http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2012%2F02%2F29%2Fa0099&c
so langsam frage ich mich wirklich, was eigentlich mit uns los ist
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Mi 29. Feb 2012, 13:52 - Beitrag #1 |
Spinnen und anderes Kleinviehhttp://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2012%2F02%2F29%2Fa0099&c
so langsam frage ich mich wirklich, was eigentlich mit uns los ist |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Mi 29. Feb 2012, 16:08 - Beitrag #2 |
Ich frage mich da immer, welche Motivation dahintersteckt. Diktatur aufbauen oder doch nur Kosten sparen?
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so let's relish in yesterday.. (Triarii)[/align] |
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Mi 29. Feb 2012, 17:42 - Beitrag #3 |
Marktinteressen klingt eigentlich plausibler, finde ich. Und ein gefühltes Sicherheitsbedürfnis; in der Hinsicht (und hinsichtlich Informationsgewohnheiten) sind Durchschnittsamerikaner wohl ziemlich anders als Europäer.
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Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Mi 29. Feb 2012, 18:49 - Beitrag #4 |
Inwiefern anders? Amerika und Europa bauen beide die "Sicherheit" aus als würde uns jede Minute ein Taliban um die Ohren fliegen und an beiden Orten lassen sich viele von diesem angeblichen Mehr an Sicherheit (in einer der sichersten Zeiten der Menschheitsgeschichte, afaik) einlullen.
Passt dann das Stichwort "Diktatur des Kapitals"? |
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Mi 29. Feb 2012, 20:43 - Beitrag #5 |
Diktatur ist vielleicht nicht das Ziel, wird aber gegebenenfalls in Kauf genommen werden. Ich denke, der springende Punkt verbirgt sich dahinter, dass es keinen Wohlstand für alle geben wird - und der Abstand zwischen denen, die haben und denen, die nichts haben und nie bekommen werden, wird immer größer. Das gilt weltweit, es gilt aber auch Amerika- und Europa-intern. Das ist doch ein Problem^^
Glücklicherweise kann man diesem Problem etwas entgegensetzen. Weltweit dadurch, dass sich Europa, Amerika und ein paar wenige weitere Wohlstandsinseln zunehmend abschotten und sich mit einem Limes strategisch angelegter Militärstützpunkte umgeben. Intern dadurch, dass man für den Ausbau der Überwachungsanlagen, der automatischen Auswertung und zunehmend der Mittel zur schnellen, automatisierten Reaktion (Drohnen aller Art, autark operierende unbemannte Kampfpanzer uvm.) auf Ausschreitungen sorgt. Wenn die Bürgerkriege kommen, wird die eine Seite vorbereitet sein. |
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Mi 29. Feb 2012, 21:22 - Beitrag #6 |
Anders insofern, als in den USA anscheinend deutlich größere Eingriffe in die individuelle Freiheit, insbesondere Bankdaten, Brief- und Fernmeldegeheimnis und sonstige Dinge, die hier bei uns bis zur richterlichen Entscheidung Privatsache bleiben, als einigermaßen normal angesehen werden. Daß sich da auch bei uns - zu erheblichen Teilen auf amerikanischen Druck - einiges verschiebt, ändert nichts daran, daß hier eine Distanz in Wahrnehmung und Denken vorzuliegen scheint.
Nö - man kann es nicht oft genug sagen, aber das hängt, wie immer, davon ab, wie man Wohlstand definiert und woran man ihn mißt. Wenn man einen bestimmten Anteil des Durchschnittseinkommens als Armutsgrenze definiert, ist naheliegend, daß es in einer Gesellschaft mit ungleichen Einkommen auch immer Arme geben wird. Und wir haben ungleiche Einkommen, aus verschiedenen Gründen, die vielleicht eher nicht hier zu diskutieren sind, wie mir gerade auffällt... Die Lebensbedingungen der Ärmsten, etwa Nahrung, medizinische Versorgung, soziale Absicherung, Wohnverhältnisse u.a. sind aber sowohl auf Europa als auch auf die Welt gesehen auf einem historisch niedagewesenen Niveau. In früheren Zeiten gab es durchaus Phasen und ganze Länder, in denen die Wohlhabenden im Überfluß und die Armen buchstäblich verreckten - will sagen: im Dreck dahinvegetierten und verhungerten. Das gibt es heute mancherorts auch noch, vor allem dort, wo kein Anschluß an die weltweiten Märkte besteht, etwa in Nordkorea oder Simbabwe - aber bei weitem nicht in demselben Maß. Aber ja, die einen haben mehr Geld, und die anderen weniger, das ist wohl so und ist schon immer so gewesen. Wenn alle nix hätten, wäre es anders, aber warum kommt das wohl so selten vor? Mit der Antwort darauf wären wir wohl zurück beim Thema. ![]() |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Do 1. Mär 2012, 10:56 - Beitrag #7 |
na ja, das ist unser bekannter Dissens. Die Leute empfinden nicht global, sie empfinden und vergleichen lokal. Wenn es ihnen hier vor Ort beschissen geht, tröstet es sie nicht, dass es anderen anderswo noch beschissener geht. Sie empfinden auch nicht historisch; dass es früher noch schlechter war, ändert für das Empfinden nichts daran, dass es heute schlecht ist. Es entsteht so oder so ein lokaler Überdruck. Der mit immer mehr Gegendruck ausgeglichen werden muss, weil die Ventile nicht großzügig genug dimensioniert sind.
