Großen und Ganzen erwartet die Öffentlichkeit vom zukünftigen Bundespräsidenten Joachim Gauck nicht weniger als Errettung, Erlösung und Allglücklichseligkeit. Was also darf man als Mindestanforderungen an sein erstes Amtsjahr stellen?
März: Wahl zum Bundespräsidenten mit 100%iger Mehrheit der Bundesversammlung. Erste Amtshandlungen: Umwidmung von Schloss Bellevue zur DDR-Gedenkstätte, Einführung einer täglichen Ansprache auf allen Fernsehkanälen zur Prime Time
April: Restlose Aufarbeitung sämtlicher DDR-Altlasten; Vereinigung von "Die Linke" und "Die PARTEI" zum gemeinnützigen Verein "Unsere Mauer soll schöner werden".
Mai: Eigenhändige Rettung Griechenlands und Portugals.
Juni: Erfolgreiche Erneuerung der politischen Kultur: Politiker erhalten nur noch Diäten/Gehälter auf Hartz4-Niveau, im Grundgesetz steht ein elementare-Logik-Paragraph, auf Wahllügen steht die Todesstrafe, Arte und 3sat haben 90% Quote.
Juli: Erfolgreiche Abschaffung von Arbeitslosigkeit, Staatsschulden, FDP und Terrorismus.
August: Wiederholung der Wahl auf Veranlassung des niedersächsischen Wahlmannes C. Wulff ("Ich habe immer korrekt gezählt, und daher kann ich Ihnen sagen, dass es im März mindestens eine Stimme für den unabhängigen Gegenkandidaten E. Geerkens gegeben hat."); es ergeben sich allerdings nur noch sensationellere 102% für Gauck.
September: Ernennung zum Ewigen Präsidenten, persönliche Besichtigungen von Bäckereien, Gemeindezentren und Mauergärten im ganzen Land.
Oktober: Vollständige wirtschaftliche, politische und kulturelle Vereinigung ganz Europas, Staatsform "Freiheitliches Bürger-Presbyterium".
November: Weltfrieden und nebenbei Lösung kleinerer Probleme wie Klimawandel, Bevölkerungsexplosion, AIDS, Krebs.
Dezember: Rücktritt in Schimpf und Schande, weil er nicht korrekt Rechenschaft darüber abgelegt hat, dass ihm seine Großnichte drei Weihnachtsplätzchen geschenkt hatte.