Israel leugnet Völkermord an den Armeniern

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Maglor
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Di 21. Feb 2012, 18:56 - Beitrag #1

Israel leugnet Völkermord an den Armeniern

Der israelische Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Shimon Peres leugnet seit Jahren den Völkermord an der Armeniern und folgt damit ein der Position seines Landes, der osmanische Völkermord an den Armeniern sei zwar eine Tragödie, aber keineswegs Völkermord und dem Holocaust völlig unähnlich.
Damit stimmt Israel in voller Absicht mit der international kritisierten, ja verurteilten Position des türkischen Staats überein: der Leugnung des Völkermordes an den Armeniern. Der Grund für die Leugnung scheint geostragischer Natur zu sein.

Makaberes Detail: 1915 erreichten überlebende des Völkermords Syrien und Palästina. Eine kleine armenische Diaspora-Gemeinde lebt noch immer in der Jerusalemer Altstadt.

Zweierlei Maß?
Oh, das Fragezeichen hätte ich mir auch gleich sparen können. :crazy:

Ipsissimus
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Di 21. Feb 2012, 19:26 - Beitrag #2

zweierlei Maß sicher, aber das ist aus israelischer Sicht wohl nicht der springende Punkt. Dahinter verbirgt sich wohl ihre Doktrin der Enthobenheit der Shoa: nichts was vorher passiert war und nichts, was seither passiert ist, könne sich mit dem Holocaust messen, der Holocaust ist jeder menschlichen Vergleichbarkeit und Dimension entzogen. Dahinter steckt jede Menge psychologische Einsicht^^ die leider nicht unbedingt zum Nutzen der Patienten angewandt wird^^

ThreeOfFour
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Di 21. Feb 2012, 21:25 - Beitrag #3

Das der Israelische Staat (nicht unbedingt die Leute) nicht grade ein paragon an menschlichen ideal sind ist ja nichts neues.

Lykurg
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Do 29. Mär 2012, 20:32 - Beitrag #4

So anders als die deutsche Behandlung kommt mir das nach Wikipedia nicht vor. Der damalige Außenminister Peres habe (in einem Interview!) den Völkermord explizit verneint, aber einen Parlamentsbeschluß darüber gibt es nicht (obwohl die Frage in der Knesset diskutiert wurde, ähnlich wie auch im Bundestag...). Deutschland hängt sehr viel weniger von guten Beziehungen zur Türkei ab, aber weder Deutschland noch die USA haben bisher offiziell den Begriff 'Völkermord' verwendet.

Finde ich natürlich trotzdem verkehrt, die Tatsache ist aber angesichts der Umstände nicht weiter überraschend. Wenn infolge des entsprechenden Gesetzbeschlusses der türkische Botschafter aus Frankreich "auf unbestimmte Zeit" abgezogen wurde, möchte ich nicht wissen, was die ohnehin zur Zeit aus innenpolitischen Gründen sich gern antiisraelisch gerierende Türkei dann täte...

Maglor
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Do 29. Mär 2012, 20:55 - Beitrag #5

Die ganze Debatte wird erst richtig grotesk, wenn man die Begriffsgeschichte des Begriffs "Völkermord" betrachtet.

Raphael Lemkin entwickelte den Begriff Völkermord anhand der Ereignisse in Anatolien und übertrug den Völkermord-Begriff später den Völkermord-Begriff auf den Holocaust. Er selbst formulierte die bis heute maßgebende UN-Konvention.

Ipsissimus
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Fr 30. Mär 2012, 11:13 - Beitrag #6

ja, stell dir mal vor, man hätte den Völkermordbegriff anhand dessen entwickelt, was die ganze Neuzeit hindurch gang und gäbe war. Man hätte vielleicht sogar erkennen können, wer die Wilden sind^^denn bei Mord geht es nicht wirklich um gepflegte Manieren^^

aber rein sachlich: was mich in diesem Kontext immer wieder belustigt, ist die Verwendung des Begriffes "leugnen". Man kann etwas bestreiten, weil man sachlich anderer Ansicht ist. "leugnen" ist aus meiner Sicht ein ideologischer Kampfbegriff, dessen Verwendung eine bestimmte Position von vornherein aus der Betrachtung ausschließen soll. Das ist auch dann noch der falsche Weg, wenn die auszuschließende Position es eindeutig verdient, ausgeschlossen zu werden. Sachliche Widerlegung ist durch nichts zu ersetzen.

janw
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Fr 30. Mär 2012, 13:12 - Beitrag #7

Zitat von Ipsissimus:aber rein sachlich: was mich in diesem Kontext immer wieder belustigt, ist die Verwendung des Begriffes "leugnen". Man kann etwas bestreiten, weil man sachlich anderer Ansicht ist. "leugnen" ist aus meiner Sicht ein ideologischer Kampfbegriff, dessen Verwendung eine bestimmte Position von vornherein aus der Betrachtung ausschließen soll. Das ist auch dann noch der falsche Weg, wenn die auszuschließende Position es eindeutig verdient, ausgeschlossen zu werden. Sachliche Widerlegung ist durch nichts zu ersetzen.

Was erwartest Du, Macht ist eine zutiefst transzendentale Angelegenheit^^

Ipsissimus
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Fr 30. Mär 2012, 13:51 - Beitrag #8

wohl wahr^^

Maglor
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Mi 11. Apr 2012, 23:33 - Beitrag #9

Eigentlich leugnet den Völkermord an den Armeniern niemand.
Die Taten werden nur heruntergespielt und anders bewertet.

Die Türkei behauptet es seien lediglich 300.000 Armenier und nicht 1,5 Millionen ums Leben gekommen. Es habe sich lediglich um eine Zwangsumsiedlung d. h. Massendeportation gehandelt, die im Rahmen der Kriegsführung gegen Russland und Armenien notwendig gewesen sei.

Die Positions Israels ist, dass es nur ein Massaker gewesen sei und kein Völkermord. Im Grunde handelt es sich jedoch um eine haarspalterische Unterscheidung. An den historischen Ereignissen in Anatolien wird keineswegs gezweifelt, eher an dem hier verwendeten Völkermord-Begriff.
Vielleicht ist es auch an der Zeit die Leugnung des Völkermords an den Armeniern zu leugnen. :crazy:


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