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Do 1. Mär 2012, 14:10 - Beitrag #8 |
Schon, aber nur weil eine Verbesserung nicht als besser wahrgenommen wird, weil ein Großteil der Bevölkerung kein historisches Bewußtsein oder nur eingeschränktes Interesse dafür hat, kann man doch kaum sagen, daß es schlechter geworden ist? Natürlich geht es besser. (Obwohl selbst das in der Antike und im Mittelalter nicht so gesehen worden wäre^^). Allerdings ist es eine Prioritätenfrage, und ein ziemlich gewichtiger Punkt dabei ist Nachhaltigkeit. Und selbstverständlich sollten diejenigen Dinge, die kosteneffizient und relativ leicht zu verbessern sind, etwa die Einhaltung von bürgerlichen Rechten, nach Möglichkeit beibehalten werden, um keine reale Verschlechterung der Lebensverhältnisse herbeizuführen. Aber das sind Abwägungsfragen, weil strittig ist, wie real die dagegenstehenden Risiken sind. Immerhin verhindern die Geheimdienste auch tatsächlich Anschlagsversuche; wir sind ein paar Mal knapp davongekommen.
Und die paar Türken hat es eben erwischt, naja, sowas muß man eben in Kauf nehmen, die Neonaziszene, da darf man die Ermittlungsdaten nicht aufheben und erst recht nicht bundesweit miteinander abgleichen, dann lieber Datenschutz hochhalten, bloß nicht zu viel überwachen und Dienste vernetzen... ![]() |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Do 1. Mär 2012, 14:53 - Beitrag #9 |
Es geht, gemessen an den Möglichkeiten, viel zu schlecht, weil kommerzielle Privat-Interessen vor altruistischen Erwägungen zum Gemeinwohl absolute Priorität erfahren. Es nützt halt nichts, dass wir die beste medizinische Versorgung aller Zeiten haben, wenn 90 Prozent unserer Leute sie sich nicht leisten können, und die Kassen nur noch zunehmend niedriger angesetzte Standards übernehmen.
Mir ist klar, warum slippery slope-Argumente verpönt sind, aber wenn ich mir den Scheiß ansehe, den Geheimdienste und andere Behörden, egal ob national oder international agierend, so nebenbei anrichten, wird mir hundeübel bei dem Gedanken, noch bestehende - was nicht heißt: noch angewandte - Sicherungsvorschriften zum Nutzen der Effizienzmaximierung auch noch abzuschaffen. Diese Leute gehen sowieso über jede Befugnis-Begrenzung hinaus, es passiert ihnen im Normalfall ja nichts. ich weiß wirklich nicht, woher diese Begeisterung für die Umwandlung einer wenn auch noch so bescheidenen Demokratie in einen Orwellschen Alptraum kommt. Es gab da mal ein Buch, "Der begeisterte Selbstmord". An diesen Titel erinnert mich vieles, was heute in Europa passiert. Immerhin ist Europa vielleicht noch für ernsthafte Demokratie zu retten; hinsichtlich der USA kann man schon längst abwinken. |
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Do 1. Mär 2012, 16:37 - Beitrag #10 |
Nur ganz kurz dazwischen, mir fehlt gerade die Zeit für eine tiefergehende Behandlung:
Ich fürchte nur, daß mehr Vernetzung und Überwachung da nichts bringt, wo eben gerade nicht hingesehen werden soll. Die Gefahr kommt für die Dienste noch immer von links, und nur von links. Die von rechts tun einfach das, was manch Sicherheitsbeamter selber ganz gerne mal tun würde, wenn die Gesetze erlaubten. |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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